Leichte Infanterie
Vorab vielen Dank für deine Ausführungen! Rein persönlich komme ich aus dem Infanterie / Aufklärungsbereich und bin daher kein Pionier, man sehe mir daher bitte gewisse Unschärfen bei den Begrifflichkeiten nach.

Zitat:solche Bastelarbeiten können kein planerischer Ausrüstungsbestandteil sein für eine Militäreinheit......Erstausstattung......In den Ausrüstungsplan gehört Sprengstoff + x Zünder und der rest ergibt sich eh.

Und was schrieb ich in den Ausrüstungsplan ? Sprengstoff und Zünder. Und wie gesagt geht es bei den ganzen sonstigen Ausführungen von mir nicht so sehr um konkrete spezifische Zielhandlungen, sondern nur um eine Illustration des grundlegenden Konzepts, der Doktrin wenn man so will. Ich müsste also dazu einiges ausführen wie eine solche Einheit insgesamt überhaupt wirken soll, was ihre militärische Aufgabe wäre, nämlich beispielsweise eben nicht Gelände zu halten, Sperren zu verteidigen, Stellungssysteme anzulegen, sondern sich bewusst und explizit überrollen zu lassen, während dessen mit unehrgeizigen Zielsetzungen den Feind bedingt abzunutzen und dadurch vor allem anderen zu verzögern und schließlich in dem Gelände zu verbleiben welches der Feind einfach passiert hat. An die Stelle von Fronten / Stellungssystemen und Sperren tritt ein Netz aus Einheiten welche Lokal verankert sind, entsprechend Lokal das Gelände kennen und die Lokal vorhandenen Möglichkeiten und die damit in der Lage sind diese zu nutzen (dazu unten mehr). Der Gegner verfängt sich entsprechend in diesem Netz, also einer Raumverteidigung statt auf Fronten, Stellungen und Sperren aufzulaufen, entsprechend ist das Ziel vor allem auch die Verzögerung und bedingt die Abnutzung im Rahmen dieser, also die Ertüchtigung leichter Infanterie zur Verzögerung. Entsprechend dieser Zielsetzung und auch aufgrund anderer Faktoren benötige ich eine andere Erstausstattung als wenn ich konventionell agieren würde. Stichwort grundlegende Konzepte:

Zitat:Die schweren Züge sind das Fernkampfäquivalent, Pionierzüge sind das Nahkampfäquivalent, im Infanteriekampf. SSG = Sprengfallen, GMW = Sprengladungen/Flammenwerfer, PALR = Minen
Es kommt also nur drauf an ob man ran an den Gegner will oder nicht

Und das will ich, weil dies den Gegner erheblich darin einschränkt mit Flächenwaffen auf mich einzuwirken, entsprechend so nah ran wie möglich.Noch darüber hinaus können die genannten Wirkmittel aber eben auch indirekt ohne persönliche Präsenz und trotzdem ohne persönliche Gefährdung eingesetzt werden, so dass man insgesamt damit infanteristisch viel flexilber und effektiver ist, als mit dem "Fernkampfäquivalent".

Zitat:Die Einheit muss vor ihrem Einsatz einen Grundstock an Ausrüstung haben mit dem sie abrufbare Taktiken hervorbringt, wen die Soldaten dann vor Ort Gerät "finden" das Ihre Arbeit leichter macht ist das schön und je breiter gestreut die Vorausbildung der Soldaten war um so einfacher wird es für sie anderes brauchbares Gerät zu erkennen. Aber wie soll das trainiert werden, jeder Pio geht einmal durch alle PioFertigkeiten der Bundeswehr um verschiedene Ausrüstung und Herangehensweisen zu erleben, die dann für den Improviationsfall als Vorgehensmuster dienen die er abwandelt? Das wären Jahre an Ausbildung, die SGA hat 3 Monate.

Und nicht zuletzt auch deshalb sind die Pioniere gesonderte Spezialisten bzw. gibt es eine Pionier-Sektion getrennt von der übrigen Infanterie welche entsprechend deutlich mehr Ausbildung erhält. Denn ansonsten könnte man diese Fähigkeiten ja auch einfach in den normalen leichten Infanteristen vorhalten.

