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Es ist meiner Meinung nach ja völlig klar, warum sich KheibarShekan hier daran stört, wegen der in der Öffentlichkeit negativen Konnotation welche dieser Begriff dort nun mal mit sich bringt. Rein fachlich ist der Begriff korrekt, aber wenn man ihn unbedarften so vorsetzt, schwingen da halt viele negative Bilder mit und wirkt das ganze dann ernsthafter und eskalativer als es ist.
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Die Relevanz dieser Streitfrage sehe ich immer noch nicht. Denn ganz unabhängig vom Gefasel irgendwelcher Journalisten, für die jede militärische Feuerwaffe ein "Maschinengewehr" ist und jedes Militärfahrzeug ein "Panzer", listet Jane's die Fath 360 als battlefield ballistic missile, die einen Gefechtskopf von immerhin 330 Pfund trägt.
Russland greift mit seinem kompletten Arsenal – auch den aus Iran und Nordkorea gelieferten Waffen – unterschiedslos zivile Ziele in der Ukraine an, was der IStGH bereits als Kriegsverbrechen gewertet und Haftbefehle gegen die Verantwortlichen beantragt hat. Die Ukrainer jedoch führen keinen solchen Krieg gegen die russische Zivilbevölkerung, schon gar nicht mit westlich gelieferten Waffen, die mit entsprechenden Verboten belegt wurden.
Von irgendwelchen nationalen Vorbehalten des Iran ist nichts bekannt. Im Gegenteil deutet die bisherige Verwendung der Shahed 131/136-Drohnen darauf hin, dass Teheran keine Einwände gegen das russische Vorgehen hat.
Wenn dieses Vorgehen nun mit wesentlich potenteren und weniger leicht abzufangenden Waffen unterstützt wird, handelt es sich natürlich um eine Eskalation. Mir erschließt sich nicht, was es da zu räsonieren gäbe.
Und mal im Ernst, wenn man @KheibarShekans bisherige Äußerungen in diesem Faden berücksichtigt, liegt auch der Verdacht nahe, dass es ihm nicht bloß um begriffliche Genauigkeit geht, sondern darum, die iranische Politik zu bemänteln. Darauf deuten schon seine Behauptungen hin, es handele sich um einen Stellvertreterkrieg zwischen moralisch gleichberechtigten Standpunkten.
Zum ukrainischen Vorstoß auf Kursk:
Laut der 'Moscow Times' kämpfen nun etwa 40.000 russische Soldaten in der Oblast Kursk. ( Quelle)
Zur geostrategischen Lage:
Russland wird seine Armee um weitere 180.000 Soldaten auf dann insgesamt 2,3 Mio. Angehörige vergrößern. Präsident Putin unterzeichnete gestern ein entsprechendes Dekret. ( Quelle) Solange Russland weiter in diesem Tempo Soldaten verliert (zuletzt mindestens 250 Gefallene pro Tag), dürfte dieser Schritt eher dem Erhalt der Sollstärke dienen, als dass er eine nennenswerte Kräfteverschiebung darstellen könnte.
Zur Lage der Ukraine:
Wladimir Dubowik, Direktor des Odessaer Zentrums für internationale Studien, warnte gegenüber dem 'Wall Street Journal' vor massiven gesellschaftlichen Spannungen in der Ukraine, sollte die Regierung einem als ungerecht empfundenen Frieden zustimmen. Insbesondere könnten sich Teile der Armee und Soldatenfamilien gegen einen solchen Friedensschluss zur Wehr setzen. Das Kiewer Rasumkow-Institut hatte zuvor ermittelt, dass 44% der Ukrainer Friedensverhandlungen befürworteten; dies war der höchste Wert seit Kriegsbeginn. Allerdings betrachten 83% der Befragten die russischen Friedensbedingungen als unannehmbar. ( Quelle)
Zu Waffenlieferungen:
Katar wird trotz seiner bisherigen Russland-freundlichen Politik und Vermittlerrolle bei Gefangenenaustauschen von nun an die Ukraine mit Waffenlieferungen unterstützen, wie die 'Moscow Times' berichtet. Das Land wird 24 Panzerhaubitzen vom Typ PzH 2000 aus deutscher Produktion an die ukrainische Armee übergeben und dafür von Deutschland ebenso viele Ersatzsysteme vom Typ RCH 155 erhalten. ( Quelle)
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Zitat:mal im Ernst, wenn man @KheibarShekans bisherige Äußerungen in diesem Faden berücksichtigt, liegt auch der Verdacht nahe, dass es ihm nicht bloß um begriffliche Genauigkeit geht, sondern darum, die iranische Politik zu bemänteln.
