(Zweiter Weltkrieg) Imperiale Japanische Armee
#7
Nelson:

Zitat:anbei - waren das vergleichsweise "alte" Minie-Gewehre oder bereits Hinterlader?

Es handelte sich um Minie-Gewehre. Insbesondere ab 1866 kamen solche Gewehre massenhaft aus den USA nach Japan - über britische Zwischenhändler. Die ersten Hinterlader Japans wurden dann bereits von den Japanern selbst entwickelt.

Zitat:Die allgemeine japanische Disziplin würde ich allerdings weniger auf die militärischen Formationen als solche beziehen, denn auf die brutalen japanischen Strafen - mag sein, das es übertrieben ist, aber der Kopf eines Bauern soll doch ziemlich schnell gerollt sein.

Das stimmt aber eben nur für die Bauern (im übertragenen Sinne, so typisch war Köpfen nicht). Gerade die Samurai zeichneten sich im späten Tokugawa Shogunat durch eine sehr geringe Disziplin aus, was regelmäßig der primäre Grund für die Niederlagen der eigentlich überlegenen Armeen der Tokugawa gegen die Aufständischen Mori war. Im späten Shogunat kam es allgemein in vielen Teilen des Landes zu einem Zerfall der Gesellschaft, massiver Kriminalität, Mord- und Totschlag waren an der Tagesordnung. So war Kyoto in dieser Zeit beispielsweise ein extrem gefährliches Pflaster und eine der kriminellsten Städte der Welt. Von einer allgemeinen Disziplin konnte damals überhaupt keine Rede sein, die entstand im Endeffekt erst in der Meji- und Showa Zeit.

Die heutige allgemeine japanische Disziplin ist im Endeffekt ein Erbe dieser Zeit und nicht der Zeit der Samurai. Die Meji und Showa Zeit haben das heutige Japan geprägt, die Zeit der Samurai davor hingegen in Wahrheit viel weniger als man gemeinhin glaubt. Der Unterschied zwischen dem Tokugawa-Shogunat und dem späteren Kaiserlichen Japan ist eben in Wahrheit immens.

Die allgemeine Disziplin in der Gesellschaft entstand erst durch ihre radikale Militarisierung von Oben in der Meji-Zeit, in der die besonderst strikte militärische Disziplin der IJA die Gesellschaft durchdrang. Und diese hatte ihren Ursprung eben wieder in den Problemen die Takasugi hatte, als er gemischte Verbände aus Bauern und Samurai aufstellte, da er ohne strikteste Disziplin diese aufgrund der Inneren Spannungen nicht unter Kontrolle halten konnte.

Zitat:Tatsächlich erinnert mich die Adaption moderner britischer Gewehre und die daneben existierende Fremdenfeindlichkeit an das Vorgehen der Reichseiniger - sobald deren Ziel mithilfe der neu erlernten Technik erreicht war, hieß es dann ja: Schotten dicht und Feuerwaffen bestenfalls als Dekoration.

Und hier war eben einer der enormen Unterschiede zu damals: die Radikalen die da die Macht ergriffen, lehnten nur die Ausländer ab, nicht aber die ausländische Technik und legten diese daher nach erreichen ihrer Ziele gerade eben nicht ab, sondern bauten sie systematisch aus und stülpten sie dem japanischen Volk mit Zwang über. Das reichte weit über Feuerwaffen hinaus: über die Kleidung bis hin zu den Adelstiteln wurde die gesamte Gesellschaft durchreformiert. Die erste Generation der Radikalen gab sogar die klassischen japanischen Schwerter auf und führte einhändige Säbel nach französischem Vorbild ein, mit der Begründung, dass zweihandschwerter für die moderne Kriegsführung sinnlos seien, weil man dann in der zweiten Hand keinen Revolver führen könne.

Dabei waren die Ziele dieser Radikalen genau genommen extrem rückwärts gewandt: man wollte im Endeffekt in die frühe Kaiserzeit Japans "zurück", in der es keine Samurai gegeben hatte und der Kaiser der uneingeschränkte Herrscher Japans gewesen war. Und im Bestreben dies zu erreichen, schuf man etwas völlig neues, nicht gewollt, sondern aus den Zwängen der Umstände heraus.
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