Zitat:das ist logistisch für die Erstausstattung ein Albtraum und macht jede tactische Zeitkalulation zu einem Glückspiel

Nicht so sehr wie du meinst, weil in diesem Konzept die Idee ist, dass solche Einheiten in einem bestimmten Gebiet verankert sind, in welchem sie dann auch bleiben. Und zwar unabhängig davon ob der Feind dieses Gebiet passiert hat oder nicht. Entsprechend ist schon vorher bekannt, was zur Ergänzung der Erstausstattung vorhanden ist, und ja, dass kann sich dann von Gebiet zu Gebiet unterscheiden, je nach den Möglichkeiten.

Zitat:diese Behältnisse sind für einen Molotow Cocktail wie von mir beschrieben, sind sowohl Dosen wie auch PET-Flaschen nicht zu brauchen.

Natürlich nicht. Aber ich würde entsprechende Wurfbrandsätze auch nicht so hoch gewichten, dessen ungeachtet: in Osteuropa gibt es genug Glasflaschen und warum sollten wir in einem offensiven Einsatz in einem dieser Neokolonialscharmützel auf diese Weise kämpfen ?

Zitat:Pol in den Deckel, Pol an den Boden, Flasche wird umgestoßen

Ich meinte da ein ganz anderes System, mit einem Schlauch, aber die Details sind hier gar nicht wichtig. Wir könnten hier endlos spezifische Methoden anführen, relevant ist die dahinter stehende Einstellung und Doktrin, nicht die spezifische Methode für sich.

Zitat:Du wolltest doch "Zehenabtrenner" .....entsprechend kann man die durch anstreifen der fläche mit einem Paddel, einer Zeltbahn, einem umgedrehten Besen,.... zu Umsetzung bringen ohne sich zu gefährden.

Ja richtig, da habe ich dich falsch verstanden .Toe-Popper kann man natürlich auch so umsetzen.

Zitat:es ist auch keine Frage des können überhaupt sondern das man einfach weniger Platz zum schwenken braucht und die Waffe so auch schneller im Ziel ist.

Glaubs mir oder nicht, aber das ist mal wirklich mein Bereich und nein, du hast da keinen Geschwindigkeitsvorteil. Die Idee hier in einer Art überraschendem Begegnungs-feuergefecht möglichst schnell die Waffe ins Ziel zu schwenken kann nur dann relevant sein, wenn vorher schon etliches falsch gelaufen ist bzw. es am Können fehlt. Aber selbst wenn, ist der längere Lauf in so gut wie allen Situationen kein Nachteil, in sehr vielen anderen Fällen im Orts- und Häuserkampf aber ein erheblicher Vorteil, dass reicht von der Mannstoppwirkung bis hin zur effektiven Reichweite und der größeren Durchhaltefähigkeit der Waffen selbst (Überhitzung etc)

Zitat:dafür und das bisschen Fuchsschwanz ne Machete mit schleppen, ne, besser ein Bajonett wie das von Eickhorn fürs H416F, ein Kettenzugsäge und dann einen ordentlichen Stiehl am Spaten

An der russischen Maulwurfspfote kann übrigens problemlos ganz genau so ein ordentlicher Stil befestigt werden, muss man nur den kurzen Stiel rausnehmen und einen längeren einsetzen und festschrauben. Und weil die Maulwurfspfote kleiner und kompakter ist, kommt man damit besser in schwierigen Boden hinein als mit einem normalen Spatenblatt.

Das Bajonett für das HK416F halte ich für weniger gut

https://www.eickhorn-solingen.de/SG-2000-WC-F/en

im Vergleich mit anderen möglichen Bajonetten oder entsprechenden Kampfmessern, beispielsweise und um bei Eickhorn zu bleiben:

https://www.eickhorn-solingen.de/epages/...cts/825259

Und ein Bajonett hält einfach nicht ansatzweise mit einer sinnvollen Machete mit was solche Aufgaben angeht. Ich komme privat aus der Forstwirtschaft und habe viele Jahre mit Heppen, Gerteln usw gearbeitet. Bezüglich der Kettenzugsäge habe ich dir ja bereits vorher zugestimmt, aber dass ist ja kein Widerspruch solche Sägen zusätzlich dabei zu haben.

