Man kann in Sachen MEADS einiges kritisieren (das ganze Projekt ist va völlig überdimensioniert); die Behauptung im Artikel ist aber ziemlich sinnbefreit.
Zitat:Auch der militärische Nutzen für die Bundeswehr ist vergleichsweise gering. Denn MEADS dient nicht der Landesverteidigung. Es kann die Bevölkerung nicht vor weitreichenden russischen, iranischen oder nordkoreanischen Raketen schützen. MEADS ist vielmehr ein taktisches Luftverteidigungssystem. Es dient dazu, Soldaten im Auslandseinsatz vor Luftangriffen und Raketen mit einer Reichweite von bis zu 1000 Kilometern zu schützen. In sogenannten asymmetrischen Konflikten wie in Afghanistan, Mali und anderen Einsatzorten der Bundeswehr werden solche Systeme aber nicht benötigt. Es gibt nur sehr wenige realistische Einsatz-Szenarien für MEADS. Und in solchen unwahrscheinlichen Fällen bestünde die Möglichkeit, im Zuge der Arbeitsteilung auf den Schutz durch andere Systeme der Verbündeten zurückzugreifen.
Es ist kein sehr logisches Argument den militärischen Nutzen verschiedenen Waffensysteme und Beschaffungsvorhaben gegeneinander auszuspielen. Natürlich wird ein Flugabwehrraketensystem nicht so sehr beansprucht wie manch andere Hardeware. Trotzdem ist es integraler Bestandteil einer funktionierenden Streitmacht und keinesfalls eine Nischenfähigkeit auf die man verzichten könnte.
Die Frage ist eher, ob es MEADS sein muss oder ob es eine andere Produktreihe nicht auch täte. Die Antwort dazu ist auch endeutig.
Selbstverständlich kann das System auch im Rahmend er Landesverteidigung eingesetzt werden. Die Verengung auf 'weitreichende russische, iranische oder nordkoreanische Raketen' ist ziemlicher Käse
MEADS (wie auch der Vorgänger Patriot in der Bundeswehrausführung) ist nicht dazu gedacht ballistische Raketen mittlerer und großer Reichweite zu bekämpfen. Es ist zielt weder auf den Theater ab wie THAAD oder AegisBMD noch ist es ein strategisches System wie GMD. Dies zu kritisieren bedeutet nur, dass man nicht verstanden hat was das System eigentlich ist.
Es ist ein taktisches FlaRakSys, dass in jeder Auseinandersetzung mit Russland integraler Bestandteil der westlichen Luftverteidigung auch gegen Marschflugkörper und taktische ballistische Rakete wäre.
Sicher man kann dazu anmerken, dass es eventuell unzureichend ist, dass die Bundeswehr über kein 'großes' ABM System verfügt und MEADS letztlich in eine Lücke stößt, die so nicht mehr unbedingt abgedeckt werden muss. 'Unter' MEADS exisitiert mittlerweile über den reinen nahund Nächstbereich hinausgehende quasi taktische Bereich mit den israelischen IronDome und MagicWand Systemen; eine HighLow Lösung wie sie auch Israel nach Ausphasung von Hawk/Patriot umsetzt wäre womöglich eine einsatzrelevantere/ökonomischere Variante.
Zudem, es gibt im Nato Rahmen (sprich USA) genug Kapazitäten um 'weitreichenden iranischen, russischen oder nordkoreanischen Raketen' zu begegnen und die Bedrohung dadurch ist sowieso minimal. Wenn man schon ein FlakRak System in Frage stellt weil es nicht oft gebraucht wird, dann gilt das für ABM Systeme umso mehr.
Der Hinweis, dass das System in asymmetrischen Konflikten nicht benötigt wird ist angesichts der Tatsache, dass die Bundeswehr aktuell mit Patriots in der Türkei am asymmetrischen Konflikt in Syrien beteiligt ist einfach nur verfehlt.
Gerade die aktuellen Entwicklungen und Krisen in der Welt zeigen uns, dass asymmetrische Konflikte sehr wohl eine Intensität erreichen können, die den Einsatz derartiger Systeme nötig macht.
Nicht alles ist Mali oder Afghanistan, die Reduzierung darauf ist wieder das typische - ich rüste für den Krieg von gestern Syndrom.
Freilich ist das alles kein Argument für MEADS. Die Milliarden sind rausgeschmissenes Geld. Es besteht kein erkennbarer Grund nicht bei Patriot zu bleiben und hier den Weg zu PAAC-4 mitzugehen. Kostet nur einen Bruchteil und wäre risikolos (machen die Amerikaner und Israelis) möglich.
Wenn man unbedingt möchte könnte man auch zusätzlich in ein ABM System - sei es THAAD oder Arrow - beschaffen.