MBDA wieder in den Startlöchern in der Schweiz
FOB (französisch)
Nathan Gain 11 Mai, 2024
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Wir nehmen (fast) dieselben und fangen wieder von vorne an? Nach einem ersten erfolglosen Versuch hat die Schweiz die Bemühungen um die Erneuerung ihrer Boden-Luft-Mittelstreckenverteidigung durch ein gleichnamiges Programm (DSA MP) wieder aufgenommen. Drei Industrieunternehmen sind nun im Rennen, darunter MBDA.
MBDA, Diehl Defence aus Deutschland und das amerikanisch-norwegische Duo Raytheon-Kongsberg haben zwei Monate Zeit, um auf die Ende April von der armasuisse, die für die Beschaffung von Ausrüstungen für die Schweizer Streitkräfte zuständig ist, veröffentlichte Offertanfrage zu antworten.
MBDA wird voraussichtlich auf die CAMM-Familie setzen, die bereits von Italien, Polen und dem Vereinigten Königreich ausgewählt wurde. Das deutsche Angebot dürfte sich auf das IRIS-T SLM-System stützen, während Raytheon und Kongsberg seit langem Partner für das NASAMS-System sind.
Dies ist der zweite Versuch der Schweiz, ihr Mittelstreckensegment zu erneuern. Vor DSA MP hatte das Projekt DSA/BODLUV 2020 das Feld geräumt, bevor es im Frühjahr 2016 auf unbestimmte Zeit ausgesetzt wurde. Unter der Leitung von Thales Schweiz wurden bereits die Systeme CAMM ER und IRIS-T SLM evaluiert.
Wie BODLUV 2020 soll auch das Programm DSA MP "eine bestehende Sicherheits- und Fähigkeitslücke schließen", da die derzeitigen Systeme "bald das Ende ihrer Nutzungsdauer erreicht haben" oder wie die Systeme Rapier und Stinger nur eine begrenzte Reichweite besitzen.
Die Angebote werden bis Mitte Juli erwartet, die Entscheidung soll im Herbst getroffen werden. Entgegen anderslautender Behauptungen wurde von den Behörden keine detaillierte Kostenaufstellung vorgelegt. Die von der Industrie vorgeschlagenen Anschaffungs- und Lebenszykluskosten werden ein "verbindlicher Ausgangspunkt für die detaillierten Verhandlungen über die Beschaffung" sein.
Als einzige glaubwürdige Referenz sollte BODLUV 2020 zum Zeitpunkt seiner Aussetzung zwischen 650 Mio. € und 1 Mrd. € kosten. Während die Integration in die Planung für 2025 vorgesehen ist, muss das Projekt DSA MP "rasch abgeschlossen werden", so armasuisse. Seine Aufnahme in das Budget 2024 wird daher geprüft, um die Beschaffung bereits in diesem Jahr bearbeiten zu können.
Neben den technischen Fähigkeiten umfasst das industrielle Angebot auch eine wesentliche Komponente der internationalen Zusammenarbeit, sei es bei der Vereinheitlichung des Luftabwehrschildes oder bei der Ausbildung, Schulung und Wartung. Zwar ist die Schweiz gerade der European Sky Shield Initiative (ESSI) beigetreten, doch dieses von Deutschland geführte Projekt "präjudiziert jedoch nicht die Wahl des Systems, zumal es die nationalen Beschaffungskompetenzen nicht berührt", versichert armasuisse.
Für MBDA ist dies auch eine Gelegenheit, die unglückliche Bewerbung - über Eurosam - um das hohe Segment der Schweizer DSA zu vergessen, die an Raytheon und sein System PATRIOT ging. Schließlich bleibt noch die Aussicht auf eine Erneuerung des Kurzstreckensegments, eine weitere Anstrengung, die "für die 2030er Jahre geplant" ist und bei der der europäische Raketenbauer vielleicht eine neue Karte zu spielen hat.