Afghanistan
Big Grin 
(02.09.2024, 00:52)Quintus Fabius schrieb: Ich bin ja seit geraumer Zeit in diesem ganzen abstrusen Bereich ehrenamtlich tätig, habe also tatsächlich und real mit diesen Personen zu tun und beschäftige mich recht intensiv insbesondere mit Afghanistan, schon seit ich auf der Afghanistan-Ausstellung in Rosenheim im Lockschuppen vor vielen Jahren mitarbeiten durfte. ....
jetzt, o großer Grenzschützer, ist mir der Sinn Deiner nahezu verzweifelten Signatur klar geworden:
Zitat:Männer die von der Grenze wiederkehrten berichteten, es gäbe keine Barbaren mehr. Was soll nun aus uns werden, ohne sie? In vielerlei Hinsicht waren sie eine Lösung.
Du wohnst in der Nähe der österreichischen Grenze - und die Gebirgsschützen werden auch dort, jenseits der Grenzen, weniger - zumindest seit der Hofer Andi (Andreas) nicht mehr rekrutiert ...
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Big Grin Da host mi!

Weiter im Kontext:

https://www.augsburger-allgemeine.de/pol...-103015750

Zitat:Hohe Wellen schlägt die Abschiebung in Afghanistan selbst. „Die afghanischen Medien haben durch die Bank mit scharfer Kritik auf die Umstände der Abschiebung reagiert“, sagte der Afghanistan-Experte und Initiator vieler Hilfs- und Schulprojekte am Hindukusch, Reinhard Erös, unserer Redaktion. Dabei sei es weniger darum gegangen, dass die Afghanen in ihr Land zurückgebracht worden sind. „Für Fassungslosigkeit sorgen die 1000 Euro, die jeder bekommen hat und das sind wirklich üble Burschen, nicht einfache Taschendiebe. Das ist in Afghanistan ein Jahreseinkommen.“ Allerdings glaubt Erös, dass den Afghanen das Geld nach der Landung in Kabul umgehend abgenommen worden sei.

Zitat:Bemerkenswert ist, dass die Machthaber trotz der Kritik im eigenen Land zu der Abschiebung schweigen. Erös glaubt, dass Zahlungen aus Berlin geflossen sind. „Ich gehe davon aus, dass die Taliban diese Einnahmequelle nicht durch öffentliche Erklärungen gefährden wollen.“

Das glaub ich nämlich auch, dass da hinter den Kulissen noch einiges an unseren Steuergeldern dafür geflossen ist, dass afghanische Straftäter ihre Reststrafe im Gefängnis hierzulande nicht mehr absitzen müssen, damit man sie kurz vor der Wahl als Verarsche der Wähler einsetzen kann.

Zitat:Reinhard Erös ist sich sicher, dass die Taliban bereit sind, Rückkehrer in größerem Stil über Nachbarstaaten oder auch direkt aufzunehmen. Natürlich nicht zum Nulltarif.

Könnte immer noch günstiger sein als sie hier zu behalten und hätte auf den Rest einen sehr heilsamen Einfluss, dass müsste man mal vollständig ausrechnen.
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ich störe mich etwas daran, dass wir die Diskussion ausschließlich unter dem Gesichtspunkt der "Straftäter" führen.

Zunächst einmal ist doch fest zu halten, dass Deutschland sehr vielen Ortskräften in Afghanistan die Zusage der Aufnahme gegeben hat. Dieses Versprechen ist einzuhalten - schon aus Gründen der Glaubwürdigkeit für künftige Missionen, in denen man erneut auf örtliche Unterstützt angewiesen ist.

Dann aber geraten wir schon an den Rand des Diskussionsthemas, das sich doch um Afghanistan drehen sollte.
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Die nachfolgenden Thesen sind daher eigentlich schon OT:

Von der Tatsache, dass wir in vielen gerade sozialen Berufen schlicht und ergreifend von Zuwanderern abhängig sind rede ich jetzt also gar nicht. Und auch nicht davon, dass Deutschland schon aufgrund seiner Bevölkerungsstruktur ein Einwanderungsland werden muss - sonst lässt sich unser Wohlstand nicht mehr aufrecht erhalten. Denn diese Fragen haben mit Afghanistan oder den Taliban nichts mehr zu tun.

