(Zweiter Weltkrieg) Imperiale Japanische Armee
#2
Bei meinen weiteren Ausführungen will ich vor allem vermeiden, einfach nur Wiki wieder zu käuen, weshalb ich mich auf weniger bis nicht bekannte Aspekte konzentrieren werde.

Der Ursprung

Eines der ältesten Adelsgeschlechter Japans, dass seine Geschichte bis in die Zeit vor den Samurai, bis zu den Anfängen des Kaisertums sogar zurück verfolgen konnte, waren die Mori. Zur Zeit des Tokugawa Shogunats beherrschten sie noch einen geringen Teil Japans, die Küste direkt gegenüber Korea und die westlich davor gelegenen Inseln. Während der Reichseinigung waren die Mori erbitterte Feinde der Tokugawa gewesen, und hatten nach der für sie verlorenen Schlacht von Sekigahara erhebliche Einbußen an Land und Macht hinnehmen müssen. Darüber hinaus galt dieses Adelsgeschlecht selbst in der Zeit des Tokugawa Shogunats als besonders kriegerisch und ultrakonservativ. Aufgrund dessen war der Einfluss der Familie in der Militärregierung des Shogunats gleich Null. Für die Mori stellte dies eine ständige Kränkung dar, da sie aufgrund ihrer Geschichte einen höheren Rang für sich beanspruchten und die meiste Zeit der Geschichte Japans eine viel bedeutendere Position inne hatten. Etliche Angehörige der Mori hielten sich jedoch ständig in Kyoto auf und erlangten dort im Laufe der Zeit einen erheblichen Einfluss auf den Kaiser und den Hofadel. Aufgrund des ihnen von den Tokugawa verliehen Lehens Choshu, wurden und werden die Mori in vielen Büchern fälschlicherweise auch als Choshu bezeichnet.

Nach der gewaltsamen Öffnung des Landes durch die USA im Jahre 1853 versuchten die Tokugawa ihre Armeen zu modernisieren und holten zu diesem Zweck ausländische Militärberater ins Land. Erste Arsenale wurden geschaffen und die Tokugawa und der Klan der Aizu in Nordjapan begannen damit, erste moderne Geschütze herzustellen. War schon die zwangsweise Öffnung für die grundsätzlich fremdenfeindlichen Mori ein Schock, so empfanden sie die Anwesenheit von ausländischen Militärberatern in Japan auf Seiten der Tokugawa als unerträglich. Sie nutzten daher ihren Einfluss am Hof und brachten den Kaiser Komei dazu, im Januar 1863 ein Edikt zu erlassen, dass dem Shogun befahl, bis zum Juni 1863 alle Ausländer aus Japan zu vertreiben. Ende Juni griffen darauf hin Streitkräfte der Mori in der Straße von Shimonoseki ausländische Schiffe an, und beschädigten dabei ein franzöisches Kriegsschiff sowie ein holländisches Handelssschiff schwer.

Am 26 Juli kam es dann zu einem Seegefecht zwischen dem US Kriegsschiff Wyomig wobei dieses die Schiffe der Mori versenkte. Einige Tage später wurden Küstenbatterien und eine Festung der Mori an der Südspitze von Honshu durch französische Kriegsschiffe bombardiert. Dabei blieben die Franzosen mit Leichtigkeit außerhalb der Reichweite der veralteten Kanonen der Mori und sandten schließlich sogar Marineinfanterie an Land, die dort ein in der Nähe der Festung gelegenes Dorf trotz erbittertem Widerstand einnahm und niederbrannte. Bei diesen Kämpfen zeichnete sich ein junger Samurai der Mori aus, der Yamagata Aritomo hieß und später als Oberbefehlshaber die IJA entscheidend prägen würde. Trotz dieser Rückschläge ließen die Mori nicht davon ab, sämtliche ausländischen Schiffe die in ihre Gewässer eindrangen anzugreifen. Darüber hinaus begannen Samurai der Mori bei jeder sich bietenden Gelegenheit Ausländer zu ermorden.

Mitte August erschien wegen eines solchen Vorfalls ein britisches Geschwader vor der Bucht von Kagoshima, die zum Lehen Satsuma der Adelsfamilie der Shimazu auf der Insel Kyushu gehörte. Die Briten forderten die sofortige Auslieferung eines Samurai der Mori, der vor kurzem einen Briten brutal ermordet hatte. Als ihnen dies verweigert wurde, bombardierten die Briten die Stadt und die Festung Kagoshima. Dabei gerieten sie aufgrund starker Winde in die Reichweite japanischer Küstenbatterien und mussten einige Verluste hinnehmen. Im Gegenzug schossen sie die Stadt Kagoshima mit Raketen in Brand und zerstörten sie dadurch vollständig. Die Shimazu waren von den britischen Kriegsschiffen und Kanonen begeistert und heuerten kurz nach dem Zwischenfall britische Militärberater an um ihre Streitkräfte zu modernisieren.

