Die Ansiedelung der Westgoten in Südgallien 418
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Einführung:
Als eines der großen Germanischen Völker haben die Westgoten das Ende der Antike mitbestimmt. Nachdem sie während der Wirren der Völkerwanderung lange Zeit umhergezogen sind, fanden sie 418 in Südgallien endlich eine neue Heimat auf dem Boden des Römischen Reiches. Diese Ansiedlung erfolgte auf der Basis eines Foedus. Um jedoch die Hintergründe zu verstehen, wieso ein Foederatengebiet im eigentlichen Hinterland gewählt wurde muss man die Zusammenhänge verstehen und die Siedlung auch mit der direkten Vorgeschichte betrachten. Da der Foedus zwischen Constantius und dem König der Westgoten Valia ausgehandelt wurde, wird auch dessen Geschichte mit einbezogen. Des Weiteren sind natürlich die Umstände der Ansiedlung nicht unwichtig, zumal sich die Forschung gerade was die Landzuteilung betrifft nicht einig ist. In diesem Zusammenhang ist es natürlich auch von Interesse, wie die Quellenlage über die damalige Zeit aussieht, wobei hier eine Quelle, die Chronik des Hydatius samt seiner Vita vorgestellt wird. Am Ende der Arbeit ist das Fazit zu finden, dass ich daraus gezogen habe.

Der Gotenkönig Valia:
Mitte September 415 konnte sich Valia bei der Wahl zum Gotenkönig gegen mehrere Mitbewerber durchsetzen. Von den Vandalen und ihren Verbündeten unbehelligt durchzogen die Goten 415 die Iberische Halbinsel, um nach Afrika überzusetzen, doch selbst die schmale Straße von Gibraltar erwies sich als unüberschreitbar, da die Goten noch immer keine Seefahrer geworden waren. Eine Vorausabteilung versank im Seesturm . Schon im Frühjahr 416 einigte er sich mit dem Reichsfeldherrn Constantius aufgrund des Nahrungsmangels seiner Leute auf einen Foedus, der den Goten eine Getreidemenge von 600.000 modii (= 52.400 hl) zusicherte , sie aber dazu verpflichtete Galla Placidia, die Witwe Althaulfs sowie weitere Geiseln zustellen und die Spanische Halbinsel von inneren und äußeren Feinden zu befreien . An diese Aufgabe machten sich die Westgoten unter Valia mit großem Eifer und Erfolg. Dass es gegen die verhassten Vandalen und die als abtrünnig empfundenen Alanen ging, gab dem Unternehmen laut Herwig Wolfram einen besonderen Reiz. Die silingischen Vandalen, in der südspanischen Baetica stehend wurden vernichtend geschlagen, und ihr königloser Rest unterstellte sich den hasdingischen Verwandten, die Alanen unterstellten sich, nachdem ihr König tot war, ebenfalls den Hasdingen, die sich zusammen mit den Sueven noch in Nordwestspanien hielten . Diese beiden Völker blieben allerdings unbehelligt. Warum, ist nicht bekannt. Dass Valias Frau die Tochter eines Suevischen “Großen” war, mag ein Grund gewesen sein die Sueven zu verschonen, doch auch die als Erbfeinde bezeichneten Hasdingen wurden verschont. Vermutlich hatte Valia wegen der Abberufung aus Spanien keine Gelegenheit mehr seinen Feldzug gegen die beiden Völker fortzusetzen, weshalb er indirekt die Schaffung des vandalisch-albanischen Großstammes bewirkte . Nach zwei Jahren des Kampfes wurden die Westgoten von Constantius nach Gallien gerufen, um dort ihre nach dem Foedus von 416 vereinbarte Ansiedlung zu vollziehen . Valia erlebte dies nicht mehr, er starb noch 418 . Über den Grund des verfrühten (da die Vandalen ja noch nicht vernichtet waren) Abzugs der Westgoten aus Spanien herrscht Uneinigkeit in der Forschung. So schreibt Herwig Wolfram in seinem Buch “Die Goten“, dass wohl dringenderer Bedarf in Gallien bestand, und somit die Westgoten wohl vor der Vollendung ihres Auftrages in Spanien abberufen werden mussten . Ernst Stein hingegen schreibt in seinem Buch: “Geschichte des spätrömischen Reiches” folgendes: “Nachdem [nach den Siegen über die Alanen und die silingischen Vandalen] in dieser Weise das Prestige des Reiches in Spanien wiederhergestellt war, glaubte Constantius, es in der Hauptsache den Sueben, denen er anscheinend ein Foedus bewilligte, überlassen zu dürfen, mit dem vandalisch-albanischen Volksverbande in Galläzien fertig zu werden, der noch wenig gefährlich schien; die Westgoten aber verließen auf Befehl des Kaisers Spanien und zogen nach Gallien, [...]” . Somit steht also nur fest, dass Constantius den Abzug befohlen hatte, seine Motive für diesen verfrühten Befehl sind in der Forschung umstritten.