Richtig straffällig gewordene Personen - und dazu zähle ich nicht die Menschen, die das Münchner MVV-System nicht verstehen und die falschen Streifen stempeln - müssen "aus dem Verkehr gezogen" werden. Dafür gibt es das Strafrecht. Und da gilt normalerweise, dass
a) die Unschuldsvermutung zu berücksichtigen ist und
b) jemand, der seine Strafe verbüßt hat, auch wieder resozialisiert werden muss - um weitere Straftaten zu vermeiden.

Nun kann man darüber streiten, ob die Strafe unter hohen Kosten für den deutschen Steuerzahler wirklich auch in Deutschland verbüßt werden muss - oder besser (Abschiebung soweit möglich) in der Heimat des Straftäters.
Man kann auch darüber diskutieren, ob Wiederholungstäter ihren Anspruch auf Aufenthalt in Deutschland verlieren.
Und man kann darüber diskutieren, ob solche Wiederholungstäter (bzw. Personen mit besonders eklatanten Straftaten und einer entsprechenden Regelung im Strafgesetzbuch) dauerhaft "weggesperrt" werden sollen, und ob entsprechende Abschiebeverwahrung - auch wenn die Aufnahme im Heimatland zunächst schwer möglich ist - unbedingt in Deutschland sein muss oder nicht auch in einem anderen EU-Land erfolgen kann.

Aber irgendwie hat das alles nichts oder wenig mit Afghanistan zu tun. Es ist - um es so auszudrücken - kein spezifisches afghanisches Thema.
Wäre es da dann nicht besser, diese Diskussion in einen allgemeinen Thread etwa zum Thema Asyl und Migration weiter zu führen?
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Zitat:Wäre es da dann nicht besser, diese Diskussion in einen allgemeinen Thread etwa zum Thema Asyl und Migration weiter zu führen?
Zum Thema Asyl vielleicht nicht im Speziellen, zum Thema Migration und Flüchtlinge (bzw. Bevölkerungswachstum) gibt es einen alten Strang, den ich 2009 mal erstellt hatte: https://www.forum-sicherheitspolitik.org...p?tid=4432

Schneemann
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KongoErich:

Zitat:Wäre es da dann nicht besser, diese Diskussion in einen allgemeinen Thread etwa zum Thema Asyl und Migration weiter zu führen?

Wir diskutierten ja nicht allgemein über Abschiebungen - zumindest ist das hier nicht das Ziel der aktuellen Ausführungen - sondern spezifisch über diese eine Abschiebung nach Afghanistan. Von Afghanen nach Afghanistan, und deshalb halte ich diesen einen Sonderfall - der ja wenig bis gar keine Aussagen dazu zulässt wie man allgemein in diesem Thema verfahren sollte im Afghanistan-Strang für besser aufgehoben.

Denn das ist ja jetzt ein Spezialfall gewesen, wo es einmalig nur um Afghanen ging, und um die Reaktion darauf in Afghanistan.

Allgemein über Abschiebungen und Migration sollten wir gar nicht diskutieren, da dies beispielsweise in Bezug auf die Frage ob wir Arbeitskräfte benötigen usw. kein sicherheitspolitisches Thema ist. Bleiben wir also auch im weiteren konkret bei Afghanistan:

Zitat:Zunächst einmal ist doch fest zu halten, dass Deutschland sehr vielen Ortskräften in Afghanistan die Zusage der Aufnahme gegeben hat. Dieses Versprechen ist einzuhalten - schon aus Gründen der Glaubwürdigkeit für künftige Missionen, in denen man erneut auf örtliche Unterstützt angewiesen ist.


Dieses Versprechen war ein schwerer Fehler, insbesondere da die sogenannten Ortskräfte meiner Ansicht nach stark von den Taliban unterwandert waren, es in Afghanistan gar keine allgemeine Gefährdung von Ortskräften gibt und auch nicht mehr klar feststellbar ist, wer eine Ortskraft war - und noch darüber hinaus es extrem fragwürdig ist, ob eine vorübergehende Tätigkeit für die Bundeswehr im Jahr 2010 nun 2024 irgendwelche Rechte generieren sollte.