Zudem beschlossen die Shimazu, der zerstörerischen Politik der Mori entgegen zu treten und verbündeten sich dazu mit Teilen des Hofadels und den Aizu und gewannen so im September 1863 die Macht in Kyoto, worauf hin die radikalen Mori vom Hofe fliehen mussten. Unter diesen befand sich ein ultra- rechtsextremistischer junger Samurai namens Takasugi aus der Adelsfamilie der Hagi (welche Lehensleute der Mori waren), der eigentlich aus dem Lehen der Mori verbannt worden war, weil er ein britisches Konsulat niedergebrannt hatte. Im Gegensatz zu anderen rechtsextremistischen Anhängern der Mori war er jedoch kein entschiedener Verteidiger der Samurai-Klasse, sondern verachtete die Samurai weil sie in seinen Augen feige geworden waren und keinen offenen Krieg gegen die Ausländer führten. Der zu diesem Zeitpunkt erst 24 jährige Takasugi schnitt sich daher als Zeichen seiner Verachtung den Samurai-Knoten ab.

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Durch seinen Aufenthalt am Hof hatte er zudem neue Ideen für die staatliche Ordnung Japans entwickelt und war auf den Gedanken gekommen, die Macht des Kaisers wieder her zustellen. Und die Armeen des Kaisers in früherer Zeit hatten ja nicht aus Samurai bestanden, sondern aus allen Angehörigen der Gesellschaft. Im Endeffekt wurde Takasugi damit zum Begründer der IJA und beeinflusste durch seine Entscheidungen in den folgenden Jahren die gesamte weitere Geschichte Japans entscheidend.

Auch wenn Takasugi persönlich Bauern und Kaufleute ebenso verachtete, war er zu der Überzeugung gelangt, dass die Ausländer militärisch zu stark seien und deshalb das gesamte japanische Volk ihnen militärisch entgegen treten müsse. Nach dem Sieg über die Ausländer sollte dann eine neue Kriegerklasse entstehen, welche die Samurai vollständig ersetzen sollte, während die Bauern wieder entwaffnet würden. Mit diesen Hintergedanken stellte Takasugi noch Ende 1863 eine neue Art von Einheit auf, die Kiheitai. Den Namen entlieh sich Takasugi aus den Schriften Sun Tzus. Darüber hinaus studierte Takasugi übersetzte holländische Abhandlungen über moderne Kriegsführung, die er sich heimlich aus China bringen ließ, um dadurch die Ausländer besser verstehen zu können und Methoden zu finden, sie zu schlagen.

Die Kiheitai, deren Namen man am besten mit Sondereinheiten übersetzen kann, wurden von ihm dann im weiteren auch anhand dieser holländischen Schriften ausgebildet. Das wirklich neue an ihnen aber war, dass sie aus Samurai und Bauern gemischte Verbände darstellten. Dagegen gab es folglich erheblichen Widerstand aus den Reihen konservativer Mori, welches dieses Projekt wie jede Neuerung ablehnten. Takasugi sammelte daher gezielt radikale junge Samurai um sich, die sich in den ersten Kämpfen gegen die Ausländer durch besondere Todesverachtung ausgezeichnet hatten und die er für seine neuen Ideen begeistern konnte. Darunter waren unter anderem Maebara Issei (25 Jahre), Ito Hirobumi (18 Jahre), Yamagata Aritomo (21 Jahre) und Omura Masujiro (24 Jahre). Alle diese jungen Krieger schufen dann einige Jahre später aus den Reihen der ursprünglichen Kiheitai die Imperiale Japanische Armee und prägten diese nachhaltig. Auch innerhalb der Reihen der Kiheitai gab es jede Menge Probleme. Die Samurai in den Einheiten konnten die Anwesenheit von bewaffneten Bauern schon kaum ertragen, geschweige denn deren Gleichstellung. Takasugi musste daher die ständige Unruhe innerhalb seiner neuen Einheit mit drakonischer Disziplin und extremsten Strafen unterdrücken. Aufgrund der erheblichen militärischen Unterlegenheit der Armee der Mori gegenüber den Streitkräften des Shogunats wurden die Kiheitai aber zumindest vorübergehend toleriert.