Zitat:CO wird chemisch durch Oxidation von Kohlenstoff hergestellt, im alltags Soldatendeutsch heißt das "Feuer"

Ich will eigentlich gar nicht so sehr auf solchen nicht so relevanten Unterpunkten herum reiten, weil es mir wie gesagt mehr um den dahinter stehenden Gedanken geht als um die konkrete Methode. CO kann man auch in einer exothermen Reaktion aus der Vermischung von zwei Säuren herstellen, und ich könnte auch noch anmerken, dass CO selbst brennbar ist und mit Luft explosive Gemische erzeugen kann usw usf

Aber um das nochmal zu betonen: ich will gar nicht auf die jeweiligen spezifischen Einzelpunkte hinaus, ich führte nur eine ganze Reihe von meiner Meinung nach unkonventionellen Methoden an, um damit die Idee einer unkonventionellen Kampfweise zu illustrieren bzw. zu verdeutlichen und damit das grundlegende Konzept.

Zitat:Übrigens halte ich von kleinen Mörsern gar nichts, GwHGr werden mit dem Gewehr verschossen und gut. Besser sie üben dafür mehr schießen und nehmen im V-Fall mehr GwHGr mit. (Sollte man Angst um seinen Zeigefinger haben ein serbischer Tipp "nimm einen Ast um den Abzug betätigen", Bajonett geht auch wen es in den Abzug passt)

Sehe ich ganz genau so, und gerade eben deshalb bin ich ja ein großer Befürworter von Gewehrgranaten.

Das war also nicht so gut von mir formuliert. Ich schrieb nämlich nicht kleine Mörser, sondern leichte Mörser. Damit meinte ich dann schon Kaliber von 81mm oder sogar mehr. Es gibt beispielsweise schon seit Jahren finnische Mörser im 81mm Kaliber die insgesamt nur 25 kg wiegen. Und heute wären noch leichtere Mörser entsprechender "mittlerer" Kaliber möglich.

Zitat:die Bundeswehr als Wehrpflichtarmee auf Fernkampf weil der Kampfwertunterschied in der Verteidigung/Stellungskampf zwischen Veteran und Reserve kleiner ist

Aber wie schon geschrieben will ich mit leichter Infanterie in der beschriebenen Art gar nicht auf einen Stellungskampf hinaus. Sondern auf ein Netz, in welchem sich der Gegner ohne auf dezidierte Stellungssysteme zu stoßen frei bewegen kann.

Und beschließend als Frage:

Mal unabhängig von meiner hier vorgestellten Gliederung:

Wo und wie würdest du leichte Pioniere in die Infanterie einziehen ? Als gesonderte Kompanien (wie beispielsweise bei den Luftlandepionieren) - oder als Untereinheit eines Infanterie-Bataillons ? Wenn ja in welcher Stärke und Auslegung ? Wie stehst du zu der Idee in Infanterie-Kompanien entsprechend eine organische leichte Pionier-Gruppe zu haben ? Oder wäre ein Zug als Teil einer schweren Kompanie / oder Unterstützungs-Kompanie besser ? Oder eine leichte Pionier-Kompanie als Teil eines Bataillons ?