Der Verweis auf zukünftige Einsätze hilft dabei meiner Meinung nach auch nicht weiter. Und unsere Glaubwürdigkeit ist ohnehin gleich 0. Unabhängig davon, ob wir uns nun hier und heute von Paschtunen aus Pakistan mit gefälschten Pässen oder gar ohne Pässe bei unseren diplomatischen Vertretungen in Pakistan betrügen lassen, weil die Ministeriumsspitze dies aus ideologischen Gründen nicht wahrhaben will.

Man sollte (und man könnte) dieses "Versprechen" auflösen. Indem man beispielsweise betont wieviele Verräter es unter den Ortskräften gab und wie wenig man echte Ortskräfte herausfinden kann und wieviel Betrug damit betrieben wird. Um dann daraus folgend zu erklären, dass man es ja leider leider nicht einhalten kann und so wäre dem leicht ein Ende zu setzen.
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(05.09.2024, 07:05)Quintus Fabius schrieb: ....

Dieses Versprechen war ein schwerer Fehler, insbesondere da die sogenannten Ortskräfte meiner Ansicht nach stark von den Taliban unterwandert waren, es in Afghanistan gar keine allgemeine Gefährdung von Ortskräften gibt und auch nicht mehr klar feststellbar ist, wer eine Ortskraft war - und noch darüber hinaus es extrem fragwürdig ist, ob eine vorübergehende Tätigkeit für die Bundeswehr im Jahr 2010 nun 2024 irgendwelche Rechte generieren sollte. ...
der Reihe nach:

1.
ich halte es für recht problemlos (vor allem eingedenk unserer deutschen Bürokratie) festzustellen, wer tatsächlich "Ortskraft" war, zur Not auch durch Befragung der Personen, die auf deutscher Seite in Afghanistan eingesetzt waren.
Dabei lässt sich dann auch der Aufgabenbereich der Betroffenen spezifizieren - sowohl bei der Unterstützung der Bundeswehr wie auch bei der Tätigkeit für Hilfsorganisationen (z.B. Sicherheitsdienst, Dolmetscher, Lagerarbeiter ....)

2.
aufgrund der örtlichen Gepflogenheiten - und erst Recht aus unserem Grundsatz zum Schutz der Familie - können dann natürlich nächste Angehörige, Ehefrauen, Töchter ... nicht ausgeschlossen werden.

3.
Das hindert nicht daran, diese Personen auch hier einer intensiven Sicherheitsüberprüfung zu unterziehen.

4.
Letztendlich könnten diese Personen dann auch Ausbildungen erhalten, die sowohl hier wie auch in Afghanistan als Fachkräfte den Zugang zu "Mangelberufen" ermöglichen, soweit sie nicht schon aufgrund ihrer beruflichen Erfahrungen und Kenntnisse auch schneller tätig werden könnten.

Zitat:Der Verweis auf zukünftige Einsätze hilft dabei meiner Meinung nach auch nicht weiter. ...

Man sollte (und man könnte) dieses "Versprechen" auflösen. Indem man beispielsweise betont wieviele Verräter es unter den Ortskräften gab und wie wenig man echte Ortskräfte herausfinden kann und wieviel Betrug damit betrieben wird. Um dann daraus folgend zu erklären, dass man es ja leider leider nicht einhalten kann und so wäre dem leicht ein Ende zu setzen.
Ich glaube, Du übersiehst den immateriellen "kulturellen" Einfluss, den eine Integration hier dann auch auf die Gesellschaft in der Heimat ausübt.

