05.02.2005, 16:49
Einführung:
Als eines der großen Germanischen Völker haben die Westgoten das Ende der Antike mitbestimmt. Nachdem sie während der Wirren der Völkerwanderung lange Zeit umhergezogen sind, fanden sie 418 in Südgallien endlich eine neue Heimat auf dem Boden des Römischen Reiches. Diese Ansiedlung erfolgte auf der Basis eines Foedus. Um jedoch die Hintergründe zu verstehen, wieso ein Foederatengebiet im eigentlichen Hinterland gewählt wurde muss man die Zusammenhänge verstehen und die Siedlung auch mit der direkten Vorgeschichte betrachten. Da der Foedus zwischen Constantius und dem König der Westgoten Valia ausgehandelt wurde, wird auch dessen Geschichte mit einbezogen. Des Weiteren sind natürlich die Umstände der Ansiedlung nicht unwichtig, zumal sich die Forschung gerade was die Landzuteilung betrifft nicht einig ist. In diesem Zusammenhang ist es natürlich auch von Interesse, wie die Quellenlage über die damalige Zeit aussieht, wobei hier eine Quelle, die Chronik des Hydatius samt seiner Vita vorgestellt wird. Am Ende der Arbeit ist das Fazit zu finden, dass ich daraus gezogen habe.
Der Gotenkönig Valia:
Mitte September 415 konnte sich Valia bei der Wahl zum Gotenkönig gegen mehrere Mitbewerber durchsetzen. Von den Vandalen und ihren Verbündeten unbehelligt durchzogen die Goten 415 die Iberische Halbinsel, um nach Afrika überzusetzen, doch selbst die schmale Straße von Gibraltar erwies sich als unüberschreitbar, da die Goten noch immer keine Seefahrer geworden waren. Eine Vorausabteilung versank im Seesturm . Schon im Frühjahr 416 einigte er sich mit dem Reichsfeldherrn Constantius aufgrund des Nahrungsmangels seiner Leute auf einen Foedus, der den Goten eine Getreidemenge von 600.000 modii (= 52.400 hl) zusicherte , sie aber dazu verpflichtete Galla Placidia, die Witwe Althaulfs sowie weitere Geiseln zustellen und die Spanische Halbinsel von inneren und äußeren Feinden zu befreien . An diese Aufgabe machten sich die Westgoten unter Valia mit großem Eifer und Erfolg. Dass es gegen die verhassten Vandalen und die als abtrünnig empfundenen Alanen ging, gab dem Unternehmen laut Herwig Wolfram einen besonderen Reiz. Die silingischen Vandalen, in der südspanischen Baetica stehend wurden vernichtend geschlagen, und ihr königloser Rest unterstellte sich den hasdingischen Verwandten, die Alanen unterstellten sich, nachdem ihr König tot war, ebenfalls den Hasdingen, die sich zusammen mit den Sueven noch in Nordwestspanien hielten . Diese beiden Völker blieben allerdings unbehelligt. Warum, ist nicht bekannt. Dass Valias Frau die Tochter eines Suevischen “Großen” war, mag ein Grund gewesen sein die Sueven zu verschonen, doch auch die als Erbfeinde bezeichneten Hasdingen wurden verschont. Vermutlich hatte Valia wegen der Abberufung aus Spanien keine Gelegenheit mehr seinen Feldzug gegen die beiden Völker fortzusetzen, weshalb er indirekt die Schaffung des vandalisch-albanischen Großstammes bewirkte . Nach zwei Jahren des Kampfes wurden die Westgoten von Constantius nach Gallien gerufen, um dort ihre nach dem Foedus von 416 vereinbarte Ansiedlung zu vollziehen . Valia erlebte dies nicht mehr, er starb noch 418 . Über den Grund des verfrühten (da die Vandalen ja noch nicht vernichtet waren) Abzugs der Westgoten aus Spanien herrscht Uneinigkeit in der Forschung. So schreibt Herwig Wolfram in seinem Buch “Die Goten“, dass wohl dringenderer Bedarf in Gallien bestand, und somit die Westgoten wohl vor der Vollendung ihres Auftrages in Spanien abberufen werden mussten . Ernst Stein hingegen schreibt in seinem Buch: “Geschichte des spätrömischen Reiches” folgendes: “Nachdem [nach den Siegen über die Alanen und die silingischen Vandalen] in dieser Weise das Prestige des Reiches in Spanien wiederhergestellt war, glaubte Constantius, es in der Hauptsache den Sueben, denen er anscheinend ein Foedus bewilligte, überlassen zu dürfen, mit dem vandalisch-albanischen Volksverbande in Galläzien fertig zu werden, der noch wenig gefährlich schien; die Westgoten aber verließen auf Befehl des Kaisers Spanien und zogen nach Gallien, [...]” . Somit steht also nur fest, dass Constantius den Abzug befohlen hatte, seine Motive für diesen verfrühten Befehl sind in der Forschung umstritten.
