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Werter Nightwatch:
Zitat:Wer dazu anderer Auffassung ist propagiert eine Tyrannei der Mehrheit die sich so aus der Funktionsweise des Völkerrechts nicht ergibt.
Es ist keine Tyrannei der Mehrheit, wenn ein Staat das Gebiet eines anderen Staates nicht annektieren darf.
Allein schon dies: dass Verbot der Annektierung von fremden Staatsgebiet als eine Tyrannei zu bezeichnen ist bezeichnend.
Zitat:Mithin ist es auch nur eine Interpretation. Der man sich als souveränes Völkerrechtssubjekt anschließen kann oder eben auch nicht. Eine Verpflichtung dies zu tun existiert nicht,
Zweifelsohne gibt es für die jeweils Stärksten überhaupt keine Verpflichtungen. Denn die Tyrannei der Minderheit ist zweifelsohne funktional, solange diese Minderheit der jeweils Stärkste ist. Nur hat dass dann halt mit Recht im Sinne der Definition des Begriffes rein gar nichts mehr zu tun.
Und ja natürlich, einer solchen anarchistischen Auffassung von "Recht" kann man sich natürlich anschließen, insbsondere wenn man selbst der aktuell Stärkste ist. Und nichts anderes tut Israel hier: es entwertet den Begriff Recht hier an sich und das Völkerrecht insgesamt und ersetzt dieses durch eine von Israel nach belieben definierbare Verfügungsmasse, mit all den Konsequenzen welche das hat. Aus einer Position der aktuellen Überlegenheit heraus und in der bloßen Annahme, dass man diese militärische Überlegenheit und das fortwährende Blutvergießen grenzenlos (wortwörtlich wie übertragen) langfristig durch das Abschlachten der Nachbarn wird aufrecht erhalten können.
Und das ist der Weg in die eigene Vernichtung und nichts anderes und schlussendlich der Weg welcher im eigenen Untergang dann immer mit Atomwaffen auf alle Nachbarstaaten endet. Also ein Irrrweg und schlussendlich nichts anderes als der größtmögliche Fehler, begangen aus reiner Hybris und der Wahnidee dass Israel nach belieben militärisch überlegen bleiben wird.
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(17.12.2024, 23:17)Quintus Fabius schrieb: Es ist keine Tyrannei der Mehrheit, wenn ein Staat das Gebiet eines anderen Staates nicht annektieren darf.
Allein schon dies: dass Verbot der Annektierung von fremden Staatsgebiet als eine Tyrannei zu bezeichnen ist bezeichnend. Ich glaube ich habe mein Argument nun zur Genüge dargelegt. Ein letzter Versuch:
Akteur 1: X ist verboten
Akteur 2: Ja, X ist grundsätzlich verboten, aber unter Ausnahmeumstand B aus Gründen a, b und c erlaubt
Akteur 1: Interessiert uns nicht, weil Verbot von X gut
Akteur 3: wir stimmen Akteur 1 zu, er hat richtig gehandelt
Akteur 1: Interessiert uns nicht, Akteur 3 ist ein Dummkopf
Akteur 2: schön für euch, wir stehen weiterhin zu unserer Rechtsauffassung
Akteur 1: Nein, das geht nicht, ihr müsst euch nach uns richten weil wir sind mehr
"Das ist keine Tyrannei der Mehrheit"
(17.12.2024, 23:17)Quintus Fabius schrieb: Und ja natürlich, einer solchen anarchistischen Auffassung von "Recht" kann man sich natürlich anschließen, insbsondere wenn man selbst der aktuell Stärkste ist. Und nichts anderes tut Israel hier: es entwertet den Begriff Recht hier an sich und das Völkerrecht insgesamt und ersetzt dieses durch eine von Israel nach belieben definierbare Verfügungsmasse, mit all den Konsequenzen welche das hat. Aus einer Position der aktuellen Überlegenheit heraus und in der bloßen Annahme, dass man diese militärische Überlegenheit und das fortwährende Blutvergießen grenzenlos (wortwörtlich wie übertragen) langfristig durch das Abschlachten der Nachbarn wird aufrecht erhalten können. Israel entwertet den Begriff Recht hier nicht. Es schöpft den gegebenen Rechtsrahmen aus. Es gibt kein Verbot der Annektion im Rahmen eines Defensivkrieges. Eine Mehrheit der Staatengemeinschaft möchte etwas anderes und hat deshalb in einem politischen Gremium eine andere politische Entscheidung getroffen. Das ändert aber an der Rechtslage nichts.