Ein kleines Beispiel:
Ein enger Verwandter von mir ist nach mehreren Schlaganfällen zum Aphasiker geworden - und halbseitig gelähmt. Er benötigt Pflege. Sowohl in der ambulanten Pflege wie auch in einer stationären Einrichtung finde ich kaum noch deutsche Kräfte, die diese Leistung erbringen - von der Hilfe beim essen ("füttern") bis zur Körperpflege, auf gut deutsch, die Sch.... aus dem A... putzen.
Das sind Kräfte aus dem ehemaligen Jugoslawien, aus dem Nordsudan, aus Eritrea, aus Afghanistan .... die hier eine entsprechende Ausbildung gemacht haben und nun sozialversicherungspflichtig arbeiten - und dabei die gesellschaftliche Zusage "Sozialstaat" absichern.
Interessanterweise - es lassen sich auch regelrechte "zeitliche Wellen" feststellen, aus welcher Region diese Personen stammen. Die Herkunft aus dem ehemaligen Jugoslawien korrespondiert etwa zeitlich mit dem Krieg dort. Türkische Mitarbeitende sind i.d.R. die erste oder zweite Generation nach der "Gastarbeiterwelle" in den 50er und 60er Jahren.
Und all diese Menschen haben nach wie vor familiäre Kontakte in ihre Heimat. Sie lernen hier einen "westlichen Lebensstil" kennen, der in diesen Kontakten weiter transportiert wird - und zwar deutlich breitflächiger und wirksamer als das über elitäre "Inseleinrichtungen" wie die Goethe-Institute passieren könnte.
Dazu kommen die "modernen Medien" - Radio, TV, Handy, Internet, SMS ....
Über solchen Austausch wird die heimatliche Gesellschaft "verwestlicht", und zwar deutlich mehr als unsere Gesellschaft umgekehrt etwa "islamisiert" würde. Denn der "Islamismus" betrifft - trotz der Aufsehen erregenden Fälle - im Wesentlichen nur Einzelpersonen und nicht eine recht breite Gesellschaftsschicht.

Damit zurück nach Afghanistan:
Glaubst Du im Ernst, eine Familie aus afghanischen Ortskräften, die hier sozialisiert wurde, würde die zunehmende Diskriminierung von Frauen in Afghanistan unterstützen?
Was meinst Du erzählen sich die Mütter, Tanten und Cousinen, wenn sie miteinander sprechen?
Glaubst Du im Ernst, die in Afghanistan gebliebenen AngehörigInnen würden dann ihren Männern nicht die Hölle heiß machen, wenn dort die nächste Diskriminierungsrunde eingeläutet wird?
Zitat:Wallah, unsere Tochter Nila darf nicht mehr zur Schule, weil sie kein kleines Mädchen mehr ist? Nachbarin Ellaha hat Internet zuhaus. Guggst Du, kommt solche Maschin auch zu uns - wallah. Macht Nila "home scooling" - basta!
Der Ansatz funktioniert aber nur wenn es nicht vereinzelte Personen sind, die so "indoktriniert" werden. Und wo kann eine solche kulturelle Beeinflussung effektiver passieren als bei der großen Gruppe von afghanischen Ortskräften, die ohnehin schon mehr oder weniger "indoktriniert" sind?

Vor diesem Hintergrund plädiere ich dann auch für einen entspannteren Umgang mit Migranten. Wer zu uns flüchtet - aus gesellschaftlichen oder politischen Gründen, aus Flucht vor Diskriminierung oder auch nur, weil er nicht verhungern will, ist wenigstens im Ansatz bereit, sich unserer Gesellschaft einzugliedern.
Das würde ich fördern, und nicht abweisen - auch und gerade für die Ortskräfte aus Afghanistan.

(05.09.2024, 05:40)Schneemann schrieb: Zum Thema Asyl vielleicht nicht im Speziellen, zum Thema Migration und Flüchtlinge (bzw. Bevölkerungswachstum) gibt es einen alten Strang, den ich 2009 mal erstellt hatte: https://www.forum-sicherheitspolitik.org...p?tid=4432

Schneemann
Thema ist geschlossen - letzter Beitrag im September 2023
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Zitat: es in Afghanistan gar keine allgemeine Gefährdung von Ortskräften gibt und auch nicht mehr klar feststellbar ist, wer eine Ortskraft war - und noch darüber hinaus es extrem fragwürdig ist, ob eine vorübergehende Tätigkeit für die Bundeswehr im Jahr 2010 nun 2024 irgendwelche Rechte generieren sollte.
...
Man sollte (und man könnte) dieses "Versprechen" auflösen. Indem man beispielsweise betont wieviele Verräter es unter den Ortskräften gab und wie wenig man echte Ortskräfte herausfinden kann und wieviel Betrug damit betrieben wird. Um dann daraus folgend zu erklären, dass man es ja leider leider nicht einhalten kann und so wäre dem leicht ein Ende zu setzen.

