Stell mal vor es ist Krieg.....
#7
Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin.

Es handelt sich dabei übrigens in Wahrheit um einen aus dem Englischen übersetzten Satz aus einem Gedicht von Carl Sandburg. Fälschlicherweise wird der erste Teil heute Brecht zugeschrieben und man sucht ihn dann in seinem Werk vergeblich.
Manchmal sieht man diesen Satz dann vor dem folgenden:

Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin, dann kommt der Krieg zu dir. Wer zu Hause bleibt, wenn der Kampf beginnt, und läßt andere kämpfen für seine Sache, der muß sich vorsehen: Denn wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage. Nicht einmal Kampf vermeidet, wer den Kampf vermeiden will, denn er wird kämpfen für die Sache des Feindes, wer für seine eigene Sache nicht gekämpft hat!

Das ist ab: Wer zu Hause bleibt ... tatsächlich von Brecht, der erste allseits bekannte Satz jedoch nicht, der ist von Sandburg. Für das Verständnis organisierter Gewalt sollte man sich aber weder an Brecht noch an Sandburg wenden, sondern an Sorel.

marcoB:

Das du bei deiner Einstellung meine Ausführungen nicht wirklich verstehen kannst, ist mir schon klar. Alles was du vorbringst ändert gar nichts daran, dass durchgehend Gruppen von Menschen bereit sind organisierte Gewalt auszüben. Und weil dies ein nicht änderbarer Fakt ist, wird jede Gesellschaft immer wieder mit organisierter Gewalt konfrontiert. Bis dato haben dabei Gesellschaften mit einem geringen oder sehr geringen Anteil von Personen mit ausreichender Kriegsbereitschaft über kurz oder lang physisch nicht überlebt bzw haben dann den Krieg mit äußerst negativen Konsequenzen dauerhaft oder vorübergehend verloren. Gerade das Dritte Reich zeigt diesen Mechanismus sehr schön auf, beispielsweise besass die französische Gesellschaft keine ausreichende Kriegsbereitschaft mehr und verlor vor allem deshalb den Kampf gegen die Wehrmacht, obwohl die französischen Streitkräfte rein technisch und zahlenmässig keineswegs unterlegen waren, im Gegenteil.

Es ist deshalb für das bloße physische Überleben einer Gesellschaft immens vorteilhaft, dass es in ihr eine ausreichend große Minderheit von Menschen gibt, die tatsächlich bereit sind auf Weisung hin von einer Brücke zu springen. Eine solche Einstellung ist also nicht zu kritisieren, sondern sie ist von extrem großen Nutzen. Kein Mensch kämpft für wahre Hintergründe, sondern Menschen kämpfen immer nur für einen politischen Mythos im Sinne von Sorel. Wenn man nun alle wahren Hintergründe offen legen würde, und diese würden tatsächlich einen Krieg absolut zwingend notwendig machen, dann würde trotzdem keiner kämpfen!

Um organisierte Gewalt auszuüben, ist ein Mythos notwendig, bzw Menschen die für einen Mythos kämpfen, sind Menschen die dies nicht tun im Krieg überlegen. Gerade deshalb siegen beispielsweise im Schnitt bzw über kurz oder lang Krieger, Milizen, Wehrpflichtigenarmeen immer über die Söldner und Berufssoldaten, denn letztere kämpfen primär für Geld, weil es ihr Beruf ist, und deshalb ohne echte Überzeugung.

Nun zu den beiden Zitaten von Goebbels und Göring: wie das Ursprungszitat eben nicht von Brecht ist, so wird auch das Zitat von Goebbels zwar gerne zitiert, ist aber trotzdem schlicht und einfach falsch. Es wurde so nie geäußert. Sie geben aber trotzdem ein wahres Bild großer Teile der nationalsozialistischen Eliten wieder, die tatsächlich von immensen Zynismus und Korruption geprägt waren. Gerade korrpute Versager wie Göring und Goebbels, die ihre Stellung nur aufgrund dessen erhalten hatten, dass sie aufgrund ihres Mangels an Befähigung die Macht an sich zu bringen, keine Gefahr für Hitler selbst darstellten, waren aufgrund ihres Zynismus, Opportunismus und ihrer Korruption und Verräterei primär auch für die Niederlage Deutschlands im Zweiten Weltkrieg verantwortlich. Gerade weil der Anteil echter Idealisten in der Führung des Dritten Reiches so gering war, gerade deshalb waren die deutschen Eliten in diesem Staat schwach, bzw schwächer als die anderer Nationen die Deutschland dann besiegten.

Zitat:Das ist ganz einfach. Man braucht nichts zu tun, als dem Volk zu sagen, es würde angegriffen, und den Pazifisten ihren Mangel an Patriotismus vorzuwerfen und zu behaupten, sie brächten das Land in Gefahr. Diese Methode funktioniert in jedem Land.

Real jedoch verhält es sich so: Gesellschaften mit weniger Pazifisten überleben bisher tatsächlich physisch und sozialkulturell deutlich länger als Gesellschaften mit vielen Pazifisten. Im übrigen werden Völker auch ganz real angegriffen, die bloße Behauptung dass dem so sei ist dann gar nicht notwendig. Und gerade weil dies auch ganz real geschieht, gerade deshalb ist eine gewisse Kriegsbereitschaft für diesen Fall immens notwendig. Sonst wird nämlich ganz real das Land in Gefahr gebracht und am Ende folgt auf die militärische Niederlage eine Gewaltherrschaft von Feinden.

Gerade die Geschichte des Dritten Reiches zeigt diesen Mechanismus klar auf und beweist, dass eine ausreichend große Kriegsbereitschaft absolut zwingend notwendig ist. Mit der heutigen Einstellung der Menschen in Deutschland würden die Nationalsozialisten militärisch siegen, mit allen Konsequenzen die dies hätte. Deine Einstellung ist also der Weg in die extremsten Formen der Gewaltherrschaft von Minderheiten, unter denen dann vor allem anderen auch die Pazifisten am meisten zu leiden hätten.

Wahre Hintergründe, Geopolitik, Geheimdienstinformationen, dass ist zwingend der Weg in die Niederlage, denn damit kannst du nicht ausreichend viele Menschen dazu bringen organisierte Gewalt anzuwenden. Selbst dann, wenn diese absolut zwingend notwendig wäre. Selbst wenn Krieg absolut zwingend notwendig ist, kämpfen Menschen nicht für die von dir genannten Dinge und siegt deshalb dann der Feind. Ausreichend viele Menschen kämpfen aber für einen Mythos. Deshalb ist der Mythos dem wahren Hintergrund so immens weit überlegen.
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