Kasachstan
#58
(04.02.2024, 23:19)Quintus Fabius schrieb: Kasachstan schuldet ...
da war auch sehr viel Eigeninteresse der Russen dabei, die ja auch mit islamistischen Bewegungen im eigenen Land ihre Probleme haben; und ich weiß nicht, ob man in der internationalen Politik - vor allem in dieser Region - von "Schulden" und "Dankbarkeit" sprechen kann.
(04.02.2024, 23:19)Quintus Fabius schrieb: ...

Ironischerweise dachte ich damals, dass die Russen hätten das inszeniert und würden nun Kasachstan einnehmen und besetzen, und ihr Imperium in Zentralasien wieder errichten.
Die Sowjetunion ist auch an ihren ethnischen Problemen gescheitert. Die deutlich höhere Geburtenrate in den islamischen Ländern hätte absehbar dazu geführt, dass die Russen selbst eine zunehmende Minderheit in der SU gebildet hätten.
Die Auflösung der SU unter gleichzeitiger Bildung der GUS (ironischerweise zuerst unter den drei slawischen Geschwistern Russland, Weißrussland und Ukraine) war der einzige Weg, dieses "ethnische Desaster" zu verhindern. Ich glaube nicht, dass Russlands Politiker - die selbst mit islamischen Minderheitsvölkern etwa im Kaukasus zu tun haben - diese Situation erneut provozieren würden.
Denen geht es eher um eine hegemoniale Dominanz.
(06.01.2022, 22:11)Quintus Fabius schrieb: ....

Nun mal eine meiner üblichen Langzeitvorhersagen: den Russen und dem korrupten Regime von Kasachstan wird es gelingen die Proteste niederzuschlagen und damit jede Hoffnung auf eine Entwicklung in Richtung Rechtsstaatlichkeit und Korruption.

DESHALB werden sich die Kasachen dann zunehmend dem Islamismus zuwenden. Der IS und andere solche Gruppen werden dort aktiv werden und sich ausbreiten. Russland wird in den nächsten Jahren zunehmend überfordert sein all dem Druck von allen Seiten etwas entgegen zu setzen. Kasachstan wird von Russland nicht gegen die Islamisten behauptet werden können, es kommt dort zum Guerilla-Krieg. Die VR China greift ein, weil sie eine Ausweitung des Islamismus dort nicht tolerieren kann. Kasachstan wird von China geschluckt.

Wem das letzte nun vollkommen unglaubwürdig erscheint: die VR China beansprucht alle Gebiete der Qing Dynastie als ihr Eigen, und dazu gehört auch ein Teil Kasachstans den die Mandschu den Westmongolen abgenommen haben, die sogenannte Dsungarei. Sogar das Gebiet um Alma Ata herum war noch bis 1847 chinesisch, was heute nicht mehr so recht bekannt ist und China beansprucht alles Land den Ili entlang bis zum Balkhash-See.
....
es ist immer interessant, eine Langzeitvorhersage nach Jahren mit der tatsächlichen Entwicklung zu vergleichen.

Mich britzelts, hier meine eigene Glaskugel anzuwerfen.

Richtig ist: die Auflösung der Sowjetunion hat in ganz Zentralasien ein gewisses Machtvakuum bewirkt. Russland ist in Zentralasien nicht mehr der dominante Akteur, wie das die Sowjetunion war.
Ein solches Vakuum wird immer benachbarte Mächte dazu animieren, selbst Einfluss zu gewinnen.
= Russland will die Dominanz aus Sowjetzeiten aufrecht erhalten, schreckt dabei ab und ist durch den Ukraine-Krieg zunehmend geschwächt.
= China entwickelt sich aufgrund seiner wirtschaftlichen Stärke gegenüber Russland zunehmend zum Seniorpartner und versucht, über die "Seidenstraße" und die "SCO" seinen Einfluss zu stärken. Es ist dabei geschickt genug, sich vor allem auf den Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen zu konzentrieren.
= Iran und Türkei wetteifern auch um die zentralasiatischen Staaten.

Aus historisch/religiösen, sprachlichen und letztendlich auch militärischen und wirtschaftlichen Gründen sehe ich die Türkei da im Vorteil.
Religiös eint das Bekenntnis zum sunnitischen Islam und eine "säkuläre Prägung" im letzten Jahrhundert.
Sprachlich stehen sich die "Turan-Staaten" sehr nahe, das erleichtert den Austausch.
Militärisch kann die Türkei (zumindest bald) all das liefern und ersetzen, was bisher aus sowjetisch-russischen Produktionsstätten in die Arsenale geflossen ist und
Wirtschaftlich läuft der Anschluss an den globalen Handel und damit an die "westlichen Futternäpfe" über Aserbaidschan und Georgien in die Türkei jedenfalls leichter und störungsfreier als über die anderen genannten möglichen Transitländer.

Nach meiner Glaskugel ist damit zu rechnen, dass
= Russland mehr und mehr zum (zunehmend abhängigeren) Juniorpartner Chinas wird und sich emotional auf seine glorreiche Vergangenheit konzentriert,
= die zentralasiatischen Turk-Staaten ein relativ unabhängiges Eigenleben entwickeln und sich kulturell und wirtschaftlich enger an die Türkei anschließen und
= China und die Türkei weiterhin versuchen, den Wirtschaftsaustausch entlang der "Seidenstraße" für sich zu nutzen.
= Iran dürfte dagegen durch ethnisch-religiöse Konflikte in den Nachbarländern Afghanistan einerseits und im Irak und Syrien andererseits dauerhaft belastet bleiben.
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