Weitreichende Raketensysteme Bundeswehr
#2
Leuco:

Zitat:Mich würde der Grund hierfür interessieren. .....Kennt jemand den Hintergrund zu dieser Fähigkeitslücke?

So weit es mir bekannt ist wollen die Teilstreitkräfte durchaus Raketen hoher Reichweite und das schon seit Jahren. Dass sie diese nicht bekommen muss also an Entscheidungen im Verteidigungsministerium oberhalb von ihnen liegen. Wie meist ist hier der Grund vermutlich ein ganzes Faktorenbündel, deren einflussreichste wahrscheinlich Inkompetenz, Ignoranz und Lobbyismus von Rüstungsfirmen sind. Gerade in der Merkel-Zeit ist das Verteidigungsministerium ja weitgehend zu einer Geldbeschaffungsmaßnahme für Großunternehmen geworden und werden sicherheitspolitische Entscheidungen zu sehr aus wirtschaftspolitischen, wahltaktischen, persönlichen (Posten) und sonstigen nicht-militärischen Gründen getroffen.

Zur Frage der Landkriegsführung:

https://wehrtechnik.info/index.php/2021/...en-feuers/

Im Strang Raketenartillerie habe ich dazu einen ausführlichen Kommentar geschrieben.

Zitat:Gerade bei der Marine, welche den Landbeschuss im Profil hat, wäre ein weitreichendes Mittel als die Seezielflugkörper doch sinnvoll. Die Schiffe könnten so ggf. außer Reichweite der landgestützten Systeme des Gegners bleiben.

Wenn man nun Land- und See zusammen betrachtet, dann wäre es natürlich sinnvoll Raketen sehr hoher Reichweite zu haben die man sowohl von Schiffen als auch von Land aus abfeuern kann. Darüber hinaus kann man solche Raketen und ihre Werfer an Land sehr viel leichter verbergen - von daher ist die Frage eines entsprechenden Land- See Abtausches vor allem auch eine Signatur, Aufklärung, Tarnung usw und nicht so sehr eine der Reichweite. Wenn du von See aus die an Land stehenden Anti-Schiffs-Raketen nicht aufklären kannst, diese aber dich, ist eine etwaige höhere Reichweite auf See irrelevant. Man hätte ja kein Ziel und kann erst dann auf den Feind wirken wenn man näher dran ist und ihn aufgeklärt hat, und damit auch in seiner Reichweite ist.

Mit dieser Logik rüstet beispielsweise das USMC zur Zeit eine beachtliche Raketenartillerie-Streitmacht auf. Da werden zeitnah nicht weniger als 14 weitere neue Raketenartillerie-Batterien neu aufgestellt und mit Systemen mit sehr hoher Reichweite und auch Anti-Schiffs-Raketen versehen. Die Idee dahinter ist dann, dass man entsprechen von Pazifikinseln aus die Schiffe der Chinesen unter Beschuss nehmen kann während diese umgekehrt die landgestützten Werfer schlechter aufklären und deshalb nicht ausreichend bekämpfen können etc und man so die Seeschlacht sozusagen von Land aus gewinnt.

Eventuell ist das auch in der Bundeswehr ein Argument zunächst einmal landgestützte Systeme hoher Reichweite zu priorisieren, aber ich habe noch nie dergleichen von BW Seite aus gehört. Was ich schon mal von einem Marine-Offizier gehört habe war das Argument, dass der Kriegsraum in Nord- und Ostsee zu kleinteilig sei das Raketen sehr hoher Reichweite irgendeinen Vorteil bringen würden. Mein Gegenargument dass eine deutsche Flotte sich in diesen Gewässern ohnehin nicht halten könne und vermutlich in den Atlantik ausweichen müsste wo solche Systeme sinnvoller wären und mein Verweis auf russische Schlachtkreuzer die mit einem Übermass an Raketen bewaffnete sind ließ er nicht gelten.
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RE: Weitreichende Raketensysteme Bundeswehr - von Quintus Fabius - 08.11.2021, 20:14

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