Die Siedlung:
Constantius hatte im Namen von Kaiser Honorius den Westgoten Land zugewiesen, in der Norbonensis mit der Hauptstadt Toulouse, der Novempopula, in Aquitania Secunda und in Aquitania Prima . Zwar blieben die Goten von dem Mittelmeer getrennt, doch Novempopula und Aquitanien galten als die reichsten Gebiete Galliens. Herman Eicke beschreibt das Land wie folgt: “Es war ein köstliches Land, das die Goten in Besitz genommen hatten. Rebgelände an der goldenen Garonne, Myrten und Platanen bei Bordeaux, Obstgärten, Fruchthaine, strömende Flüsse, sprudelnde Quellen und vor allem weite fruchtbare Flur. Dazu Städte mit stattlichen römischen Bauwerken, mit Amphitheatern, Triumphbogen, Thermen, Villen, Brücken. Ein Stück des Paradieses, wie die Zeitgenossen selbst voll Stolz und Dankbarkeit gerühmt haben. Die Goten hatten Grund, zufrieden zu sein und sich über den Ausgang ihrer Wanderschaft zu freuen.” Noch vor der Ansiedlung hatte Constantius mit seinem Einfluss ein kaiserliches Gesetz erwirkt, dass die Versammlung der sieben südgallischen Provinzen wiederherstellte. Die erste Sitzung dieser Versammlung fand zwischen dem 13. August und dem 13. September 418 in Arles statt , es ist davon auszugehen, dass Constantius daran teilgenommen hat . Dabei wurde mit Sicherheit auch die Ansiedlung der Westgoten besprochen, da diese kurz zuvor aus Spanien abberufen worden waren . Somit erfolgte die Ansiedlung der Westgoten nicht als Eroberer, sondern mit Einverständnis des senatorischen Adels, der Kurialen und der städtischen Mittelschicht Südgalliens auf Befehl der Reichsregierung.
Nach Ernst Stein diente als Basis der Ansiedlung und Landnehmung vermutlich ein Gesetz des Arcadius vom 6. Februar 398. Dieses Gesetz regelte die so genannte Hospitalitas, die militärische Einquartierung . Wenn Foederaten angesiedelt wurden, wurde das Teilungsprinzip auf alles im Ansiedlungsgebiet befindliche Eigentum der römischen Grundbesitzer ausgeweitet. In diesen Fällen wurden die germanischen Foederaten dauerhafte Besitzer ihres Anteils, der bisweilen größer als der nach der Hospitalitas gültigen Regelung war. So wird im Falle der Westgoten berichtet, dass sie am Ackerland 2/3 statt des üblichen 1/3 erhielten . Ebenfalls erhielten sie dazu 2/3 der Unfreien. Dies mag hart erscheinen, doch nach dem Gesetz von 398 durften die Römischen Grundbesitzer selbst entscheiden, welchen Teil ihres Eigentums sie abgaben, sie konnten also den wertvollsten Teil für sich behalten . Nach den Barbarendurchzügen lag ohnehin ein guter Teil der Nutzfläche brach, so dass sich die Verluste für die römischen Grundbesitzer in Grenzen gehalten haben dürften .
Doch stellt sich hierbei natürlich die Frage, warum die Ansiedlung gerade in diesem reichen Gebiet erfolgte, schließlich hätte Rom den Westgoten ja auch ein weniger reiches Gebiet zuweisen können!
