(Zweiter Weltkrieg) Imperiale Japanische Armee
#28
Um mal ein praktisches Beispiel für diese merkwürdige amphibische Doktrin der Japaner vor 1920 zu geben:

Bei der Landung auf der Liaodong Halbinsel wurde die zweite japanische Armee in einer gewaltigen amphibischen Operation angelandet. Dazu wurden neben den Landungsbooten des Heeres und der Marine viele von zivilen Firmen und Fischern beschlagnahmte Boote eingesetzt. Die größten Landunsboote hatte das Heer, welche in einem Boot siebzig Soldaten oder zehn Pferde oder drei leichte Feldgeschütze laden konnten. Die Landungsboote der Marine fassten vierzig Mann oder sechs Pferde oder zwei leichte Feldgeschütze.

Für die Annäherung an die Küste gab es noch als eine Art Zwischenstation kleine Truppentransporter Marine, die 500 Mann oder 104 Pferde fassen konnten und die bei geeigneten Verhälnnissen ebenfalls an der Küste anlegen konnten (aufgrund geringen Tiefgangs). Alle diese Typen wurden von anderen Booten aus mittels Tauen geschleppt und hatten keinen eigenen Antrieb außer ein paar Hilfsrudern für die Navigation.

Zur Durchführung der Landung am frühen Morgen hatte die IJN zwei Bataillone aus ausgesuchten Seeleuten zusammmen gesammelt und als "Marineinfanterie" für diese Operation bestimmt. Die Angehörigen dieser zwei Bataillone hatten allesamt eine intensive Ausbildung in Infanterietaktik erhalten. Diese beiden Bataillone wurden zusammen mit zwei Feldgeschützen als erstes am Strand abgesetzt und drangen sofort ins Hinterland vor wo sie einige Hügel besetzten. Als nächstes wurde ein Heeres-Pionier-Bataillon zur Küste verbracht dass begann die Landungszone für die folgende Großlandung vorzubereiten.

Das Heer hatte wiederum die siebzehnte Brigade der 5 Division als "Marineinfanterie" für diese Operation bestimmt und setzte diese als erstes unmittelbar nach den Pionieren an der Küste ab. Zu diesem Zweck war die siebzehnte Infanteriebrigade um 450 Mann Kavallerie verstärkt worden - damit diese gleich nach Landung weitgreifende Aufklärung betreiben konnten. Innerhalb nur einer Stunde wurde die komplettte siebzehnte Brigade, immerhin 6000 Mann an die Küste verbracht. Von dort aus stießen diese umgehend zu den Stellungen der zwei "Marineinfanterie" Bataillone der IJN vor und verstärkten deren Flanken bzw schlossen die Lücken zwischen den Hügeln um die Landung abzuschirmen.

Keine der eingesetzten Einheiten hatte vorher irgendein Training in amphibischen Operationen erhalten, auch die Seeleute der IJN nicht, diese waren vorher nur intensiv in Landkriegsführung und Infanterietaktiken geschult worden.

Nach der Errichtung des Brückenkopfes wurde dann innerhalb von 10 Tagen die komplette zweite Armee abgesetzt (drei verstärkte Infanteriedivisionen zuzüglich diverser sonstiger Einheiten).

So oder so ähnlich liefen dann eigentlich alle japanischen amphibischen Operationen vor 1920 ab.

Ein interessanter Fakt noch am Rande: die IJA betrachtete vor allem die 5, die 11 und die 17 Infanterie-Division als Einheiten für amphibische Operationen und zog diese Einheiten für solche Einsätze anderen Verbänden vor. Das hatte folgende Gründe: die drei Divisionen waren schon ab 1894 in Ujina in der Bucht von Hiroshima stationiert, und dieser Ort war die primäre Basis für die Verladung von Truppen nach Übersee. Und zweitens waren diese drei Divisionen vom Generalstab einem bestimmten Gebiet "zugeteilt" worden (ein Konzept auf das ich später noch eingehen werde) und waren daher den Phillipinen, Taiwan und der chinesischen Küste zugeordnet. Daher wurden sich auch als sogenannte westliche Divisionen bezeichnet. Und Drittens hatte insbesondere die 5 Division mehr praktische Erfahrung mit amphibischen Operationen als andere Heereseinheiten.
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