Die Siedlung:
Constantius hatte im Namen von Kaiser Honorius den Westgoten Land zugewiesen, in der Norbonensis mit der Hauptstadt Toulouse, der Novempopula, in Aquitania Secunda und in Aquitania Prima . Zwar blieben die Goten von dem Mittelmeer getrennt, doch Novempopula und Aquitanien galten als die reichsten Gebiete Galliens. Herman Eicke beschreibt das Land wie folgt: “Es war ein köstliches Land, das die Goten in Besitz genommen hatten. Rebgelände an der goldenen Garonne, Myrten und Platanen bei Bordeaux, Obstgärten, Fruchthaine, strömende Flüsse, sprudelnde Quellen und vor allem weite fruchtbare Flur. Dazu Städte mit stattlichen römischen Bauwerken, mit Amphitheatern, Triumphbogen, Thermen, Villen, Brücken. Ein Stück des Paradieses, wie die Zeitgenossen selbst voll Stolz und Dankbarkeit gerühmt haben. Die Goten hatten Grund, zufrieden zu sein und sich über den Ausgang ihrer Wanderschaft zu freuen.” Noch vor der Ansiedlung hatte Constantius mit seinem Einfluss ein kaiserliches Gesetz erwirkt, dass die Versammlung der sieben südgallischen Provinzen wiederherstellte. Die erste Sitzung dieser Versammlung fand zwischen dem 13. August und dem 13. September 418 in Arles statt , es ist davon auszugehen, dass Constantius daran teilgenommen hat . Dabei wurde mit Sicherheit auch die Ansiedlung der Westgoten besprochen, da diese kurz zuvor aus Spanien abberufen worden waren . Somit erfolgte die Ansiedlung der Westgoten nicht als Eroberer, sondern mit Einverständnis des senatorischen Adels, der Kurialen und der städtischen Mittelschicht Südgalliens auf Befehl der Reichsregierung.
Nach Ernst Stein diente als Basis der Ansiedlung und Landnehmung vermutlich ein Gesetz des Arcadius vom 6. Februar 398. Dieses Gesetz regelte die so genannte Hospitalitas, die militärische Einquartierung . Wenn Foederaten angesiedelt wurden, wurde das Teilungsprinzip auf alles im Ansiedlungsgebiet befindliche Eigentum der römischen Grundbesitzer ausgeweitet. In diesen Fällen wurden die germanischen Foederaten dauerhafte Besitzer ihres Anteils, der bisweilen größer als der nach der Hospitalitas gültigen Regelung war. So wird im Falle der Westgoten berichtet, dass sie am Ackerland 2/3 statt des üblichen 1/3 erhielten . Ebenfalls erhielten sie dazu 2/3 der Unfreien. Dies mag hart erscheinen, doch nach dem Gesetz von 398 durften die Römischen Grundbesitzer selbst entscheiden, welchen Teil ihres Eigentums sie abgaben, sie konnten also den wertvollsten Teil für sich behalten . Nach den Barbarendurchzügen lag ohnehin ein guter Teil der Nutzfläche brach, so dass sich die Verluste für die römischen Grundbesitzer in Grenzen gehalten haben dürften .
Doch stellt sich hierbei natürlich die Frage, warum die Ansiedlung gerade in diesem reichen Gebiet erfolgte, schließlich hätte Rom den Westgoten ja auch ein weniger reiches Gebiet zuweisen können!
