Nordafrika, der Nahe Osten und die Sicherheit Europas
#28
@Schneemann

Zitat:Die Frage bzw. die Grundannahme beinhaltet einige vage Aspekte.

1. Welche Intention wollen China und die Türkei haben? Man sollte bedenken, dass der nahöstliche Raum einer der labilsten und volatilsten weltweit ist; und es hat den westlichen Rüstungsfirmen - gerade auch den Amerikanern - durchaus berechtigt von vielen Seiten den Vorwurf eingebracht, sie würden eine der wackeligsten Regionen der Welt geradezu und auf unverantwortliche Weise mit Waffen zuschütten. Ist nun die Frage, ob sich Peking und Ankara diesen Vorwurf einheimsen wollen?


Gewinne einzufahren und Geld 💰 für die Weiterentwicklung der Waffensysteme einzusammeln ist sicherlich eine Intention. Daneben stellt sich die Frage an wen man liefert ? Würde die Türkei an nichtstaatliche Akteure liefern, wären mit Sicherheit mit weitreichenden Sanktionen gegen die türkische Rüstungsindustrie zu rechnen.

Staatliche Akteure dagegen sind sehr wahrscheinlich ! Eine weitere wichtige Intention ist das ändern des strategischen Gleichgewichts in der Region.


Zitat:2. Es wäre also zu gewichten, inwieweit Ankara und Peking den nahöstlichen Raum weiterhin wackelig halten wollen? Aus chinesischer Sicht mag man sich zurücklehnen können, zu groß ist die Distanz, aber will die Türkei ihre eigene Nachbarschaft hochrüsten - gesetzt denn Fall, es wäre möglich - und langfristig somit einer Destabilisierung Vorschub leisten, die die Gewinne aus dem schnellen Waffenverkauf wieder negieren würde? Ich denke eher nicht.

Ich glaube kaum das man unter den gegenwärtigen Bedingungen z.B Syrien aufrüsten würde, zumindest nicht unter Assad. Ich denke da schon mehr an Staaten in Nordafrika oder in der Golfregion.

Mit wackelig halten hat das nichts zu tun, im Gegenteil man stellt ein strategisches Gleichgewicht her ! Ist zwar nicht zum Vorteil des Westens, aber macht den eigenen Interessen keinen Abbruch.


Zitat:3. Die Frage wäre, wo die nahöstlichen Staaten ihre Waffen kaufen wollen? Ist die Grundannahme, dass die nahöstlichen Staaten einfach über Nacht kaum mehr Waffen aus dem Westen beziehen wollen, überhaupt haltbar? Ich sehe das nicht. Auch wird es so sein, dass Staaten wie z. B. Ägypten, Algerien, Jordanien oder gerade auch die Golfstaaten sich nicht auf China oder die Türkei alleine stützen wöllten. Es würde etwas den Rahmen der Frage sprengen, aber die Animositäten und das Misstrauen sind doch vergleichsweise hoch, so dass ich denke, dass ein Sich-Abhängig-Machen-Wollen von Ankara und Peking in Rüstungs- und Sicherheitsfragen in diesen Ländern nicht eintreten wird.

😆😆

Die Staaten in Nahost haben sich von Europa und den USA abhängig gemacht, Ägyptens F-16 Flotte hat z.B keine AMRAAM Raketen und es ist fraglich ob sie israelische Kampfflugzeuge als Feinde klassifizieren kann.

Gerade für Ägypten sind Alternativen durchaus interessant, wenn sie sicherheitspolitisch handlungsfähiger sein möchten. Zwischen Ägypten und der Türkei gab es die ein oder anderen sicheitspolitischen Differenzen in der Vergangenheit. Momentan findet eine Entspannungspolitik statt, aber hier muss man abwarten und Tee☕️ trinken wie sich das alles weiterentwickelt.


Zitat:4. Solange grundlegende politische Fragen nicht geklärt sind, wird sich gerade für Ankara die Einflusszone auf die turkstämmigen Bereichen und einige wenige Länder begrenzen (z. B. Libyen, Sudan, die genannte zentralasiatische Achse). China wiederum hat z. B. nach dem Sudan, den Tschad und nach Ägypten und nach Äthiopien schon geliefert, darüber hinaus aber recht überschaubar an andere nahöstliche Staaten - dass dies sich ändert, ist nicht abzusehen.


Die Drohnen der Türkei sind in Saudi Arabien, Katar, Kuwait, Libyen, Algerien, Tunesien, Marokko, Irak und VAE im Einsatz.

https://de.wikipedia.org/wiki/Bayraktar_TB2


[QUOTE ]5. Zuletzt wäre noch die Frage, welche Waffen das sein sollen? Schweres Gerät? Flugzeuge? Drohnen? Kleinwaffen? Für Drohnen und Kleinwaffen sehe ich durchaus Nischen - sie können ja bekanntlich in jedem LIC irgendwo gebracht werden -, aber bei Flugzeugen und Panzern wird der Blick der Staaten in der Region weiterhin nach dem Westen gerichtet sein.[/quote]

Bei der Türkei wäre das aktuell z.B Drohnen für Aufklärung und bewaffneten Einsatz, FlaRak System kurzer und mittlerer Reichweite bis max. 100 + km ohne ATBM Fähigkeiten, EW Systeme, Kriegsschiffe vom FAC bis zur Fregatte, Radarsysteme, leichte gep. Fahrzeuge, ATGM F&F kurzer - mittlerer - langer Reichweite bis 8 km, Turboproptrainer und COIN Flugzeuge, MLRS Raketen, ballistische Raketen & Marschflugkörper durch MTCR Vertrag in Reichweite begrenzte Exportvarianten.

In zwei bis drei Jahren wäre der Export von bewaffneten jetbetriebenen Drohnen durchaus im Bereich des Möglichen, auch von gepanzerten Kampffahrzeugen wie MBT. Mitte des nächsten Jahrzehnts auch Jagdflugzeuge.
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