19.08.2012, 19:38
Die FAZ bewertet in zwei Artikeln die Ergebnisse des Prozesses für die russische Politik völlig konträr - na ja, dann haben die auf jeden Fall recht gehabt:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/urteil-gegen-pussy-riot-ein-weiterer-sieg-putins-11861248.html">http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 61248.html</a><!-- m -->
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Zitat:Urteil gegen „Pussy Riot“<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/russland-putin-ist-mit-dem-teufel-im-bund-11860606.html">http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/r ... 60606.html</a><!-- m -->
Ein weiterer Sieg Putins
19.08.2012 · Die orthodoxen Russen haben sich für Attacken gegen den säkularisierten Westen vereinnahmen lassen. Der Prozess gegen die Punkband „Pussy Riot“ ist ein weiterer Sieg für das Putin-Lager, der die Protestbewegung schwächt.
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Protestbewegung geschwächt
Mit der geglückten Transformation eines skandalösen Kirchen-Auftritts der Punkerinnen zu einem Delikt, das Russlands religiöse und moralische Grundfesten erschüttere, ist das unter Mithilfe des Staatsfernsehens wohl gelungen. Die verhältnismäßig große Unterstützung des Prozesses, der Anklage und der Verurteilung der Punkerinnen wegen Rowdytums aus religiösem Hass in der Bevölkerung belegen diesen Erfolg.
Auf der anderen Seite verschaffte der Rückzug orthodoxer Teile der Protestbewegung Linken und Liberalen zwar mehr Einfluss, hat aber die Bewegung insgesamt geschwächt. Ein Sieg also des Putinlagers, das Kirill im Wahlkampf offen unterstützt hatte, auf der ganzen Linie.
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Zitat:Russland
Putin ist mit dem Teufel im Bund
19.08.2012 · Auch wenn die drei Frauen von Pussy Riot zwei Jahre ins Straflager müssen - die eigentlichen Verlierer des Prozesses sind Putin, die Kirche und die russische Gesellschaft.
In immer kürzeren Intervallen wird Russland zu einem anderen Land. Mit dem Urteilsspruch, der die drei Frauen von Pussy Riot zu je zwei Jahren Gefängnishaft bestraft, sei zugleich das endgültige Urteil über das russische Rechtssystem gefällt, erklärt der Blogger und „Echo Moskwy“- Kommentator Anton Orech.
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Tatsächlich hätten die Feministinnen mit ihrem dummen „Punk-Gebet“ sich allenfalls eine Verwaltungsstrafe ertanzt, erklärt auch der Anwalt und Korruptionsbekämpfer Alexej Nawalnyj, dem das Spektakel der Urteilsverkündung gegen die drei vermeintlichen Glaubensschänderinnen wie eine satanistische Séance vorkam: Richterin Marina Syrowa habe, als sie in den Saal kam, laut mit den Hufen geklappert, bezeugt Nawalnyj, und der Staatsankläger, während die Richterin ihr Verdikt verlas, kratzte sich die Hörner. Nawalnyj fand es besonders grotesk, dass die sympathischen Randaliererinnen während des Prozesses Handschellen tragen mussten und ins kugelsichere „Aquarium“ gesperrt wurden, das seinerseits von neun Schwerbewaffneten und zwei Polizeihunden bewacht wurde - während mit dem Kreml vernetzte Milliardendiebe, die er seit Jahren vor Gericht zu bringen versuche, dank höchster Protektion ungestört ihr Luxusleben genießen.
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Das feministische Tanzlied an die Gottesmutter war, wie man gerechterweise sagen muss, von Begabung oder Können völlig frei, sein Reiz lag ganz in der stresserzeugten explosiven Energie. Doch der Preis, den drei seiner Interpretinnen dafür zahlten, hat es gleichsam geadelt. Die Haltung, mit der die drei jungen Frauen die Schikanen der Haft und des Gerichtsverfahrens durchstanden, kann man nur bewundern. Das und die Sympathiebekundungen russischer wie internationaler Künstler und Intellektueller haben gewissermaßen einen kostbaren Rahmen geschaffen, durch den das dürftige Bild jetzt besser aussieht.
“Putin hat sich ins Hemd gemacht“, johlte im Winter eine bunt maskierte Pussy-Riot-Schar bei ihrem vielleicht gelungensten Rap auf der alten Hinrichtungsstätte des Roten Platzes im Angesicht des Kremls. Die Massendemonstrationen gegen die Wahlfälschungen hatten Putin tatsächlich Angst gemacht. Doch langsam und planmäßig führte er seinen Gegenangriff, er verschärfte das Demonstrationsrecht, er machte Verleumdung wieder zum Strafrechtsparagraphen, er ließ Sympathisanten der genehmigten Mai-Demonstration verhaften und jetzt, zur Einschüchterung aller, drei Punkerinnen wegen religiöser Unanständigkeiten, die kein Gesetz verbietet, aburteilen.
Damit werde die Gesellschaft weiter entzweit und radikalisiert, mahnt der zum Putin-Kritiker gewordene Exfinanzminister Alexej Kudrin. Die damit verbundene Gewaltbereitschaft sei aber für die öffentliche Moral viel gefährlicher als jede provokative Performance. Kudrin hält den Schaden, den Russlands Ansehen und seine Attraktivität für Investoren genommen hat, für gewaltig.
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