Französische Marine übermalt Schiffskennungen
#1
In "Warship – International Fleet Review" 10/2024 lautet eine Bildunterschrift:

Zitat:What is believed to be the French destroyer FS Chevalier Paul in the Red Sea, around the time that a warship intervened in the MV Sounion incident. Today French Warships are no longer routinely identified by the Marine Nationale and their pennant numbers have been painted over.

Zum Schwesterschiff Forbin habe ich dieses Foto von April 2024 gefunden:

www.reddit.com/r/WarshipPorn/comments/1bzra4b/fs_forbin_d620_leaving_toulon_france_april_8_2024/

Was hat es damit auf sich?
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#2
Es wurde im Herbst 2022 beschlossen, die Schiffe zu "anonymisieren" um die Erkennung zu erschweren. Offiziell ist das Ganze ein "Experiment".

Französischer Artikel dazu mit recht vielen Bildern:
https://www.meretmarine.com/fr/defense/l...elle-utile

In diesem wird u.a. darauf hingewiesen, dass teilweise Schiffe desselben Typs unterschiedlich bewaffnet sind, insbesondere mit unterschiedlichen VLS bei den FREMM (teilweise keine Aster 30, teilweise keine MdCN). Die Anonymisierung soll hier erschweren zu identifizieren welche Fähigkeiten das Schiff mitbringt.

Daneben besteht auch die Überlegung, Racheaktionen (z.B. Terroranschläge) gegen spezifische Schiffe so verhindern zu können, indem man schlicht kein Schiff mehr identifiziert, oder mehr Möglichkeiten zum Einsatz in "nicht-wirklich-verbündeten" Ländern (vor allem im Arabischen Raum) zu haben, wenn nicht eindeutig Schiffe zugeordnet werden können.

Für U-Boote der französischen Marine gilt schon seit den 80er Jahren eine Anonymisierung.


Es gibt dazu noch andere Maßnahmen die aus demselben Grund experimentell durchgeführt werden, beispielsweise wurde das Taucherunterstützungsschiff Alizé quasi "zivil" in Blau-Weiß angestrichen. Das Schiff verbringt üblicherweise Spezialkräfte und anderes bei dem es nicht erkannt werden soll.

Auch in Pressemitteilungen werden (bzw sollen) Marineschiffe nicht mit Namen benannt werden, sondern nur bspw. "eine FREMM und ein Landungsschiff sind im Einsatz" o.ä.. Wobei das nicht wirklich zu funktionieren scheint.

Zu Ideen, die hierzu noch im Marinestab rumschwirren, gehört u.a. eventuell über Nachbildungen z.B. bauliche "Unterschiede" zwischen Schiffen auszugleichen, durch die ein bestimmtes in einer Serie identifiziert werden kann, oder durch leere Container generell eine volle Kampfbeladung z.B. bei den Exocet vorzutäuschen (wie es in der Vergangenheit vor allem bei Avisos schon gemacht wurde).

P.S. Im Artikel (von vor einigen Monaten) werden auch Auswirkungen besprochen. Laut Marinestab wird tendenziell jetzt deutlich öfters durch andere Schiffe abgefragt, wen man denn bei einer Begegnung vor sich habe. Unter den Besatzungen kommt die Aktion eher negativ an, da sie nicht mehr "ihr Schiff" genannt sehen. Und andere Marinen sehen das Experiment eh als eher befremdlich.
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#3
Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Smile

Ob sich professionelle Akteure von solchen Maßnahmen verwirren lassen?
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#4
(23.09.2024, 06:24)emjay schrieb: Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Smile

Ob sich professionelle Akteure von solchen Maßnahmen verwirren lassen?

Wenn nur "Pro"s an den heutigen Auseinandersetzungen beteiligt wären, dann würde die Welt etwas anders aussehen.
Für den Fischer in seiner boutre vor de jemenitischen Küste, für den Fernglasbeobachter an Land, für die Hobbyfotografen, die ihre Bilder dann in TikTok, Insta etc aufladen, reicht das aber.
Und für PseudePros, die nicht über Dienste wie Unseenlabs verfügen. Selbst mit KI wird es Ihnen schwerfallen beim Durchsuchen des Internets das Schiff ohne ID auf einem Bild zu erkennen.
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#5
Auch für automatisierte militärische Erkennungssysteme wirds schwieriger. Ohne eine konkrete erkennbare Nummer müssen die anhand von Unterschieden arbeiten wie "die eine Einheit hat den Jammer etwas weiter vorne auf dem Mast". Und wenn man da dann noch mit Nachbildungen bzw. Leerhüllen zusätzlich verschleiert wirds sehr schwer.

Entsprechende computergestützte, inzwischen teils KI-gestützte Systeme zur (halb-)automatischen Verarbeitung von EO-Sensor-Daten gibt es in Marinen weltweit seit rund 10-15 Jahren recht verbreitet (bei der Bundeswehr seit ca 2006).

Und bei dem Niveau ist das Ziel schon durchaus die konkrete Einheit zu erkennen, nicht nur "da ist halt eine FREMM".
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#6
Solange die Nummer zwar nicht auf dem Schiff, der Name aber in den Zeitungen oder asozialen Medien steht, ist die Frage letztlich eh überflüssig.
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#7
Und spätestens wenn das Radar leuchtet, ist dem gut informierten Kriegsschiff nebenan eh klar, welche Einheit da steht. Heute noch mehr als zu meiner Zeit.
Mit meiner ollen Sarie 1mod, war selbst ich in der Lage, die Boote des Geschwaders auseinander zu halten. Die FL1800 auf den dicken Pötten konnte das wohl schon selbst, also ohne die Erfahrung des Bedieners, lautete damals das Gerücht.
Heutzutage sollte das also schon Usus sein. Zumindest im Friedensbetrieb.
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