Quintus Fabius schrieb:Und das ist der Weg in die eigene Vernichtung und nichts anderes und schlussendlich der Weg welcher im eigenen Untergang dann immer mit Atomwaffen auf alle Nachbarstaaten endet. Also ein Irrrweg und schlussendlich nichts anderes als der größtmögliche Fehler, begangen aus reiner Hybris und der Wahnidee dass Israel nach belieben militärisch überlegen bleiben wird. Wegen dem Golan führt niemand einen Atomkrieg. Und wegen dem Westjordanland auch nicht.
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Nur ganz kurz:
a) Ich denke, wir sollten die Verhältnismäßigkeit wahren. Israel hat aktuell wohl ca. nur 500 Quadratkilometer auf dem Golan unter Kontrolle genommen, d. h. ca. ein Drittel des Gebietes, um eine temporäre Sicherheitszone zu schaffen. Angesichts der doch tendenziell noch labilen Lage in Syrien durchaus nachvollziehbar.
b) Bzgl. der Sicherheitszone wird auch nicht von "Besiedelungen" gesprochen (das wird bei Nutzung der Meldung der Absichten der Netanjahu-Administration, die Siedlerzahlen zu erhöhen, gerne übersehen). Indessen jedoch beklagen gerade jene Medien, die den Israelis immer vorgeworfen haben, sie hätten eben dieses Gebiet - vorzugsweise das Quneitra-Gebiet - verwüstet und vermint und "unbewohnbar" zurückgelassen, dass die Israelis sich nun gerade dort niederlassen wollen. Passt für mich nicht zusammen.
c) Man darf nicht vergessen, dass in jenen Gebieten (ca. zwei Drittel) des Golan, die seit Jahrzehnten bzw. seit 1973 bereits unter israelischer Kontrolle sind, die Mehrheit der Menschen dort Israelis sind (wohl ca. 60%). Darüber hinaus gibt es auch viele Drusen dort, denen es - auch wenn sie es nicht offen sagen - lieber ist, unter israelischer Oberhoheit zu leben als unter dem System, das nun in Syrien kommen könnte...
Wegen diesen 500 Quadratkilometern nun gewaltigste völkerrechtliche Umwälzungen an die Wand zu malen oder irgendwas hineindichten zu wollen - zumal unklar ist, wie es dort weitergeht - erscheint mir deutlich überzeichnet.
Schneemann
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Zitat:Wegen dem Golan führt niemand einen Atomkrieg. Und wegen dem Westjordanland auch nicht.
Das hab ich nicht geschrieben. Ich schrieb, dass man diese Waffen dann als allerletztes im eigenen Untergang einsetzen wird. Und dass die aktuelle "Strategie" ein Schritt auf diesem Weg in den eigenen Untergang ist.
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(18.12.2024, 07:44)Schneemann schrieb: Nur ganz kurz:
a) Ich denke, wir sollten die Verhältnismäßigkeit wahren. Israel hat aktuell wohl ca. nur 500 Quadratkilometer auf dem Golan unter Kontrolle genommen, d. h. ca. ein Drittel des Gebietes, um eine temporäre Sicherheitszone zu schaffen. Angesichts der doch tendenziell noch labilen Lage in Syrien durchaus nachvollziehbar.
...
Schneemann möglicherweise nachvollziehbar, aber trotz alledem völkerrechtswidrig - und dementsprechend meldet die dpa:
Kritik an Israels Vorstoß in Syrien reißt nicht ab
Nachvollziehbar sind eine ganze Reihe von Überlegungen, einige davon stehen konträr zueinander. Soll denn aufgrund "nachvollziehbarer Interessen" der nächste Krieg ausbrechen?
Es ist ja auch eine grundsätzliche Frage:
wollen wir zurück in die erste Hälfte des letzten Jahrhunderts und vorher, in der mehr oder weniger regellos nur das "Recht des Stärkeren" bestimmt hat, oder soll die zwischenzeitlich erarbeitete "Nachkriegsordnung" gelten, die auch den Schwächeren (zumindest moralische) Ansprüche und Rechte zugesteht und so dazu beiträgt, gewalttätige Auseinandersetzungen zu verhindern?