Schon Mitte August 1864 griff die konventionelle Armee der Mori zusammen mit den Kiheitai von Takasugi an und marschierte nach Kyoto, um dort den Kaiser als rechtmäßigen Herrscher Japans einzusetzen und auf diese Weise das Handeln der Mori zu legitimieren. Es gelang den Kriegern der Mori zwar bis ans verbotene Tor von Kyoto vorzustoßen, dort trafen sie aber auf weit überlegene Streitkräfte der Tokugawa, Shimazu und Aizu. Die Schlacht dauerte einen ganzen Tag lang, aber am Schluss gelang es den Regierungstreuen Streitkräften sich wegen der modernisierten Artillerie der Shimazu (britische Kanonen – siehe oben) durchzusetzen. Sechzehn der besonders konservativen Mori begingen vor dem verbotenen Tor Selbstmord, was für Takasugi im Endeffekt die innere Opposition wegräumte. Den Kiheitai gelang es unter der Führung von Takasugi, sich relativ unbeschadet aus der drohenden Einschließung heraus zu schlagen und sie zogen sich in das Lehen der Mori zurück.

Am 04 September landete noch darüber hinaus eine Flotte von ausländischen Kriegsschiffen mehrere europäischer Nationen an den Küsten der Mori in der Shimonoseki Straße. Mehr als 5000 Mann Marineinfanterie versuchten eine wichtige Stellung der Mori einzunehmen, wobei die Kiheitai erbitterten Widerstand leisteten . Darüber hinaus gelang des den Kiheitai sogar, dass gegnerische Flaggschiff zu beschädigen. Diese Einheit führte Yamagata Aritomo. Schließlich mussten sich die Kiheitai zurück ziehen, da sie keine Munition mehr hatten und der Gegner übermächtig war. Die Marineinfanterie zerstörte das Küstenfort und sammelte Rüstungen und Helme der Samurai als Trophäen ein.

Ende 1864 erfolgte dann der Gegenangriff des Shogunats. Ein letztes Mal gelang es den Tokugawa, eine gewaltige Armee aller ihrer Lehensleute zu versammeln und gegen die Mori zu führen. Diese hatten dem Angriff nichts entgegen zu stellen und schoben daher alle Schuld auf Takasugi der mit den Kiheitai in die Berge floh Die Tokugawa ersetzten die radikalen unter den Mori durch gemäßigtere Adelige und bestraften etliche der Aufständischen. Zudem wurden den Mori Strafzahlungen auferlegt und Land abgenommen. Auch diese Maßnahmen spielten am Ende Takasugi in die Hände, da er nun als einziger noch Widerstand leistender Krieger zum natürlichen Sammelpunkt aller Mori wurde. Da es den Tokugawa nicht gelang, der hochmobilen Kiheitai Herr zu werden, löste sich die Armee im Januar 1865 auf und die feudalen Aufgebote zogen in ihre Lehen zurück.

Takasugi schloss aus den bisherigen Niederlagen, dass die Kiheitai als Konzept sich immens bewährt hatten. Er verweigerte daher den Befehl der neuen Machthaber im Lehen Choshu die Kiheitai aufzulösen und nahm Kontakt mit den Shimazu auf, da diese inzwischen sehr gute Kontakte zu den Briten hatten. Es gelang ihm über die Shimazu britische Gewehre in großer Zahl aus Shanghai einzukaufen. Aufgrund der Spannungen zwischen den inzwischen viel selbstbewussteren bewaffneten Bauern und den Samurai innerhalb der Kiheitai musste Takasugi eine immer strengere Disziplin einführen, bis zu dem Punkt, wo schon aufgrund von Nichtigkeiten die Todesstrafe angewandt wurde. Takasugi und Omura trainierten dann ihre Verbände nach holländischem Vorbild primär als leichte Infanterie und Plänkler.

Schon im März 1865 eroberten die Kiheitai in kürzester Zeit das gesamte Lehen Choshu und Takasugi setzte die wenigen verbliebenen radikalen Mori wieder in ihre alten Positionen ein. Die Besatzungstruppen der Regierung im Lehen wurden von den Kiheitai vollständig vernichtet. Da Takasugi sich bei diesen Kämpfen stets in vorderster Front aufhielt und alle Anstrengungen mit seinen Männern unmittelbar teilte, erkrankte er jedoch Mitte 1865 an Tuberkulose, die sich im Sommer 1865 in den Reihen seiner Truppen ausbreitete. Dadurch begann Omura hinter den Kulissen zunehmend an Einfluss zu gewinnen. Vor allem die anderen Adelsfamilien Japans nahmen ab diesem Zeitpunkt zunehmend Kontakt mit Omura auf, der im Gegensatz zu Takasugi und anderen Radikalen aus den Reihen der Mori für Diplomatie und rationale Argumente zugänglich war. In den Reihen der extremistischen Anhänger Takasugis war Omura im Endeffekt der am meisten gemäßigte. Zudem entwickelte Omura sehr gute Beziehungen zu den Shimazu im Süden, was für den Nachschub an Waffen und Munition von immenser Bedeutung war. Zu Beginn des Jahres 1866 gelang es Omura sogar, ein geheimes Militärbündnis mit den Shimazu zu schließen.

