(Allgemein) Gesamtbild der deutschen Soldaten in Deutschland
#46
Keiner der bisher gefallenen Bw Soldaten ist doch bei seinem eigentlichem Auftrag ums Leben gekommen . Wer hat den schon Bock für die Spielchen von Politikern seinen Hals zu riskieren . Im Ernstfall stehen die Deutschen schon füreinander ein , das war schon immer so . Aber für das was derzeit geboten wird , da kann man jedem nur empfehlen fern zu bleiben .
Zitieren
#47
lime:

Die schreibt auch für die taz und dergleichene Medien. Dessen ungeachtet sollte man sich überhaupt mal ganz allgemein fragen, was die Universitäre Ausbildung für die Offiziere eigentlich bringen soll und warum es militärisch vorteilhaft sein soll wenn Offizier*innen bei der Bundeswehr Pädagogik studieren ?! Abgesehen von ein paar notwendigen technischen Studiengängen und diesen folgend einer entsprechenden spezialisierten Verwendung ist für die Tätigkeit eines Offiziers meiner Meinung nach kein Studium notwendig, sondern mehr militärisches Können und mehr militärisches Wissen wären geboten. Statt Studenten die keine Elektrotechnik studieren wollen und stattdessen Dozenten am Fachbereich Elektrotechnik als Rechte schmähen, benötigen wir wieder mehr Kriegshandwerk.

Allgemein:

Ich greif mir mal ein paar Zitate raus, die Antwort ist aber Übergreifend, da gleicher Punkt:

Zitat:Meines Erachtens ist es doch völlig logisch dass genau deswegen die Anzahl der Bewerber sinkt.

Zitat:Anzunehmen, dass in einem Konflikt, wobei wir ja nicht mal direkt verwickelt sind, die Bewerberzahlen nach oben gehen, ist irrig. Das ist sogar völlig normal, dass wenn eine Bedrohungslage verortet wird, die Zahl an Rekruten eher rückläufig ist.

Eigentlich sollte das Gegenteil der Fall sein: eine äußere Bedrohung sollte die Bewerberzahlen steigen lassen. Daraus könnte (!) man nun zwei Dinge schlußfolgern: 1. der Krieg in der Ukraine wird nicht als Bedrohung verstanden. Alle Studien dazu zeigen aber das Gegenteil. 2. Meine These dass es keine gesellschaftliche Substanz hinter dem vermeintliche hohen Ansehen der Bundeswehr gibt stimmt.

allphall31:

Zitat:In Bayern und Baden Württemberg ist die wirtschaftliche Lage seit 50 Jahren schon bedeutend besser als im Rest der Republik . So sieht es mit den verdienstmöglichkeiten natürlich auch aus. Das ist der einzige Grund das die Bewerberzahlen niedriger sind als in restlichen Teilen Deutschlands .

Was meine Ansichten zur Bundeswehr ja nur bestätigt: wenn der Dienst in der Bundeswehr derart primär finanziellen Aspekten unterworfen ist, und entsprechend Bewerber von dort kommen wo es sonst keine so gute Entgütung ihrer Arbeit gibt, dann ist die Bundeswehr primär eine Söldnerarmee und sind die Soldaten in einem zu großen Anteil Söldner und nichts anders. Das ist aber völlig konträr zu dem was ich militärisch als Ideal ansehe. Zu viele Bundeswehrsoldaten sind einfach nur Söldner, dass ist militärisch und gesellschaftlich nachteilig.

Zitat:Die Beliebtheit der Bundeswehr ist auch bloß noch so hoch weil man die verschwendeten Steuergelder nicht mit militärischen Einheiten in Verbindung bringt . Sondern das es einzig und allein zu Lasten der Politik und Führung geht.

Das ist ein sehr wichtiger Punkt den ich vergessen hatte anzuführen, sehr gut dass ihn benennst: das zeigen auch alle Studien dazu. Die Bundeswehr wird als eine von der Politik getrennte Entität wahrgenommen und entsprechend die Schuld für ihren Zustand den Politikern zugeschoben und nicht der Generalskaste und den höheren Offizieren. Dabei sind diese für die Verschwendung der Steuergelder mehr verantwortlich als die Politiker, die ja meist nur kurz / vorübergehend und bar jeder Sachkenntnis versuchen diesen unreformierbaren Apparat irgendwie zu verbessern.

