Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg
#50
Schneemanns Prognose klingt deutlich realistischer als Limes. Fazit ist aber so oder so: Das ganze Thema sollte geklärt sein, bevor welcher Trump auch immer gewählt wird.

(02.05.2022, 08:00)Quintus Fabius schrieb: 1. Generierung von Mannschaften durch eine Reform des Militärwesens

Das könnten wir durchaus, würden wir die notwendigen Mittel dafür aufwenden und würden wir die Mannschaftslaufbahn von ihren überkommenen Formen und Bedingungen befreien.
Klar könnten wir das theoretisch. Nur ist es nicht realistisch.

Zitat:Die Idee aber selbst nur noch Führen zu wollen, etwas San dazu und ein paar Hochwert-Systeme, während die Geführten aus den Soldaten der Osteuropäer bestehen (Rahmennationen-Konzept) ist nicht nur sicherheitspolitisch risikoreich, sie krankt auch daran, dass sie von den Osteuropäern nur dazu ausgenützt werden wird ihre Kosten in Friedenszeiten auf uns auszulagern, uns im Kriegsfall aber mal rein gar nichts zu unterstellen. Den dass es so kommen wird ist die höhere Wahrscheinlichkeit (und wurde mir schon ganz offen von Soldaten in der Slowakei und in Polen eröffnet).
Das ist schon noch eine Frage davon, wie man das umsetzt. Natürlich können nicht einfach nur Führungs- und Spezialfähigkeiten gestellt werden. Eine Führungsnation (was wir sein müssen) muss natürlich alle Ebenen abdecken und eigene vollumfängliche Kampfverbände vorhalten. Und das tun wir ja auch. (Mehr oder weniger)
Nur ist es in meinen Augen einfach nicht realistisch, dass wir eine deutliche Verschiebung innerhalb unsere Streitkräfte von Offizieren zu Mannschaften, von Spezialfähigkeiten zu echter Infanterie, von Qualität zu Quantität umsetzen können, solange die Bedrohung noch nicht wieder an unserer eigenen Grenze steht.

Zitat:2. Generierung von Mannschaften durch eine wesentlich weiterführende Roboterisierung der Kriegsführung
Wozu mMn aktuell gerade der notwendige Artillerieaufwuchs Potential hat. Zwei RCH können eine PzH2k ersetzen, ohne dass es dazu einen Personalaufwuchs bräuchte. Und ich bin zwar kein Experte für die Logistik und Instandhaltung, kann mir aber vorstellen, dass auch der entsprechende Rattenschwanz nicht deutlich anwachsen dürfte, wenn das schwere Unikum-Kettensystem durch den breit eingeführten Radpanzer ersetzt wird. Alleine der Wegfall von Panzertransportern sollte die zusätzlichen Exemplare kompensieren.

Zitat:3. Generierung von Mannschaften durch richtige Schwerpunktsetzung

Wir streuen in der Bundeswehr zu sehr was die Fähigkeiten im Kampf angeht. Abgesehen von diesem mangelndem Schwerpunkt bei dem was kämpft, haben wir in der real existierenden Bundeswehr definitiv einen Schwerpunkt beim Sanitätswesen (auslagerbar), bei der Führung (muss reduziert werden - dringend notwendiger Teil von 1.) und bei de facto zivilen Behörden welche an die Bundeswehr angehängt sind (kann man auch auslagern und drastisch vermindern). Es fehlt also ein Schwerpunkt in Bezug auf die Generierung von Kampfkraft (wo und wie man diese exakt produziert) und stattdessen hat man einen Schwerpunkt in nicht-kämpfenden Bereichen welche höchst fragwürdig sind. Dies muss komplett verschoben werden. Es müssen aus der Bundeswehr bestimmte Elemente heraus und/oder sie müssen drastisch reduziert werden. Und da beißt sich die Schlange in Richtung 1. gleich wieder in den Kopf: mit unseren überkommenen Strukturen und all diesem überkommenen "militärischen" Getue wird das nicht bewerkstelligbar sein.
Das würde ich gar nicht so problematisch sehen. Einfach das gesamte Kommando Territoriale Aufgaben aus der Bundeswehr aus- und dem THW angliedern. Dessen einziger zwangsläufig militärische Teil ist doch die Territorialreserve. Und die ist in der derzeitigen Größenordnung militärisch eh irrelevant. Dann lieber all das in den Zivilschutz packen und die Bundeswehr komplett davon befreien. Das Prinzip der Amtshilfe umkehren und seitens der Bundeswehr auf Unterstützung durch den Zivilschutz zurückgreifen. Übrigens eine interessante Option, ausscheidenden Zeit- und älteren Berufssoldaten den Wechsel in diese Zivilschutzorganisation zu ermöglichen.

Aber um das nochmal auf das eigentliche Thema zurück zu führen:
Eine Territorialverteidigung, wie sie derzeit in der Ukraine stattfindet, ist in Deutschland realistisch betrachtet unmöglich geworden, und solange wir nicht wieder Frontstaat werden, bleibt das auch so. Daher müssen wir darauf setzen, eine Verteidigung weiter vorne durchzuführen, wo die Gesellschaften das noch leisten können. Demensprechend halte ich unsere Ausrichtung auf Qualität und Spezialisierung unter Einbindung der Osteuropäischen Quantität weiterhin für das Beste, das wir momentan realistisch erreichen können.
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