Natürlich geht es darum. Aber da dies ja jeder weiß und es offensichtlich ist, muss man sich auch nicht besonders daran aufhängen.
Zitat:Solange Russland weiter in diesem Tempo Soldaten verliert (zuletzt mindestens 250 Gefallene pro Tag), dürfte dieser Schritt eher dem Erhalt der Sollstärke dienen, als dass er eine nennenswerte Kräfteverschiebung darstellen könnte.
Die russischen Verluste sind einfach surreal, selbst wenn man davon ausgeht, dass sie geringer wären. Es ist geradezu erstaunlich, wie die russische Armee und Gesellschaft dies einfach wegstecken. Eine Verschwendung von Menschenleben sondergleichen und einfach nur ein Verbrechen gegen das russische Volk, welches wie die Ukrainer auch im Endeffekt ein Opfer dieser Mafiakamarilla im Kreml geworden ist.
Was hier einfach sinnfrei Menschenleben vergeudet werden, für den Wahn einiger weniger in einer Echokammer festsitzenden Mafiosi, ist einfach nur traurig. Bei der ganzen Diskussion wie sehr die Ukraine unter diesem Krieg leidet, sollte man das Leid des russischen Volkes mal auch bedenken. Wieviele Familien dort betroffen sind, wieviel Potential verloren geht, wieviel Leid die Russen hier zu tragen haben. Das aktuelle Regime im Kreml ist auch von russischer Warte aus einfach untragbar geworden.
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Zitat:Von irgendwelchen nationalen Vorbehalten des Iran ist nichts bekannt. Im Gegenteil deutet die bisherige Verwendung der Shahed 131/136-Drohnen darauf hin, dass Teheran keine Einwände gegen das russische Vorgehen hat.
Warum auch. Solange der Konflikt in der Ukraine brennt, ist die NATO mit sich selbst und den Russen beschäftigt. Grundsätzlich ist mein Eindruck, dass global gesehen vor allem die NATO Länder hier eine russlandfeindliche Position vertreten, (in)direkt im Krieg mit Russland stehen. Global gesehen tut das der "Rest der Welt" (wow den gibt es) nicht. Weil es niemanden strategisch interessiert. Ein paar Flüsse, Felder in Osteuropa. Da kann man sich gern den Schädel einschlagen. "Schlimm" oder nicht, wird gar nicht diskutiert. Keine Meinung. Die Parteien können sich aus iranischer Sicht gern gegenseitig bis auf den letzten "tank" abnutzen, solange beide Seiten Waffen, Öl, Gas kaufen. Warum nicht? Die Moral dieses Konflikts in der Ukraine und entsprechende Parteinahme hat keinen Stellenwert. Das interessiert niemanden außerhalb der NATO. Von außen betrachtet ist das einfach nur dumm und sinnlos. Und zwar von beiden Parteien, aber sei es drum. So sind die Russen genötigt Geschäfte zu machen, die sie gar nicht machen wollen, während sie als aktiver Hauptfeind der NATO fungieren. Das ist ziemlich gut sogar. Auch hast Du mich völlig falsch verstanden, wenn es darum geht, Waffenlieferungen an irgendeine der Parteien grundsätzlich zu verurteilen. Das ist schlicht eine Frage, ob es sich lohnt. Habe sogar angeregt alte SCUD Derivate auszumisten und billig an Russland zu verkaufen. Raus mit dem Schrott. EUR 3,98,- das Kilo. Meinetwegen auch für EUR 4,50,- an die Ukraine. Es wäre den Herren in Teheran auch völlig egal, was damit passiert, denn der NATO wie auch den Russen ist es ja auch egal, was mit ihren Waffen passiert, die sie in den Mittleren Osten verkaufen.
Auffällig innerhalb der Presselandschaft ist, dass es sich bei Fath-360 und HIMARS jeweils um Raketenartilleriesysteme in der selben Klasse handelt. Diese Systeme werden in der Presse jeweils anders betitelt. Das fällt schon auf. Wie ich schon sagte, hat das natürlich einen medialen, propagandistischen Zweck. Das ist vollkommen legitim. Macht die andere Seite nicht anders. Würde ich auch so machen. Mache ich wahrscheinlich in anderen Zusammenhängen auch.