Es gibt viel zu wenig Kritik in den Medien an der Generalskaste und den Offizieren, dass ist ein primäres Problem in diesem Lande. Dabei sind diese die Hauptverantwortlichen bzw. die Hauptschuldigen an allem was da schlief läuft. Das liegt vielleicht daran, dass die Medien keine ausreichende Einsicht in die Interna haben, zum andern sicher auch daran, dass die Generalskaste äußerst geschickt ihr Versagen immer der Politik zuschiebt.

Allgemein:

Schneemann und andere bringen ja oft das Argument: Ja wenn, ja wenn Deutschland selbst angegriffen werden würde, dann wäre alles anders. Dann würden die Deutschen zu den Fahnen eilen, sich einigen, natürlich gäbe es auch welche die fliehen aber die anderen, ja die würden dann kämpfen wenn es wirklich um etwas ginge.

Das ist meiner Ansicht nach grundfalsch. Ein Krieg um Deutschland wäre genau so abstrakt wie der Krieg in der Ukraine. Keineswegs kämpfen Menschen für Fahnen, für die Bundesrepublik und die verfassungsgemäße Ordnung oder andere solche Abstrakta. Sie kämpfen mehrheitlich weil sie eine kämpferische Mentalität haben, für ihre eigene unmittelbare Heimat und direkt und unmittelbar für ihre Einheit und die Kameraden (als Substitut für einen Stamm).

Ich halte daher diese Auffassung, dass alles ja ganz anders wäre, wenn diese Bundesrepublik militärisch angegriffen würde für fragwürdig. Das ist eben kein Automatismus der dann einfach von selbst ausreichend Kämpfer generiert - der dann einfach alleine ausreichende Kampfkraft generiert, dazu gehört einfach viel mehr auf allen Ebenen.

Sehr oft schon sind ganze Gesellschaftlichen in der Geschichte einfach so eingebrochen / zusammengebrochen unter äußeren Angriffen, ohne dass es diesen Effekt gab. Ohne dass das Volk dann weil es selbst angegriffen wurde sich weitgehend mobilisieren ließ. Es ist daher meiner Überzeugung nach ein Problem sich blind auf einen solchen Mechanismus zu verlassen, als wäre er ein Axiom. Das ist geschichtlich unhaltbar.

Noch darüber hinaus bedarf der moderne Krieg bestimmter Vorbereitungen, bestimmter gesellschaftlicher und sonstiger Umstände und diese sind allesamt in dieser Bundesrepublik nicht ausreichend vorhanden. Entsprechend wäre bzw. wird es im Falle eines Angriffes nicht mehr gelingen diese in ausreichendem Maße herzustellen und jedweder potentielle Wille und jede Entschlossenheit gewisser Anteile der Gesellschaft wären damit weitgehend irrelevant. Eine postheroische und postliberale Gesellschaft wie die der Bundesrepublik, mit all ihren wachsenden inneren Problemen und Unfähigkeiten wird nicht dadurch kriegsfähig, dass sie selbst unmittelbar vom Krieg betroffen wird. Dass ist eine Sichtweise die völlig unhaltbar ist, denn dafür fehlen jedwede gesellschaftliche Voraussetzungen.

Die Gesellschaft in dieser Bundesrepublik ist so wie sie aktuell verfasst ist nicht in der Lage dieses Land selbst gegen einen ernsthaften militärischen Angriff zu verteidigen. In zu großen Anteilen ist sie auch zu egostisch, zu narzistisch und zu verweichlicht. Und ob dann ein paar einzelne hochmotiviert bis zum Ende kämpfen ist irrelevant und wäre es selbst dann, wenn deren Zahl größer wäre, da die Wehrunfähigkeit dieser Gesellschaft insgesamt es verunmöglicht einen ernsthaften größeren modernen Krieg zu führen.

Gerade deshalb sind wir so dermaßen Abhängig von unseren Bündnissen.

Und die Bevölkerung wird in zu großen Anteilen auch im Falle eines unmittelbaren militärischen Angriffes auf sie selbst immer noch zu egostiisch, zu Ich-bezogen und zu unfähig sein, um sich ernsthaft militärisch wehren zu können. Dazu fehlt in diesem Land jedwede dafür notwendige Kultur.

Und gerade eben deshalb ist die Bundeswehr in zu weiten Anteilen zu einer Söldnerarmee verkommen, die natürlich das Ansehen der militärisch völlig unkundigen Traumtänzer von Bürgern genießt, weil sie keinerlei Ahnung über die Streitkräfte haben und weil sie durch die unterwürfigen Söldner selbst davon befreit sind sich verteidigen zu müssen. Entsprechend klappen sie ein, sobald diese Annahme nicht mehr aufgeht und sie selbst kämpfen müssten.