Und deshalb gilt auch für den Golan:
die Annexion des Gebietes durch Israel ist völkerrechtswidrig. Eine Grenzverschiebung bedarf der Zustimmung der beteiligten Staaten. Das war zumindest auch die offizielle Rechtsauffassung in der Bundesrepublik, wonach die Grenzziehung zu Polen an der Oder-Neisse-Linie erst mit dem deutsch-polnischen Grenzvertrag vom November 1990 völkerrechtlich verbindlich wurde.
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Es ist auch aktuell noch die Rechtsauffassung dieser Bundesrepublik sowie der EU, dass die von Israel besetzten Teile der Golanhöhen syrisches Gebiet sind und die Annektion völkerrechtswidrig.
Aber wenn Trump anderer Ansicht ist, dann ist halt in Zukunft Trumps Privatmeinung geltendes Völkerrecht für alle. Weil die USA (noch) die stärkste Militärmacht sind, nicht anderswo gebunden und deshalb Israel tun und lassen kann was es will. Ein Staat aber der tut und lässt was er will, der handelt nicht nach geltendem Recht. Der befördert also statt Recht lediglich die Anarchie und damit den Kriegszustand des Jeder gegen Jeden in welchem die Starken Recht haben und Recht sprechen, solange bis sie nicht mehr die Starken sind.
Die Wette Israels auf die Zukunft ist es nun, dass Israel für alle Zeiten der Stärkste bleiben wird. Diese Wette wird Israel verlieren.
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(18.12.2024, 14:30)Quintus Fabius schrieb: Die Wette Israels auf die Zukunft ist es nun, dass Israel für alle Zeiten der Stärkste bleiben wird. Diese Wette wird Israel verlieren.
Zumindest dürfte Israel aktuell so stark sein wie noch nie, die Gegner Israels dagegen maximal geschwächt oder gar ausgeschaltet. Ich sehe jetzt nichts was diesen Trend in den nächsten Jahrzehnten drehen könnte. Ganz im Gegenteil wird irgendwann der Geldsegen aus den Ölgeschäften in der arabischen Welt versiegen und dann geht es dort richtig bergab. Einige der Staaten glauben sie hätten bis dahin Staatsfonds aufgebaut die über die Dividenden in Zukunft den weiteren Reichtum sichern, aber ein Blick in die Glaskugel zeigt mir, dass sich zu gegebener Zeit im Westen Gründe finden werden die Besitztümer dieser Staaten im Westen zu enteignen. In 100 Jahren wird das wieder eine bettelarme Region sein und Israel die einzige regionale Großmacht.
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Der Fall Jerusalem ist ja ähnlich
Zitat:Eine A. ist auch dann völkerrechtswidrig, wenn die vorangegangene Gewaltanwendung in Selbstverteidigung und somit gemäß Art. 51 UN-Charta völkerrechtgemäß erfolgte (sogenannte Gegen-A.). So hat die Staatengemeinschaft die von Israel 1967 erklärte A. Ost-Jerusalems nicht anerkannt, obwohl sie den Sechs-Tage-Krieg überwiegend als rechtmäßig beurteilt hat. Dies lässt sich aber nicht mit dem in diesem Fall nicht verletzten Gewaltverbot, sondern nur mit der begrenzten Reichweite des Selbstverteidigungsrechts, das nur zur Abwehr des Angriffs, aber nicht zur eigenmächtigen Ausdehnung des eigenen Staatsgebietes berechtigt, sowie mit dem Selbstbestimmungsrecht der Völker begründen. Es schließt einen Gebietserwerb gegen den Willen des betroffenen Staatsvolkes auch dann aus, wenn der erwerbswillige Staat die Herrschaft über dieses Gebiet im Wege rechtmäßiger Selbstverteidigungshandlungen erlangt hat.
https://www.staatslexikon-online.de/Lexikon/Annexion
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lime:
Auf dieser, von dir hier ausgeführten Annahme, beruht aktuell meiner Ansicht nach die israelische Strategie. Man geht davon aus, dass es so kommen wird wie von dir hier skizziert und dass man sich damit durchsetzen wird. Ich wiederum bezweifle das und halte das für einen strategischen Fehler, dessen Fernwirkungen und langfristige Folgen hier und jetzt noch nicht verstanden werden.
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@Kongo Erich
Zitat:Soll denn aufgrund "nachvollziehbarer Interessen" der nächste Krieg ausbrechen?
Das ist bereits der Fall und wird vermutlich auch weiterhin der Fall sein. Und genau diesem Problem sollten wir Rechnung tragen.