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(17.09.2024, 08:18)KheibarShekan schrieb: Auffällig innerhalb der Presselandschaft ist, dass es sich bei Fath-360 und HIMARS jeweils um Raketenartilleriesysteme in der selben Klasse handelt. (...) Mache ich wahrscheinlich in anderen Zusammenhängen auch.
Wieso in die Ferne schweifen, du machst es doch nachgewiesen mit genau dieser Aussage, die durch ständige Wiederholung weder richtiger noch eine Tatsache wird. Dabei ist völlig klar, dass jede eigene Relativierung (und gerade jene, die offensichtlich sind aber trotzdem konsequent durchgezogen werden) nur dazu dient, anderen eine eben solche unterstellen zu können. Böswillig könnte ich es despektierlich nennen, dass du glaubst, dies würde hier im Forum funktionieren.
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Sind das nicht Nebensächlichkeiten? Ist das wirklich so relevant?
Zur aktuellen russischen Gegenoffensive in Kursk:
Als Zusammenfassung aller möglichen Quellen:
Es sieht gar nicht gut aus für die Russen, anscheinend reichen die Kräfte nicht, um die improvisierten ukrainischen Verteidigungslinien einzudrücken. Die russischen Milblogger äußeren sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten aktuell extrem unzufrieden mit dem Verlauf der Gegenoffensive und insbesondere mit der russischen Führung vor Ort. Mein rein persönlicher Eindruck ist es, dass es auf die Offiziere dort einen immensen Druck von sehr weit oben geben muss, die Ukrainer unter allen Umständen sofort zu besiegen und aus Russland heraus zu werfen. Weil dies aber praktisch so nicht machbar ist, werden einmal mehr völlig irrsinnige Frontalangriffe und allerlei sonstiges 1WK Reenactment betrieben, mit den entsprechenden Folgen. Obwohl die Gegenoffensive sehr schlecht läuft, haben die Russen unter abstrusen Verlusten einige bedeutungslose Dörfer wieder zurück erobert, worauf sich jetzt die aktuelle Propaganda stürzt wie ein Verhungernder. Da werden dann vollkommen sinnlose Gemetzel um gar nichts als essentielle Operationen verkauft.
Da die Defensive dermaßen stark ist, stellt sich die Frage, ob die Ukraine diesen Erfolg nicht auch noch an anderer Stelle wiederholen könnte, gibt ja noch genug "freie Stellen" entlang der Nordgrenze. Das russsicher Boden besetzt ist, hat anscheinend eine sehr weit über die tatsächliche Bedeutung des ganzen hinausgehende psychologische Wirkung in Russland. Die russischen Offiziere wie die Führungsebenen darüber reagieren darauf weit empfindlicher als dies die tatsächliche militärische Bedeutung nahelegen würde. Entsprechend ist die Operation meiner Ansicht nach ein Erfolg, und zwar insbesondere ein Erfolg der Ukrainer in der psychologischen Kriegsführung bzw. für den Krieg im Informationsraum.
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(01.09.2024, 14:30)Old Boy schrieb: [quote="Quintus Fabius" pid='245724' dateline='1726564458']
...
Zur aktuellen russischen Gegenoffensive in Kursk:
Als Zusammenfassung aller möglichen Quellen:
Es sieht gar nicht gut aus für die Russen, anscheinend reichen die Kräfte nicht, um die improvisierten ukrainischen Verteidigungslinien einzudrücken. Die russischen Milblogger äußeren sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten aktuell extrem unzufrieden mit dem Verlauf der Gegenoffensive und insbesondere mit der russischen Führung vor Ort. Mein rein persönlicher Eindruck ist es, dass es auf die Offiziere dort einen immensen Druck von sehr weit oben geben muss, die Ukrainer unter allen Umständen sofort zu besiegen und aus Russland heraus zu werfen. Weil dies aber praktisch so nicht machbar ist, werden einmal mehr völlig irrsinnige Frontalangriffe und allerlei sonstiges 1WK Reenactment betrieben, mit den entsprechenden Folgen. Obwohl die Gegenoffensive sehr schlecht läuft, haben die Russen unter abstrusen Verlusten einige bedeutungslose Dörfer wieder zurück erobert, worauf sich jetzt die aktuelle Propaganda stürzt wie ein Verhungernder. Da werden dann vollkommen sinnlose Gemetzel um gar nichts als essentielle Operationen verkauft.