Die Gewalt- und Kriegsunfähigkeit der ethnischen Deutschen ist meiner Ansicht nach so dermaßen eindeutig und offensichtlich, dass es mich erstaunt wie so viele annehmen können, dass ein Angriff auf diese Bundesrepublik selbst dies ändern könnte.
Zitieren
#48
@Qintus Fabius:

Ich sehe das nicht so fatalistisch wie du. Zur aktiven Truppe kann ich nicht viel sagen, da bin ich zu weit weg und mal hin und wieder eine Übung reicht mir da nicht aus, um mir da ein Urteil zu erlauben.
Was ist aber durchaus sehe, ist dass es im Bereich der Reserve eine große Anzahl an Leuten gibt, die sich das ganze Jahr in ihrer Freizeit fit halten, auf Übungen gehen und sich zum großen Teil unendgeldlich engagieren. Als zu Ich-bezogen oder gar narzisstisch sehe ich das nicht.

Ich gehe sogar noch weiter und denke dass sich in der Reserve noch viel mehr Leute engagieren würden, wenn dafür richtig Werbung gemacht würde. Tatsächlich müssen sich die Interessenten meist durchfragen, bis sie an der richtigen Stelle ankommen.

Die Reserve geht aber letztendlich meist immer aus der aktiven Truppe hervor. Deshalb kann es dieser auch nicht nur ums Geld oder andere Vorteile gehen. Ein gewisser Idealismus gehört da genauso dazu, wie in der Reserve auch.
Zitieren
#49
Zitat:Die Gewalt- und Kriegsunfähigkeit der ethnischen Deutschen ist meiner Ansicht nach so dermaßen eindeutig und offensichtlich, dass es mich erstaunt wie so viele annehmen können, dass ein Angriff auf diese Bundesrepublik selbst dies ändern könnte.
Ich bin bei solchen Mutmaßungen über eine "Gewalt- und Kriegsunfähigkeit" immer etwas vorsichtig. Eine Bevölkerung an sich ist im Regelfall nie wirklich erpicht darauf, einen Krieg zu führen, sondern ist froh wenn sie in Ruhe leben kann. Wenn hierzu aber gewisse Faktoren hinzukommen - Furcht, Propaganda, ein Feindbild, eminente Bedrohung (ob gefühlt oder tatsächlich, sei dahingestellt) -, dann kann ich aus jeder Gesellschaft eine kriegerische heranzüchten.

Ich habe da noch eine Dokumentation von US-Journalist William L. Shirer im Kopf (ich glaube, sie war von 1938). Er filmte (in Farbe) Bilder von den Höhen des Schwarzwaldes und des Harzes, zeigte tanzende BDM-Mädels, KdF-Reisen und Sportveranstaltungen. Und kommentierte: Alle gegen den Krieg! Er mutmaßte, dass die Deutschen die Lust am Kämpfen verloren hätten und dass es wohl kaum eine friedlichere Bevölkerung geben könne.

Ein knappes Jahr später eröffnete die Schleswig-Holstein das Feuer auf die Westerplatte...

Schneemann
Zitieren
#50
(24.09.2023, 10:34)Schneemann schrieb: ... Ja, das Symptom, dass man gerade z. B. die Gebirgstruppe als gerne etwas besonderes hervorhebt (und teils auch manche [notwendige] Kritik davor verblasst), man sich in falsch verstandenen oder verklärenden Traditionen verirrt, dies kann ich bestätigen. Es gibt leider immer noch teils die etwas geschönte und historisch schlicht unhaltbare, idealisierte Ansicht auf die Gebirgstruppe. ... , wo Günther Beckstein sprach: Er nannte recht unverblümt die Gebirgstruppe eine Truppe mit "sauberer Reputation" - ein Blick in die Geschichtsbücher würde ihm da wohl weiterhelfen.) Als jemandem, der selbst bei der Gebirgstruppe war und der durchaus die Kameradschaft, die Ausbildung und die Vorgesetzten sehr positiv in Erinnerung hat - aber der ich mich gegen jede Art von Geschichtsklitterung und Verlogenheit wehre, gerade wenn es um historische Schönfärbereien geht -, standen mir damals innerlich die Haare zu Berge.