Zitat:Es ist ja auch eine grundsätzliche Frage:
wollen wir zurück in die erste Hälfte des letzten Jahrhunderts und vorher, in der mehr oder weniger regellos nur das "Recht des Stärkeren" bestimmt hat...
Nein, zumindest nicht zwingend, aber wir sehen uns diesem Problem massiv gegenüber. D. h. die maßgeblich von westlichen Nationen geschaffenen Mechanismen des Völkerrechtes werden in einer mulitpolarer werdenden Welt in zunehmendem Maße von Nationen, die unsere Wertevorstellungen nicht teilen, gegen uns genutzt. Sei es durch Russland, seien es Entwicklungen in Asien und Afrika oder sei es die islamische Welt, wo viele Staaten das moderne Völkerrecht gar nicht umsetzen können, wenn sie fundamentale religiöse Aspekte verinnerlichen wollen (diese These stammt übrigens nicht von mir, sondern von Dietrich Pohl; Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Dietrich_Pohl).
Insofern müssen wir auch bereit sein, zumindest temporär von unseren hohen Ansprüchen Abstand zu nehmen und gewisse Auslegungen zuzulassen, wenn es um den "Wettstreit" mit diesen Staaten und Systemen geht. Ansonsten werden wir langfristig gesehen von unseren eigenen Vorgaben ins Hintertreffen gedrängt.
Schneemann
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(18.12.2024, 14:30)Quintus Fabius schrieb: Aber wenn Trump anderer Ansicht ist, dann ist halt in Zukunft Trumps Privatmeinung geltendes Völkerrecht für alle. Weil die USA (noch) die stärkste Militärmacht sind, nicht anderswo gebunden und deshalb Israel tun und lassen kann was es will. Ein Staat aber der tut und lässt was er will, der handelt nicht nach geltendem Recht. Der befördert also statt Recht lediglich die Anarchie und damit den Kriegszustand des Jeder gegen Jeden in welchem die Starken Recht haben und Recht sprechen, solange bis sie nicht mehr die Starken sind. Naja, das ist vielleicht dann doch etwas übertrieben.
Im Völkerrecht gelten dieselben grundlegenden Mechanismen wie in allen anderen Rechtsgebieten. Genauso wenig wie z.B. die Rechtswidrigkeit eines Vertrages dadurch geheilt wird, dass die benachteiligte Seite den Vertrag nicht anficht, würde die Annexion der Golanhöhen durch Israel schon durch Trumps Willen völkerrechtskonform. Rechtswidrig bleibt sie, es wird sich nur niemand finden, der etwas deswegen unternimmt. Ich glaube auch nicht, dass es viele Staaten geben wird, die sich Trumps Auffassung anschließen werden. Und selbst Donald J. Trump wird nicht derart blöde sein, deswegen ein Fass aufzumachen, dass z.B. Großbritannien die Annexion nicht anerkennt, solange die Nichtanerkennung ohne greifbare Folgen bleibt. (18.12.2024, 17:25)lime schrieb: Einige der Staaten glauben sie hätten bis dahin Staatsfonds aufgebaut die über die Dividenden in Zukunft den weiteren Reichtum sichern, aber ein Blick in die Glaskugel zeigt mir, dass sich zu gegebener Zeit im Westen Gründe finden werden die Besitztümer dieser Staaten im Westen zu enteignen. Interessante Prophezeiung; mir ist nicht klar, wie Du auf solche Ideen kommst.
Tut aber auch nichts zur Sache, denn:
(18.12.2024, 17:25)lime schrieb: In 100 Jahren wird das wieder eine bettelarme Region sein und Israel die einzige regionale Großmacht. Wenn es so kommt, dann der strukturellen Schwächen der arabischen Welt wegen. An Geld fehlt es ihnen nicht, und die Staatsfonds Saudi-Arabiens, Katars, Bahrains und der VAE hätten auch genug Geld, um den Übergang zu stemmen. Mangel herrscht in anderen Bereichen.
Gegenüber Israel hat die ganze arabische Welt massive Standortnachteile.
Erstens, Autoritarismus. Demokratien generieren mehr Wohlstand, und schneller.
Zweitens, geschlossene Wirtschaftskreisläufe bis hin zur Planwirtschaft. Freie Marktwirtschaften generieren mehr Wohlstand, und schneller.
Drittens, korruptionsfördernde Herrschafts- und Sozialstrukturen. Korruption gibt es natürlich auch in Israel, niemand beweist das mehr als Benjamin Netanjahu, aber die arabischen Staaten sind ihrem Wesen nach weiterhin tribalistisch bzw. feudalistisch organisiert. Es gibt keine Meritokratie, und viel Volksvermögen wird zur Herrschaftssicherung verplempert.
