(Zweiter Weltkrieg) Imperiale Japanische Armee
#15
Nelson:

Zitat:soweit ich der mir vorliegenden Übersetzung von Hagakure trauen darf, .... Da Tsunetomo das Buch so um 1700 herum verfasst hat, dürfte zumindest seine Form des Bushido halbwegs "authentisch" für die Situation der Samurai in der "mittleren" Tokugawa-Zeit sein.

Gerade das Hagakure ist ein sehr gutes Beispiel: während des Tokugawa Shogunats hatte diese Schrift in keinster Weise die Bedeutung die sie dann später nach dem Ersten Weltkrieg in romantisierender Verklärung der Samurai-Kultur durch die IJA erst erhielt. Das Hagakure war eine Schrift, deren Wirkung und Bedeutung während der Tokugawa Zeit gering war, bzw die in dieser Zeit als das Werk eines Extremisten eingestuft wurde, die aber dann später - erst nach dem Untergang der Samurai-Kultur dann überhöht und als für diese typisch wahrgenommen wurde.

Zitat:Die gesamte "Aufhängung" eines Katanas für Fußkämpfer (Schneide nach oben) dient meines Wissens nach dazu, nach dem ziehen in der gleichen Bewegung sofort einen einhändigen Schlag ausführen zu können.

Natürlich gibt es dafür im Batto Jutsu, Iai-Jutsu, Iai-Do usw Techniken dafür, aber man beachte wie diese dann nach dem ersten Ziehen immer fortgeführt werden: nämlich fast immer mit einem zweihändigen Griff. Desweiteren ist die Frage der Wirkung entscheidend: du kannst einhändig aufgrund des Gewicht der Waffe nur unter sehr speziellen Umständen einen Hieb setzen, der ausreichend schnell und ausreichend wuchtig ist.

Zitat:Außerdem ist ein Katana mit etwa einem Kilogramm Gewicht nicht schwerer, sondern eher leichter als z.B. ein Pallasch oder ein Entermesser.

Die meisten historischen Katana waren durchaus etwas schwerer. Ganz allgemein gilt, dass das Gewicht bei Katana stark geschwankt hat (bei ungefähr gleicher Größe bzw gleicher Länge). Die später im Zweiten Weltkrieg von der IJA neu eingeführten "Katana" waren allerdings im Schnitt viel leichter als die historischen Originale.

Das historische Katana und Tachi leichte Waffen waren ist ein typisches Missverständnis, dass Gegenteil war der Fall. Im Vergleich zur Größe waren sie vergleichsweise schwer und sollten dies ja auch gerade eben sein, um dadurch Rüstungen durchschlagen zu können.

Zitat:Für einen Kavalleristen ist auch keine andere Kampfesweise als die einhändige möglich.

Von einem Pferd aus ist die ganze Kampfweise eine völlig andere, da hier primär das Pferd und seine hohe Geschwindigkeit die Wirkung der Waffe erzeugt. Von einem stehenden Pferd aus ist eine Katana hingegen einem europäischen Säbel so unterlegen, dass dieser selbst nach dem Wiederaufleben der Katana in der IJA bei der Kavallerie weiter in Gebrauch blieb.

Zitat:Man hört auch ab und an von Schwermeistern, die den gleichzeitigen Kampf mit Taichi und Tanto bzw. Katana und Wakizashi beherrscht haben sollen.

Es gibt eine von Musashi persönlich begründete Schwertkampfschule, welche diese Kampfweise noch heute trainiert. Dazu einige Anmerkungen: Musashi war für einen Japaner außergewöhnlich groß und kräftig. Desweiteren dient hier die Katana oft nur zum Parieren bzw Abfangen des feindlichen Angriffs in einer vergleichsweise passiven wenig beweglichen Rolle während dann blitzschnell mit dem Kurzschwert zugestoßen wird. Allgemein wird mehr gestochen und viele der Techniken bzw Kata sind nicht praxistauglich und haben sich vom realen Schwertkampf unter militärischen Bedingungen immens weg entwickelt.

Die IJA hat diverse historische Schwertkampfschulen getestet für einen Einsatz unter Kampfbedingungen und kam beispielsweise zu der Schlußfolgerung, dass trotz allen Ruhmes den Musashi aufgrund eines gewissen Romans in Japan hatte die scheinbar von ihm stammenden Schwertechniken für einen realen Kampf auf Leben und Tod untauglich waren/sind.

Zitat:Natürlich ist ein Katana eher auf die Führung mit beiden Händen ausgelegt, allerdings hat dies, so spekuliere ich, eher etwas mit dem Ideal des Schwertes als Zweikampf-Waffe zu tun, sowie damit, das die übrigen "Standart-Waffen" (Yari, Yumi, Naginata) beidhändig geführt werden mussten - hatte man keine davon zur Hand, hatte man eben beide Hände für das Schwert frei, da es scheinbar keine Schilde gab (was wieder mit dem offenen, ehrenhaften Zweikampf zusammenhängen könnte... spekulier...)

Das hatte eher etwas damit zu tun, dass man Rüstungen zu durchschlagen hatte und dafür mehr Wucht brauchte. Die Katana (oder genauer genommen das Tachi) war zudem eine reine Sekundärwaffe und ein Statussymbol und nicht die primäre Kampfwaffe. Primär führte man Lanzen, Schwertlanzen usw du hast die ja schon entsprechend genannt. Auch diese wurden wegen der Länge, dem Gewicht und den vorhandenen Rüstungen eben zweihändig geführt um so mehr Durchschlagswirkung und mehr Mannstoppwirkung zu haben. Das Fehlen von Schilden war ein Resultat der Rüstungen und des Ursprungs der Samurai als berittene Bogenschützen, und hatte wiederum mit offenen ehrenhaften Zweikampf nichts zu tun.

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Für das Bogenschießen vom Pferd aus braucht man zwei freie Hände und auch die Lanze kann man vom Pferd aus beidhändig viel flexibler, wendiger und zur Seite hin auch wuchtiger einsetzen als mit einem Schild zusammen. Die Japaner setzten ihre Lanzen vom Pferd aus ähnlich ein wie die Byzantiner beispielsweise den Contus,

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also mit beiden Händen gegriffen fechtend, aber auch schlagend und schneidend und durch den zweihändigen Griff konnte man trotz hoher Geschwindigkeit, Beweglichkeit und Flexibilität die Länge der Lanze voll ausnutzen. Dafür waren die Stöße (Hiebe, Schnitte) weniger wuchtig, was aber angesichts der kleineren und leichteren japanischen Pferde und der Konzentration auf das Bogenschießen ohnehin nicht so relevant war.

Der Tachi diente dann primär als Sekundärwaffe wenn alle anderen Waffen ausgefallen waren und die noch im Krieg verwendeten historischen Schwerter waren deutlich schwerer als späterere "zivile" Ausführungen für den every-day-carry, ja sogar der Unterschied zwischen Tachi und Katana kann oft abgesehen von der Aufhängung/Trageweise der Scheide am Gewicht gemessen werden, wobei das höhere Gewicht der älteren Schwerter wie auch der zweihändige Griff gerade eben dem Durchschlagen der Rüstungen diente. Die Fechtweise von Musashi mit zwei Schwertern war da schon eine artifizielle die mit dem Kriegseinsatz bzw Einsatz unter Kriegsbedingungen nichts mehr zu tun hatte.

Anbei: Schilde wurden in Japan von manchen Kämpfern durchaus verwendet, ebenso gab es geradklingige Schwerter (nein, nicht "ninja"schwerter sondern von Samurai verwendete Typen)

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