Ägypten in der Antike
#1
Einen Thread über "die Heere Alt-Ägyptens" gibt es schon - von Quintus begonnen.
Aber Altägypten bestand nicht nur aus Heeren - die phantastischen Tempel und Grabbauwerke (Pyramiden) zeigen die Leistungen eines Landes, das auch von den Ernteerträgen der Landwirtschaft am Nil abhängig war.

Insgesamt ist das Reich der Pharaonen, das über Jahrtausende (mit verschiedenen Dynastien) bestand ein äusserst vielschichtiges und komplexes Thema.
Hier können wir alles diskutieren, was nicht mit den Streitkräften der Pharaonen zu tun hat.

Ich fange mal mit einer interessanten Meldung an:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,670052,00.html">http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 52,00.html</a><!-- m -->
Zitat: 04.01.2010

Ägypten
Forscher finden riesiges Grab mit rätselhaftem Loch


In der ägyptischen Totenstadt Sakkara ist Archäologen ein spektakulärer Fund geglückt. Bei Ausgrabungen stießen sie auf zwei 2500 Jahre alte Gräber. Eines davon ist das größte, das bisher in der Nekropole entdeckt wurde - und beherbergt ein Mysterium.
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#2
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,701477,00.html">http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 77,00.html</a><!-- m -->
Zitat: 18.06.2010

Neue Datierung
Kohlenstoff verrät Geschichte der Pharaonen

Die Ägypter schufen vor Jahrtausenden eine faszinierende Hochkultur - doch wann genau welcher Herrscher auf dem Thron saß, liegt oft im Dunkeln. Jetzt haben Forscher mit Hilfe der Radiokarbon-Methode eine Chronologie der ägyptischen Machthaber aufgestellt.


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Da mit jedem neuen Herrscher die damalige Zeitrechnung wieder neu begann, sind die einzelnen Chronologien zwar in sich konsistent, aber schwierig in unseren heutigen Kalender einzuordnen. Lediglich astronomische Ereignisse geben manchmal Hinweise.

Ein Team um Christopher Bronk Ramsey von der University of Oxford hat nun die bisherigen Jahresangaben mit naturwissenschaftlichen Mitteln geprüft. Das Ergebnis ist für Ägyptologen beruhigend: Die bisherigen Angaben zu den Regierungszeiten der Pharaonen sind demnach weitgehend korrekt.
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#3
Besonders faszinierend an Ägypten ist die extrem Langsame Entwicklung der Technologie und der Bevölkerungsdichte.

Auf den ersten Blick war Ägypten eine der ältesten Hochkulturen und daher den anderen Völkern anscheinend weit voraus. Tatsächlich aber war Ägypten in vielen Punkten extrem rückständig und entwickelte sich extrem langsam. Prachtvolle Bauten wie die Pyramiden, Schrift und Medizinische Kenntnisse täuschen oft über die verblüffend langsame Entwicklung der Zivilisation in Ägypten hinweg.

Die Ägypter verwendeten beispielsweise noch extrem lange Zeit Steinwerkzeuge und Steinwaffen, obwohl sie schon längst zu dieser Zeit Bronze und dann sogar Eisen kannten. Später verwendeten sie Bronze weiter obwohl ihnen Eisen und seine Verarbeitung bekannt war.

Die ebenso extrem langsame Bevölkerungsentwicklung im Gegenzug zu allen anderen Regionen finde ich noch interessanter, meiner Ansicht nach hängen Bevölkerungsentwicklung und Technische Entwicklung zusammen:

Im Alten Königreich hatte Ägypten bereits 2 Millionen Einwohner und war damit eines der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt damals.

Das Mittlere Königreich hatte jedoch an seinem Ende gerade mal 3 Millionen Einwohner und die Bevölkerung in anderen Regionen der Welt hatte sich viel schneller entwickelt und an bestimmten Stellen Ägypten überholt.

