Drohnenkrieg
#32
hunter1 schrieb:
Zitat:Was einem Sorge bereiten sollte, ist die Verantwortung der Drohnenpiloten und derjenigen, welche die Liquidierungen autorisieren. Wenn man auf der anderen Seite der Erdkugel an einem Monitor über Leben und Tod entscheidet, ist man emotionsloser und mit der Zeit wohl auch abgestumpft. D.h. man nimmt Kollateralschäden eher in Kauf. Das wiederum könnte die RoE verschärfen und den Drohneneinsatz beeinflussen.
Dem möchte ich in Teilen widersprechen. Genau genommen: Informationell distanziert es sicher, emotional wohl eher doch nicht so, wie vllt. vermutet wurde. Aus den USA sickern derzeit immer mehr Meldungen durch, wonach "Drohnen-Piloten", die in ihren klimatisierten Bunkern irgendwo in den USA sitzen, während ihre Reaper oder Avenger irgendwo in Waziristan kreist, unter PTBS und den "klassischen" psychischen Problemen leiden, die auch Soldaten, die im direkten Kampf- und Fronteinsatz standen, mit nach Hause bringen. Genau genommen bringt der Drohnen-Krieg eine seltsame Kombination aus Distanz UND Nähe mit sich. Dies hört sich zunächst komisch an, aber es ist so, das Töten der Drohnen ist beileibe nicht „neutral“ oder „neutraler“ oder macht das Töten des Gegners leichter, wie z. B. Herr Gysi mal meinte.

Man darf nicht vergessen: Einen Drohnen-Pilot sieht sein Opfer auf dem Monitor, er sieht es sterben, sieht, wie es zerfetzt wird. Er beobachtet es mehrere Minuten lang, bis der Feuerbefehl kommt, sieht die Zielpersonen aus Fahrzeugen oder Häusern kommen, dann drückt er ab – und sieht danach die Überreste. Ein Pilot in einem Bomber hingegen sitzt im Cockpit und merkt, wenn seine lasergesteuerten 2.000-Pfund-Bomben rausrauschen, er sieht sein Opfer aber nicht, wenn seine Bomben 8.000 m tiefer irgendwo einschlagen. Er sieht keine Menschen, Tiere oder deren sterbliche Überreste auf einem Monitor, der eine solche Auflösung hat, dass man Finger an einer Hand zählen und selbst Feldmäuse bemerken kann. Nein, er sieht nicht, was er unten anrichtet.

Insofern: Während der Drohnen-Pilot, der wohl mehrere tausend Kilometer von seinen Zielen entfernt ist, den Tod seines Opfers live auf einem Bildschirm sieht, sieht der Bomberpilot dies nicht, obgleich dieser seinem Ziel hinsichtlich der Distanz viel, viel näher ist. Das ist also ein wenig die Crux an der Sache. Welche Waffe ist nun z. B. nach Herrn Gysi eher dazu geeignet, das Töten zu vereinfachen? Wenn er ehrlich wäre, so müsste er zugeben, dass der Bomber in seiner Definition viel „boshafter“ ist als die Drohne.

Schneemann.
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