Wir sprechen über knapp 3000 Personen, mit den Angehörigen sprechen über ca. 12.000 Afghanen, die sich in der BRD aufhalten, weil sie als Informanten, Übersetzer, bzw. Kollaborateure für die Bundeswehr in Afghanistan tätig waren. Diesen Personen den Status zu entziehen und den Taliban auszuliefern, hielte ich nicht für besonders ehrwürdig oder in irgendeiner Form intelligent, wenn Du mich fragst. Kosten/Nutzen standen bzw. stehen hier durchaus in einen sinnvollen Verhältnis für die BRD.
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Und um das an dieser Stelle nochmal zu betonen: wir bleiben hier bitte nur und ausschließlich nur bei Afghanistan.

Und um das noch mehr zu betonen: bitte keine persönlichen Anfeindungen.


KongoErich:

ich halte es für recht problemlos (vor allem eingedenk unserer deutschen Bürokratie) festzustellen, wer tatsächlich "Ortskraft" war, zur Not auch durch Befragung der Personen, die auf deutscher Seite in Afghanistan eingesetzt waren.
Dabei lässt sich dann auch der Aufgabenbereich der Betroffenen spezifizieren - sowohl bei der Unterstützung der Bundeswehr wie auch bei der Tätigkeit für Hilfsorganisationen (z.B. Sicherheitsdienst, Dolmetscher, Lagerarbeiter ....)

In der Theorie ja, aber in der praktischen Realität ist das entweder tatsächlich nicht möglich (auch wenn man das angesichts unseres Bürokratismus kaum glauben mag) oder es wird nicht gemacht (aktuell aus ideologischen Gründen und Anweisung von ganz oben im Außenministerium). Es werden ja aktuell "Ortshelfer" eingeflogen, welche nachweislich und bekanntermaßen gefälschte Papiere hatten oder bei denen man wusste, dass ihre Angaben nicht stimmten, und trotzdem wurden sie eingeflogen.

Nun noch zu einem anderen Problem in diesem Kontext: Afghanen verkaufen auch munter Identitäten. Es ist eben nicht gesagt, dass die Person mit Pass A auch tatsächlich Person A ist, sondern dass ist dann gar nicht so selten eine Person B, welche lediglich den Pass von Person A verwendet usw.

Kurz und einfach: obwohl man eigentlich davon ausgehen müsste, dass wir exakt wissen wer für uns tätig war und wann, ist das real alles nicht so einfach.


KheibarShekan:

Zitat:Wir sprechen über knapp 3000 Personen, mit den Angehörigen sprechen über ca. 12.000 Afghanen, die sich in der BRD aufhalten, weil sie als Informanten, Übersetzer, bzw. Kollaborateure für die Bundeswehr in Afghanistan tätig waren. Diesen Personen den Status zu entziehen und den Taliban auszuliefern, hielte ich nicht für besonders ehrwürdig oder in irgendeiner Form intelligent, wenn Du mich fragst. Kosten/Nutzen standen bzw. stehen hier durchaus in einen sinnvollen Verhältnis für die BRD.

Ich schrieb ja nicht, dass man die welche schon hier sind an die Taliban ausliefern sollte. Sondern dass man nicht nach Belieben jeden als Ortshelfer aufnehmen sollte nur weil dieser behauptet einer zu sein oder weil er vor 10 Jahren mal Ortshelfer war.