Takasugi griff derweilen – stets an vorderster Front – mit den Kiheitai die Truppen der Tokugawa bei jeder sich bietenden Gelegenheit an. Trotz seiner Erkrankung gelang es ihm, den Tokugawa verheerende Verluste zuzufügen und bis Juni 1866 die Entsatztruppen der Tokugawa vernichtend zu schlagen. Auf Honshu überließ Takasugi daher den Oberbefehl im Juli 1866 Omura und dieser drang weiter in Tokugawa Gebiet ein. Derweilen unternahmen Takasugi und sein zu diesem Zeitpunkt engster Vertrauter Yamagata einen kühnen Vorstoß nach Süden über die Shimonoseki Straße. In amphibischen Überraschungsangriffen nahmen sie in kürzester Zeit und trotz erbittertem Widerstand sämtliche von der Zentralregierung gehaltenen Häfen und Festungsanlagen ein. Die wenigen überlebenen Truppen des Shoguns flohen nach Nagasaki. Der Shogun forderte darauf hin die Shimazu auf, gegen die inzwischen an ihren Grenzen stehenden Mori vorzugehen. Aufgrund des von Omura geschlossenen geheimen Militärbündnis unternahmen die Shimazu jedoch nichts.

Die Mori kontrollierten damit die Shimonoseki Straße vollständig und Takasugi wandte sich wieder den Kämpfen in Honshu zu. Dort hatten die Kiheitai aufgrund von Krankheiten, schlechter Versorgung und ständigen geringen Verlusten gegen die wesentlich größeren Truppen des Shogunats ihren Vormarsch inzwischen einstellen müssen. Aber auch umgekehrt waren die Truppen der Tokugawa in diesem Gebiet kaum noch einsatzfähig. Der Tod des Shogun im September 1866 bot daher beiden Parteien eine gesichtswahrende Möglichkeit, die Kämpfe vorüber gehend einzustellen. Eine Auswertung der Kämpfe durch Takasugi, Omura, Yamagata und Kido Koin kam zu der Schlußfolgerung, dass die Kiheitai das richtige Konzept darstellten, dass sie aber im Kampf gegen Ausländer aufgrund der fehlenden Artillerie nicht ausreichen würden. Daher beauftragte Takasugi Omura, für die Mori die modernste Artillerie Japans zu beschaffen. Im Januar 1867 erlitt Takasugi einen Rückfall seiner schon überwunden geglaubten Tuberkulose und er starb im April 1867. Als seinen Nachfolger ernannte er zur großen Überraschung aller ausgerechnet Omura, den er von all seinen Gefolgsleuten wegen seines mangelnden Fanatismus eigentlich am wenigsten gemocht hatte. Den Widerstand gegen diese Ernennung durch radikalere jüngere Samurai trat Takasugi als seine letzte Handlung noch persönlich entgegen und forderte von seinen Gefolgsleuten einen Schwur bedingungsloser Treue zu Omura, den diese aufgrund ihrer Loyalität zu Takasugi dann auch leisteten.

Omura begann umgehend mit dem Aufbau weiterer Kiheitai Verbände und der Schaffung einer modernen Artillerie, wofür er auf Militärberater aus den Reihen der Shimazu zurück griff. Umgekehrt waren auch die Tokugawa nicht untätig gewesen. Sie hatten eine französische Militrämission ins Land geholt und die franzöischen Militärberater hatten ab Januar 1867 bereits zwei modern ausgebildete und hervor ragend ausgerüstete Infanterie-Bataillone für die Tokugawa aufgestellt. Die Tokugawa und die Aizu kauften zudem moderne franzöische und italienische Artillerie ein. Anfang 1867 starb zudem auch noch Kaiser Komei und sein zu diesem Zeitpunkt erst 14 Jahre alter Sohn Mutsuhito bestieg den Thron. Die Hofadeligen hinter Mutsuhito hatten zu diesem Zeitpunkt schon seit Jahren enge Kontakte mit den Mori und hoffte auf eine Wiederherstellung ihrer früheren Macht und Pfründen, sollte der Shogun gestürzt werden. Auch die Shimazu waren nicht untätig gewesen und bauten ab Ende 1866 ihre Landtruppen mit Hilfe britischer Militärberater erheblich aus, um der ständig anwachsenden militärischen Landmacht der Mori etwas entgegen setzen zu können.

Ein endgültige Auseinandersetzung war daher nur eine Frage der Zeit.
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