30.03.2024, 07:35
Die indirekten Folgen des Anschlages vom Moskau werden bereits sichtbar: Die Lage von Personen aus Zentralasien und dem Kaukasus, die zuvor schon nicht einfach war, scheint sich weiter zu verschlechtern...
Schneemann
Zitat:NACH DEM ANSCHLAG IN MOSKAUhttps://www.faz.net/aktuell/politik/ausl...20665.html
Wie Russland seine Arbeitsmigranten drangsaliert [...]
Nach dem Terroranschlag in der Crocus City Hall, den vier Tadschiken verübt haben sollen, steht Russland vor einem schon bekannten Dilemma. Auf der einen Seite steht der Impuls, Migranten aus Zentralasien pauschal für das Verbrechen in Mithaftung zu nehmen. Auf der anderen Seite braucht die Wirtschaft des Landes die, so das deutsche Lehnwort, „Gastarbajter“. Nach jüngsten Angaben sind dem Anschlag, zu dem sich die Terrormiliz „Islamischer Staat“ bekannt hat, 144 Menschen zum Opfer gefallen, zahlreiche weitere werden noch vermisst. Auf politischer Ebene macht Präsident Wladimir Putin für die Tat die Ukraine und den Westen verantwortlich, die sich radikaler Islamisten bedient hätten. Doch kaum war klar, dass es sich bei den Tatverdächtigen um Tadschiken handelt, gerieten Vertreter des Volkes und andere Zentralasiaten unter Druck. [...]
Über soziale Medien verbreiteten sich Chatnachrichten, in denen Taxifahrten abgesagt werden, weil der Fahrer Tadschike sei. Eigentlich zieht das Taxigeschäft mindestens in Moskau eher Kirgisen an, doch differenziert wird traditionell kaum. [,,,]
Der Telegram-Kanal „Baza“ berichtete, Oberhäupter tadschikischer Gemeinschaften empföhlen ihren Landsleuten, Massenveranstaltungen zu meiden und abends das Haus nicht zu verlassen. Eine ähnliche Warnung gab es von offizieller usbekischer Seite. Das kirgisische Außenministerium warnte Bürger des Landes gar vor Reisen nach Russland. In sozialen Medien kursieren laut Medienberichten einzelne Boykottaufrufe gegen Tadschiken. Mitarbeiter eines Friseursalons in der Stadt Tejkowo 220 Kilometer nordöstlich von Moskau, in dem einer der vier Terrorverdächtigen eine Zeit lang gearbeitet hatte, berichteten von Hassanrufen und Morddrohungen. [...]
Migranten würden von Polizei und Nationalgarde aufgegriffen und dann zu Gesprächen mit dem Geheimdienst FSB gebracht. Rund 30 Personen hätten ihr gegenüber geklagt, nach der Festnahme folterähnlichen Bedingungen ausgesetzt worden zu sein: Die Betroffenen seien in der Kälte festgehalten worden, hätten nichts zu essen und zu trinken bekommen und seien nicht auf die Toilette gelassen worden.
Schneemann