... so bedeutungslos sehe ich das nicht:
den Russen ist es gelungen, die Ukrainer bei Krasnooktabr'skoe vom Fluß Sejm abzudrängen - und damit den fast geschlossenen Kessel wieder zu öffnen.
https://www.google.com/maps/d/u/0/viewer...1&entry=yt
Ja, was die Russen im Westen des Einbruchsgebietes zurück erobern, holen die Ukrainer im Osten wieder raus. Die Situation scheint recht beweglich. Aber der Verlust der Sejm-Verteidigungslinie ist dann doch ein herber Verlust für die ukrainischen Streitkräfte.
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(17.09.2024, 11:14)Quintus Fabius schrieb: Sind das nicht Nebensächlichkeiten? Ist das wirklich so relevant?
Natürlich nicht, aber gerade darum geht es (wie so häufig). Anders ist die Beharrlichkeit auch gar nicht zu erklären. Alles ist irrelevant, alles ist relativ, alles ist subjektiv, und schon kann alles wahr und richtig sein.
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[quote]
Katar wird trotz seiner bisherigen Russland-freundlichen Politik und Vermittlerrolle bei Gefangenenaustauschen von nun an die Ukraine mit Waffenlieferungen unterstützen, wie die 'Moscow Times' berichtet. Das Land wird 24 Panzerhaubitzen vom Typ PzH 2000 aus deutscher Produktion an die ukrainische Armee übergeben und dafür von Deutschland ebenso viele Ersatzsysteme vom Typ RCH 155 erhalten.[quote]
Für 15 Jahre alte Haubitzen die ihre besten Jahre rum haben 150 Millionen dazu noch Reparatur und Umbau . D hätte man mehr als neu bekommen
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KongoErich:
Zitat:so bedeutungslos sehe ich das nicht:
den Russen ist es gelungen, die Ukrainer bei Krasnooktabr'skoe vom Fluß Sejm abzudrängen - und damit den fast geschlossenen Kessel wieder zu öffnen.
Gerade hier würde ich aber die aktuelle ukrainische Verteidigung rein handwerklich als hervorragend einstufen. Das lief Lehrbuchmässig ab und ein gewisses zurückweichen war hier nur von Vorteil und hat die russischen Verluste meiner Meinung nach erhöht. Und da man angesichts der wütenden Gegenangriffe der Russen und der extremst lebensverachtenden Vorgehensweise des Feindes sowie seiner Bereitschaft zur Öffnung dieses Kessels praktisch unbegrenzte Verluste hinzunehmen diesen so oder so nicht hätte schließen können, ist es viel sinnvoller gewesen sich hier in der Verzögerung neue andere Chancen für Flankenangriffe zu erarbeiten.
Aber wie schon geschrieben: real militärisch ist die Leistung beider Seiten in jedem Fall bedeutungslos, es geht hier - dass sollte eigentlich meine Kernaussage sein - vor allem um die psychologische Wirkung und die Wirkung im Informationsraum. Nun kolportieren einige Experten, dass die ukrainische Präsenz auf russischem Boden die Bereitschaft der Russen erhöhen würde zu kämpfen, aber meiner Ansicht nach ist dies eine Illusion und nicht tatsächlich der Fall. Die Reaktion der russischen Führung zeigt meiner Meinung nach sogar eher auf, wie bedrohlich man das innenpolitisch wahrnimmt. Denn die Russen verzeihen ihrer Führung praktisch alles, außer Schwäche. Die ukrainische Präsenz destablisiert damit das System dieser Mafiakamarilla und stellt somit für das Überleben des Regimes rein innenpolitisch ein erhebliches Problem dar.
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Zum ukrainischen Vorstoß auf Kursk: (17.09.2024, 11:34)Kongo Erich schrieb: so bedeutungslos sehe ich das nicht:
den Russen ist es gelungen, die Ukrainer bei Krasnooktabr'skoe vom Fluß Sejm abzudrängen - und damit den fast geschlossenen Kessel wieder zu öffnen.
