Weltweite Verteuerung der Nahrungsmittel
#55
Der Ukrainekrieg bringt, neben viel Leid und Millionen Flüchtlingen und steigenden Gas- und Spritpreisen bei uns, noch ein anderes Problem mit sich: Getreidemangel. Es ist nicht nur eine deutliche Verteuerung in Sicht (z. T. ist diese auch schon angekommen), sondern es stehen schlicht Hungerkatastrophen im Raum...

Vor allem Ostafrika (Kenya, Tansania) war bislang Hauptabnehmer von Getreide aus der Ukraine und aus Russland (die zusammen etwa 200 Mio. Tonnen Getreide produzier(t)en). Das ist zwar deutlich weniger als China (600 Mio. Tonnen) oder die USA (400 Mio. Tonnen) produzieren, aber dort wird das Getreide entweder größtenteils selbst für Nahrung benötigt oder gar zu Biosprit.

Kurzum: Diese Lieferungen an die Länder in Arabien und Ostafrika werden wegbrechen. Und bereits jetzt haben die Länder dort große Sorgen wegen der steigenden Preise. Und die UN hat auch schon angekündigt, dass sie schlicht nicht mehr genügend Spielraum hat, um z. B. im Jemen, auf Madagaskar, im Sahel oder in Somalia noch zu helfen. Zugleich hat bspw. auch der Libanon vor einigen Tagen gemeldet, dass er einer Versorgungskrise - neben vielen anderen Krisen - mit Getreide entgegensieht.
Zitat:UKRAINE-KRIEG

Höhere Preise für Europa, Hunger für Afrika

Durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine droht Millionen von Menschen eine Hungersnot. Doch während die Getreidereserven schrumpfen und die Preise steigen, werden in Europa auf zwei Dritteln der Agrarflächen gar keine Lebensmittel angebaut. [...]

Die Ukraine produziert nicht nur viel Getreide, sie verbraucht auch nur wenig davon selbst: Wegen seiner riesigen Anbauflächen bei gleichzeitig geringer Bevölkerungsdichte kann das Land einen sehr großen Teil seiner Ernten verkaufen – nicht nur nach Europa, sondern auch in die armen Regionen der Erde. Gemeinsam mit Russland stellt die Ukraine etwa beim für die Lebensmittelproduktion besonders wichtigen Weizen knapp ein Drittel des gesamten Angebots auf dem Weltmarkt. [...]

Die katastrophale Situation spiegelt sich im Weizenpreis. 2020 lag er unter 200 Euro pro Tonne, im letzten Jahr schon deutlich darüber – aktuell hat er sogar die 400-Euro-Marke überschritten. Und das, ohne dass es nach zwei Wochen Krieg bislang vielerorts überhaupt zu wirklichen Engpässen kommen konnte. Die Krise könnte sich in den kommenden für die Produktion entscheidenden Wochen und Monaten also noch deutlich verschärfen. »Jede ernsthafte Unterbrechung der Produktion und der Exporte aus der Region könnte die Lebensmittelpreise über ihr derzeitiges Zehn-Jahres-Hoch treiben«, warnt auch das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP). [...]

[Die]Maghreb-Staaten, Länder des Nahen und Mittleren Ostens und ostafrikanische Staaten wie Eritrea, Äthiopien, Jemen und Kenia [sind] besonders gefährdet. In diesen Ländern stehen die Menschen bereits wegen der Lebensmittelinflation ohnehin unter massivem Druck, und einige beziehen bis zu 40 Prozent ihres Weizens aus der Ukraine. Besonders heikel könne es dort werden, wo die staatliche Ordnung ohnehin nicht funktioniere, warnt Lakner. Dort könne jeder weitere Funke zur sozialen Explosion führen – beispielsweise im Libanon, einem der am stärksten von Lieferungen aus der Ukraine abhängigen Staat.
https://www.spektrum.de/news/ukraine-hoe...ka/1997932

Schneemann
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