Wolfram Herwig geht in seinem Buch “Die Geschichte der Goten” näher auf diese Frage ein. Zunächst einmal stellt er fest, dass Foederaten normalerweise an gefährdeten Grenzen angesiedelt werden. Doch weder in Aquitania II noch in der Novempopula gab es eine Außengrenze, denn die Sueven in Nordwestspanien waren keine Bedrohung, konnte man Aquitanien doch eher als Aufmarschgebiet gegen die Sueven und verbliebenen Vandalen werten, sofern nicht die Basken ohnehin als cordon sanitaire, also als Puffer, dienten. Zwar wurde die Aquitanische Atlantikküste von sächsischen Seeräubern heimgesucht, doch wären die erstaunlich seeuntüchtigen Goten (die es ja nicht einmal geschafft hatten die Straße von Gibraltar zu überqueren) sicherlich nicht die richtige Besetzung zur Piratenjagd gewesen.
Eine Erklärung für diese Frage bringt Wolfram Herwig in seinem Buch “Die Goten und ihre Geschichte”. Dabei führt er an, dass die Goten in ihrem Foedusgebiet die äußeren Barbaren zu bekämpfen hatte, darüber hinaus aber die bestehende Sozialordnung gegen die Bagauden zu schützen. Nach den zerstörerischen Durchzügen von Vandalen, Alanen und Sueven war es zu Aufständen und Usurpationen gekommen. Um ein römisches Gallien wiederherzustellen waren die Westgoten von Nöten, solange sie den Interessen der römischen Führungsschicht dienten . Durch die Landzuweisung vereinten sich die Interessen von römischer- und westgotischer Führungsschicht, da beide Seiten auf geordnete Verhältnisse aus waren.
Wolfram Herwig schreibt weiter, dass es unklar war wie dauerhaft man sich die Ansiedlung der Goten dachte, und ob die Reichsregierung 418 oder 419 nochmals einen Foedus mit den Goten schloss. Die Quellen könnten in diesem Falle die beiden Verträge von 416 und 418 vermischen, oder aber korrekt vermerken, dass mit dem Tod des Vertragspartners Valia ein neuer Foedus von Nöten gewesen wäre. Für die Möglichkeit eines neuen Foedus spricht die Tatsache, dass der einheimische Adel den gotischen Foederaten Geiseln stellen musste, was ja sicher vertraglich festzulegen war .
Als eines der großen Germanischen Völker haben die Westgoten das Ende der Antike mitbestimmt. Nachdem sie während der Wirren der Völkerwanderung lange Zeit umhergezogen sind, fanden sie 418 in Südgallien endlich eine neue Heimat auf dem Boden des Römischen Reiches. Diese Ansiedlung erfolgte auf der Basis eines Foedus. Um jedoch die Hintergründe zu verstehen, wieso ein Foederatengebiet im eigentlichen Hinterland gewählt wurde muss man die Zusammenhänge verstehen und die Siedlung auch mit der direkten Vorgeschichte betrachten. Da der Foedus zwischen Constantius und dem König der Westgoten Valia ausgehandelt wurde, wird auch dessen Geschichte mit einbezogen. Des Weiteren sind natürlich die Umstände der Ansiedlung nicht unwichtig, zumal sich die Forschung gerade was die Landzuteilung betrifft nicht einig ist. In diesem Zusammenhang ist es natürlich auch von Interesse, wie die Quellenlage über die damalige Zeit aussieht, wobei hier eine Quelle, die Chronik des Hydatius samt seiner Vita vorgestellt wird. Am Ende der Arbeit ist das Fazit zu finden, dass ich daraus gezogen habe.