https://www.google.com/maps/d/u/0/viewer...1&entry=yt
Ja, was die Russen im Westen des Einbruchsgebietes zurück erobern, holen die Ukrainer im Osten wieder raus. Die Situation scheint recht beweglich. Aber der Verlust der Sejm-Verteidigungslinie ist dann doch ein herber Verlust für die ukrainischen Streitkräfte. Die Ukrainer sind aber über Wesseloje hinaus und standen mit Meldestand zwei Uhr früh in Sichtweite von Gluschkowo. Die Angriffsachse scheint den russischen Gegenstoß über Korenewo die Luft abzuschnüren. Die Z-Blogger äußeren sich, wie @Quintus Fabius bereits schrieb, sehr unzufrieden über den Verlauf der russischen Gegenoffensive. Zusammenfassung bei WarTranslated: ( Quelle)
Die ukrainischen Kräfte im Raum Snagost waren verzögernd auf die eigenen Verteidigungslinien zurückgewichen, dort sind die Russen dann steckengeblieben. Aktuell sieht das für mich so aus, dass die Ukrainer auf den Versuch der Russen gewartet haben, die südlich des Sejm eingeschlossenen eigenen Kräfte zu entsetzen, und jetzt einen Angriff in die russische Flanke unternehmen.
Wenn dem so ist, könnten die auf den ukrainischen Linien aufgelaufenen russischen Kräfte umfasst und geworfen werden. Die Frage ist halt, ob die ukrainischen Kräfte dafür genügen. Natürlich kann man im Verzögerungsgefecht eine numerische feindliche Übermacht wettmachen, aber die Kräfte, die diese Bewegung ausführen müssen, haben seit dem 12.09. wohl ununterbrochen Feindberührung.
Zur Lage der russischen Armee:
Zuvor meist nur anekdotisch bekannt, mehren sich die Bild- und Videobeweise, dass schwer verwundeten russischen Soldaten die Evakuierung verwehrt und sie selbst auf Krücken zurück in die Schützengräben getrieben werden. ( Quelle)
[Bild: https://s20.directupload.net/images/240917/52ih9jqd.jpg]
Kriegsverbrechen:
Russische Soldaten haben einen ukrainischen Kriegsgefangenen mit einem Schwert ermordet. Dem gefesselten Opfer wurde die mit der Aufschrift "für Kursk" versehene Klinge in die Brust getrieben. ( Quelle) Warnung: Die Quelle zeigt ein zwar verpixeltes, aber dennoch erkennbares Bild der Tat.
Sieht nach einer Filmrequisite aus. Absolut widerlich.
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In diesem Kontext sollte man mal anführen, dass die Brutalität mit welcher die russische Führung mit ihren eigenen Soldaten umspringt auch ständig neue Untiefen erreicht. Da werden Soldaten einfach in die Luft gesprengt, nackt in Erdlöcher geworfen wo sie dann ausharren müssen, zu Tode geprügelt, verbrannt, bei geringster Kritik mit der Androhung von Folter in Sturmeinheiten gesteckt wo sie dann beim Minenräumen per herumlaufen ums Leben kommen - und dies auch Spezialisten, wie erfahrene Drohnenpiloten, Mechatroniker, Elektriker, IT-Spezialisten, Fernmelder, erfahrene Panzerfahrer usw. Alle in die Infanterie und frontal ins feindliche MG Feuer als wäre man an der Somme. Absolut geisteskrank dumm ! Selbst für russische Verhältnisse lächerlich dumm !
Dass dann ein derart extremer Druck auf die eigenen Soldaten Kriegsverbrechen stark befördert ist völlig klar, dass war schon bei den Japanern im 2WK ein Hauptgrund für deren Exzesse.
https://www.kyivpost.com/post/39109
Kriegsgefangene auf eine solche Weise zu ermorden, zeugt ebenfalls vor allem anderen von der extremen Unfähigkeit der Russen und insbesondere ihrer sogenannten Führung. Die Russen schaffen so die Ukrainer immer noch mehr zum weiteren Kampf zu motivieren - als dies jedwede denkbare ukrainische Propaganda je könnte. So was von verblödet ! Der primäre Grund warum die Ukraine überhaupt noch durchhält ist nicht zuletzt gerade eben dieses russische Barbarentum.
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Das denke ich auch – Barbarei, gepaart mit der Beobachtung, dass Widerstand erfolgversprechend sein kann, weil die gegnerische Führung ständig taktische, operative und strategische Fehler begeht.
Und ich muss sagen, dass mir der Aspekt der Barbarei in der deutschen Debatte viel zu kurz kommt.
Er ist eben nicht mit der lapidaren Behauptung einer Sahra Wagenknecht abzuhandeln, dass es im Krieg nun mal zu Kriegsverbrechen komme. Erstens ist das ein dummer Gemeinplatz, der weder mit dem UN-Bericht zu Kriegsverbrechen in diesem Konflikt in Einklang zu bringen ist (über 99% der Kriegsverbrechen wurden von Russen begangen), noch mit der Tatsache, dass sich Kriegsverbrechen durchaus weitgehend verhindern lassen, wenn die gesellschaftlichen und militärischen Rahmenbedingungen entsprechend gesetzt wurden.
