(Luft) Planes of Dreamland – Schwarze Programme der US Streitkräfte
#8
Zitat:Mal ne völlig naive Frage an der Stelle. Bei offiziellen Aufträgen findet zumindest augenscheinlich vorher eine Vergabe / ein Wettbewerb statt.

Wie könnte das bei solchen schwarzen Projekten funktionieren ? Geht hier das Militär auf die Unternehmen zu und sagt...hier wir wollen mal schauen was ihr von dieser Idee umsetzen könnt, oder eher andersherum von Seiten der Unternehmen... hier, geile Idee von uns, sollen wir das für Euch mal in die Luft bringen ? Wahrscheinlich beides möglich !??
Ja kommt drauf an.

Wenn staatlicherseits irgendein Projekt auf den Weg gebracht wird, dass in einem einsatzfähigen System münden soll werden in Frage kommende Rüstungskonzerne gezielt abgefragt.
Die reichen dann irgendwelche Vorschläge ein, die in Auswahlverfahren gegeneinander antreten. Das ist meistens eine sehr übersichtliche Sache im Sinne von, diese Projektteams sind in den ersten Phasen sehr kleine Gruppen von vielleicht zwei, drei Dutzend Entwicklern. Das ist aber nicht so abgeschottet wie man vielleicht meinen möchte, Kooperation der Entwicklungsabteilungen diverser Konzerne ist alles andere als ungewöhnlich. Es gab aber auch schon Fälle das eine Entwicklungsabteilung mit verschiedenen Partnern gegen sich selber angetreten ist.

Heutzutage ist die Szene sicherlich übersichtlicher als in den Siebziger und Achtziger Jahren, neben Lockheed, Boeing und Northrop gibt es im Luftfahrtsektor nichtmehr viel. General Dynamics hat sich in anderen Sparten weiterentwickelt, McDonnell Douglas wurde von Boeing geschluckt, Vought ist schon lange nichts mehr, Fairchild gehört jetzt IAI, Grumman zu Northrop genauso wie Teledyne Ryan…
Entsprechend dürfte der Konkurrenzdruck sein, bzw. anders gesagt, der schwarze Markt dürfte so groß sein, dass die drei wie die Maden im Speck davon leben können.

Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass da mittlerweile viele vor allem Forschungsaufträge einfach so vergeben werden. Es dürfte bis zu einem gewissen Grad eine Spezialisierung bestehen und wenn hier staatlicherseits (sprich hauptsächlich durch DARPA) Interesse an diesem oder jenem existiert passiert halt einfach was. Beschaffungsbürokratie gibt es auf dieser Ebene einfach nicht in der üblichen Größenordnung, je schwärzer oder je grundlegender das Projekt desto Hürden gibt es. Und dementsprechend viel Geld wird auch verpulvert.

Das viel größere Problem ist die strikte Geheimhaltung in dem Bereich. Die Entwicklerteams sind in aller Regel vom eigentlichen Unternehmen und auch voneinander strikt abgeschottet, Technologieaustausch ist da kaum möglich.

Die Geheimhaltung geht soweit, das verschiedene staatliche Stellen Geld in ganz ähnliche schwarze Projekte investieren ohne voneinander zu wissen. Beispielsweise hat ziemlich parallel zu XST Programm der DARPA (das Programm aus dem die F-117 hervorging) die USAF Areonautical Systems Division auch an Stealth Flugzeugen arbeiten lassen. Da war dann etwa General Dynamics mit Cold Piegon / Have Key am Start, das Teil mit dem später nach diversen Überarbeitungen die USN ATA Competition (A-12 Avenger II) bestritten wurde. Die Herren meinten, dass sie mit ihren Basteleien im Vorprototypenstadium ganz vorne wären was Signaturreduzierung anging während sie bei Lockheed in ganz anderen Regionen unterwegs waren.

Die wollten dann im Zuge des A-12 Programms für die Navy auch KnowHow von der Air Force / Lockheed transferieren womit sie gehörig auf die Schnauze gefallen sind. Das war dann auch Thema eines juristischen Verfahrens über fast drei Jahrzehnte das erst letztes Jahr zu Ende ging.

Zitat:Eigentlich müsste doch jede große Schmiede eine Art Skunk Works sein Eigen nennen. Ansonsten hätte doch LM sich durch die Finanzierung der Projekte über die Jahre so viel Wissen und Erfahrung in gewissen Technologien aneignen können, dass jedweder Wettbewerb von offiziellen Projekten obsolet erscheint. Insofern werdens da wohl schon auch bei den schwarzen Projekten auf eine Ausgewogenheit achten müssen, hm.
Haben sie auch. Bei Boeing heißt das Phantom Works, das haben sie von McDonnell geschluckt, wahrscheinlich der wertvollste Teil des Unternehmens. Northrop ist ein wenig anders strukturiert, aber die stehen da auch in nichts zurück.