Der Gotenkönig Valia:
Mitte September 415 konnte sich Valia bei der Wahl zum Gotenkönig gegen mehrere Mitbewerber durchsetzen. Von den Vandalen und ihren Verbündeten unbehelligt durchzogen die Goten 415 die Iberische Halbinsel, um nach Afrika überzusetzen, doch selbst die schmale Straße von Gibraltar erwies sich als unüberschreitbar, da die Goten noch immer keine Seefahrer geworden waren. Eine Vorausabteilung versank im Seesturm . Schon im Frühjahr 416 einigte er sich mit dem Reichsfeldherrn Constantius aufgrund des Nahrungsmangels seiner Leute auf einen Foedus, der den Goten eine Getreidemenge von 600.000 modii (= 52.400 hl) zusicherte , sie aber dazu verpflichtete Galla Placidia, die Witwe Althaulfs sowie weitere Geiseln zustellen und die Spanische Halbinsel von inneren und äußeren Feinden zu befreien . An diese Aufgabe machten sich die Westgoten unter Valia mit großem Eifer und Erfolg. Dass es gegen die verhassten Vandalen und die als abtrünnig empfundenen Alanen ging, gab dem Unternehmen laut Herwig Wolfram einen besonderen Reiz. Die silingischen Vandalen, in der südspanischen Baetica stehend wurden vernichtend geschlagen, und ihr königloser Rest unterstellte sich den hasdingischen Verwandten, die Alanen unterstellten sich, nachdem ihr König tot war, ebenfalls den Hasdingen, die sich zusammen mit den Sueven noch in Nordwestspanien hielten . Diese beiden Völker blieben allerdings unbehelligt. Warum, ist nicht bekannt. Dass Valias Frau die Tochter eines Suevischen “Großen” war, mag ein Grund gewesen sein die Sueven zu verschonen, doch auch die als Erbfeinde bezeichneten Hasdingen wurden verschont. Vermutlich hatte Valia wegen der Abberufung aus Spanien keine Gelegenheit mehr seinen Feldzug gegen die beiden Völker fortzusetzen, weshalb er indirekt die Schaffung des vandalisch-albanischen Großstammes bewirkte . Nach zwei Jahren des Kampfes wurden die Westgoten von Constantius nach Gallien gerufen, um dort ihre nach dem Foedus von 416 vereinbarte Ansiedlung zu vollziehen . Valia erlebte dies nicht mehr, er starb noch 418 . Über den Grund des verfrühten (da die Vandalen ja noch nicht vernichtet waren) Abzugs der Westgoten aus Spanien herrscht Uneinigkeit in der Forschung. So schreibt Herwig Wolfram in seinem Buch “Die Goten“, dass wohl dringenderer Bedarf in Gallien bestand, und somit die Westgoten wohl vor der Vollendung ihres Auftrages in Spanien abberufen werden mussten . Ernst Stein hingegen schreibt in seinem Buch: “Geschichte des spätrömischen Reiches” folgendes: “Nachdem [nach den Siegen über die Alanen und die silingischen Vandalen] in dieser Weise das Prestige des Reiches in Spanien wiederhergestellt war, glaubte Constantius, es in der Hauptsache den Sueben, denen er anscheinend ein Foedus bewilligte, überlassen zu dürfen, mit dem vandalisch-albanischen Volksverbande in Galläzien fertig zu werden, der noch wenig gefährlich schien; die Westgoten aber verließen auf Befehl des Kaisers Spanien und zogen nach Gallien, [...]” . Somit steht also nur fest, dass Constantius den Abzug befohlen hatte, seine Motive für diesen verfrühten Befehl sind in der Forschung umstritten.
Die Siedlung:
Constantius hatte im Namen von Kaiser Honorius den Westgoten Land zugewiesen, in der Norbonensis mit der Hauptstadt Toulouse, der Novempopula, in Aquitania Secunda und in Aquitania Prima . Zwar blieben die Goten von dem Mittelmeer getrennt, doch Novempopula und Aquitanien galten als die reichsten Gebiete Galliens. Herman Eicke beschreibt das Land wie folgt: “Es war ein köstliches Land, das die Goten in Besitz genommen hatten. Rebgelände an der goldenen Garonne, Myrten und Platanen bei Bordeaux, Obstgärten, Fruchthaine, strömende Flüsse, sprudelnde Quellen und vor allem weite fruchtbare Flur. Dazu Städte mit stattlichen römischen Bauwerken, mit Amphitheatern, Triumphbogen, Thermen, Villen, Brücken. Ein Stück des Paradieses, wie die Zeitgenossen selbst voll Stolz und Dankbarkeit gerühmt haben. Die Goten hatten Grund, zufrieden zu sein und sich über den Ausgang ihrer Wanderschaft zu freuen.” Noch vor der Ansiedlung hatte Constantius mit seinem Einfluss ein kaiserliches Gesetz erwirkt, dass die Versammlung der sieben südgallischen Provinzen wiederherstellte. Die erste Sitzung dieser Versammlung fand zwischen dem 13. August und dem 13. September 418 in Arles statt , es ist davon auszugehen, dass Constantius daran teilgenommen hat . Dabei wurde mit Sicherheit auch die Ansiedlung der Westgoten besprochen, da diese kurz zuvor aus Spanien abberufen worden waren . Somit erfolgte die Ansiedlung der Westgoten nicht als Eroberer, sondern mit Einverständnis des senatorischen Adels, der Kurialen und der städtischen Mittelschicht Südgalliens auf Befehl der Reichsregierung.