Wolfram Herwig geht in seinem Buch “Die Geschichte der Goten” näher auf diese Frage ein. Zunächst einmal stellt er fest, dass Foederaten normalerweise an gefährdeten Grenzen angesiedelt werden. Doch weder in Aquitania II noch in der Novempopula gab es eine Außengrenze, denn die Sueven in Nordwestspanien waren keine Bedrohung, konnte man Aquitanien doch eher als Aufmarschgebiet gegen die Sueven und verbliebenen Vandalen werten, sofern nicht die Basken ohnehin als cordon sanitaire, also als Puffer, dienten. Zwar wurde die Aquitanische Atlantikküste von sächsischen Seeräubern heimgesucht, doch wären die erstaunlich seeuntüchtigen Goten (die es ja nicht einmal geschafft hatten die Straße von Gibraltar zu überqueren) sicherlich nicht die richtige Besetzung zur Piratenjagd gewesen.
Eine Erklärung für diese Frage bringt Wolfram Herwig in seinem Buch “Die Goten und ihre Geschichte”. Dabei führt er an, dass die Goten in ihrem Foedusgebiet die äußeren Barbaren zu bekämpfen hatte, darüber hinaus aber die bestehende Sozialordnung gegen die Bagauden zu schützen. Nach den zerstörerischen Durchzügen von Vandalen, Alanen und Sueven war es zu Aufständen und Usurpationen gekommen. Um ein römisches Gallien wiederherzustellen waren die Westgoten von Nöten, solange sie den Interessen der römischen Führungsschicht dienten . Durch die Landzuweisung vereinten sich die Interessen von römischer- und westgotischer Führungsschicht, da beide Seiten auf geordnete Verhältnisse aus waren.
Wolfram Herwig schreibt weiter, dass es unklar war wie dauerhaft man sich die Ansiedlung der Goten dachte, und ob die Reichsregierung 418 oder 419 nochmals einen Foedus mit den Goten schloss. Die Quellen könnten in diesem Falle die beiden Verträge von 416 und 418 vermischen, oder aber korrekt vermerken, dass mit dem Tod des Vertragspartners Valia ein neuer Foedus von Nöten gewesen wäre. Für die Möglichkeit eines neuen Foedus spricht die Tatsache, dass der einheimische Adel den gotischen Foederaten Geiseln stellen musste, was ja sicher vertraglich festzulegen war .
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#2
Theorien zur Landzuteilung
Hierzu schreibt Dietrich Claude: “Seitdem Ernst Theodor Gaupp 1844 seine Theorie über die Ansiedlung und Landausstattung der Germanen publizierte, galt es als gesicherte Tatsache, dass den Eindringlingen von Staats wegen landwirtschaftlich nutzbarer Boden zugewiesen wurde.” Inzwischen ist diese Theorie jedoch umstritten. Verwunderlich an der Tatsache war, wie wenig sich die römischen Gutsherren gegen die Enteignung ihres Landes (immerhin 2/3 des selbigen) gewehrt haben. Denn die Goten kamen ja nicht als Sieger und Eroberer nach Südgallien, dann hätten sie nach Gutdünken enteignen können, sondern sie hatten sich Constantius unterworfen, und waren auf seinen Befehl dort angesiedelt worden. Daher ist anzunehmen, dass zumindest bei den Westgoten eine Absprache mit der römischen Zentralgewalt und den betroffenen römischen Stellen stattgefunden hat. Da die Quellen darüber nicht viel berichten schreibt Herwig Wolfram, “dass nur der Schluss bleibt, es sei eine vertraute, mitunter zwar bedrückende, aber keineswegs gesetzlose Vorgangsweise angewendet worden.” Weiter berichtet er dass die spätantiken Einquartierungsgesetze in Wahrheit nur die Unterbringung, nicht aber die Finanzierung des Lebensunterhalts mobiler Militäreinheiten betreffen. Demnach befindet das Gesetz des Arcadius nur über eine auf Zeit gedachte Unterbringung. So fand in Wahrheit keine Enteignung der römischen Grundbesitzer statt, stattdessen erhielten die Goten im Bereich ihres Herrschaftsgebietes 2/3 des Steueraufkommens . Erst später eigneten sich die Goten das Land an.