Im übrigen sind es keineswegs nur 3000 wie du hier schreibst und es stellt sich die Frage, wo man da angesichts von fast zwei Dekaden Präsenz in Afghanistan überhaupt die Grenze zieht ? Ist jeder Helfer aus den Anfangsjahren tatsächlich gefährdet ? Ist jeder Helfer auch tatsächlich ein Helfer gewesen ? Gerade die Ortshelfer waren stark von den Taliban unterwandert und/oder hatten Verwandte bei denen. Worauf ich eigentlich hinaus will ist, dass man gegenüber den "Ortshelfern" nicht so naiv sein sollte und dass man hier kritischer nachfragen und überprüfen sollte.

https://www.zeit.de/politik/ausland/2022...ausgereist

Zitat:Als die Taliban in Afghanistan wieder die Macht ergriffen, blieben Tausende Helfer der Bundeswehr dort zurück. Viele von ihnen haben laut Auswärtigem Amt keinen Ausweis.

https://www.focus.de/politik/nach-deutsc...18720.html

Zitat:Mit einem Aufnahmeprogramm für ehemalige Ortskräfte der Bundeswehr aus Afghanistan hat die Bundesregierung einem Medienbericht zufolge Personen nach Deutschland befördert, die vom Militärischen Abschirmdienst der Bundeswehr als Sicherheitsrisiko eingestuft wurden.

Wie Recherchen der „Bild am Sonntag“ belegen, hat der Militärische Abschirmdienst (MAD) im Jahr 2010 verdächtige Ortskräfte aus Afghanistan auf eine sogenannte „Bad-Guys-Liste“ ("Liste der bösen Kerle") gesetzt. „Aus Sicherheitsgründen“ sei diesen damals fristlos gekündigt worden, heißt es.

Nach Informationen der „Bild am Sonntag“ sollen einige dieser verdächtigen ehemaligen Ortskräfte ab 2021 nach Deutschland gekommen sein. Eine Reihe dieser Männer soll sich laut Behördenangaben aktuell in Hessen, Nordrhein-Westfalen und Berlin aufhalten.

Die MAD-Ermittlungsberichte legen nahe, dass frühere Dolmetscher Verbindungen zu den Taliban-Milizen gepflegt haben sollen. Zudem wird vermutet, dass sie sensible Bundeswehr-Informationen an die Islamisten weitergeleitet haben könnten. Auch heimliche Kontakte zur russischen Botschaft in Afghanistan wurden einem der „Bad Guys“ vorgeworfen. So sollen die Männer als „Sicherheitsrisiko“ für die Mission der Bundeswehr eingestuft worden sein.
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KongoErich:

Zitat:Wallah, unsere Tochter Nila darf nicht mehr zur Schule, weil sie kein kleines Mädchen mehr ist? Nachbarin Ellaha hat Internet zuhaus. Guggst Du, kommt solche Maschin auch zu uns - wallah. Macht Nila "home scooling" - basta!

Ernsthaft ?! Ein von der Herkunft her arabisches Wort und eine Ausdrucksweise welche die Sprechweise bestimmter nicht-afghanischer Personenkreise hierzulande karikiert sollen also hier Afghanen darstellen ?! Warum formulierst du das überhaupt so ?

Dessen ungeachtet ist die Grundidee nicht falsch, denn die Taliban haben schon öfter und meiner Meinung nach auch ernstgemeint erklärt, dass sie gegen Homeschooling von Mädchen nichts hätten. Und sie können auch gar nichts dagegen haben, weil es Schariakonform ist. Müsste der Westen lediglich entsprechend Rechner und Netzkapazitäten / Satelliten zur Verfügung stellen. Und Bildung für Mädchen in Afghanistan hätte langfristig gesehen deutlich mehr Effekte als wenn hierzulande Afghanen leben.

Denn das wollte ich noch zu deinem Beispiel mit dem Einfluss von Afghanen hierzulande auf die daheim gebliebenen anmerken: es gibt praktisch kaum einen solchen Einfluss, allenfalls umgekehrt. Die leben eine Art Doppelleben. Selbst wenn sie hierzulande liberal und westlich leben, verhalten sie sich beim Heimaturlaub bzw. ihrer Familie gegenüber ganz anders. Da ist der Druck der Familie daheim einfach viel größer und man will nicht mit denen brechen, was die Folge wäre, würde man seine Verwestlichung zeigen.

