13.10.2008, 15:43
Zitat:Raketen in Polen gegen (welche ?) Raketen in der Nähe der USA
Militärbasen an der Grenze zu Russland gegen (welche?) russische Militärbasen an der Grenze zu den USA
Da muss ich mich doch eher Revan anschließen.
Die Raketen in Polen (sowohl die Interceptors, als auch die Patriots, die Polen selbst erhalten wird) sind alle rein defensiv. Und ich möchte daher auch nicht wieder die Diskussion darüber anfangen, was nun 10 Abfangraketen an realer Einschränkung und "Bedrohung" für die russische atomare Schlagkraft bedeuten (nämlich null). Beide Systeme sind Abfangsysteme, rein defensiv. Die Russen liefern doch ihre Luftverteidigungsysteme auch gerne an jeden.
Und was die Basen angeht: Nun, Russland ist eben nicht die USA, so einfach ist das. Russland ist keine hegemoniale Supermacht, Russlands soft power ist arg begrenzt. Und bis auf gescholtene Diktaturen wenden sich eben keine Staaten für Hilfe an Russland. Anders eben die USA, sie zieht immer noch Staaten an, fragile Halbdemokratien wie gefestigte Demokraten gleichermaßen, die sicherheitspolitisch den Schutz und die Schirmung bei ihr suchen, die sie andersorts eben nicht finden würden (wie Polen in der gespalteten EU). Das ist eben der Zufall der Topographie, Zufall, dass westlich der russischen Grenzen eben auch Staaten liegen, die seit gut 1000 Jahren zum westlichen Abendland gehörten und daher kein sonderliches Interesse am Modell der russischen, gelenkten und dominierten Autokratie heute haben.
Daher fehlt mir doch da ziemlich die Basis für solche Fragen. Russland ist eben keine Supermacht mehr und es nützt niemandem, wenn man in falschem Scham und aus lauter Angsthasentum Russland eben diese Hegemonialrolle über die Köpfe anderer hinweg zubilligen will. Dies führt dann nur bei denjenigen, die zu Satelliten und Vasallen degradiert werden sollen, zu problematischen Aktionen und noch mehr Problemen.
Ohne Frage, Russland muss mit Respekt angesichts seiner vergangenen Größe behandelt werden, da wurde auch viel falsch gemacht früher, keine Frage. Aber diese Größe Russlands ist eben vergangen in den meisten Gebieten und angesichts dieser austestenden aggressiven Retorik und sich allmählich zeigender komplementärer Handlungsmuster kann und sollte man nicht einknicken, das wäre nur eine Bestätigung für Moskau für weitere Provokationen und zusätzliche Ansprüche, was wiederum in den alten Einflußgebieten zu Kurzschlussreaktionen führen würde.
Ergo, man muss Fingerspitzengefühl beweisen. Aber da helfen geschichtslose, undifferenzierte Vergleiche nicht weiter...