Leider hab ich kaum Zeit : hier ein paar Stichtpunkte :
Im Endeffekt kann man drei große Epochen des byzantinischen Militärs ausscheiden :
1 die Heere der Frühzeit, ich würde hier nicht von Byzanz sondern von Ostrom sprechen. Das waren fast reine Söldnerheere. Die Oströmer setzten bei der Infanterie auf eine Kombination aus Lanzenkämpfern und Bogenschützen die dichte Speer und Schildwälle bildeten und bei der Kavallerie vor allem auf berittene Bogenschützen.
Die sehr starke und Nahkampforientierte Ostgotische Reiterei wurde von den Oströmischen Bogenschützenaufgeboten vernichtend geschlagen und konnte die Speerhaufen nicht aufbrechen.
Die Oströmer setzten bei der Infanterie vor allem auf Germanen, bei der Kavallerie gab es sehr viele Hunnen.
Elitetruppen waren die Isaurier (Nordsyrer) die sowohl als leichte Eliteinfanterie wie auch Kavallerie kämpften.
Von den Sassaniden kopierte man zudem die schwer gerüstete Kavallerie, die Cataphrakten und Clibanarii, diese waren in der Frühzeit aber noch nicht schlachtentscheidend und in der oströmischen Armee eine Sondertruppe.
z.B. die persönliche Leibgarde Belisars waren Cataphrakten, die Leibgarde von Narses aber, der die Goten dann tatsächlich schlug waren Langobarden und Hunnen.
2 die Heere der frühen Byzantiner die aus dem Druck der Araber und des Islam entstanden. Das ganze Reich wurde mit der sogenannten Themen Verfassung reformiert. Eine Themata, Theme, war eine Provinz und stellte Miliztruppen aus der Bevölkerung.
Aus ökonomischer Schwäche wurden die Söldneraufgebote massiv zurück gefahren und immer mehr durch Milizen ersetzt. Diese kämpften als Festungstruppen, als Guerillas und Partisanen und im Zusammenschluß mit der Zentralarmee der Hauptstadt und von mehreren Themen zusammen selten auch in offenen Feldschlachten.
Diese Milizen waren höchst heterogen bewaffnet und folgten in der Bewaffnung den vor Ort gegebenen Traditionen. Trotzdem waren es die Themenmilizen die den Vormarsch des Islam in einem extrem langen und zähen Zermürbungskrieg schließlich zum Stehen brachten.
In dieser Zeit blühte erstaunlicherweise die Militärtechnologie durch die Poliorketik (Die Belagerungskunst) auf. Das Griechische Feuer wurde hier erfunden und erstmals eingesetzt. Die Byzantiner setzten immer mehr Geschütze und weitreichende Feuerwaffen ein, viele Themenmilizen waren mit Armbrüsten bewaffnet als solche Waffen in Westeuropa noch nicht verbreitet waren. Die Gastrapheten, leichten Torsionsgeschütze und Feuerwaffen sowie Chemische Waffen wie die ersten Giftgase wurden eingesetzt.
Technologisch war die Armee hier auf dem Höhepunkt und man nutzte wieder das Wissen der Antike, das man in der 1 Phase größtenteils nicht mehr praktisch angewendet hatte.
3 die dritte Phase war dann die Phase der Konsolidierung und der Gegenoffensive des Reiches bis Mantzikert und schließlich danach des Niedergangs bis zum Fall der Stadt durch die Kreuzritter. Das Reich begann sich in dieser Phase zu Feudalisieren.
Die Cataphrakten Reiterei die bisher eine Sondertruppe war wurde Standard für die Byzantiner und in Kombination mit berittenen Bogenschützen eingesetzt. Die Technologie ließ wieder nach. Die Feudalisierung führte zu einer Zersetzung auf Auflösung der Themenordnung und der Milizarmee.
Die Feudalen Aufgebote der Cataphrakten wurden dann zunehmend von Söldnertruppen ergänzt. Im Osten setzte man sehr viele Kaukasier und Armenier ein, und dann im weiteren auch die ersten Türken. Im Westen traten Wikinger und Russen in Byzantinische Dienste und aus den Warägern (Schweden aus Rußland) wurde die Leibgarde des Basileios und die beste Elitetruppe der Byzantiner, die Warägergarde gebildet.