Und man findet diese verklärende Annahme auch bei einem nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung, gerade im Süden der Republik. Aber dass daraus abgeleitet werden kann, dass der gesamte "Rest" der Truppe irgendwie "Murks" oder "Dreck" wäre oder ein negatives Image habe, das habe ich nie gehört und kann ich so auch nicht bestätigen.

Die Gebirgstruppe steht mit entsprechend guter "sauberer" Reputation dar, weil man es einerseits nie zu Kunterbunt getrieben hat und weil man es zum anderen nie versucht hat seine Vergangenheit zu verleugnen. (man drück seine Fehler halt nicht jedem ins Ohr der nicht bei drei auf dem Baum ist).
Man trägt Edelweis, man lebt Edelweis, man ist Edelweis.
Hinzu kommt das es die Gebirgstruppe nur in Bayern gibt, entsprechend viel Bayern waren dort und sind es. Wie der Großvater und Vater so der Sohn es bleibt in der Familie es bleibt in Bayern und für viele werden sie daher auch als das was von ihrer Königlich Bayrischen Armee übrig geblieben ist (und die man nur an die BW ausgeliehen hat) betrachtet. Die BRD ist ein BUND aus Ländern nicht ein Land das verbindet (z.B. Frankreich).

Das gleiche Verständnis hat man im Saarland zu ihren Fallschirmjägern (den herabstoßenden Adler als Symbol, gabs auch schon vor der BRD) oder die Schleswig-Holsteiner mit ihrer Marine.

Und das die dauernd umbenannten, umstrukturierten (gestern noch PzGren heute Jg, für die mKr) und von A nach B und wieder zurück stationierten Einheiten/Verbände da nur ein Image als halbgare besser als nichts Lösung aufbauen sollte wirklich keinen wundern.
Fragt euch doch mal selbst, wie schaut aus in Hessen, Sachsen, Niedersachsen, Branden Burg,... (Rheinland-Pfalz schafft es ja nicht mal die Farben des Landeswappen (rot,weiß,schwarz) auf der Landesflagge (schwarz,rot,gold) zu präsentieren) aus was hat man von dort an die BW ausgeliehen.

Wie nannte Qintus das mal: "die postheroische Armee"

Es wunder sich doch wohl niemand das die postheroische Bundeswehr nach dem Verzicht auf jedweden heroische Vergangenheit exakt NULL heroisches Ansehen genießt.
Zitieren
#51
26er:

Ich stimme dir zu, dass gerade in der Reserve sich noch viel an soldatischen Tugenden findet und die Reserve eben keine Söldnertruppe ist. Und gerade eben deshalb, und auch noch aus vielen anderen Gründen - halte ich seit jeher sehr viel von Reserven, Milizen usw. und würde diese zu einem absoluten Schwerpunkt der Bundeswehr machen und diese so stark wie möglich ausgestalten. Nicht nur wegen ihres militärischen Wertes, sondern insbesondere auch wegen der vielfachen Fernwirkungen auf die Zivilgesellschaft, und die dadurch entstehende Beeinflussung derselben in einer militärisch sinnvollen Weise.

Dafür wurde ich bis zum Ukrainekrieg allgemein belächelt bis ausgelacht, aber dieser allein zeigt so dermaßen eindeutig den hohen militärischen Wert von möglichst starken Reserven für die Gesamtheit des kriegsführenden Staates auf, dass man inzwischen allenorten das hört was ich seit jeher schon immer so geschrieben habe.

Von daher absolut ja, und ich würde eben sogar noch weiter gehen und mir einen viel größeren Einfluss der Reserve auf die Bundeswehr insgesamt wünschen. Das diese einen sehr viel höheren Stellenwert einnimmt. Und dass sie sehr viel besser ausgebildet und ausgerüstet wird.

Relativierend möchte ich lediglich noch anmerken, dass die Reserve leider eine verschwindend kleine Minderheit ist und dass sie entsprechend wenig aussagekräftig in Bezug auf die Gesamtgesellschaft ist, auf welche sie leider viel zu wenig Einfluss hat.

Schneemann:

Weil sich also 1 (in Worten ein) Journalist im Jahr 1938 in Bezug auf die Nationalsozialisten völlig täuscht, ist die Gesellschaft dieser Bundesrepublik hier und heute kriegsfähig, wenn sie angegriffen wird ?