Was meiner Meinung nach wesentlich wäre, auch wenn es kontraintuitiv erscheint, wäre eine Bildung der Frauen in Afghanistan in islamischen Recht, Scharia und Koran, und zwar durchaus nach der Art wie die Taliban ihn verstehen. Das wäre noch vor allem anderen die wesentlichste Bildung welche man per Homeschooling vermitteln könnte und sollte, weil dies den Frauen dort mehr praktisch real hilft als alles andere. Denn die Taliban sind Gefangene ihrer eigenen Ideologie und können gegenüber einem mit Koran und Scharia vorgetragenen Recht (und ja, Frauen haben nach dieser Ideologie bestimmte Rechte) nichts entgegen setzen.

Was man bräuchte sind eine Art Koranschulen für Mädchen dort. Und zwar Online, weil man das sonst gar nicht leisten kann. Es gibt zwar bereits Koranschulen für Mädchen, aber das sind recht wenige und der Zugang ist beschränkt weil die Kapazitäten so gering sind. Die Taliban haben aber sogar den Präsenzunterricht an diesen Schulen explizit erlaubt und gutgeheißen. Es gab sogar schon rigide Urteile oder Gewalt gegen Eltern, welche es Mädchen verbieten wollten auf eine solche Schule zu gehen:

https://apnews.com/article/afghanistan-t...c3ef073a79

https://www.france24.com/en/live-news/20...-madrassas

Aktuell gibt es vor allem auf dem Land keine Koranschulen für Mädchen und jene die da sind, sind von schlechter Qualität und primär für die Töchter von Taliban reserviert.

Eine afghanische Mädchenschule welche sich aktuell auch im Onlineunterricht versucht ist Sola:

https://www.sola-afghanistan.org/our-sto...-to-rwanda

Allerdings richtet sich deren Onlineunterricht aktuell primär an Afghanische Mädchen außerhalb von Afghanistan. Aber wie schon geschrieben: die Taliban wären durchaus dazu bereit Onlineunterricht in Afghanistan zu tolerieren und einen breitflächigen Onlineunterricht an Koranschulen in jedem Fall.

Verbleibt die Frage, was der Stabilität des Staates und der Gesellschaft dort am zuträglichsten ist und was die Lage der Frauen dort am ehesten verbessert und da sollte man sich halt nicht naiven Tagträumereien hingegen, sondern mit dem leben und arbeiten was ist.

Die Taliban sind aktuell sehr gespalten was die Bildung von Mädchen und Frauen angeht, viele Taliban sehen diese nicht mehr so ngetiv wie das früher der Fall war. Eine islamische Bildung wird hingegen sogar von allen recht einheitlich sehr hoch angesehen und befürwortet, da könnte und sollte man ansetzen. Wird natürlich nie geschehen. Zum Schaden der jungen Afghaninnen welche dann ohne jede Bildung und ohne Kenntnisse des Islam aufwachsen.
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@Quintus

Also irgendwie scheinst Du da Fehlinformationen aufgesessen zu sein.

Zitat:In Afghanistan sind die aus Deutschland abgeschobenen Straftäter nach Worten eines hochrangigen Talibanfunktionärs wieder auf freiem Fuß. Zunächst seien die Personen überprüft worden, sagte Suhail Schahin, Leiter des Taliban-Politbüros in der katarischen Hauptstadt Doha. „Sie wurden freigelassen, nachdem ihre Familien schriftlich versichert hatten, dass sie keine Straftaten begehen würden“, sagte der Vertreter der Deutschen Presse-Agentur. Anfragen an die Ministerien in der afghanischen Hauptstadt Kabul blieben bislang unbeantwortet.

https://www.wiwo.de/politik/ausland/tali...81750.html
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Aktueller Stand ist, dass nicht alle freigelassen wurden, sondern einige wurden freigelassen, weil ihre Familien für sie gebürgt haben (was bedeutet dass die Familien dran sind, wenn sie in Afghanistan neue Straftaten begehen) und weil die Taten dieser freigelasenen nach dem Scharia-Recht irrelevant waren oder dort nicht weiter geahndet werden. Die abgeschobenen waren ja nicht alle Verbrecher, sondern da waren auch ein paar sonstige Gelegenheitsstrauchdiebe dabei.