Auf dem Höhepunkt seiner Macht angekommen verfiel das Reich jedoch innerlich. Übertriebener christlicher Fanatismus und eine völlig erstarrte Gesellschaftsordnung und Bürokratie ließen das Reich innerlich ersticken. Es kam zu pazististen Bewegungen und massiven Abrüstungsvorgängen.
Die Söldnertruppen wurden entlassen und in der Warägergarde wurden die Schweden durch Engländer (Angelsachsen) ersetzt die nach Hastings von dort geflohen waren. Und dies nur weil sie billiger waren.
Die Feudalen schwergepanzerten Aufgebote der Byzantiner stießen trotzdem noch immer weiter nach Osten vor. Bei Mantzikert wurden sie jedoch von den Seldschuken vernichtend geschlagen, dies einerseits wegen Verrat und Streit innerhalb der Führung, andererseits aus zahlenmäßiger Unterlegenheit die aus den massiven Abrüstungsbemühungen des Basileios Konstantin X Dukas.
Die Zahl und Löhnung der Soldaten wurden über Jahrzehnte hinweg immer mehr gekürzt, die Lagerhaltung und der Bau und Unterhalt von Festungen wurden aufgegeben.
Nach Mantzikert ging das Herzland des Reiches, Anatolien verloren und damit ein Gros der Grundlage seiner Armee, den sowohl von der Ökonomie wie von den Flächen der Feudalherren her war Anatolien die Grundlage für die Cataphraktenreiterei.
Im Westen geriet man zeitgleich unter massiven Druck durch die Normannen auf Sizilien und in Unteritalien.
Die Ökonomische Schwäche und der Zusammenbruch der Wirtschaft nach 1071 führte dazu, daß die Byzantiner keine ausreichenden Söldnerheere mehr rekrutieren konnten, dennoch stellten sie ihre Armee fast ausschließlich auf Söldner um.
Im weiteren rief dann Alexios I Kommenos den Westen um Hilfe gegen die Muslime an was dann die Kreuzzüge auslöste.
Zitat:Welche Strategien verwendeten die Byzantier eigentlich im Krieg?
Die Byzantiner setzten auf Disziplin und eng auf Zusammenhalt achtende Infanterie. Diese bildete den Schutz für die Schützen gegen feindliche Kavallerie, die Schützen selber bekämpften dann feindliche leichte Reiter im Fernkampf indem sie die Pferde aufs Korn nahmen. Hinter der Infanterie hielt sich als Reserve die Cataphraktenreiterei bereit und schlug dann zu wenn gegnerische Einheiten in schlechter Position oder durch das Feuer der eigenen Truppen in Unordnung geraten waren.
Die Byzantiner legten auch sehr oft Hinterhalte oder Truppen im Rücken des Feindes. Im Zweifelsfalls zogen sie sich zurück. Überhaupt gingen die Byzantiner recht zögerlich und sehr vorsichtig vor.
Wichtiger Grundsatz ihrer Strategie war der Stellungskrieg von Burgen, Festungen und befestigten Lagern aus. Im Zweifel zog man sich in eine Festung zurück, die Byzantiner waren Meister im Halten von Festen Punkten und umgekehrt im Erobern derselben was auf ihrer überlegenen Kriegstechnologie beruht.
Die Kampfweise mit Hinterhalten und von Festungen aus resultierte aus dem enormen Druck durch den Islam und der Themenzeit. Aber auch schon die Söldnerheere vor der Themenordnung agierten eher langsam und gleichmäßig.
In der Feldschlacht war die Strategie wie beschrieben defensiv, so kämpften schon die Söldner gegen die Goten. Erst in der Spätzeit vor Mantzikert mit der Feudalisierung setzten die Byzantiner in der Offensive immer mehr auf den Stoß schwer gepanzerter Kavallerie. In der Zeit zwischen 900 und 1050 waren die Byzantiner im Osten stark auf dem Vormarsch und von daher dominierte immer mehr der Stoß schwerer Kavallerie in der Feldschlacht während die Infanterie und die Defensive der alten Art immer mehr aufgegeben wurden. Das scheiterte dann aus numerischen Gründen an den Selschuken/Türken.
Zitat:Worauf basierten die Erfolge der byzantinischen Streitkräfte?
Auf überlegener Strategie und Technologie der Armee. Und wegen der besonderen Vorsicht mit der die Byzantiner im Normalfall !! vorgingen.