Im weiteren könnte ich darauf verweisen, dass die meisten Journalisten zu dieser Zeit (1938) eher davon schrieben, dass der Nationalsozialismus eine Gefahr darstelle und dass ein Krieg wahrscheinlich sei. Ein französischer Journalist dieser Zeit schrieb davon, dass die Nationalsozialisten in jedem Fall einen Krieg anfangen würden, weil dies der Kern ihrer ganzen Ideologie und Lehre sei.

Man könnte nun auch darauf verweisen, dass hier und heute mehr Journalisten im Westen behaupten, dass Russland in Wahrheit friedlich sei, angegriffen worden sei und sich in der Ukraine lediglich gegen die Aggression des Westens verteidige als damals (1938) Journalisten davon schrieben, dass der Nationalsozialismus für Frieden stehen würde. Ist also Russland in Wahrheit friedlich und wurde angegriffen?

Spezfisch in Bezug auf Shirer und wie weitgehend er sich blenden ließ könnte ich aber auch auf sein Berlin Diary verweisen und die massiven Unterschiede zwischen dessen Nazifreundlicher Urfassung und der später von Shirer regelrecht umgeschriebenen Form dieses Werkes von ihm.

Entsprechend glaube Shirer noch 1938, dass Hitler nur Frieden wolle, so wie es auch heute noch Russland-Apologeten gibt, die da behaupten, Putin wolle nur Frieden. Analog: weil es also Bundestagsabgeordnete (der AfD) gibt, die behaupten Russland wolle nichts als Frieden und sei das Opfer, ist es deshalb wahr? Und inwiefern lässt sich daraus irgendeine Aussage in Bezug auf die Kriegsfähigkeit einer Gesellschaft machen?

Mit Gewalt- und Kriegsfähigkeit meine ich übrigens nicht Aggressivität und Kampfeswille in der Bevölkerung, es ist sogar möglich, dass eine Bevölkerung durchaus kampfeswillig ist, aber trotzdem Kriegsunfähig ist, also unfähig dazu organisierte Gewalt in dem Ausmaß und der Art und Weise anzuwenden, die notwendig ist für den Sieg. Auch dafür gibt es zuhauf Beispiele. Und selbst eine kriegerische Gesellschaft kann aufgrund bestimmter Faktoren kriegsunfähig sein, gerade Russland wäre dafür zur Zeit ein gutes Beispiel. Denn die russische Gesellschaft an sich ist kriegerisch, die Russen selbst als Menschen, als Volk sind durchaus kriegerisch, aber der russische Staat ist trotz dieser Grundlage verblüffend kriegsunfähig.Es lassen sich kriegerische Werte in den Menschen nicht einfach in Kriegsfähigkeit umsetzen, selbst wenn sie vorhanden sind.

In der Gesellschaft dieser Bundesrepublik aber fehlt selbst diese Grundlage weitestgehen - und man kann sie eben nicht so einfach herstellen indem man mit Göringschem Zynismus behauptet, jedwede Zivilgesellschaft lasse sich durch äußere Feindbilder nach belieben kriegerisch machen. Dieses Axiom - äußerer Feind, Bedrohung. Ängste = Befähigung zur Kriegsführung stimmt eben so nicht. Es ist einfach geschichtlich unhaltbar.

Man kann im modernen Krieg die notwendigen Umstände welche für diesen erforderlich sind eben nicht nach Belieben generieren, nur weil eine äußere Bedrohung Ängste hervor ruft. Und Angstbeißen und die Bereitschaft aus Angst etc. Gewalt anzuwenden sind etwas anderes als die Kriegsfähigkeit einer Gesellschaft. Und gerade im modernen Krieg ist dem noch viel mehr so. Aber bleiben wir mal nur bei einem der Anteile der notwendigen Voraussetzungen, nur einem der Bereiche: Der Wille und die Ausdauer im Willen um im Krieg zu bestehen entsteht nicht einfach nur aus äußerer Bedrohung. Die Rechnung: Äußerer Feind plus unmittelbare Bedrohung plus Angst = ausdauernder Wille zum Krieg kann aufgehen, sie muss aber nicht aufgehen. Und die Gesellschaft muss gewisse Eigenheiten und Grundlagen dafür haben, und diese fehlen in dieser Bundesrepublik immer weitergehend und sie verfallen auch meiner Ansicht nach immer mehr. Es fehlt einfach jetzt schon im Zivilen der Wille, die Leute sind nicht mehr hungrig (im psychologischen Sinne), sie sind stattdessen verzagt, geistig erstarrt, seelisch schon wie gelähmt und haben ihre Selbstständigkeit und die Bereitschaft sich selbst zu opfern längst an den Nannystaat überschrieben, damit dieser sie hegt und hätschelt und ihnen sowohl die Verantwortung als auch die Organisation ihres Lebens abnimmt. Das zeigt sich in ganz vielen Symptomen, beispielsweise bei der Bundeswehr in lächerliche Ausmaße annehmender Bürokratie, vollständiger Handlungsunfähigkeit und absoluter Verantwortungslosigkeit.