Wie sind hierzu deine Ansichten als Pionier ?
Zitieren
Für was eine gesonderte Sektion ? Als die Bundeswehr noch ein unteroffizierkorps hatte im eigentlichen Sinn hatte man als uffz eine zweitverwendung . Damit war sichergestellt das egal welche truppengattung man angehörte jede Kompanie befähigtes Personal in pzabw , fla und pionierdienst hatte .
Zitieren
Solche Kenntnisse sollten natürlich auch bei den normalen Infanteristen vorhanden sein. Die gesonderte Sektion dient aber vor allem auch diesem Zweck, solche Kenntnisse in ihrer jeweiligen Einheit zu verbreiten, als Multiplikator zu dienen und dann ist es halt so, dass man derart weitgehende und tiefere Kenntnisse solcher Techniken nicht in der Breite der Truppe bei allen ausbilden kann, dass geht halt zeitlich nicht. Entsprechend benötigt man zusätzlich Spezialisten, die dann ein wesentlich höheres Können haben.
Zitieren
Zu den Kenntnissen zweitverwendung gehören z.B. sprengberechtigung und bootsführerschein oder Bau von behelfsbrücken . . Die pionierausbildung normaler infanteristen geht normalerweise nicht über bauen von sperren , gewöhnungssprengen , Bau von Stellungen nicht hinaus . Wenn ich das ausreichend vorhalte brauch ich keine extra Sektion Pioniere . Pioniere ohne Fahrzeuge machen sowieso keinen Sinn und selbst Quads ergeben überhaupt keinen Sinn. Solche gemichtwarenläden gehen nur zu Lasten der eigentlichen Aufgabe der entsprechenden Einheit. Auf der übergeordneten kommandierende befehlsebene müssen sie dann trotzdem ein Pionier btl vorhalten weil sie diese Sektionen und Pionierzug nicht wirklich für irgend etwas gebrauchen können . Sie könnten ja nicht mal S-Draht transportieren . Für eine Kettensäge müssen sie Benzin und Öl für die Kette mitführen oder verteilen sie mal 300-400 leere Sandsäcke auf die Sektionen für denn Stellungsbau der betreffenden Kompanie. Da haben wir noch nicht mal Grabewerkzeug , sprengmittel oder Werkzeug für die einfachsten handwerklichen Tätigkeiten dabei. Wir hatten stellenweise im Einsatz oder auch Übungen Handkarren gebaut oder bauen lassen. sie haben ihre persönliche Ausrüstung dazu Weste , waffe , 240-300 Schuss mun , Pistole + mun, handgr. , Nebel , mind. Ein epa , Wasser , dann verteilt noch Funk , pzfst , grapi mun , mg + Munition . Da tragen sie weder noch minen oder andere Sachen . Die nehmen sie vielleicht mal mit wenn sie eine Stellung beziehen .
Zitieren
alphall31:

Zitat:Die pionierausbildung normaler infanteristen geht normalerweise nicht über bauen von sperren , gewöhnungssprengen , Bau von Stellungen nicht hinaus . Wenn ich das ausreichend vorhalte brauch ich keine extra Sektion Pioniere .

Das wäre ja gerade eben auch nicht die Aufgabe dieser Sektion. Vermutlich müsste ich irgendeinen anderen Begriff verwenden statt Pionieren, da dieser Begriff immer ein bestimmtes Bild mit sich bringt.

Zitat:Pioniere ohne Fahrzeuge machen sowieso keinen Sinn

Das kommt auf die Doktrin, und damit auf die ganze Zielsetzung an. Die Zielsetzung ist eben keine konventionelle in unserem heutigen Verständnis von Infanterie.

Zitat:Sie könnten ja nicht mal S-Draht transportieren ......oder verteilen sie mal 300-400 leere Sandsäcke auf die Sektionen für denn Stellungsbau der betreffenden Kompanie. Da haben wir noch nicht mal Grabewerkzeug , oder Werkzeug für die einfachsten handwerklichen Tätigkeiten dabei.

Eben keine Sandsäcke, kein Stellungsbau, keine S-Draht Verhaue. Das ist eben nicht das Konzept. Und wo man so kämpfen wollte, würde man entsprechend ein Pionier-Bataillon hinzu ziehen, welches - wie du ganz richtig anmerkst - ja unabhängig von der Frage wie dieses Regiment aufgebaut ist in jedem Fall vorgehalten werden muss.

Zitat:sie haben ihre persönliche Ausrüstung dazu Weste , waffe , 240-300 Schuss mun , Pistole + mun, handgr. , Nebel , mind. Ein epa , Wasser , dann verteilt noch Funk , pzfst , grapi mun , mg + Munition . Da tragen sie weder noch minen oder andere Sachen .