Zweitens ist schon bezeichnend, dass man in deutschen Medien lieber einer Wagenknecht oder einem Richard David Precht zuhört, als bspw. einem Boris Schumatsky, der seinem Heimatland eine Kultur der Gewalt attestiert.
Es kann keinen "gerechten" Frieden mit diesem Russland geben, sondern allenfalls einen pragmatischen Frieden. Es ist unsäglich, dass Olaf Scholz dieses Wort ernsthaft benutzt hat. Ganz abgesehen davon, dass Russland der Aggressor ist und man Aggressoren keine Zugeständnisse machen muss, suggeriert er mit seiner Wortwahl eine moralische Gleichwertigkeit beider Seiten, die so definitiv nicht gegeben ist.
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(17.09.2024, 22:56)muck schrieb: Das denke ich auch – Barbarei, gepaart mit der Beobachtung, dass Widerstand erfolgversprechend sein kann, weil die gegnerische Führung ständig taktische, operative und strategische Fehler begeht.
Und ich muss sagen, dass mir der Aspekt der Barbarei in der deutschen Debatte viel zu kurz kommt.
Die deutsche Kriegsführung während des WKII war eher so angelegt, dass die Barbareien an bestimmte Orte (KZs) "ausgelagert" wurden, weil das die Gesamtheit des Militärs ansonsten nicht ausgehalten hätte.
So jedenfalls die Befürchtung.
Die russische Kriegsführung hingegen scheint so angelegt, dass ihr eine stetige Zunahme der Brutalität eigen ist. Und dass die auch so gewollt ist.
Jedoch: Die Russen sind ja keine anderen Menschen.
Ich frage mich daher, ob es nicht irgendwann zu einem Bruch kommen muß, wo das Militär die Gewehre wegschmeisst.
So wie 1918.
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(17.09.2024, 08:18)KheibarShekan schrieb: Warum auch. Solange der Konflikt in der Ukraine brennt, ist die NATO mit sich selbst und den Russen beschäftigt. Grundsätzlich ist mein Eindruck, dass global gesehen vor allem die NATO Länder hier eine russlandfeindliche Position vertreten, (in)direkt im Krieg mit Russland stehen. Global gesehen tut das der "Rest der Welt" (wow den gibt es) nicht. Weil es niemanden strategisch interessiert. Du hast implizit eine moralische Gleichrangigkeit der Konfliktparteien behauptet, da muss die Frage erlaubt sein, warum eine Konfliktpartei den Waffeneinsatz beschränkt und die andere nicht.
(18.09.2024, 00:25)Schwabo Elite schrieb: Die deutsche Kriegsführung während des WKII war eher so angelegt, dass die Barbareien an bestimmte Orte (KZs) "ausgelagert" wurden, weil das die Gesamtheit des Militärs ansonsten nicht ausgehalten hätte.
So jedenfalls die Befürchtung.
Die russische Kriegsführung hingegen scheint so angelegt, dass ihr eine stetige Zunahme der Brutalität eigen ist. Und dass die auch so gewollt ist. Ja, siehe Posener Rede. Wobei das "Auslagern" hier relativ zu verstehen ist. Zumindest an der Ostfront war die Wehrmacht habituell in Kriegsverbrechen verstrickt. Bemerkenswert ist aber, dass die Täter der NS-Zeit eher nicht zu den jüngeren, durchdoktrinierten Jahrgängen gehörten, sondern in erster Linie zu den ~1890-1910 Geborenen. Meines Erachtens wird man die deutschen Kriegsverbrechen des Zweiten Weltkriegs daher nicht ohne die Kriegserfahrung des Ersten Weltkriegs verstehen können.
Man machte damals den gleichen Fehler wie die Russen heute, beließ die Männer perspektivisch bis zu ihrem gewaltsamen Tod in den Schützengräben und züchtete über Jahre eine ganze Generation der Abgestumpften heran, die charakterlich entsprechend geprägt wurden und diesen Defekt über die Erziehung auch an ihre Nachkommen weitergaben. (Persönlichkeitsverändernde traumatische Enzephalopathie mag angesichts des immensen Einsatzes von Artillerie ebenfalls eine Rolle gespielt haben.) Kein Wunder daher, dass der Sozialdarwinismus gerade in Deutschland so viel Zuspruch fand: das Überleben der Stärksten.