Eine Gesellschaft deren psychosoziale Gestaltung solche Zustände hervor bringt, ist nicht kriegsfähig - und sie wird es auch durch einen äußeren Feind nicht mehr werden.
Zitieren
#52
(25.09.2023, 19:56)Quintus Fabius schrieb: Und gerade eben deshalb, und auch noch aus vielen anderen Gründen - halte ich seit jeher sehr viel von Reserven, Milizen usw. und würde diese zu einem absoluten Schwerpunkt der Bundeswehr machen und diese so stark wie möglich ausgestalten.
Ich habe zwar viel übrig für Milizkonzepte, aber sehe nicht, wie es funktionieren soll, von der Bundeswehr her über die Reserve in die Gesellschaft hinein zu wirken, ohne eine umfassende Wehrpflicht zu haben. Klar: es gibt sehr viel Verbesserungspotential in der Reserve, man hört da eigentlich nur erschreckende Geschichten darüber, dass seitens der BW quasi nichts dafür, aber sehr viel dagegen unternommen wird, Reservisten zu gewinnen und zu halten. Aber das kann trotzdem kein Ausmaß erreichen, in dem es eine Rückwirkung in die Gesellschaft hinein haben würde. Dafür betrifft das einfach viel zu wenige Bürger.
Zitieren
#53
Exakt ! Es betrifft zu wenige. Gerade eben deshalb müsste man die Reserve systematisch und schnell und sehr weitgreifend ausbauen. Gerade eben deshalb schrieb ich davon, dass sie ein Schwerpunkt der militärischen Anstrengungen und Rüstungsbemühungen sein müsste.

Natürlich würde das selbst dann noch etliche Zeit brauchen, dass ist also eine Investition in die Zukunft. Und entsprechend zielt das auf eine Verbesserung des Ansehens wie auch des Einflusses der Armee in der Zukunft ab. Wenn man übermorgen da etwas verbessern wollte, müsste man aber halt eben hier und heute damit anfangen.
Zitieren
#54
(25.09.2023, 20:28)Quintus Fabius schrieb: Gerade eben deshalb müsste man die Reserve systematisch und schnell und sehr weitgreifend ausbauen.
Aber womit denn? Es bleiben doch eigentlich nur die Abgänger SaZ und FWD sowie ungediente RDL. Und das sind auch alle zusammen nicht besonders viele, selbst wenn man jeden davon für die Reserve motivieren könnte.
Das ist zwar alles sinnvoll, aber eben nichts, was uns groß weiter bringen kann. Ohne eine Dienstpflicht wird man in Deutschland keine Reserve aufbauen können, die eine relevante Wirkungskraft in die Gesellschaft hinein entwickeln kann.
Zitieren
#55
Hier noch ein Nachtrag von meiner Seite zum Thema Reserve:
Es ist sehr schwer überhaupt mal rauszufinden, welche Einheit freie Beorderungsstellen hat. Der ganze Vorgang ist für Interessenten in keinster Weise transparent - man fragt sich von Stelle zu Stelle durch und muss dabei auch sehr hartnäckig sein.
Wenn ich im Bekannten- oder Kollegenkreis von der Reserve erzähle, ist da durchaus Interesse bei vielen ehemaligen SaZ oder Wehrdienstleistenden vorhanden. Die meisten wissen schlicht nicht, dass es die Möglichkeiten jetzt überhaupt gibt. Deshalb bin ich der Meinung, dass es hier keinen wirklichen Personalmangel geben dürfte. Gäbe es dann noch Material in den Einheiten, wäre das für viele ein zusätzliches Argument für einen Eintritt in die Reserve.
Zitieren
#56
(25.09.2023, 23:08)Broensen schrieb: ... Ohne eine Dienstpflicht ...