Nur ganz kurz: keine Pistole, keine Weste, kein EPA, kein Wasser. Und schon hast du immens Gewicht frei dass du für andere Dinge verwenden kannst. Statt Handgranaten und GraPi werden Gewehrhandgranaten verwendet. Statt gurtgefütterten MG und Maschinenkarabinern hätte man nur echte Sturmgewehre in einem Einheitskaliber. Leichte schwere MG (seltsamer Begriff, ich weiß) gäbe es dann erst eine Ebene höher. usw usf

Ein primäres Problem sind heute die Helme und die SK4 (VPAM 9) Westen, sowie der Wahn dass jedermann eine Pistole mitführt - was einfach nur eine Absurdität ist. Und je leichter alles wird, desto leichter kann man das Schuhwerk gestalten, die Uniform, die Tragesysteme, die Rucksäcke usw. eines bedingt jeweils das andere.

Heutige militärische Ausrüstung ist barock überladen und in jedem Einzelaspekt viel zu schwer. Mal um das Prinzip zu verdeutlichen: Hab ich nicht so viel Gewicht, benötige ich entsprechend auch keinen so großen und keinen so stabilen Rucksack, und keinen überladenen Bauchladen in Form eines bizarr vorragenden Chest-Rig und entsprechend sinkt das Gewicht des Rucksacks und des Tragesystems usw

Alles bedingt sich gegenseitig und am Schluss ist man so leicht und so beweglich, dass sich damit völlig neue Welten öffnen.
Zitieren
Man könnte die drei benannten Themen , pzabw, fla und Pio auch jeweils auf die Gruppen als spezialisierte zweitverwendung aufteilen oder sogar noch eine Etage weiter runder . Wenn in einem Zug 5 man (halbgruppe ) z.b. eine pionierausbildung als zweitverwendung haben wäre das theoretisch ausreichend .

Jeder Auftrag erfordert aber andere pionierfähigkeiten. Um jetzt überall irgend welche Fähigkeiten mit zu integrieren ist ein Riesen Personalaufwand . Für 80-90 % der Aufträge brauchen sie irgend etwas was sie nicht tragen können . Es bringt auch nichts wenn sie 8 minen rum tragen . Und es wird auch heute keine Infanterie geben die nur läuft.
Zitieren
(19.04.2023, 22:20)alphall31 schrieb: Man könnte ... Pio auch jeweils auf die Gruppen als spezialisierte zweitverwendung aufteilen

Das funktioniert nicht für die große Vielfalt und Qualität von Fähigkeiten, die in Quintus' Konzept von diesen Multiplikator-Pionieren gefordert wird. Dann hätten 100 Infanteristen alle unterschiedliche Zweitbefähigungen und eine Liste in der Tasche, welchen ihrer Kameraden sie für welche Aufgabe anfunken müssen....


Man darf eine von Quintus Fabius konzipierte Einheit leichter Infanterie keinesfalls anhand von Bundeswehr-Realitäten bewerten. Das ist etwas völlig anderes, mehr so eine Art moderne Voralpen-Guerilla.

Zitat:Und es wird auch heute keine Infanterie geben die nur läuft.
Sie läuft nicht nur. Sie klaut requiriert auch Fahrzeuge aller Art nach Bedarf.
Zitieren
alphall31:

Zitat:Jeder Auftrag erfordert aber andere pionierfähigkeiten. ........Für 80-90 % der Aufträge brauchen sie irgend etwas was sie nicht tragen können .

Wie schon geschrieben: die Erledigung solcher Aufgaben der Pioniere ist nicht die Aufgabe eines Regiments leichter Infanterie, dass macht dann ein Pionierbataillon von einer darüber liegenden Ebene, bzw. von woanders her.

Wie schon geschrieben: vermutlich ist der Begriff Pioniere hier nicht gut gewählt und verstellt damit den Blick darauf, dass die eben keine solchen Aufträge haben, deren Material sie nicht tragen können.

Und wie Broensen es so richtig betont: nur weil die Einheit keine von ihrem Dienstherren gestellten Fahrzeuge hat bedeutet dass nicht, dass sie im Einsatz dann keine Fahrzeuge hat.

Zitat:es wird auch heute keine Infanterie geben die nur läuft.