Viertens, ungünstige Demographie. Die Wirtschaft praktisch der gesamten arabischen Halbinsel hängt davon ab, dass sich genügend Asiaten und Afrikaner finden, die bereit sind, als moderne Sklaven die buchstäbliche Drecksarbeit zu machen.
Fünftens, höhere Religiosität. Laizismus korreliert mit Innovationskraft. Umso weniger religiös eine Gesellschaft ist, desto reicher kann sie aus eigener Kraft werden. Ohne Öl wäre ein Land wie Saudi-Arabien bettelarm.
Sechstens, islamische Dogmatik. Bibel und Torah werden ausgelegt und diskutiert, der Koran wird (in fast allen islamischen Strömungen) auswendig gelernt. Außerdem hat der Buchdruck im Arabischen aufgrund schriftsetzerischer Schwierigkeiten nur spät Einzug gehalten. Wenn man John Freely glaubt, haben beide Umstände eine islamische Renaissance verhindert und den islamischen Kulturkreis in seiner Entwicklung dauerhaft zurückgeworfen.
Es gibt sehr viele Hinweise, die für diese Theorie sprechen. Beispiel A: Im winzigen Israel wurden 2022 17.127 Patente angemeldet; in allen Ländern Arabiens und des Maghreb waren es 8.031 Patente. Beispiel B: Nach einer schon etwas älteren, im Grundsatz aber immer noch zutreffenden Erhebung von David Graddol sprachen zur Jahrtausendwende 4,24% der Weltbevölkerung Arabisch als Muttersprache, aber nur 0,43% aller weltweit veröffentlichten Informationen (wissenschaftliche Literatur, Nachrichtenmedien, Unterhaltungsliteratur) wurde auf Arabisch verlegt. Im Hebräischen erschienen fast genauso viele Informationen, obwohl es nur 8 Mio. Menschen weltweit sprachen.
Die Türkei und der Iran sind die einzigen islamischen Staaten, die (v.a. im Verhältnis zu ihrer Bevölkerungsgröße und Wirtschaftskraft) einen nennenswerten akademischen Fußabdruck haben.
Wenn man sich anschaut, wie z.B. die Golfstaaten mit ihrem Reichtum umgehen, muss man gar nichts von eingefrorenen Konten fantasieren. Zusammenbrechen werden diese Länder, weil ihre (v.a. politische) Kultur nicht zukunftsfähig ist. Welches Beispiel könnte passender sein, als dass halb Dubai keine Kanalisation hat?
Goldene Kloschüsseln, aber keine Kanalisation. Die arabische Welt hat sich mit dem Burdsch Chalifa das höchste Bauwerk der Welt geleistet – und im Schatten dieses Riesenphallus reihen sich, Stoßstange an Stoßstange, täglich 50 Tanklaster, um die Scheiße abzupumpen und im Golf zu verklappen.
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Ohne die gewaltigen Waffenlieferungen aus USA, Deutschland und UK und die gewaltigen Finanzmittel die in Israel gepumpt werden, wäre Israel auch militärisch nicht viel stärker als ein 8 Mio. Staat. Die Luft wäre längst verpufft, der Schaden für Israel viel höher und damit auch die Kalkulationen und Verhaltensweisen andere. Saudi Arabien könnte im Handstreich die VAE, Qatar oder Kuwait überrennen, wenn es dafür ein ähnliches Commitment seitens seiner westlichen Partner erfahren würde. Letztlich hängt es davon ab, wie stark man sich in dieser rechtlosen Zone, Zone anglo-amerikanischer Rechtsinterpretation, ausbreiten kann. Die Zahl der Patente ist beim Keulenschwung nicht so wichtig. Mit Geld kann ich jedes Patent kaufen und mit der notwendigen Macht auch jedes Patent umgehen, welches mir nicht gehört. Das funktioniert übrigens gerade auf der arabischen Halbinsel erstaunlich gut.
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Zitat:Ohne die gewaltigen Waffenlieferungen aus USA, Deutschland und UK und die gewaltigen Finanzmittel die in Israel gepumpt werden, wäre Israel auch militärisch nicht viel stärker als ein 8 Mio. Staat.
