Afghanistan
Schneemann:

Zitat:obgleich diese weitgehend auch nur auf ihre Geheimdienste gehört hatten, die ebenso ahnungslos waren

Auch wenn das in der Presse auf Geheiß der Politik zur Zeit so behauptet wird, stimmt das eben nicht. Der BND hat beispielsweise schon vor Monaten vor exakt diesem Szenario gewarnt und es gab entsprechende Denkschriften. Sie wurden halt nur ignoriert, genau wie der entsprechende Bericht Emirat 2.0 vom Dezember 2020.
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Laut Süddeutscher Zeitung bzw. Focus hat das KSK gestern mit amerikanischen "Little Bird's" gestern über 12 Menschen gerettet:

https://www.focus.de/politik/ausland/afg...93397.html

"Geheimoperation in der Nacht: KSK rettet mehr als ein Dutzend Deutsche mit Hubschraubern
12.31 Uhr: Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung hat das KSK erstmals Deutsche mit Hubschraubern evakuiert. Die Geheimoperation habe in der Nacht zu Mittwoch und in Kooperation mit den US-Amerikanern stattgefunden. Mehr als ein Dutzend Deutsche seien dabei gerettet worden.

Bei den Hubschraubern handele es sich nach SZ-Informationen allerdings nicht um Geräte der Bundeswehr, stattdessen seien "Little Bird"-Helikopter der USA zum Einsatz gekommen."
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Zitat:Auch wenn das in der Presse auf Geheiß der Politik zur Zeit so behauptet wird, stimmt das eben nicht. Der BND hat beispielsweise schon vor Monaten vor exakt diesem Szenario gewarnt und es gab entsprechende Denkschriften. Sie wurden halt nur ignoriert, genau wie der entsprechende Bericht Emirat 2.0 vom Dezember 2020.
Okay, das Adverb "ahnungslos" war vielleicht etwas zu verallgemeinernd. Aber Fakt ist, dass die Dienste zwar Horrorszenarien entworfen haben, aber ihre eigenen Zeitangaben, wann ein Kollaps eintritt, beständig so schnell wieder revidiert haben, dass man letztlich kaum mehr wusste, was nun am wahrscheinlichsten ist. Und in gewisser Weise haben die Dienste ihre Prognosen quasi genau so rapide angepasst, wie die Taliban-Technicals vorgerückt sind. Kurz: Das hätte jeder selbst hinbekommen.

Ich denke da noch an eine Aussage des alten Scholl-Latour, der mal 2009 meinte, dass die Sowjets ihre Marionetten (u. a. Nadschibullah) wenigstens noch vier Jahre im Amt gesehen hätten nach Abzug der Roten Armee, dass aber Herr Karsai (damals noch Präsident) sich nach Abzug der Amerikaner keine vier Monate halten könne. Betraf zwar nun nicht Karsai, aber so ganz falsch lag er nicht - und das hätten sich vielleicht die Geheimdienste auch mal zu Gemüte führen sollen, anstatt schönfärberisch "nach oben" zu melden...

Schneemann.
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Ich hatte die Frage wie lange die afghanische Armee rein militärisch / theoretisch hätte durchhalten können ja auch schon mit lime mal. Mit dem Material und der real verfügbaren Anzahl ihrer Kämpfer hätte die Armee gegen die Taliban eigentlich noch jahrelang halten können. Das Gelände und die Art des Feindes begünstigen derart die Defensive und die Taliban hätten eigentlich (rein theoretisch) gar nicht siegen können. Im Prinzip hat vor allem die Armeeführung einfach aufgegeben. Ebenso die Regierung. Ebenso gab es sicherlich schon vorher Verrat aller Art afghanischer Anführer und Absprachen nach welchen dann alles an die Taliban übergeben wurde (für Geld, für Anteile am Drogengeschäft, für Macht, für persönliche Rachegelüste etc).

Diesen Verrat nicht vorher gesehen zu haben kann man allerdings den Diensten zum Vorwurf machen. Ein Grund dafür ist meiner Meinung nach dass man zu wenig vor Ort real bei den Menschen ist. Es gibt kaum oder gar kein HUMINT und SIGINT dominiert die Einschätzung. Wenn der Feind aber bewusst nicht mehr so kommuniziert dass dies über SIGINT aufklärbar wäre, entsteht eben genau das was wir jetzt hier beobachten konnten.

Auch wenn wir immer den Eindruck hatten oder zu erwecken versuchten, wir wären an den Leuten dort dran, hat mir noch jeder Afghane einhellig berichtet, dass selbst die im Vergleich "volksnähere" Bundeswehr immer extrem distanziert und für sich abgeschieden wahrgenommen wurde. Es fehlte da einfach jede eigene Struktur in der Bevölkerung selbst. Eine solche hätte man in 20 Jahren problemlos aufbauen können. Das wäre auch ansonsten in Wahrheit der Schlüssel zum Sieg gewesen.

Der Feind baut ja im Endeffekt eine Organisation auf, inmitten der Bevölkerung welche dann dieser den Willen aufzwingt. Der Feind selbst muss dazu gar nicht stark sein, es genügt dass er keine Konkurrenz hat. Entsprechend muss man im Bereich COIN eben eine eigene Organisation in die Bevölkerung einziehen. Ansonsten funktioniert es nicht. Und wer da glaubt einheimische korrupte kriminelle Banden könnten dies erfolgreich tun anstelle uns selbst sollte durch die Ereignisse der letzten Jahre eines besseren belehrt sein.
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(25.08.2021, 10:30)Quintus Fabius schrieb: Gar nicht. Alles andere ist unrealistisch. Es geht nur darum zu verhindern dass dort noch irgend etwas gedeiht was stärker ist als eine bloße Terroristenbande (welche irrelevant ist).

Ach Quintus... Ich liebe diese diplomatische Ader an dir, dieses Warmherzige.

(25.08.2021, 11:03)Schneemann schrieb: Nachdem die letzten Tage vergangen sind, lässt sich - und hier stimme ich voyageur durchaus zu - erkennen, dass das Ansehen der Bundeswehr gar nicht so arg gelitten hat, wie man annehmen hätte können nach dem etwas holprigen Start in diese Evakuierungskampagne. Wen man auch fragt, es wird honoriert, dass die Politik eine Verlegung der Zustimmung des Bundestages vorgenommen hat (man hätte sich auch dahinter verstecken können) und zuerst die Sache angeschoben hatte. Zudem wird - beinahe erstaunt - zur Kenntnis genommen, dass unser Gerät (A400M, Helikopter) - bei allen Unkenrufen über Kosten oder Verzögerungen - funktioniert und dass unsere Spezialeinheiten einen guten und riskanten Job machen. Auch, wenngleich das nicht allen bewusst ist, der Umstand, dass die Deutschen nach Amerikanern und Briten an dritter Stelle stehen, was ausgeflogene Menschen betrifft, wurde überrascht bzw. positiv aufgenommen.

Ein kleines bisschen Hoffnung, dass zumindest bei einigen sich jetzt auch etwas längerfristiger die Erkenntnis festsetzt, dass wir die Bundeswehr brauchen und dass wir sie leistungsfähig brauchen.

(25.08.2021, 11:03)Schneemann schrieb: Abgesehen davon finde ich es doch irritierend und auch schade, wie aktuell schon wieder sofort um die Flüchtlingsthematik geschachert wird.

Das finde ich nicht nur irritierend, sondern vollends daneben. Es gibt so vieles, was man aus diesen Wochen und den Jahren davor lernen kann, wo dringend Diskussions- und Handlungsbedarf besteht, aber sich wieder an diesem Mist aufzugeilen.... Dann kommt halt noch 'ne Welle. Is' wie Corona: Es werden immer wieder Wellen kommen. Müssen wir mit umgehen. Wer Flüchtlingspoltitk zur Wahlentscheidung heranzieht, wählt inzwischen so oder so AFD. Da kann die Union eh nix mehr zurückgewinnen.... Ich hör' jetzt besser auf, bevor im mich noch aufrege.
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(25.08.2021, 21:55)Broensen schrieb: Dann kommt halt noch 'ne Welle. Is' wie Corona: Es werden immer wieder Wellen kommen. Müssen wir mit umgehen. Wer Flüchtlingspoltitk zur Wahlentscheidung heranzieht, wählt inzwischen so oder so AFD. Da kann die Union eh nix mehr zurückgewinnen.... Ich hör' jetzt besser auf, bevor im mich noch aufrege.

Es geht ja darum diese Wellen aufzuhalten. Denn genau das wäre vernünftige Politik. Und eine Wahlentscheidung dürfte für die meisten Wähler immer noch eine Betrachtung des gesamten Paketes sein und nicht nur ein Einzelthema. Die Gefahr besteht aber wie ich schon schrieb dass mit jeder Welle sich mehr Wähler von den Parteien der Mitte abwenden, weil sie sich von ihnen im Stich gelassen fühlen. In Dänemark zum Beispiel geht es doch auch. Da ist sich die Mitte absolut einig eine restriktive Asyl- und Flüchtlingspolitik zu betreiben. Dänemark sollte dahingehend ein leuchtendes Beispiel für die EU sein, denn dann wäre den Populisten ganz schnell das Wasser abgegraben. Klar kann man es auch wie Merkel machen und denken man kann ohne Obergrenze Leute aufnehmen, ist halt nur völlig unrealistisch und wird mittel- bis langfristig gedacht zum Kollaps der Sozialsysteme führen und damit einhergehend einen gefährlichen Radikalisierungsprozeß einleiten. Und ich kann mir nicht vorstellen dass daran allen Ernstes ein Interesse besteht.
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@ Lime:

Auch wenn wir beide diesbezüglich wohl unterschiedliche Meinungen haben, bin ich keineswegs mit unserer Asyl- und Einwanderungspolitik einverstanden. Aber der politische Bohei, der da jetzt wieder veranstaltet wird, geht halt mal wieder komplett an allem vorbei. Da geht es nur um die Angst vor der nächsten Bild-Schlagzeile. Die kommt aber sowieso. Und anstatt dass man mal die Eier findet, sich ernsthaft mit sowas wie globaler Verantwortung einer führenden Industrienation auseinander zu setzen, betont man lieber zum 100sten mal, dass 2015 sich nicht... Angry
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Aktuelle Entwicklungen...letzte Flüge der Luftwaffe sind unterwegs. Seit Beginn der Evakuierungen hat die Luftwaffe rund 5.200 Personen ausgeflogen.
Zitat:+++ Afghanistan-News +++

Letzte Bundeswehrmaschinen sind Richtung Kabul gestartet
Am Morgen hat sich eines der vorerst letzten Transportflugzeuge der Bundeswehr auf den Weg nach Kabul gemacht. Und: Frauen sollen laut den Taliban erst mal zu Hause bleiben. [...]

Am Vorabend hatte die Bundeswehr mit dem letzten von mehreren Flügen am Mittwoch 167 Menschen aus der afghanischen Hauptstadt ausgeflogen. »Insgesamt 5193 Personen konnten seit Beginn der Evakuierungsmission durch die Bundeswehr in Sicherheit gebracht werden – allein gestern waren es 539 zu Schützende«, schrieb das Verteidigungsministerium am Donnerstag auf Twitter. »Wir evakuieren bis zur letzten Sekunde.«
https://www.spiegel.de/ausland/afghanist...0650f3c5cc

Ferner:
Zitat:Afghanistan

Flughafenzone "unglaublich überfüllt" – Frankreich stoppt Evakuierung

Die Menschen drängen zum Flughafen in Kabul – im Wissen, dass die Militärflüge bald enden. Frankreich beendet seine Evakuierungsmission am Freitagabend. [...]
https://www.zeit.de/politik/ausland/2021...erung-news

Ich befürchte, dass die Tatsache, dass unter den Menschen vor Ort bekannt ist, dass die Flüge zum Wochenende hin enden (vllt. noch bis zum 31.08. vereinzelt stattfinden) werden, uns leider bald dramatische Bilder bescheren, die diejenigen, die wir letzte Woche gesehen haben, noch übertreffen könnten.

Vermutlich wird es auf den letzten Metern der Evakuierung ein Hauen und Stechen um die letzten Plätze geben und der Flughafen wird im blutigen Chaos versinken. Und nimmt man hierzu noch den Umstand, dass anscheinend Terroristen sich unter die Menschenmengen mischen, so lässt dies schlimmste Szenarien möglich erscheinen. Ich hoffe es nicht, dass es so kommt, würde aber die letzten Tage den Finger nicht mehr vom Abzug nehmen...

Zur Terrorgefahr:
Zitat:Afghanistan: Attack could strike Kabul airport within hours, minister warns

There could be an "imminent, highly lethal" terror attack at Kabul airport within hours, a minister has warned. Armed Forces minister James Heappey said there were "very credible" reports of a "severe" threat in the capital. [...] In the update issued on Wednesday evening, the FCDO also warned that travelling by road was "extremely dangerous" with people alleged to have been "mistreated" on their way to the airport. The US advised Americans in Afghanistan not to travel or gather at the airport "because of security threats outside the gates". Australia has also issued an alert, telling those outside the airport to leave immediately.
https://www.bbc.com/news/uk-58337632

Ferner, ebenso BBC, eine Einschätzung zur Lage und zu dem Umstand, dass immer noch Flugzeuge unterbesetzt abheben...
Zitat:Kabul evacuations hit by 'severe' threat of attack

Final flights for several European countries

As the security situation around Kabul airport deteriorates, Belgium and Denmark have completed their last evacuation flights and Dutch flights are also coming to an end today. The Dutch government says it has been told by the US they have to leave.

Germany hasn't confirmed its plans but several reports say today's four flights out could be the last, before the German military is largely flown out tomorrow. [...] French PM Jean Castex said on national radio this morning that the last plane would leave tomorrow evening - after that "we can't go on with evacuations from the airport at Kabul", he told RTL radio. [...]

As CNN's Alexander Marquardt says in his tweet, the plane is one of three chartered by George and Maria Abi-Habib, co-founders of the Washington-based development firm, Sayara International, which has long worked in Afghanistan. Mr Abi-Habib is quoted by the Wall Street Journal as saying the plane had been chartered to take Afghans to Uganda, but encountered obstacles at Kabul airport. US marines manning the gates refused to allow Afghans with seats on the plane to get inside; one Ugandan woman crawled through a sewage pipe to get into the airport, Mr Abi-Habib told the Journal.

He said that, after days of trying unsuccessfully to resolve the issues, the 345-seat plane had to fly out of Kabul with just 50 passengers. "We can't expect everyone to crawl through a sewer pipe to safety," he said. "The window is closing." The Wall Street Journal reports that a similar thing happened to a charter flight bound for Ukraine. Some 40 vulnerable Afghan women scheduled to take the flight were refused entry into the airport by US marines. After two days, the 240-seat plane took off with 70 empty seats, Stacia George of the Carter Center is quoted as saying.
https://www.bbc.com/news/live/world-58279900

Schneemann.
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Und wie erwartet:

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/a...g-100.html

https://www.wsj.com/articles/afghanistan...1629976397

Zitat:Kabul Airport Attack Kills 12 U.S. Service Members, at Least 90 Afghans

Two explosions ripped through crowds seeking evacuation, followed by an assault by Islamic State gunmen.

https://www.aljazeera.com/news/2021/8/26...ul-airport

https://www.faz.net/aktuell/politik/inla...03005.html

https://www.tagesschau.de/newsticker/liv...g-101.html

Meiner Einschätzung nach stecken in Wahrheit die Taliban dahinter - und/oder sie haben diese Aktion geduldet und/oder erheblich gefördert. Jetzt werden die Taliban als nächstes sich als Instrument gegen den IS in Afghanistan anbieten um auf diese Weise einen Anschluss an den Westen aufzubauen und schließlich wird man vielleicht sogar darauf reinfallen. Meiner rein persönlichen Einschätzung nach eine Black Flag Operation mit dem Ziel den Westen im Sinne der Taliban zu manipulieren.

Gleichzeitig endet damit de facto die Evakuierungsmission. Die letzten Bundeswehr-Soldaten wurden ausgeflogen, der Einsatz ist beendet.

ca. 6000 Ortskräfte der Bundeswehr wurden in Afghanistan zurück gelassen. Sie haben natürlich das tiefste Mitgefühl der Kanzlerin dieser Bundesrepublik......
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Auch interessant: die Taliban verfügen jetzt über ungefähr 75.000 Militärfahrzeuge aus den USA:

https://katv.com/news/nation-world/75000...hdog-group

Zitat:75,000 U.S. military vehicles now in the hands of the Taliban

WASHINGTON (SBG) - Since 2001, the U.S. has spent $83 billion on Afghan security forces, through training and equipment.

“We built them a pretty amazing war chest and now all of it is in the hands of the Taliban," said Open The Books' Adam Andrzejewski to Jan Jeffcoat on The National Desk. “We know that last month, as late as July, seven new helicopters were being delivered in the capital city of Kabul.”

How much U.S. military equipment does the Taliban now control?

“We've made the Taliban into a major U.S. arms dealer for the next decade,” said Andrzejewski. “They now control 75,000 military vehicles. This is about 50,000 tactical vehicles, 20,000 Humvees they control about 1,000 mine-resistant vehicles, and even about 150 armored personnel carriers.”

According to Andrzejewski, there are also about 208 airplanes and helicopters. Some U.S. equipment given to Afghan security forces is currently unaccounted for, including missing military drones.

“We found a Federal Audit that detailed up to $200 million worth of drones that had disappeared,” said Andrzejewski. “We don't know where 600,000 weapons are within the country.”

Wirklich nett den Feind so auszurüsten. 75.000 Bomben muss man erst mal abwerfen.

Das sollte nun endlich die letzte Warnung sein für das was ich schon immer sage, dass man keine anderen Armeen ausbilden oder ausrüsten darf, dass man nirgends hin Waffen verkaufen darf und dass man niemals Ausländer im Gebrauch von Waffensystemen oder in der Kriegsführung trainieren darf. Unter keinen Umständen, niemals, ohne Ausnahme. Es ist auch in Wahrheit niemals nötig, sondern stattdessen muss man einfach das nehmen was dort ist und es so strukturieren und einsetzen, dass es funktioniert. Beispielsweise war die von uns aufgebaute afghanische Nationalarmee einfach die von Grund auf Falsche Wehrform für dieses Gebiet und diese Gesellschaft. Man kann Streitkräfte auf ganz verschiedene Art und Weise zusammen setzen und einsetzen. Stattdessen herrscht einfach nur Strukturextrapolierung vor, sowohl in Bezug auf militärische Fragen wie auch in Bezug auf zivilen Fragen. Also eine de facto westeuropäisch strukturierte Armee in einer Kultur die nicht ungeeigneter dafür sein könnte und Mädchenschulen als Selbstzweck erneut in einer Kultur die nicht ungeeigneter dafür sein könnte. Im Prinzip eigentlich selbsterklärend, aber vermutlich zu einfach für Studierte Elfenbeinturmbewohner die bei einem edlen Wein Abends in ihrer Villa mit parkartigem Garten über Menschenrechte schwadronieren und was das alles im Kantschen und Hegelschen Sinne nur bedeuten kann.
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Während die Amis und Briten noch vor Ort sind - ich schreib es jetzt mal einfach ganz offen:

Ist die Bundeswehr sofort Feige geflohen wie es geknallt hat. Man hat sogar beim Sofort-Aufbruch mal einfach zwei deutsche Soldaten zunächst zurück gelassen weil sie gerade in einem anderen Teil des Flughafens waren nur um diese dann mit einem Medevac Flugzeuge noch gesondert zu holen welches über Kabul kreiste.

Die Helis hat man ja schon einen Tag zuvor wieder weggeflogen (ein ziemlich kurzer Aufenthalt, man hätte sie auch dabehalten und wenn man sie nicht mehr mitkriegt einfach sprengen können).

Meinem rein persönlichen Empfinden nach haben wir uns einmal mehr als Feige gezeigt. Als ob so ein Popel-Anschlag in Afghanistan noch in irgendeiner Weise außerhalb der Norm wäre. Aber was will man von einer Armee erwarten die ihre mongolischen Verbündeten vor Ort neben sich im offenen Wolf fahren lässt während man selbst sich in den stärkstmöglich geschützten Panzern verkrochen hat.
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Unsinn. Wer kann denn sagen, ob bei einem „komplexen“ Angriff den Bomben nicht direkt Mörserbeschuss auf den Flughafen folgt? Daher wird Alarm ausgelöst und Mann und Maus gehen in die shelter. Das Flugfeld wird vom controller alarmmässig geräumt, alles was gerade fliegen kann muss in die Luft und weg. Und die 2 Kameraden wurden nicht zurückgelassen, sie durften nur Englisch statt Deutsch sprechen für einen Moment und bekamen sie Burger statt Sauerkraut – Punkt. Zurückgelassen werden viele Ortskräfte und bedrohte Afghanen der Zivilgesellschaft.
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@Quintus
Zitat:Ist die Bundeswehr sofort Feige geflohen wie es geknallt hat. Man hat sogar beim Sofort-Aufbruch mal einfach zwei deutsche Soldaten zunächst zurück gelassen weil sie gerade in einem anderen Teil des Flughafens waren nur um diese dann mit einem Medevac Flugzeuge noch gesondert zu holen welches über Kabul kreiste.

Die Helis hat man ja schon einen Tag zuvor wieder weggeflogen (ein ziemlich kurzer Aufenthalt, man hätte sie auch dabehalten und wenn man sie nicht mehr mitkriegt einfach sprengen können).

Meinem rein persönlichen Empfinden nach haben wir uns einmal mehr als Feige gezeigt.
Ich finde, dass diese pauschale Ohrfeige nicht nur nicht wirklich hilfreich ist, sondern auch am Kern der Sache völlig vorbei zielt. Man kann zwar rückblickend immer klüger sein, aber die Alternativen würden ebenso nicht überzeugen. Die Deutschen brechen am 27.08. ihre Zelte ab - und sind sie deswegen feige? Nein, natürlich nicht. Die Polen (die du gerne als zumindest interessant-vorbildlich lobst für ihre Armeepolitik) sind schon früher abgezogen, die Franzosen (die du - meiner Meinung nach korrekterweise - als eine der besten Armeen in Europa ansiehst, sind auch abgezogen). Gleiches gilt für Dänen, Holländer und andere Europäer. Alles Feiglinge? Natürlich nicht, genauso wenig wie die Deutschen.

Zumal - was wären die Alternativen gewesen? Wenn wir uns hingestellt hätten bis zum 31.08. und das Fähnchen hochgehalten hätten, aber bei einem Selbstmordanschlag dann deutsche Soldaten umgekommen wären, und diese Wahrscheinlichkeit hätte durchaus bestanden, wie das aktuelle Ereignis zeigt, dann würde vermutlich nicht nur in der Politik der Vorwurf erhoben werden inkl. U-Ausschuss, dass die Bundesregierung bewusst deutsche Soldaten gefährdet und geopfert hätte, sondern auch hier im Forum würde munter der Vorwurf aufkommen und kursieren, dass die "wieder mal unfähige" Bundesregierung "unvernünftigerweise und kurzsichtig deutsche Soldatenleben riskiert habe, während die europäischen Verbündeten schon abgezogen waren". Kurzum: Man kann es drehen und wenden, wie man will, man kann es nie recht machen. Den Vorwurf der Feigheit aber halte ich insofern für definitiv unangebracht.

Oder überspitzt gefragt: Ab wann wären wir nicht feige?

Auswahl: 1.) Abzug heute und keine Opfer; 2.) Abzug am 29.08. aber vllt. max. 2-3 Tote; 3.) Abzug am 31.08. mit vllt. 8 Toten und noch zwei gesprengten Helikoptern?

Oh ja, vor allem letzteres ist sicher so heroisch wie sinnvoll. Anstatt zu loben, dass die Bundeswehr ohne eigene Verluste noch mehr als 5.000 Menschen gerettet hatte nach einem mehr als holprigen Start, hätten wir dann ein paar "nette" Bilder von zerdepperten Helis und ein paar Särgen in den Geschichtsbüchern mit Bildunterschriften wie "Der glorreiche Rückzug aus Kabul". Das kommt sicher sehr gut...

Schneemann.
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Der Abzug am 31. ist aus meiner Sicht nicht realistisch, weil die Amerikaner den Flughafen bis dahin selbst benötigen, um ihre Truppen samt Material abziehen. Deshalb sehe ich das als keine dt. Entscheidung an.

Das ging anderen Ländern, wie den Niederlanden genauso. Ich finde leider die Meldung dazu gerade nicht mehr.
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(27.08.2021, 00:09)Quintus Fabius schrieb: ich schreib es jetzt mal einfach ganz offen

Es bleibt natürlich jedem selbst überlassen, wann er was zum besten geben muss, aber ist es wirklich sinnvoll, sowas zu formulieren ohne die genauen Hintergründe zu kennen? Es zieht sich inzwischen wie ein roter Faden durch die Medien und leider ja auch durch dieses Forum, dass aufgrund von bruchstückhaften Informationen, die irgendwie zu Untermauerung der eigenen Ansicht oder irgendeiner unterstützten Agenda dienen könnten, eine Argumentation aufgebaut wird, die vor allem "Laut" ist.

Ich habe in den letzten gut anderthalb Wochen so einiges an Informationen aus sehr gut unterrichteten Quellen bekommen, die ich hier gar nicht erst einstelle, weil ich genau weiß, wie hier darauf reagiert wird und wie die zwangsläufigen Lücken mit eigenen willkürlichen Spekulationen meist negativer Art ausgefüllt werden. Und das finde ich ehrlich gesagt Schade.
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