Auch wen es leidig ist, weil schon tausend Mal angesprochen. Was ist das Recht das man für das erbringen dieser Pflicht erwirbt?
Dienstpflicht -> Waffenrecht?
Dienstpflicht -> Wahlrecht?
oder klassisch BRD: Dienstpflicht -> Steuerpflicht -> Sozialversicherungspflicht -> Polizei beobachten wie sie außer abzocke per Blitzer nichts macht.
Zitieren
#57
@Quintus
Zitat:Weil sich also 1 (in Worten ein) Journalist im Jahr 1938 in Bezug auf die Nationalsozialisten völlig täuscht, ist die Gesellschaft dieser Bundesrepublik hier und heute kriegsfähig, wenn sie angegriffen wird ?
Nein, das war rein ein Beispiel dafür, dass man sich nicht zu vorschnell in ein vielleicht zu pauschales Urteil flüchten sollte. Und das ist ja mehr oder minder genau das, was ich als Gegenargument anbringen will. Denn du machst einen ziemlichen Rundumschlag und siehst quasi die gesamte Gesellschaft generell als kriegs- oder kampfesunfähig oder -unwillig an. Und das eben ist meiner Meinung nach zu einseitig - und es birgt auch das Risiko, dass man die Vielschichtigkeit einer Gesellschaft übersieht.

Wir haben das große Glück, dass wir seit vielen Jahrzehnten keinen Krieg mehr auf deutschem Boden sahen, aber davon, auch wenn viel über die jetzigen Generationen geschimpft wird (wann hat eine ältere mal nicht über eine jüngere Generation gelästert?), kann man schlecht ableiten, dass die Bevölkerung nicht mehr kampfeswillig wäre, wenn das eigene Land angegriffen wird.

Ich sehe zwar auch manche Entwicklung bedenklich, aber ich bin auch kein Freund von pauschalen Beurteilungen.

Schneemann
Zitieren
#58
Broensen:

Zitat:Aber womit denn?

Exakt das ist die Frage. Wobei ich auch da mit 26er gehe, dass hier das Potential welches bereits jetzt da wäre nicht ansatzweise ausgeschöpft wird, da aller Lippenbekenntnisse zum Trotz die Reserve von der Bundeswehr selbst künstlich klein gehalten wird. Aber auch nach Ausschöpfung allen jetzt ungenutzen Potentials müsste da natürlich noch mehr kommen:

Wir benötigen deshalb zwingend eine Dienstpflicht. Diese müsste aber für den militärischen Teil jedoch völlig anders gestaltet werden als früher; eben nicht wie die überkommene Wehrpflicht früherer Zeiten mit Kasernierung, Kantine, Wache stehen, Gleischritt, Formaldienst und ähnlicher Zeitverschwendung. Der nicht-militärische Dienst sollte dabei 12 Monate betragen, der freiwillige Wehrdienst welchen man anstelle des nicht-miiltärischen Dienstes leisten muss jedoch nur 2 bis 3 Monate. Die restlichen 9 bis 10 Monate werden dann dem folgend bei Wehrübungen, Wochenendübungen usw. im Laufe der folgenden Jahre geleistet.

Dabei sollten die Wehrdienst Leistenden ihren Dienst in regionalen Kompanien leisten, nicht kaserniert (also weiter zu Hause lebend) und mit einer vom sonstigen Betrieb der Bundeswehr völlig getrennten Ausbildung für sich. Man kann sogar in 2 Monaten einen Infanteristen in bestimmten Bereichen auf hohem Niveau vollumfänglich befähigen wenn man es denn nur wollen würde und sich auf das wesentliche konzentriert und nicht derart viel Zeit verschwendet. Entsprechend sollten alle Wehrdienst leistenden (was ein Privileg sein sollte ! dass eben nicht jederman gewährt wird) allesamt als Infanterie ausgebildet werden, und allenfalls besonders befähigte zusätzliche andere Fähigkeiten erhalten (dann in Richtung Pioniere, THW, Katastrophenschutz). Bei der Ausbildung könnten zudem Sondereinheiten das Trainieren von Dritte Welt Streitkräften üben. Der infanteristische Schwerpunkt wäre Objektschutz, Jagdkampf und Raumverteidigung als leichte Infanterie. Die Rolle wäre dann im Krieg zunächst primär der Objektschutz und die Sicherung der rückwärtigen Räume, und beim Vordringen des Feindes mit substanziellen Kräften in die jeweils zugewiesenen Räume dann ein Wechsel zu Jagdkampf und Raumverteidigung in diesen.

