(Zweiter Weltkrieg) Deutsche Strategie im Zweiten Weltkrieg
#6
Um Quintus Fabius Strategieansatz mit den Polen gemeinsame Sache gegen die UdSSR zu machen einmal ein wenig unter die Lupe zu nehmen;
Ich halte ihn zum anderen für politisch unrealistisch und habe auch bei der praktischen Umsetzung Bedenken.

Politisch waren die Rahmenbedingungen für ein solches Bündnis schlecht, die Deutschen wollten Danzig zurück und auch sonst verlorene Gebiete wiedergewinnen. Die Polen waren dagegen aufs Stärkste auf ihre staatliche Eigenständigkeit und Integrität bedacht. Ich halte diese beiden Ziele für unvereinbar.
Ein Wechsel dieser Ziele auf dt. Seite wäre angesichts der Ideologie und innenpolitischen Lage m.E. nicht wirklich möglich gewesen.

Hinsichtlich der Umsetzung habe ich auch meine Bedenken. 1939 bestanden die PzD der Wehrmacht größtenteils aus Pz I, II und den tschechischen Modellen. Diese hätten gegen Bt5 und BT7 Probleme gehabt.
Das Material ist m.E. dennoch nicht der entscheidende Faktor, ihre größten Erfolge errang die Wehrmacht nicht aufgrund überlegenen Materials, sondern aufgrund von Konzentration der Kräfte, effektive Nutzung der Faktoren Zeit und Raum, sowie überlegener Führungskunst.
Für entscheidender halte ich, daß die Deutschen im Polenfeldzug viel hinsichtlich der Führung von Pzd lernen konnten und dass praktische Erfahrung im Konzept des Blitzkrieges gegen einen schwachen Gegner gesammelt werden konnte. Dies gilt hinsichtlich Dingen wie logistischen Aspekten (Feldwerkstätten), Waffeneinsatz und Führung.
Die Zahl dt. PzD. war 1939 geringer als die 1941, zwar war die einzelne PzD wesentlich stärker, was diesen Effekt mindert, doch war die Struktur einer PzD den Anforderungen besser angepasst.
Die leichten Divisionen bewährten sich im Polenfeldzug gar nicht und wurden in Folge dessen abgeschafft, bzw. auf PzD aufgerüstet. Solche Dinge erst im Feldzug gegen die UdSSR zu bemerken, hätte negative Auswirkungen haben können.

Zu der Strategie im tatsächlichen Ostfeldzug;
der erste Fehler war m.E. die Panzergruppe Guderian nach Süden einzudrehen, um die Schlacht von Kiev zu gewinnen. Erstes Ziel hätte Moskau sein müssen. Dadurch hätte man die stark zentralisierte wirtschaftliche und miltärische Führung der UdSSR entscheidend getroffen und den Zentrum des Verkehrsnetzes eingenommen. Auch symbolisch hätte man die UdSSR entscheidend getroffen und den Kampfwillen der Roten Armee vielleicht sogar gebrochen.
Den Willen des Gegners zu brechen ist eigentliches Ziel des Blitzkrieges ("shock and awe" keine Erfindung des 21.Jhdt). Lidell Hart und Fullers (ebenso Guderian) indirekte Methode war nicht, die Streitkräfte des Gegners zu vernichten, wie es die Schlacht um Kiev bezweckte. Von daher war dies die erste strategische "Sünde" Hitlers. Über die Sinnhaftigkeit des Halt Befehles vor Moskau kann man streiten.
Weitere Fehler war Unternehmen Blau mit dem Ziel Kaukasus und nicht Moskau durchzuführen.

Kursk war von dem Moment an gescheitert in dem Models Nordarm den Angriff abbrechen musste, weil die Sowjets bei Orel einen erfolgreichen Gegenangriff gestartet hatten. Mansteins Südarm hatte m.E. dann keine erfolgsaussichten mehr. Hitlers Nervenversagen halte ich für weniger entscheidend.

Das DAK war zu schwach, um an der Ostfront einen entscheidende Wendung zu bringen, Mitte 41 bestand es lediglich aus 15.PzD und 5.Leichter Division, die Verstärkung durch 10. und 21. PzD erfolgte erst später.
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