Was ein Fehler ist. Den man unterschätzt heillos die Möglichkeiten einer solchen Infanterie und man unterschätzt extrem das Laufen - zum einen weil man damit nur mühsame Märsche mit barock überladenem Gewicht versteht, zum anderen weil man nicht versteht, wie langsam die heutige Geschwindigkeit in der Kriegsführung ist, und zwar selbst in bestem Terrain (offene Wüste) bei absoluter Luftüberlegenheit und absolut überlegener Kampfkraft (siehe Irak). Die Vormarschgeschwindigkeit selbst vollständig mechanisierter Verbände ist teilweise verblüffend gering. Die Strecken welche heute Panzerbataillone im realen Krieg pro Tag machen, sind in der absoluten Mehrzahl der Fälle nicht höher als die Strecken welche man auch zur Fuß zurück legen könnte.

Meiner Meinung nach ist das auch wieder einmal mehr eine kulturelle Frage. Wir sind derart besessen von Autos und das Auto hat die Gesamtkultur derart geprägt, dass eine Kampfweise ohne Fahrzeuge unvorstellbar geworden ist. Man denkt in ganz großen Strecken und Bewegungsweiten, aber eine Infanterie kann nicht nur solche in einem echten Krieg stemmen, die von mir angedachte Infanterie soll ja in einem Gebiet bleiben und dieses eben nicht verlassen. Entsprechend hat sie nicht einmal solche Strecken zurück zu legen und gewinnt dafür eine uneingeschränkte Querfeldeinbeweglichkeit und eine viel geringere Signatur.

Broensen:

Zitat: mehr so eine Art moderne Voralpen-Guerilla.

Zwar auch, aber nicht nur. Nimm noch Mittelgebirge, Großstädte, Millionenstädte, das Ruhrgebiet dazu, und die Möglichkeit mit Hubschraubern als Luftsturm zu agieren, die Möglichkeiten was Objektschutz und Sicherung der rückwärtigen Räume angeht und schließlich, sollte der Feind in diese durchbrechen die Möglichkeit mit leichter Infanterie eben Verzögerung zu betreiben, geboren wurden meine Ideen dazu sogar vor allem anderen aus der Frage, wie man Infanterie ebenfalls für die Verzögerung einsetzen könnte. Denn das kann Infanterie die motorisiert / leicht mechanisiert ist eben nicht oder nur sehr schwer leisten. Der Anfang war nicht einmal die Idee als Guerilla / mit Sondereinsätzen den Kampf zu führen, sondern in einem Netz Raumverteidigung zu leisten, und dadurch eine Defensive zu schaffen, in welcher der Feind einfach aus rein quantiativen Gründen hängen bleibt. Entsprechend basiert das nicht auf Ideen zur Guerilla, sondern mehr auf den Ideen von Brossollet, Spannocchi, Uhle-Wettler und Afheldt.

Vor allem Eckart Afheldt ist seit jeher zuvorderst eine Inspiration für mich gewesen, auch wenn er heute selbst in Bundeswehrkreisen leider weitgehend unbekannt ist. Immerhin gibt es ja eine durchgehende Linie von der 4. Jäger-Division über das Kommando Luftbewegliche Kräfte/4. Division und die Division Spezielle Operationen hin zur heutigen Division Schnelle Kräfte. Was gleich die Frage aufwirft, wo und auf welche Weise man solche leichten Infanterie-Regimenter in die Gesamtstruktur einziehen könnte und sollte.

Dazu schreib ich mal in Kürze was ausführlicher, weil es bisher ja immer nur um das Regiment selbst ging, nicht aber um die Frage welchen Auftrag es in der Gesamtstruktur an welcher Stelle der Struktur wahrnehmen soll und wie man es in höherliegende Ebene integriert.
Zitieren
(19.04.2023, 21:02)alphall31 schrieb: ... Solche gemichtwarenläden gehen nur zu Lasten der eigentlichen Aufgabe der entsprechenden Einheit. ... Wir hatten stellenweise im Einsatz oder auch Übungen Handkarren gebaut oder bauen lassen. sie haben ihre persönliche Ausrüstung dazu Weste , waffe , 240-300 Schuss mun , Pistole + mun, handgr. , Nebel , mind. Ein epa , Wasser , dann verteilt noch Funk , pzfst , grapi mun , mg + Munition . Da tragen sie weder noch minen oder andere Sachen . Die nehmen sie vielleicht mal mit wenn sie eine Stellung beziehen .