Für den unbedarften Beobachter mag es auch so aussehen als sein Lockheed mit Skunk Works die absolute Spitze. Ich halte das für einen Irrtum und gutes Marketing von Lockheed. Northrop ist da meiner Einschätzung nach technologisch seit jeher deutlich weiter als Lockheed. Die haben nur das Pech, dass Lockheed mit der F-117 den großen PR Coup setzen konnte, ihr eigener B-2 nach dem Ende des Kalten Krieges nicht vom Boden hochkam und die YF-23 aus rüstungspolitischen Gründen verloren hat. Wenn man dann den Gerüchten Glauben schenkt was alles schwarz von ihnen unterwegs ist sind sie das deutlich heißere Eisen.

Zitat:Was mein begrenzter Verstand auch nicht auf die Reihe bekommt ist die Tatsache, dass sich über die vielen Jahre tausende von Leuten mit den schwarzen Projekten in der Planung oder dann Umsetzung beschäftigt haben müssen. Wie bekommt das Militär es hin, dass verhältnismäßig kaum bis gar keine Whistleblower sich nicht einmal unter dem Schutz der Anonymität des Internets oder der "vergangenen Zeit bis Gras über die Sache gewachsen zu sein scheint" an die Öffentlichkeit begeben ? Auch hier arbeiten auch nur Menschen, die sich vielleicht mal später betrogen, vernachlässigt, unterschätzt, nicht hinreichend beachtet worden zu sein, von Rache oder Ego getrieben, aufgegeben oder vom eigenen System verraten worden zu sein... gefühlt haben müssen.
Wenn man sich ein wenig damit beschäftigt findet man das sehr schnell nicht mehr ungewöhnlich.

Die Geheimhaltung dieser Projekte ist extrem weitreichend.

Ein ‚bis nach Jahrzehnten Gras über die Sache gewachsen ist‘ gibt es nicht. Die bleiben solange geheim bis die einstufende Instanz es anders bestimmt, wenn es sein muss open end über zig Jahrzehnte. Das führt bei den wirklich schwarzen Projekten dazu, dass es über kurz oder lang die einstufende Instanz überhaupt nicht mehr gibt, der Verantwortliche garnichtmehr entsprechend tätig ist und keiner die Geheimhaltung mehr aufheben kann bzw. überhaupt noch weiß, dass da irgendwann mal dieses oder jenes gemacht wurde. Da hilft dann höchstens irgendwann mal der Zufall das dieses oder jenes ans Licht kommt (Boeings Quiet Bird letztes Jahr beispielsweise).

Whistleblowing ist da auch eher weniger zu empfehlen. Die Arbeitsverträge die es da gibt enthalten extrem strafbewehrte NDAs im Sinne von, bei Geheimnisverrat Lebenslang bis Todesstrafe außerhalb der herkömmlichen zivilen Gerichtsbarkeit. Wenn sie wollen können die da jeden wegen National Security einkerkern ohne das da groß draußen jemand was von mitbekommt.

Auch ist es so, dass Militärangehörige und Zivilisten die in diesem Bereich tätig sind sehr engmaschig überwacht werden. Selbstverständlich inklusive des persönlichen Umfelds. Das Aufgabe der Defense Intelligence Agency und diese Herrschaften sind noch humorloser als die NSA.
Die überwachen logischerweise auch die paar einschlägigen Seiten im Netz die sich ernsthaft mit dem Thema befassen. Man möchte sich mit denen nicht anlegen und es gibt dokumentierte Fälle in denen sie geleaktes Material aus dem Netz geholt haben.

Wenn man da nicht scharf drauf ist zum Märtyrer zu werden sollte man es im Zweifelsfall lassen. Nicht jeder hat soviel Glück wie Snowden und schafft es bis nach Russland.

Einschüchterung ist das eine, auf der anderen Seite darf man den Patriotismus der dort tätigen Menschen nicht unterschätzen. Das ist das was man immer hört (Historie des F-117 Projekts zB), auch wenn sie niemals jemanden etwas davon außerhalb ihrer engste Arbeitsumgebung erzählen können, diese Menschen sind extrem stolz auf diese Art für ihr Land arbeiten zu können.

(leider, wäre ich amerikanischer Staatsbürger würde ich schon gerne wissen wo die zig Milliarden Jahr für Jahr versickern…)
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