Nach Ernst Stein diente als Basis der Ansiedlung und Landnehmung vermutlich ein Gesetz des Arcadius vom 6. Februar 398. Dieses Gesetz regelte die so genannte Hospitalitas, die militärische Einquartierung . Wenn Foederaten angesiedelt wurden, wurde das Teilungsprinzip auf alles im Ansiedlungsgebiet befindliche Eigentum der römischen Grundbesitzer ausgeweitet. In diesen Fällen wurden die germanischen Foederaten dauerhafte Besitzer ihres Anteils, der bisweilen größer als der nach der Hospitalitas gültigen Regelung war. So wird im Falle der Westgoten berichtet, dass sie am Ackerland 2/3 statt des üblichen 1/3 erhielten . Ebenfalls erhielten sie dazu 2/3 der Unfreien. Dies mag hart erscheinen, doch nach dem Gesetz von 398 durften die Römischen Grundbesitzer selbst entscheiden, welchen Teil ihres Eigentums sie abgaben, sie konnten also den wertvollsten Teil für sich behalten . Nach den Barbarendurchzügen lag ohnehin ein guter Teil der Nutzfläche brach, so dass sich die Verluste für die römischen Grundbesitzer in Grenzen gehalten haben dürften .
Doch stellt sich hierbei natürlich die Frage, warum die Ansiedlung gerade in diesem reichen Gebiet erfolgte, schließlich hätte Rom den Westgoten ja auch ein weniger reiches Gebiet zuweisen können!
Wolfram Herwig geht in seinem Buch “Die Geschichte der Goten” näher auf diese Frage ein. Zunächst einmal stellt er fest, dass Foederaten normalerweise an gefährdeten Grenzen angesiedelt werden. Doch weder in Aquitania II noch in der Novempopula gab es eine Außengrenze, denn die Sueven in Nordwestspanien waren keine Bedrohung, konnte man Aquitanien doch eher als Aufmarschgebiet gegen die Sueven und verbliebenen Vandalen werten, sofern nicht die Basken ohnehin als cordon sanitaire, also als Puffer, dienten. Zwar wurde die Aquitanische Atlantikküste von sächsischen Seeräubern heimgesucht, doch wären die erstaunlich seeuntüchtigen Goten (die es ja nicht einmal geschafft hatten die Straße von Gibraltar zu überqueren) sicherlich nicht die richtige Besetzung zur Piratenjagd gewesen.
Eine Erklärung für diese Frage bringt Wolfram Herwig in seinem Buch “Die Goten und ihre Geschichte”. Dabei führt er an, dass die Goten in ihrem Foedusgebiet die äußeren Barbaren zu bekämpfen hatte, darüber hinaus aber die bestehende Sozialordnung gegen die Bagauden zu schützen. Nach den zerstörerischen Durchzügen von Vandalen, Alanen und Sueven war es zu Aufständen und Usurpationen gekommen. Um ein römisches Gallien wiederherzustellen waren die Westgoten von Nöten, solange sie den Interessen der römischen Führungsschicht dienten . Durch die Landzuweisung vereinten sich die Interessen von römischer- und westgotischer Führungsschicht, da beide Seiten auf geordnete Verhältnisse aus waren.
Wolfram Herwig schreibt weiter, dass es unklar war wie dauerhaft man sich die Ansiedlung der Goten dachte, und ob die Reichsregierung 418 oder 419 nochmals einen Foedus mit den Goten schloss. Die Quellen könnten in diesem Falle die beiden Verträge von 416 und 418 vermischen, oder aber korrekt vermerken, dass mit dem Tod des Vertragspartners Valia ein neuer Foedus von Nöten gewesen wäre. Für die Möglichkeit eines neuen Foedus spricht die Tatsache, dass der einheimische Adel den gotischen Foederaten Geiseln stellen musste, was ja sicher vertraglich festzulegen war .