Allerdings zeigt Dietrich Claude auf, dass zumindest ab 440 Foederaten Land zugewiesen wurde . Dietrich Claude berichtet weiter über die Aufzeichnungen von Paulus Orsorius und Paulinus von Pella. Orsorius bemerkt, dass die Barbaren ihre Schwerter zu Pflugscharen umgewandelt hätten. Zweifelsohne ist dies eine Metapher nach biblischem Vorbild, doch wäre es ja auch unpassend von Pflugscharen, also Ackerbau zu reden, wenn die ehemals gefürchteten Feinde von Steuerzuteilungen gelebt hätten . Aus der gleichen Zeit stammt ein weiterer Bericht von Paulinus von Pella, den Dietrich Claude anführt. “Er [Paulinus von Pella] beklagt, dass ihn seine beiden Söhne verließen, um sich nach Bordeaux oder in die Umgebung dieser Stadt zu begeben. Als Motiv nennt unser Gewährsmann, dass sich seine Kinder größere Freiheit erhofften, obwohl sie dort einen gotischen colonus als consors hatten. Die Bezeichnung colonus hat hier offenbar eine andere Bedeutung als im Codex Theodosianus. Der Gote, dessen Nachbarschaft der Aristokrat Paulinus von Pella als störend empfand, war kein von einem Grundbesitzer abhängiger Pächter, dessen Anwesenheit ein Vornehmer leicht übersehen konnte, sondern ein offenbar nicht unbedeutender Mann. Seine Bezeichnung als colonus weist auf eine enge Beziehung zum Landbau. Da der Gote im Verhältnis zu den Kindern des Dichters Veensoors genannt wird, ist seine Besitzung in räumlicher Nähe zu den Liegenschaften unseres Gewährsmannes zu suchen. Wegen seiner Bezeichnung als consors kann es als sicher gelten, dass er Land aus dem besitz des Paulinus erhalten hatte. Consors ist demnach der terminus technicus für einen Teilhaber am Besitz eines Romanen, wobei die Teilung auf Grund einer staatlichen Anordnung erfolgte. Auch der Umstand, dass er offensichtlich gegen den Willen des Paulinus zu dessen censors geworden war, spricht für die Annahme, dass hier ein Gote durch Landteilung mit dem Vorbesitzer zu Grundbesitz gekommen war. ” Dietrich Claude stellt zusammenfassend fest, dass es bereits sehr früh Landzuteilungen an Foederaten gegeben hat. Es weist jedoch auch weitergehend darauf hin, dass man nur, weil er den Beweis erbracht hat, dass es Landzuweisungen gegeben hat, noch lange nicht die Existenz von Steuerzuweisungen außer Acht lassen darf. Als bekanntestes Beispiel nennt er die Versorgung der Westgoten mit Getreide im Jahr 416 . Die Versorgung mit Getreide kann nur aus Steuermitteln finanziert worden sein, allerdings ist es Gaupps Verdienst darauf hingewiesen zu haben. Denn gerade die Vertreibung der Westgoten aus Gallien 415 und der in Spanien folgende Hunger, der sie zum Abschluss eines Foedus zwang, zeigt, dass durch Landzuteilungen (oder Besetzungen) alleine auf die Schnelle der Hunger nicht besiegt werden konnte. Auf Dauer konnte die Versorgung jedoch nur durch Landzuteilungen erfolgen .

