Diskussion über Rom...
#1
Inspiriert von den Thesen um Rom im Thread zum iranischen Atomprogramm dachte ich, hier einen eigenen Diskussionsthread zu dem Thema aufzumachen.

Wenn wir drei Abschnitte in Rom herannehmen, d. h. a) die Königszeit (bis ca. 500 v. Chr.), b) die Republik (wobei wir uns hier vom eigentlichen Begriff gemäß unserer westlichen Definition nicht leiten lassen sollten) (bis etwa - wenngleich mit gravierenden Unterbrechungen - 49 v. Chr. (Beginn des großen Konflikts zwischen Caesar und dem Senat um Pompeius und Cato) bzw. 27 v. Chr (Machtkonsolidierung des Augustus) und dem c) Prinzipat, bzw. der Kaiserzeit (von Beginn der Ära des Augustus bis zum Ende Westroms im 5. Jhd n. Chr.), so lassen sich Faktoren erkennen, in jeder Epoche, die den aufgestellten Thesen widersprechen würden.

Revan schrieb:
Zitat:Rom erschuf eine Zivilisation, brachte die Welt zu neuer Blüte, prägte die Kultur der Welt biss Heute maßgeblich. Rom ist die Mutter der fortschrittlichsten menschlichen Zivilisation auf diesen Planeten, der Westlichen Zivilisation und ich denke das Befinden von Wilden und Barbaren und der Tod vieler davon, war ein sehr kleiner ja sehr kleiner Preis für das Licht was die Welt für hunderte von Jahren erhellte.
...worauf Quintus Fabius antwortete...
Zitat:Rom hat die Zivilisation nur kopiert, nicht erschaffen sondern entstellt.

Rom war ein blutiger Raubstaat der Ultramilitarismus mit einer Sklavenhaltergesellschaft verbunden hat. In der der größte Teil der Einwohner rechtlose Sklaven waren.

In der Kaiserzeit entwickelte sich Rom darüber hinaus zu einer Totalitären Militärdiktatur.

Am Ende scheiterte Rom weil es die Wirtschaft nicht mehr in den Griff kriegte, und dies primär aufgrund der Vermögensverteilung bei der sehr wenige fast alles besaßen.
Zunächst (Abschnitt 1 des Textes von Quintus und einer Kernaussage von Quintus):

Meiner Ansicht nach hat Rom in Teilen sehr wohl zivilisatorische Aspekte kopiert oder übernommen (Schrift, Pantheon, Philosophie, Schifffahrt). Andere hat man aber auch selbst entwickelt oder ausgebildet (Architektur, Gesetzgebung [wobei es hier fließende Übergänge zu bereits in der etruskischen Zeit vorhandene Strukturen gibt], Finanzwesen, Bäder- und Thermenkultur, Historiographie [Plinius, Tacitus u. a.]), insofern würde ich dir hier teils zustimmen, aber auch revan teils recht geben. Große Auswirkungen hatte die Niederwerfung Makedoniens, da hier viele griechische Kultureigenheiten auf Rom übergriffen und dort kopiert wurden (etwa nach der Schlacht bei Pydna 168 v. Chr., nach welcher z. B. auch griechische Schreiber wie Polybios nach Rom verschleppt wurden und dort arbeiteten).

Aber: Ansonsten muss ich dir, revan, hier widersprechen. Quintus hat recht, wenn er Rom als einen Raubstaat charakterisiert, von Beginn der römischen Zeit an führte Rom Krieg, und zwar gegen fast jeden anderen Staat oder Staatenverbund, egal ob gegen die Samniten und Etrusker, die Karthager, die Griechen (Makedonien), die Parther, die Gallier (der Raubkrieg Caesars) und letztlich gegen die Germanen. Die langsame Ausdehnung über das italische Kerngebiet war von Kriegen gekennzeichnet, vom 3. bis zum ausgehenden 1. Jhd. v. Chr. führte Rom fast ununterbrochen Krieg, was u. a. zum Zerfall des altrömischen Bauernstandes beitrug (da die Bauern im Felde standen und kämpften und nicht ihre Äcker bearbeiteten) und damit auch zu Zerfallserscheinungen in der Armee führten (jughurtinische Verschwörung, Kampf um Numantia). Die Folge war die Heeresreform des Marius, der - obwohl fälschlicherweise vielfach geprießen - die römische Armee von einer Miliztruppe in eine Klienteltruppe des jeweiligen Feldherren umwandelte. Damit erfoch Rom zwar Siege (etwa gegen Kimbern und Teutonen), aber der Staatsverfall ab dem 1. Jhd v. Chr. nahm dramatisch zu, was dazu führte, dass die Zeit der römischen Bürgerkriege begann, die mit den Tumulten um die Gracchen ihren Anfang nahm, sich in den Kämpfen zwischen Marius, Cinna und Sulla sowie dem Umsturzversuch des Catilina fortsetzte und die im offenen Bürgerkrieg zwischen Caesar, Pompeius und dem Senat den Höhepunkt fand. Am Ende standen die Ermordung des Caesar und die Formierung des Prinzipats (bis 27 v. Chr.).

Bis zum letztlichen Untergang des Westreiches regierten mal fähigere, mal weniger fähige bis größenwahnsinnige Kaiser und Imperatoren, die sich in zunehmendem Maße auf eine eigene Truppe stützten und militärdiktatorische Züge ausprägten. Insofern hat Quintus in diesem Falle recht.

Zum Thema Sklaven im alten Rom schreibe ich später mehr...

Schneemann.
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