Eine ähnliche soziale Zeitbombe dürfte nun (wieder) in Russland ticken. Allerdings kann man die russischen Kriegsverbrechen, auch die unmenschliche Behandlung der eigenen Soldaten, nur bedingt durch Abstumpfung erklären. Einige Massaker (wie in Butscha und Isjum) geschahen ja gleich zu Beginn des Krieges; auch die Dedowschtschina ist kein den Kriegshärten geschuldetes Phänomen, sondern existierte schon immer (wobei unter der ersten Präsidentschaft Medwedews, welch Ironie, versucht wurde, die schlimmsten Auswüchse abzustellen).
Der Unterschied (hinsichtlich Deines Vergleichs) dürfte darin bestehen, dass in Russland leider eine Kultur der Gewaltverherrlichung existiert, die es in dieser Form nicht einmal in Hitlers Deutschland oder Mussolinis Italien gab. Denn zwar verlangten auch die Faschisten nach "Kämpfernaturen" und militarisierten die Gesellschaft dahingehend, dass der bedingungslose Kampf für Lebensraum und nationale Größe zur "Mannespflicht" wurde, nur sollte diese Aggression eben nach außen getragen werden; im Inland sollte sich der Landser bzw. Legionario gefälligst in die Gesellschaft einfügen und nicht stören.
Dies erhellt am Beispiel Deutschlands etwa aus der Abwicklung der SA, deren Image als tumbe Grobiane den Nazis extrem peinlich war. Nicht einmal die Nazis sahen es gern, wenn ein Mann öffentlich seine Frau vermöbelte, ein Offizier seine Untergebenen schlug oder ein Mob einen auf frischer Tat ertappten Dieb lynchte. In Russland ist diese Art der Gewalt des Stärkeren gegen den Schwächeren indes weit verbreitet und gilt als Schule für echte Männer (auch bekannt als Sibirskoje Obrasowanije, "sibirische Erziehung").
Wo Himmler davon sprach, dass die Deutschen den (euphemistisch so bezeichneten) Einsatz der SS nicht würden verstehen und würdigen können, und wo in der Tat die Durchschnittsdeutschen, die von den Verbrechen Kenntnis hatten, einfach wegschauten, beobachten wir in Russland im Gegenteil Vertreter aller Gesellschaftsschichten, wie sie sich öffentlich in Forderungen nach Härte und sogar Grausamkeit überbieten.
Die russische Soldatenfrau, die ihrem Mann mitteilt, er möge ruhig Ukrainerinnen vergewaltigen (solange er nur Kondome benutze);
der ranghohe Politiker (Medwedew), der seine Zukunftsvision für die Ukraine in einem Bild ausdrückt, das gehängte Opfer des stalinistischen Terrors zeigt;
die Direktorin des Staatlichen Instituts für Internationale Beziehungen, Elena Ponomarewa, die sich dafür ausspricht, alle moralischen Bedenken aufzugeben und durch Grausamkeit gegen Kinder, Frauen und Alte die Ukraine in die Knie zu zwingen;
der Duma-Abgeordnete Alexei Schurawljow, der zur besten Sendezeit mit Moderatorin Olga Skabejewa die Frage diskutiert, wie viele Ukrainer man denn nun umbringen müsse und wie, um die Ukraine zu befrieden (Antwort: 2 Mio., am besten durch Erschießen)…
Aus der Nazi-Zeit sind mir keine Fälle solcher Unverblümtheit bekannt. Andeutung, die verstehen konnte, wer sie verstehen wollte, das ja; aber keine Selbstbezichtigungen dieser Art.
Ich war 2008 zum ersten Mal in Russland (für die FNF). Vorher war mein Russlandbild geprägt gewesen von Dashcam-Videos und einigen wenigen Kontakten. Ich hatte geglaubt, die Russen seien ein extrem kollektivistisches Volk. Durch neue Kontakte, die Ereignisse der letzten zehn Jahre und Einflüsse wie eben z.B. des zitierten Boris Schurmatsky hat sich dieses Bild gewandelt.