Die Chronik des Hydatius
Hydatius wurde etwa 400 in einem Ort, den er Lemica ciuitas nannte, geboren. Dieser Ort wird anderweitig auch als ciuitas Limicorum bezeichnet und liegt nahe dem heutigen Nocelo da Pena. Er selbst wusste nichts über seine Eltern, außer dass sie vermutlich Christen aus der spanischen Mittelschicht waren. Er wird oft mit Hydatius, dem Bischof von Emerita in Lusitanien verwechselt, aber außer den Namen bestehen keine Gemeinsamkeiten. Die Jahre 406 bis 407 verbrachte Hydatius auf einer peregrinatio im heiligen Land, wo der junge Hydatius Hieronymus traf, dessen Chronik er später fortsetzte . Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits einen Vater, und vielleicht auch seine Mutter verloren, weshalb er sich als pupillus bezeichnet, was Waise oder aber auch kleiner Junge bedeutet. Er kehrte 409 nach Spanien zurück Seit 411, wo die Vandalen und Sueven sich in Spanien niederließen lebte Hydatius in einer kleinen römischen Ansiedlung und wurde von daher laufend mit der Präsenz der Barbaren konfrontiert . 428 wurde er vermutlich in Aquue Flaviae, dem heutigen Chaves, zum Bischof gewählt . Da er zu diesem Zeitpunkt kaum 30 Jahre Alt war spricht laut Burgess viel dafür, dass er einigen Einfluss und einiges Ansehen in der Region hatte . Dafür spricht auch, dass er 13 Jahre später auf eine Mission zum Magister militum Aetius geschickt wurde, um die Unterdrückung der Sueven zu erbitten, welche laufende Feindseligkeiten gegenüber den Galliern zeigten. Er kehrte mit einem kaiserlichen Legaten zurück und war evtl. 433 in den Friedensschluss involviert . 445 wurde Hydatius zusammen mit einem sonst unbekannten Caeponius, von Thoribius, dem neuen Bischof von Asturica ausgewählt, um mit der bei Papst Leo angefragten Unterstützung gegen den Priscillianismus vorzugehen . Nur Hydatius folgte dem Ruf und entlarvte alsbald einige der Manichäer, die er Antonius, dem Bischof von Emerita meldete . Papst Leo beantwortete den Brief eventuell im Jahr 447 und bat darin Thoribius Hydatius und Caeponius eine große Synode in Spanien einzurichten oder, wenn dies zu schwierig sei, wenigstens eine in Gallaecia, um den Priscillianismus zu unterdrücken und die Frömmigkeit wiederherzustellen . Aus dieser Anforderung wurde nichts, außer dass der Brief von Papst Leo in Gallarcia zur Subskription kursierte und die friedliche Koexistenz zwischen Christen und Priscillianisten schien nach den Hexenjagden de frommen Thoribius wiederhergestellt . Neben einer weiteren Mission 460, bei der er von Frumarius, einem kleineren Suewischen Kriegsfürsten mit Königsambitionen gefangen genommen wurde und nach einem Friedensschluss nach drei Monaten freigelassen wurde erwähnt sich Hydatius nicht mehr in seiner Chronik, die er vermutlich Anfang 469 im Alter von 70 Jahren fertig stellte .
Er gibt nicht an wann er seine Chronik zu schreiben begann, doch in seinem Vorwort nennt er sein Wissen bis zu dem Jahr in dem er Bischof geworden war (428) . Seine Aufzählung von Aetius Kampagnen in Gallien 430 bis 432 ist sicherlich das Resultat seiner Nachforschungen, die er während seines Aufenthalts in Gallien im Winter 431/432 anstellte . Seine Gründe dies in seine Chronik mit einzubauen sind unbekannt. Die größten Anregungen seine Chronik zu schreiben waren der Fund eine spanischen Kopie von Hieronymus Übersetzung, die Fortführung der Chronici canones von Eusebius und die Gotische Invasion von Gallarcia und Lusitania 456/457, die den Mittelpunkt seiner Chronik stellen . Die eigentliche Aufzeichnung der Chronik begann wohl erst 457/458 wo sie die ganze Struktur und Absicht, sowie die Nachwirkungen der Gotischen Invasion beinhalten. Wann Hydatius starb ist unbekannt, doch es wird angenommen, dass dies während oder direkt nach der Fertigstellung seiner Chronik erfolgte . Hydatius hatte seine Chronik als direkte Fortsetzung der Chroniken von Hieronymus und Eusebius geschrieben, und nie vorgesehen, dass sie separat davon betrachtet würde. Zusammen bilden die Chroniken von Hieronymus, Eusebius und Hydatius die vollständige Menschheitsgeschichte von Abrahams Geburt bis 468/469.
Als Grundlage der historischen Bearbeitung dient eine Handschrift aus dem 9. Jahrhundert . Diese Handschrift wurde von mehreren Personen verbessert und kommentiert, sowohl vom Schreiber selbst, als auch von Anderen. Sie befindet sich in Berlin und wurde von Mommsen Handschrift B genannt und ediert . Thompson betont in seinem Werk “Romans and Barbarians” die hohe Qualität der Edierung von Mommsen, bemängelt allerdings die verwirrenden Ergänzungen zur Chronologie. Allerdings lag ihm ein Mikrofilm der Handschrift B vor. Er bemerkt hierbei allerdings die verwirrende Umrechnung der Olympiaden der Handschrift . Laut Thomson ist die Chronik von daher schon beschränkt, da im 5. Jahrhundert einfach nicht die Mittel zur Verfügung standen, um auch an alle Informationen aus Italien oder dem Oströmischen Reich zu kommen. Während von früheren Wissenschaftlern die Chronik des Hydatius noch stark kritisiert wurde kommt Thompson zu dem Schluss, dass ohne diese Chronik die Kenntnisse über das Spanien des 5. Jahrhunderts nur sehr dürftig wären , womit die Chronik einen hohen Wert für die Forschung hat.