Desweiteren stellt sich mir die Frage, ob hier nicht wieder hinter der Hand weiteres Geld aus dieser Bundesrepublik geflossen ist, gerade eben um diese Freilassungen zu bewirken, damit man weiter nach Afghanistan abschieben kann. Es wäre ja ein vollständiges Abschiebungshindernis für die aktuellen Politikdarsteller, wenn den Abgeschobenen irgend etwas passieren würde. Entsprechend kann ich mir gut vorstellen, dass hier per Geldzahlung die Freilassung erwirkt wurde, um weitere Abschiebungen nicht zu verhindern.
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(09.09.2024, 13:26)Quintus Fabius schrieb: Aktueller Stand ist, dass nicht alle freigelassen wurden, sondern einige wurden freigelassen, weil ihre Familien für sie gebürgt haben (was bedeutet dass die Familien dran sind, wenn sie in Afghanistan neue Straftaten begehen) und weil die Taten dieser freigelasenen nach dem Scharia-Recht irrelevant waren oder dort nicht weiter geahndet werden. Die abgeschobenen waren ja nicht alle Verbrecher, sondern da waren auch ein paar sonstige Gelegenheitsstrauchdiebe dabei.

Welche Straftaten sollen denn nach Scharia-Recht relevant gewesen sein, wenn man davon ausgeht dass die Opfer alle als "Ungläubige" zählen dürften?
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Ich kenne die Straftaten dieser jetzt Abgeschobenen nicht, und kann das daher in Bezug auf diese nicht detailliert beurteilen - aber einige Jahre zuvor gab es einen Fall eines Afghanen, der nach Afghanistan abgeschoben wurde und hierzulande eine Vergewaltigung beging. Das war noch vor dem Fall Kabuls. Da die Scharia auch schon vor den Taliban weitgehend Teil des Rechts in Afghanistan war (der afghanische Staat vor den Taliban erklärte die Scharia explizit zu seiner Rechtsnorm) wurde ihm dann nach der Abschiebung die Vergewaltigung strafrechtlich vorgeworfen. Dem folgend versicherte er seine Reue, und dass er die junge Frau hätte heiraten wollen und dass er dies auch jetzt noch jederzeit tun würde. Daraufhin wurde ihm in der kruden Logik dort vergeben und erklärt, er würde ja seiner Pflicht nachkommen und lediglich die Uneinsichtigkeit der Frau und die Abschiebung durch den deutschen Staat hätten hier die Schuld. Nur mal so als Beispiel wie die denken.

Aber im vorliegenden Fall dieser letzten Abschiebung bin ich mir recht sicher, dass da hinter den Kulissen Geld geflossen ist um die freizukriegen.

Fakt ist: man hat sie allesamt sofort ins Gefängnis geworfen und erklärt man wolle ihre Taten nach Schariarecht prüfen. Nun aber, plötzlich, wird der Gros freigelassen mit einer Bürgschaft der Familie für ihre zukünftigen etwaigen Taten. Das stinkt zum Himmel und widerspricht dem üblichen Vorgehen dort. Und die einzig logische Erklärung ist, dass man über entsprechende Unterhändler deren Freiheit erkauft hat, damit man weiter abschieben kann.
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(09.09.2024, 15:39)Quintus Fabius schrieb: Fakt ist: man hat sie allesamt sofort ins Gefängnis geworfen und erklärt man wolle ihre Taten nach Schariarecht prüfen. Nun aber, plötzlich, wird der Gros freigelassen mit einer Bürgschaft der Familie für ihre zukünftigen etwaigen Taten. Das stinkt zum Himmel und widerspricht dem üblichen Vorgehen dort. Und die einzig logische Erklärung ist, dass man über entsprechende Unterhändler deren Freiheit erkauft hat, damit man weiter abschieben kann.

Was wäre denn das übliche Vorgehen wenn die Taliban Abgeschobene in Empfang nehmen? Man muss es einfach realistisch sehen, den Taliban ist doch absolut Wurst wie die sich hier aufgeführt haben, Hauptsache sie begehen keine Verbrechen in Afghanistan.
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Wenn das denen komplett egal ist, warum haben sie dann zunächst alle verhaftet und in das aktuell schlimmste Gefängnis dort verbracht ?
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