Diese Kompanien werden den entsprechenden Heimatschutzregimentern unterstellt (sinnvollerweise könnte man diese wieder Landesregimenter nennen) und von diesen aus geführt, diese werden entsprechend zugleich auch Ausbildungs-Einheiten.

Indem jederman der diesen Dienst leistet ohne jede Herumgammelei Kampftruppe ist, wäre das Ansehen und der Anreiz sehr groß die Dienstpflicht auf diese Weise zu leisten, dazu kommt noch die deutlich kürzere Zeit.

Als zusätzliches Privileg sollte man gewährleisten, dass Personen die Studium- oder Ausbildung anfangen wollen dadurch keine Warterei bzw. kein Zeitverlust entsteht. Die können also dann auch einige Wochen später einsteigen. In Bezug auf Wintersemester (starten Mitte Oktober) sollte das vom Ende der Schule bis Mitte Oktober von der Zeit her aber genau ausreichend sein.

Ein meiner Meinung nach zu wenig ausgeschöpfte Möglichkeit wäre es zudem für Angehörige dieser Kompanien entsprechende Möglichkeiten zum Selbstlernen (E-Learning) zu schaffen was Ausbildungskapazitäten einspart und schließlich auch den Dienst durch die Ausbilder so frei wie möglich zu gestalten, wobei entsprechende scharfe Leistungsabnahmen sicherstellen, dass die Fähigkeiten auch in der erforderlichen Weise vorhanden sind. Wer diese nicht besteht, muss daraus signifikante Nachteile erleiden. Dies könnte man primär finanzieller Weise regeln = keine Leistung, kein Geld.

Ein Teil dieser neu aufgestellten Milizen sollten dann Reaktions-Milizen sein, insbesondere in der Nähe von Luftwaffeninfrastruktur, Flughäfen und kritischer Infrastruktur mit entsprechender erhöhter Bezahlung, dafür dass man als Reaktionseinheit auch kurzfristig vor Ort zur Verfügung steht.

Zudem sollten diejenigen welche ihre Dienstpflicht als Militärdienst leisten deutlich besser bezahlt werden als diejenigen welche Zivildienst leisten - und zugleich eben der Zugang zum Militärdienst beschränkt werden (durch entsprechende Anforderungen). Auch der Zugang zu besseren Krediten fürs Studium und Zuschüssen für die Ausbildung wäre denkbar.

usw. usw. usw. ich könnte da endlos weiter dazu schreiben im Detail wie das gemacht werden könnte. Zeitnah würde dadurch dann eine zunehmend die ganze Bundesrepublik durchziehende Reservistenstruktur entstehen, an der dann auch entsprechend die Familien dieser Reservisten dran hängen und schließlich hätte das meiner Einschätzung nach erhebliche Wechselwirkungen mit der Gesellschaft. Das Militärische an sich würde dadurch immer weiter in der Gesellschaft verankert und ausgebreitet werden, in einer modernisierten Form, befreit von den überkommenen Kommiß-Unsitten.
Zitieren
#59
Wie viele Spetsnaz-Sondertrupps wurden in den letzten zwölf Monaten eigentlich von der Lemberger Heimwehr neutralisiert? Genau.
Wir brauchen keine Milizen zur Verteidigung des rückwärtigen Raumes. Und schon garnicht irgendwelche rechtswidrigen Zwangsdienste.
Zitieren
#60
Zitat: Und selbst eine kriegerische Gesellschaft kann aufgrund bestimmter Faktoren kriegsunfähig sein, gerade Russland wäre dafür zur Zeit ein gutes Beispiel. Denn die russische Gesellschaft an sich ist kriegerisch, die Russen selbst als Menschen, als Volk sind durchaus kriegerisch, aber der russische Staat ist trotz dieser Grundlage verblüffend kriegsunfähig

Wo bitte ist die russische Bevölkerung kriegerisch?
Da stehen für mich die USA an erster Stelle bei der kurzen Geschichte des Landes und kriegen die geführt wurden . Gefolgt von Frankreich und Großbritannien. Wenn ich jetzt noch einordne ob Angreifer oder Opfer und die Verluste dazu setze ist diese These völlig haltlos .
Ein Szenario wie jetzt in der Ukraine wurde schon Anfang der neunziger von den sicherheitsberatern der us Präsidenten geschrieben . Georg Friedmann sagt das mit ganz klaren Worten

https://youtu.be/-Q8ZwdDtia8?si=WEU9-2s5FARgC7xk
Zitieren


Gehe zu: