(Zweiter Weltkrieg) Zielsetzung bei "Operation Barbarossa"?// und dana
#12
Zitat:Wenn ich Euch richtig verstehe, ging man auf deutscher Seite davon aus, dass man maximal (!) bis auf die obengenannt Linie (Wolga A...) vorrücken mußte und es dann aufgrund innerer Unruhen oder "Auflösungserscheinigungen" die SU keinen Widerstand mehr leisten kann

Wobei diese Auflösungserscheinungen nicht durch das bloße Erreichen dieser Linie hervor gerufen würden, sondern durch die Vernichtung der Sowjetischen Streitkräfte während man auf diese Linie zustrebte.

In der Weisung Nr 21 steht: Zuerst muß die Streitmacht der Sowjetunion vernichtet werden, dann rückt man auf die AA Linie vor.

Man ging im weiteren durchaus von weiterem Widerstand der SU aus. Nur das dieser Widerstand keine Gefahr mehr darstellen würde bzw das die Sowjetunion kriegswirtschaftlich dann am Ende sei.

Zitat:Ging man wirklich davon aus? Oder war es Propaganda? Warum wurde die Stärke so falsch eingeschätzt?

Ja man ging mehrmals davon aus das die Sowjetunion am Ende sei. Selbst 42 während man auf den Kaukasus und Stalingrad vorrückte ging man immer wieder mal zeitweise davon aus, daß die Sowjets am Ende seien.

Die Stärke wurde so falsch eingeschätzt, weil man völlig falsche Zahlen bezüglich der Sowjetunion hatte. Die deutsche Aufklärung war hier zu falschen Ergebnissen gekommen.

Es gibt sogar einen Echtzeit Mitschnitt eines Gespräches zwischen Hitler und Mannerheim indem Hitler sagt, daß die Wehrmacht bisher mehr sowjetische Panzer vernichtet hätte, als man bei Kriegsbeginn überhaupt für die ganze Sowjetunion angenommen habe. Mit Mannerheim sind wir beim zweiten Punkt:

Nach den Finnisch-Sowjetischen Winterkrieg in dem die Rote Armee schwere Niederlagen erlitt, ging man von einer sehr viel geringeren Kampfkraft der Roten Armee aus. Auch die Ausrüstung wurde falsch eingeschätzt, so wurden die Deutschen von den T34 Panzern regelrecht überrascht die in Finnland noch nicht eingesetzt wurden.

Die Analyse des Winterkrieges durch die Deutsche Führung ergab zwingend das Bild einer Roten Armee die scheinbar viel schwächer war als man es vermutete.

Man überschätzte zum Teil auch die Verluste die man der Sowjetunion zugefügt hat. Die errungenen Siege waren aber wirklich gewaltig, wenn man sich Schlachten wie die um Kiew ansieht und die Gefangenenzahlen überforderten die Deutschen Truppen.

Dann unterschätzte man die Hilfslieferungen der USA an die Sowjets. Diese Hilfslieferungen waren sehr viel größer als die deutsche Führung es vermutete und kamen in viel größerem Umfang und viel schneller als man es angenommen hatte.

Beschließend war das Denken von Hitler sehr stark kriegswirtschaftlich geprägt. Mit der Wegnahme bestimmter Gebiete ging Hitler davon aus, daß die Sowjetunion durch den Verlust dieser Kriegswirtschaftlich wichtigen Territorien nicht mehr in der Lage sein würde, Deutschland ernsthaft zu gefährden und das man umgekehrt selbst dann diese Gebiete für sich kriegswirtschaftlch nutzen könne.

Deshalb drängte Hitler beispielsweise so stark darauf, möglichst rasch das Donez Becken zu nehmen, obwohl das sogar das Primärziel, die sowjetischen Streitkräfte zu vernichten behinderte. Das bedeutet darüber hinaus, daß die Deutsche Führung über die wirtschaftliche Entwicklung der SU nicht ausreichend informiert war. Man überschätzte den Europäischen Teil Russlands was seine kriegswirtschaftliche Wichtigkeit angeht und unterschätzte die Industrien in Sibirien.
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