Fazit
Valia war 416 in einer schwierigen Position. Mit dem Abschluss des Foedus konnte er nach zwei weiteren Jahren des Kämpfens (die wohl in Afrika auch nötig gewesen wären) seinem Volk ein sehr reiches Kernland des Römischen Reiches sichern. Wenngleich seine Position bei den Verhandlungen mit Constantius wohl nicht die Beste war, hat er sich meiner Meinung nach, abgesehen von den damals ohnehin üblichen Geiseln, eine Gute Position erhandelt. Mit der Ansiedlung der Goten 418 gewannen die Römer einen starken Verbündeten, dessen Wert in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern 451 deutlich zu sehen ist. Auch wenn es einige Argumente gegen die Landzuteilung an die Westgoten 418 gibt, so haben mich doch die Ausführungen von Dietrich Claude überzeugt, weshalb ich denke, dass es sehr wohl eine Enteignung der römischen Grundbesitzer gegeben hat. Des Weiteren kann davon ausgegangen werden, dass die friedliche Ansiedlung in Südgallien ein wesentlicher Faktor dafür ist, dass Frankreich heute ein lateinisches Land ist. Denn nur durch die geordnete Ansiedlung und Einbindung der Goten in die bestehende Gesellschaft konnten die Goten Sprache, Institutionen und Sitte der Römer langsam absorbieren.
Zitieren
#3
Literaturliste:
- CLAUDE D.: Geschichte der Westgoten, Stuttgart 1970.
- DE PALOL P. und RIPOLL G.: Die Goten. Geschichte und Kunst in Westeuropa, Stuttgart, Zürich 1990.
- EICKE H.: Geschichte der Westgotischen Reiche seit Alarichs Tod, Leipzig 1944.
- KRAUSE A.: Die Geschichte der Germanen, Frankfurt a. M. 2002.
- TODD M.: Die Germanen. Von den frühen Stammesverbänden zu den Erben des Weströmischen Reiches, Stuttgart 2000.
- WOLFRAM H.: Geschichte der Goten. Von den Anfängen bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts - Entwurf einer historischen Ethnographie, München 1979.
- DERS: Die Goten und ihre Geschichte, München 2001
- DERS: Die Germanen, München 1995.
- WOLFRAM H. und SCHWARCZ A. (Hg.): Anerkennung und Integration. Zu den wirtschaftlichen Grundlagen der Völkerwanderungszeit 400-600, Wien 1988.


Quellen:
- BURGESS R.W. (Hg.): The Cornicle of Hydatius and the Consularia Constantinopolitana, Oxford 1993.
- MOMMSEN Th.:Chronica Minora II = MGH AA XI 1894, S1ff.
- MUHLBERGER S.:The fifth-century chroniclers, Leeds 1990.

Über Meinungen würde ich mich freuen Wink
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#4
Herausragend !! mit diesem Thema hatte ich mich bis dato noch nicht beschäftigt. Obwohl es für die Völkerwanderungszeit ja imanent wichtig ist.

Wirklich herausragend gut !!
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#5
Hehe - das von Dir zu hören freut mich Smile

Ich arbeite gerade an einer genauer ausgearbeiteten Version über den Schwäbischen Bund, danach kommt der 1. Kreuzzug dran...
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#6
Zitat:danach kommt der 1. Kreuzzug dran...
Da bin ich dann auf jeden Fall dabei. Kreuzritter sind gerade genau mein Thema:
Das liegt an folgendem Trailer:

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Wobei die Trailer leider nichts mehr sagen, der Alexandertrailer war auch sehr gut, der Film war es Leider nicht. Aber die Ausstattung ist von der Authenzität her auch hier mal wieder Erste Klasse. Aber erst mal abwarten ob das Drehbuch und Schauspiel taugt......

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