(Zweiter Weltkrieg) Imperiale Japanische Armee
#9
Die Neue Armee

entstand dann ab 1867 aus den oben erläuterten Ursprüngen heraus im Bürgerkrieg um die Macht. Dieser Krieg wird Boshin-Krieg genannt, da er im Jahr des Drachen stattfand, die Details des Krieges findet man überall im Netz, ich will mich daher mehr auf die Aspekte konzentrieren, die für die Entstehung und weitere Militärkultur der IJA wesentlich waren.

Im November 1867 stießen starke Militärverbände der Mori und der Shimazu nach Zentraljapan vor. Das vorher geheime Militärbündnis zwischen den beiden Adelsfamilien wurde nun allgemein bekannt. Darauf hin schloßen sich auch noch die Tosa den Aufständischen an. Die Tokugawa zogen darauf hin aus taktischen Gründen ihre Truppen aus Kyoto ab und konzentrierten diese in Osaka und in einem Gewaltmarsch nahmen die Truppen der beiden Verbündeten Kyoto ein. Obwohl offiziell Verbündete, konnten sich die beiden Adelsfamilien gegenseitig nicht ausstehen und achteten stritk darauf, dass keine der beiden Seiten in Kyoto irgendeinen Vorteil erlangte. Diese Konkurrenz der beiden primären Träger des Aufstandes sollte für die weitere Militärgeschichte Japans drastische und langandauernde Folgen haben.

Im Dezember 1867 zwangen die Mori darauf hin den erst 14 Jahre alten Kaiser ein Edikt zu unterschreiben, mit denen er den Aufständischen befahl, den Shogun zu stürzen, dessen ganzes Land an sich zu nehmen und eine neue kaiserliche Regierung zu bilden. Am 03 Januar 1868 besetzten darauf hin Truppen der Mori und Shimazu den kaiserlichen Palast.

Zeigleich stießen die Truppen der Tokugawa bereits wieder nach Kyoto vor, und die Heere aller Beteiligten stießen ein Stück südlich von Kyoto, um die Ortschaft Fumishi aufeinander. Die Truppen der Mori wurden dabei von Omura kommandiert, auf der Seite der Shimazu führte deren befähigster Feldherr Saigo Takamori. Die Schlacht lief längere Zeit ohne Entscheidung hin und her und langsam aber sicher begann das zahlenmäßige Übergewicht der Tokugawa sich durchzusetzen. Am 28 Januar sah es dann so aus, als ob die Tokugawa durchbrechen würden, als genau zu diesem Zeitpunkt der erst 21 Jahre alte kaiserliche Prinz Ninnaji mit dem Banner des Kaisers persönlich auf dem Schlachtfeld erschien. Eine Schockeinheit der Mori unternahm darauf hin einen vernichtenden Angriff inmitten der vorstoßenden Truppen der Tokugawa wodurch die Schlacht kippte. Die Mori erlitten dabei jedoch entscheidende Verluste.

Die Shimazu hatten sich während der Kämpfe weitgehend zurück gehalten und verfügten daher noch über die Reserven, die fliehenden Feinde zu verfolgen und es gelang ihnen dabei sogar, bis nach Osaka vorzustoßen und eine Sammlung des Gegners so weit zu verhindern, dass die Festung von Osaka in die Hände der Aufständischen fiel.

Mit dieser Eröffnungsschlacht des Boshin-Krieges war der Sieg der Aufständischem im Endeffekt schon gesichert worden. Da die Mori die höchsten Verluste zu beklagen hatten, gelang es ihnen nicht, sich machtpolitisch in Kyoto so durchzusetzen, wie sie es ohne diese Verluste hätten tun können. Daher mussten sie zähneknirschend die Macht mit den Shimazu teilen. So entstand hier in dieser Schlacht die Teilung und andauernde Konkurrenz zwischen der späteren Armee und der Marine, mit allen Konsequenzen die diese Konkurrenz dann hervor brachte. Beide Parteien der Aufständischen mussten daher in Verhandlungen treten und so kam es im März 1868 dazu, dass die neu ernannte kaiserliche Regierung verschiedene Ministerien und Verwaltungsbüros gründete, darunter auch ein Kriegsministerium. Diesem wurden die Truppen der Aufständischen als kaiserliche Armee unterstellt.

Diese Unterstellung unter nur einen im Endeffekt gemeinsamen Oberbefehl führte sofort zu massiven Spannungen zwischen den Mori und Shimazu, da die Mori einen solchen gemeinsamen Oberbefehl nicht akzeptieren wollten. Dasselbe Problem ergab sich bei der Aufstellung einer kaiserlichen Leibwache, welche als Eliteeinheit und Kaderschmiede für die neu geschaffene Armee dienen sollte.

Aufgrund der Querelen zwischen den beiden Parteien wurde daher im April 1868 ein sogenanntes vorläufiges gemeinsame Direktorat für die Kriegsführung geschaffen, dass wiederum in zwei völlig getrennte und eigenständige Unterstrukturen geteilt wurde: eine für die Armee und eine für die Marine. Dabei rissen die Mori die Kontrolle über die Armee an sich, und die Shimazu die über die Marine. Das Direktorat für die Armee teilte dann das Land willkürlich in bestimmte Bereiche ein, von denen jeder eine bestimmte Zahl Truppen zu stellen hatte. Dabei wurde eine gewisse Rücksicht auf bestehende Lehen oder Adelsfamilien genommen. Jedes Lehen hatte als Minimum 10 Mann für je 10 000 Koku Reis zu stellen (in der Praxis wurde aber dann im Endeffekt völlig willkürlich und auch mit Gewalt eingezogen). Die neue Armee war nach Ideen von Omura zunächst als Wehrpflichtarmee angedacht und sollte sich aus Bauern und Samurai zusammen setzen, nach dem Vorbild der Kiheitai. Diese neue Armee wurde Choheigun genannt. Die Veteranen der Kiheitai Verbände bildeten einen Gros der Offiziere und Ausbilder.

Auch wenn noch etliches an Chaos und Durcheinander das Vorgehen der Neuen Armee im Boshin-Krieg behinderte, konnten die Aufständischen die Zahl ihrer Truppen rasant vergrößern und den Krieg für sich entscheiden. Als Erbe dieser Begründung der IJA verblieb aber die nie mehr überwundene strikte Teilung und andauernde Konkurrenz von Armee und Marine, die auf die de facto Feindschaft der Mori und Shimazu zurück reicht und auf den Umstand, dass sich die Mori aufgrund ihrer Verluste nicht allein an der Macht durchsetzen konnten.
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