Das wird kein Gemischtwarenladen weil dafür überhaupt kein Platz ist und ja die zweit Befähigungen würden für das bisschen Pio Arbeit eigentlich ausreichen.
Aber das Konzept funktioniert nur wen der benötigte Sprengstoff von irgendwem mitgenommen wird, entsprechend sind diese Pioniere eigentlich nur Maultiere für PTN und soweit passt das schon.
Entsprechend kann man praktisch die Ausrüstung der Sturmpioniere im WW2 auf Sie anwenden.
Ändern muss man:
-Flammenwerfer der wir durch 2x GwHGr (Poshor) ca. 1kg pro man ersetzt und die eigentlich GwHGr 2 mehr als regulär pro Mann. (Bundeswehr hatte Flammhandpatronen für das gleich update)
- 5kg PTN, 6m Sprengschnur, 5 Anzündzünder pro Mann
- als PiAusrüstung, Bajonett und Feldspaten/Klappspaten mit längerem Stiel, PiSchnur, PzTape, PiGerätesatz 1 (ist zum Anfordern notwendig wir nur in Bruchstücken mitgeführt)
- je 4 Mann in die Jägerzüge + Stab

Die PiSektion sieht dann so aus:
1 Pionier-Sektion (Sprengstoff, Zünder, allg. Pionierausrüstung), (16) MGX kurz, MPRS-TP, GwHGr (HE,B)

Die Sektion direkt der Fahne unterstellt, als so wie heute ein schwerer Zug. Im Einsatz wird entweder mit Sprengstoff gearbeitet oder der Reichweiteneinsatz der GwHGr zusammengefasst als Minenwerfer (diese Kommandomörser Trupp Aufstellung) wobei dann zusätzliche Granaten von den Jägern kommen.

Will man wirklich noch einen PiZug mitnehmen ist der mehr oder weniger nur Logistiker für mehr Sprengstoff und das erste bessre PiGerät, bedeutet zusätzlich zur Sektionsausrüstung
- 1x PiGerätesatz 2 (vornehmlich für Ausbildung, Mitnahme in den Einsatz nur in Teilen/bei Bedarf)
- 2-3 Metalldetektoren, Minennadeln
- DM31 (1-3 ATV Anhänger voll)
- Rest Nutzlast mit 50% PTN + Zünder, 30% GwHGr (B), 20% GwHGr (HE)

Sieht dann so aus:
1 selbstständiger Pionier-Zug (A-ATV, Sprengstoff, Zünder, Minen, leichte Pionierausrüstung) (48) MGX kurz, MPRS-TP, GwHGr (HE,B)

Der Zug konzentriert sich auf die Minenausbringung und den Nachschub für die Sektionen oder als weitere Minenwerfer

Mehr Pionier bekommt dieses Konzept "leichte Infanterie" nur wen irgendwo was rum steht im Einsatz und der Schlüssel steckt. P.S. PiGrp haben in der Regel 12 Pi oder 8 für PzPi (Fuchs)
Zitieren
Handflammpatronen - noch ein wichtiger Ausrüstungsgegenstand den ich nicht als Option berücksichtigt hatte. Bin ja selbst noch darauf ausgebildet worden und ich halte extrem viel von diesem System. Die Idee als Ersatz dafür Gewehrgranaten mit Phosphor zu verwenden finde ich sehr gut.

Schaddedanz:

Nochmals vielen Dank für deine Ausführungen hierzu. Exakt auf das wollte ich hinaus. Hab deinen Vorschlag eins zu eins so in die Struktur eingefügt.
Zitieren
Mal wieder ein Beitrag auf Thinkdefence zur Überladung der Infanterie mit immer mehr Ausrüstung, statt diese von Ausrüstung zu befreien:

https://www.thinkdefence.co.uk/2024/12/t...-infantry/

Sehr ausführlich und lang und ganzheitlich !

Zitat:Summary

The issue of overburdened infantry is as old as infantry, and there is the problem.

Every organisation that has infantry knows full well what the problems are, you could throw a stick out of the nearest barracks window, and it would land on a dozen studies that all conclude the same thing.

