Amazonas vor den Europäern
#7
Samun:

Auch in Europa kommen Schwarzerden nicht überall vor, sondern nur an ganz bestimmten, begrenzten Stellen. Im weiteren findet man die Terra Preta primär entlang von Flüssen, aber außerhalb der Überschwemmungszonen, in Form von langgezogenen Streifen entlang der Grenze der Überschwemmungszonen.

Hinter den Terra Preta Streifen findet man oft ausgedehnte Gebiete mit sogenannter Griserde. Es handelt sich hier um degradierte, also zerstörte Schwarzerden. Nun ist es interessantererweise so, dass diese zerstörten Schwarzerden bzw durch Schwarzerdereste geprägten Oxisole keinerlei menschliche Spuren aufweisen, also keine Tonscherben etc

Von daher ist es meiner Ansicht nach recht klar, warum die Schwarzerden so stark beschränkt sind: die Menschen haben diese Böden lange Zeiträume mit Streunutzung fruchtbar gehalten und dadurch erhalten. Durch diese Streunutzung aber wurden die Schwarzerden hinter den Ackerflächen degradiert bzw zerstört. Alle Funde deuten darauf hin, dass es früher viel mehr Böden mit Schwarzerden gegeben haben muss. Dass es heute so wenige sind, liegt gerade eben an der intensiven Nutzung dieser Böden durch Menschen.

Warum sie nicht überall vorkommen ist aber auf natürlichem Wege leicht erklärbar. Auch in Europa kommen Schwarzerdne nicht überall vor, sie bedürfen ganz bestimmter Prozesse und Faktoren um sich zu bilden. Fakt ist aber, dass es früher viel mehr Terra Preta gegeben haben muss, als es heute noch gibt.

Zitat:Und der Einwand mit den Unmengen an Biomaterial, die nötig wären, ist nicht ganz richtig. Biomaterial ist massenweise da.

Es geht gar nicht um Unmengen von Biomaterial, sondern es geht lediglich darum, dass die Entnahme von Biomaterial an eine Stelle dort den Boden degradiert. Und du unterschätzt die Effekte einer solchen Entnahme gewaltig, dazu ein Beispiel:

Heute lassen sich dort wo maschinell mittels Harvester Bäume gefällt werden bereits jetzt Nährstoffmangel und Bodenverarmung in der Mittte von Beständen nachweisen, wo solche Fällungen erfolgen. Warum? Weil die Harvester die Bäume heraus ziehen und auf den Rückegassen entasten. Die Äste bleiben dort konzentriert liegen und werden vom Harvester auch befahren. Das führt zu einem Entzug von Nährstoffen in der Mitte des Bestandes abseits der Rückegasse und von einer Anreicherung der Nährstoffe entlang der Rückegassen. Der Boden und die Pflanzen dort können aber die Nährstoffe in der großen Menge gar nicht binden, so dass vieles mit dem Wasser nach unten wegsickert. Ergebnis: Innerhalb der wenigen Jahrzehnte ! die jetzt Harvester im Einsatz sind, hat sich bereist eine Verschiebung der Nährstoffe nachweislich ereignet.

In Europa reichten im weiteren gerade mal 200 bis 300 Jahre der Streunutzung, um ganze große Waldgebiete vom Boden her so weit zu degradieren, dass dort sich die Baumarten völlig veränderten. Wo vorher Buchen und Eichen wuchsen, musste man Kiefern anpflanzen da die anderen Baumarten mit den verarmten Böden nicht mehr zurecht kamen und nicht mehr richtig wuchsen.

Du schreibst von Jahrtausenden, dabei reichten in Europa auf viel nährstoffreicheren, jüngeren Böden bereits wenige Jahrhunderte. Die heute bekannten Flächen an Terra Preta nun liegen in einem Gebiet mit sehr viel älteren und sehr viel nährstoffärmeren Böden. Eine intensive Streunutzung wie in Europa würde solche Böden schon in deutlich weniger als 200 Jahren zerstören.

Meiner Ansicht nach verhielt es sich so:

Die Menschen siedelten entlang der Ränder der Überschwemmungsgebiete der Flüsse und betrieben dort Landwirtschaft auf den natürlich vorhandenen Schwarzerden. Um diese zu erhalten und zu düngen, wurde von weiter landeinwärts Biomaterial geholt und auf die Äcker verteilt. Dadurch erhielten sich die Schwarzerden entlang dieser Flüsse, während sie zugleich im Landesinneren mit großer Geschwindigkeit zerstört wurden.

Zitat:Die Quellen der Inka und anderer Hochkulturen der Anden berichten von Völkern im Osten mit denen sie regen Handel trieben und Krieg führten; und das in einer Intensität, die über das hinausgeht, was ein paar verstreute Stämme hätten leisten können.

Dann müsste es archäologische Funde geben, insbesondere im Bereich der Keramik. Und die gefundene Keramik in den Terra Preta Böden zeigt eine völlige Eigenständigkeit. Sie ist kulturell vom Andenraum völlig abgekoppelt.

Desweiteren ist Osten ein relativer Begriff. Wenn die Inka von Osten sprechen, bedeutet das nicht automatisch das Amazonas Becken. Insbesondere zu Beginn der Inka Herrschaft gab es noch in den Anden östlich der Inka Gebiete mächtige Stadtstaaten, von denen einige erst kurz bevor die Europäer eintrafen erobert wurden.

Nach Süden hin waren die Mapuche im übrigen auch nur zerstreute Stämme, trotzdem hatten die Inka militärisch extremste Probleme mit ihnen.

Zitat:In Mittelamerika sind selbst Städte verschollen und mussten wieder neu entdeckt werden, die eigentlich den Europäern bekannt waren, weil sie sie selbst zerstört hatten. Dass aus einem Gebiet, das noch nicht einmal von den Europäern besucht wurde nichts bekannt ist, ist also nicht verwunderlich.

Man hat aber bis jetzt im Amazonas Becken noch keine vergleichbaren Städte wie in Mittelamerika gefunden. Die wenigen Stadt ähnlichen Strukturen die man gefunden hat sind primitive Erdwerke einer viel geringeren Entwicklungsstufe.

Im übrigen wurde das Gebiet ja von Europäern besucht bzw durchsucht. Gerade von diesen Expeditionen stammen ja Berichte von großen Städten am Amazonas ! die dann später nicht wieder gefunden wurden. Städte der Größe wie sie von den ersten Entdeckern beschrieben wurden, sind aber bis jetzt entlang der Terra Preta Streifen nirgends gefunden worden.
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