Ich denke jetzt, dass die Russen tatsächlich den Individualismus auf die Spitze getrieben haben. Die jahrhundertelange Erfahrung von Gewalt sowohl durch eigene Regierungen als auch durch auswärtige Bedrohungen hat in der russischen Kultur eine Art Hang zur radikalen Autarkie ausgebildet, in der sich jeder selbst der Nächste ist und gewohnt ist, sich zu nehmen, was ihm zusteht. Was ich oben über die Zeit von 1914-1918 und ihre Wirkung auf deutsche Männer gesagt habe, hat sich wahrscheinlich (aber in abgeschwächter Form) in Russland über viele Generationen hinweg abgespielt.
Schurmatsky erklärte übrigens sogar die Plumpheit der Staatspropaganda mit diesem Mechanismus. Leicht durchschaubare Lügen seien ein Mittel der Herrschaftsausübung: Du weißt, dass ich lüge, und Du weißt, dass ich es weiß, aber Du kannst nichts dagegen tun, damit stelle ich die Machtverhältnisse klar.
Wahrscheinlich glauben viele Deutsche, die den Kurs der Bundesregierung mit Skepsis sehen – soll heißen, diejenigen, die ihn nicht ohnehin aus ideologischer Nähe zu Putin oder aus ordinärem Antiamerikanismus ablehnen –, dass wir aufgrund unserer Geschichte den Finger nicht in diese Wunde legen dürften. Die heute verbreitete Auffassung, Kulturkritik mit Rassismus gleichzusetzen, tut ihr Übriges. Persönlich bin ich aber anderer Meinung. Wem es mit seiner Forderung nach Frieden ernst ist, dem muss klar sein, dass dieser Krieg eine starke ideologische und sogar soziale Komponente hat, und dass folglich jeder voreilige Friedensschluss die Gefahr eines neuerlichen Krieges birgt.
(18.09.2024, 00:25)Schwabo Elite schrieb: Jedoch: Die Russen sind ja keine anderen Menschen.
Ich frage mich daher, ob es nicht irgendwann zu einem Bruch kommen muß, wo das Militär die Gewehre wegschmeisst.
So wie 1918. Ich denke, dass dieser Moment erst nach der allgemeinen Mobilmachung kommen kann – was mit ein Grund dafür sein dürfte, warum der Kreml diese krampfhaft vermeiden will.
Girkin hat den Finger trefflich in die Wunde gelegt: Rhetorisch führt das Regime einen Endzeitkampf, der entweder mit der Vernichtung der Ukraine und der Demütigung des sogenannten Westens, oder mit der Vernichtung Russlands und der ganzen Welt im nuklearen Feuer enden werde. Trotzdem geht man nicht "all in"?
Stattdessen werden v.a. die sozial Schwachen, die Nicht-Slawen und Nicht-Christen mit Geld an die Front gelockt und verheizt, Männer, die aus von Armut und Gewalt geprägten Milieus kommen und wenig zu verlieren haben. Und ungeachtet der misogynen Propaganda gegen den Einsatz von Frauen durch die ukrainische Armee schickt man nun gar lieber Straftäterinnen an die Front, als mobilzumachen.
Warum? Ich denke, weil man genau weiß: Die Kontraktniki und Z-Sturm-Angehörigen werden niemals die Gewehre wegschmeißen, denn wie der Krieg endet, könnte ihnen kaum egaler sein. Sie kämpfen vor allem für Geld und Sachleistungen, nicht für eine Sache.
Nur selten trifft man hingegen die Söhne der west- und nordrussischen urbanen Mittelschicht an der Front an. Diese am meisten verwestlichte (aus putinistischer Sicht: "verweichlichte") Schicht wäre wohl diejenige, die am ehesten revoltieren würde, weil sie sich am weitesten innerlich von den Werten entfernt hat, die derzeit die Kriegsanstrengungen tragen, und außerdem aufgrund ihrer Medienkompetenz am wenigsten empfänglich für Propaganda ist. Diese Männer würden am lautesten die Frage stellen, was das alles soll.
Schon die Revolten 1917 bzw. 1918 waren ja nicht von den Ärmsten getragen worden, den gepressten Kaukasiern, den Sibiriern, sondern von den Städtern, und ihre Anführer gehörten (ungeachtet der bolschewistischen Propaganda) sogar eher der oberen Mittelschicht bzw. wie Lenin der Oberschicht an. Diese Gruppe stellt meines Erachtens die einzige Bedrohung für Putin bzw. für die Fortführung des Krieges bis zum bitteren Ende dar, und deswegen versucht er auf Teufel komm raus, den Krieg von ihr fernzuhalten.
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