Yet, those organisations do not give the subject sufficient attention and resources, and never have.

The problem is not a technical one, it is an organisational and cultural one.

Auch in der Bundeswehr wird dann als Lösung das UGV angesehen, welches nun Gepäck für die Infanterie bewegen soll. Aber warum UGV wenn es doch bereits hier und heute jede Menge andere Systeme gäbe die von der Stange weg kaufbar sind, von einfachen Faltanhängern welche die Soldaten auch selbst ziehen können bis hin zu einfachen AATV und Elektro-Motorrädern ?! Es gibt einfach nicht die Notwendigkeit hier aufwendigere und teurere UGV zu verwenden.

Vor allem aber könnte man das Gewicht auf der Stelle massiv reduzieren, wenn man anfangen würde bestimmte Ausrüstung einfach wegzulassen und andere Ausrüstung leichter zu machen. Und je leichter alles wird, desto leichter können wiederum andere Gegenstände werden, dass ist eine Spirale.

Schleppe ich nicht so schwer, benötige ich keine so schweren (weil stabilen) Rucksäcke und weniger schwere Stiefel usw usf

Zitat:Ultimately, much of this problem is about organisational culture, and organisational culture is the hardest of nuts to crack, as the authors of the numerous papers from the past would attest.

None of this is easy to solve, else it would have been solved already.
Zitieren
Ganz exzellent, der Beitrag auf Thinkdefence! Vielen Dank dafür!! Ein Profi-Sprinter wird bereits durch 500 Gramm Mehrgewicht merklich entschleunigt. Und der kämpfende Soldat lebt und überlebt durch seinen Körpereinsatz. Jedes halbe Kilo zusätzlich dämpft diese seine grundlegende Fähigkeit. Ein vorbe-LAST-eter Soldat, also einer, der sich zum Gefecht im wahrsten Sinne des Wortes "hinschleppt", ist ein sedierter Soldat.
Zitieren
Zitat:Auch in der Bundeswehr wird dann als Lösung das UGV angesehen, welches nun Gepäck für die Infanterie bewegen soll. Aber warum UGV wenn es doch bereits hier und heute jede Menge andere Systeme gäbe die von der Stange weg kaufbar sind, von einfachen Faltanhängern welche die Soldaten auch selbst ziehen können bis hin zu einfachen ATTV und Elektro-Motorrädern ?! Es gibt einfach nicht die Notwendigkeit hier aufwendigere und teurere UGV zu verwenden.

Handkarren gibt es schon in der Truppe . Nutzlast einfach zu gering und es sind damit immer zwei Mann gebunden. AATV gibt es ebenfalls schon , bei uns zumindest , LL UTV und Mungo/carancal .
E-Motorräder die von den Australiern und Briten getestet wurden hatten eine nutzlast von 100 kg , das würde nicht mal für einen Soldaten mit Ausrüstung reichen . Das KSK und fernspäher haben ja Emu , welches Nutzlast von 125 kg hat. Das ist was für spezialkräfte oder AVZ , aber nicht flächendeckend für Infanterie .
Zitieren
(09.12.2024, 19:22)alphall31 schrieb: E-Motorräder die von den Australiern und Briten getestet wurden hatten eine nutzlast von 100 kg , das würde nicht mal für einen Soldaten mit Ausrüstung reichen .
Mit der Ausrüstung, die Quintus so vorschwebt, würde das reichen.
Zitieren
Ich meinte übrigens nicht Fahrzeuge wie das LL UTV

https://www.bundeswehr.de/de/ausruestung...in-vehicle

sondern vielmehr so was:

https://www.panzerbaer.de/helper/bw_atv_...diak-a.htm

https://www.panzerbaer.de/helper/bw_atv_..._850-a.htm

und da ich bewusst AATV schrieb sogar noch eher so was:

https://maxatvs.com/buffalotruck/

https://www.muddox.net/mudd-ox-xl/

https://argoxtv.com/intl/vehicles/fronti...-scout-8x8

mit einer Obergrenze ungefähr in diesem Bereich:

https://sherpglobal.com/
Zitieren


Gehe zu: