Und ergänzend:
USSS ROE sieht in einem solchen Szenario angeblich vor, dass der Konterscharfschütze sich von einer übergeordneten Ebene die Erlaubnis zur präventiven Schussabgabe einholen muss. Er kann in der Lage nicht selbst entscheiden, einen augenscheinlichen Schützen präventiv zu neutralisieren.
Erst wenn der Attentäter das Feuer eröffnet ist eine Bekämpfung ohne Feuererlaubnis möglich.
Die nach der Neutralisierung des Schützen folgende Evakuierung muss man dann eigentlich auch kritisch betrachten. Sicher sieht das in Lage gerne ungeschickt aus, aber das ist weitaus weniger Präzision als man erwarten könnte.
Die Reaktion der ersten Agenten war sicherlich schnell genug, auch wenn die erst auf die Tribüne rennen müssen. Das war es dann aber schon.
Zuerst fragt eine Agentin zweimal was man denn jetzt machen solle (What are we doing? What are we doing?)
Die Konterscharfschützen setzen noch einen Schuss zur Tötung.
Dann gibt irgendeiner den Befehl sofort zu evakuieren (Are you ready? Hold, hold! On You! Ready, move, move! Go!) und dann passiert genau garnichts und die Agenten bleiben schlicht liegen.
SWAT schlendert auf die Bühne, das Eintreffen wird kommentiert (Hawkeye's here!), dann die Ansage das der Schütze neutralisiert sei und wieder große Fragerunde was man denn jetzt machen solle (Are we good? Shooter's down! Are we good to move?)
Eine Agentin fragt dann ob die Lage geklärt sei (Are we clear?) um sofort von einen Agenten unterbrochen zu werden (Let's move! Let's move!) woraufhin sich die Agentin oder andere Agenten entscheiden, dass die Lage jetzt tatsächlich unter Kontrolle sei (We're clear, we're clear!).
Man hilft Trump auf, stellt ihn noch schön ungedeckt ans Rednerpult, Trump verkündet das er seine Schuhe gerne wieder hätte, ein Agent sagt ihm das er sich um seinen Kopf kümmern soll (Hold on to your head, it's bloody), bevor zwei Agenten einfällt, dass es vielleicht doch Sinn macht ihn zu decken. Dummerweise steht das Rednerpult diesen Vorhaben in weg.
Es folgt die bizarre Optik, dass eine recht normalwüchsige Agentin versucht den 1.9m großen Trump zu decken. Trump stellt sich prompt gerade hin und reckt Kopf und erhobene Faust über die Agentin. Der größere Agentenkollege scheiterte derweil am Rednerpult und entscheidet sich lieber seinen Kollegen zusätzliche abzuschirmen.
Man bewegt sich dann mit dem zum Schussfeld hin kaum gedeckten Trump von der Bühne (die Agentin stolpert dabei noch) und zum wartenden Evakuierungsfahrzeug. Besonders eilig hat man es dabei nicht.
Zusammengefasst also: Keine klare Befehlsstrukur erkennbar, stattdessen viel Fragerei und wenig Aktion. Augenscheinlich ist man mehr damit beschäftigt sich gegenseitig und wmgl bei höherer Stelle rückzuversichern was nun genau los sei anstatt ein klares Programm abzuspulen.
Auffallend auch die fehlende Aggressivität, ja Phlegmatik der unterstützenden Kräfte jenseits der Agenten direkt um Trump herum. Offensichtlich verlässt man sich allein auf die Aussage, dass die Scharfschützen den Attentäter getötet haben (und es nur einen Schützen gibt). Es werden auch keinerlei Hilfsmittel herangeführt (die faltbaren ballistischen Schilde zB), SWAT spaziert unaufgeregt auf der Bühne herum anstatt eine Feuerposition einzunehmen.
Zeigt für mich das man hier im Kollektiv mental nicht auf Höhe war.
Verstörend dann auch das Bild, dass eine Agentin abgibt nachdem man Trump ins Fahrzeug verfrachtet hat - Trump ist kaum eingestiegen da versucht sie schon ihre Dienstpistole (übrigens jenseits von SWAT niemand mit etwa Maschinenpistolen zu sehen) zu Holstern, findet dabei ihr Holster nicht, verwechselt das Holster mit ihrer Dienstmarke und muss mehrere Versuche unternehmen bis sie die Waffe verstaut hat.
Dass die Dame jetzt auch nicht den körperlich fittesten Eindruck macht sei dahingestellt, aber ganz offensichtlich fehlt es da völlig an trainierten automatisierten Abläufen. Das kann man bei einem gewöhnlichen Streifenpolizisten sicherlich entschuldigen, aber sicherlich nicht beim USSS.