Leider ist ja das historische Gedächtnis relativ kurz. Israel hat sich 1948 alleine behauptet (wenn auch mit Glück und Dank eines temporären Waffenstillstandes), 1956 und 1967 gelang der Durchmarsch mit improvisiert verbesserten Sherman-Tanks, alternden und ebenso selbst verbesserten Centurions sowie Ouragan- und Mystère-Jets - und dies trotz eines zeitweiligen Waffenlieferstopps seitens der Westmächte. Auch die atomare Bewaffnung Zahals von grob ab Ende der 1960er Jahre an hat man sich, wenn auch nicht ganz legal und mithilfe des Mossad um drei Ecken, selbst beschafft und sie aus- und aufgebaut, obwohl von Washington bis Paris jeder genau das verhindern wollte (!). Kurzum: Um die zumeist unfähigen Nachbarn notfalls im Viereck herumzuhauen braucht es keine enorme westliche Hilfe.
Eingesetzt haben die massiven westlichen Hilfen eigentlich erst nach Yom Kippur 1973 - und auch da trafen die meisten Rüstungsgüter erst nach Ende des Krieges ein. Und auch wenn aktuell viel Hardware der IDF aus dem Westen, vorzugsweise den USA, stammt, sollte man anmerken, dass z. B. Deutschland aktuell auch Rüstungsgüter aus Israel bezieht (Stichwort: Arrow 3). Selbst wenn man hier vieles herausrechnet, wird insofern ersichtlich, dass Israel seinen Nachbarn technisch nicht nur eine Nasenlänge, sondern mehrere voraus ist.
Aber ich vergaß...
Zitat:Die Zahl der Patente ist beim Keulenschwung nicht so wichtig.
Es ist sicherlich für Jerusalem von Vorteil, wenn die Gegner von Israel dies annehmen.
Schneemann
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Zitat:Und auch wenn aktuell viel Hardware der IDF aus dem Westen, vorzugsweise den USA, stammt, sollte man anmerken, dass z. B. Deutschland aktuell auch Rüstungsgüter aus Israel bezieht
Zwischen 1946 - 2021 gab es immerhin 116 Milliarden Dollar aus den usa . Bis 2029 sind es jährlich 3,8 mrd.
Die Raketenabwehr wird dabei noch extra unterstützt . im Rahmen des neuen Vertrags verzichtet man schrittweise auf eine Sonderregelung , die es Israel bisher erlaubte, einen Teil der US-Militärhilfe für den Kauf und die Entwicklung heimischer Rüstungsprodukte zu verwenden. Nach dem Angriff letztes Jahr gab es eine sonderhilfe in Höhe von 14 mrd .
Da gehen schon Summen über den Tisch .
Aber diese Nacht ist es wieder soweit , die Zahlungsunfähigkeit der usa steht wieder an aufgrund der schuldenobergrenze . Beim letzten Mal letztes Jahr im März wurden sofort auch alle soldzahlungen ans Militär eingestellt .
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Der Israelische Staatshaushalt liegt bei 200 Milliarden US-$, das Verteidigungsbudget bei gut 30 Milliarden.
Das Land ist mit knapp über 60% des BIP nicht groß verschuldet, die Gesellschaft jung, die Wirtschaft dynamisch und stark wachsend... sprich die 3.8 Milliarden FMF machen den Kohl nicht fett und könnten ohne Weiteres selbst gestemmt werden.
Der eigentliche Vorteil ist ist der Zugang zu US Rüstungstechnologien.
Das Problem das dieser Krieg offengelegt hat ist eine logistische Abhängigkeit bei der Munitionsversorgung. Man hat darauf verzichtet selbst umfangreichere Munitionsdepots für einen größeren Konflikt anzulegen weil man (korrekterweise) davon ausging, dass die USA ihre Depots schon öffnen werden. Das war zwar der Fall, nur waren die Hilfen zum einen aufgrund des Ukrainekrieges nicht so üppig verfügbar wie zu erwarten gewesen wäre, zum anderen nutzte die US Regierung diese Abhänigkeit um politischen Druck aufzubauen.
Das muss sich Netanyahu in seiner kompromisslosen Amerikapolitik ankreiden lassen und sehr dringend abstellen. Die Situation dafür ist günstig. Die israelischen Rüstungsunternehmen können ihre Produktionskapazitäten bedenkenlos hochfahren, schließlich wäre parallel zu Lieferungen an die IDF angesichts der Lage in Europa auch lukrative Exporte möglich.
Allerdings tut sich in diesen Bereich insgesamt zu wenig.
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