Unter persischer Herrschaft sank die Bevölkerungszahl sogar wieder auf 2,5 Millionen ab, dies aber nicht abrupt sondern schon seit der Invasion der Assyrer zuvor, überaus langsam und schleichend.

In der Zeit der Ptolemäer stieg dann die Bevölkerungszahl auf 6 Millionen Menschen an. Zur Römerzeit sank sie ab der Herrschaft von Augustus bis zur Arabischen Eroberung wieder auf 4,5 Millionen Menschen ab.

Bis zum Jahr 1882 stieg dann die Bevölkerung wieder über Jahrhunderte hinweg auf gerade mal 6,7 Millionen Menschen.

Seit dem Alten Königreich bis zum Ende des 19 Jahrhunderts war die Bevölkerungszahl in Ägypten also gerade mal von 2 Millionen auf etwas über 6 Millionen gestiegen. In mehreren Jahrtausenden stieg die Bevölkerung in Ägypten im Gegenzug zu allen anderen Regionen der Welt also gerade mal um das Dreifache.



Dann änderte sich alles: Bis 1964 stieg die Bevölkerungszahl von 6,7 Millionen auf 28,9 Millionen. Und heute hat Ägypten fast 84 Millionen Einwohner.


Die gesamte Antike hindurch aber stieg die Bevölkerungszahl auch gerade mal von 2 Millionen am Beginn der Ägyptischen Zivilisation auf etwas über 6 Millionen zur Zeit der Ptolemäer.

Dieses extrem geringe Bevölkerungswachstum ist meines Wissens nach weltweit einzigartig. Die Untersuchung von Mumien aus Ägypten zeigt zudem schon von Beginn der ägyptischen Zivilisation extreme Probleme bei der Ernährung der Menschen.

Wir sehen die Pyramiden, die Schrift, die Herrscher, aber die Realität in Ägypten war ständiger Hunger und ständige Mangelernährung. Selbst die Oberschicht litt offenbar im starken Ausmaß unter Parasiten, und unter den Folgen einseitiger Ernährung bzw Mangelernährung. Das Volk war davon noch viel mehr betroffen.

Der Grund dafür war einfach Platzmangel:

Obwohl der Nil die Felder jedes Jahr neu düngte und auch kein Wassermangel bestand, reichte einfach der Platz nicht. Ägypten hatte in der Antike gerade mal ungefähr 40 000 Quadratkilometer Land auf dem Nahrung produziert werden konnte. Das ergibt eine ungefähre Dichte von 150 Menschen pro Quadratkilometer, was zugleich die maximale Belastung einer solchen Fläche ist wenn man diese Agrarisch ohne Dünger bzw ohne künstliche Bewässerung nutzt.

Künstliche Bewässerung in dem Ariden Klima hätte aber eine rasche Versalzung der Böden zur Folge, was in den Gebieten weiter weg vom Fluss wohl auch stattgefunden hat und auch heute ein zunehmendes Problem darstellt.

Die Ägypter bekamen also ebensoviel Kinder wie andere Völker auch, trotzdem stieg die Bevölkerung nicht an. Dies bedeutet, daß es ständig Hungersnöte gegeben haben muß, insbesondere wenn der Fluss mal nicht ausreichende Überschwemmungen bot.

Dazu kamen noch die vielen Krankheiten die durch das verschmutzte Wasser verursacht wurden und extremer Befall der Bevölkerung mit Parasiten, insbesondere mit Würmern.


Das Bild vom Alten Ägypten ist also eines, daß der Ergänzung bedarf. Die Pyramiden, die Mumien, die Schrift, die Astronomie und Medizin als Bild müssen ergänzt werden durch ständige Seuchen, allgemeinen Befall der Menschen mit Parasiten und sich ständig wiederholende Hungersnöte und ständige Nahrungsknappheit.

Das Alte Ägypten war also eine Hochkultur mit extremen Schattenseiten, in der das Leben für die meisten Menschen ein ständiges Leiden war.

Nur der Adel und die Oberschicht konnten auf Kosten aller anderen ein halbwegs erträgliches Leben führen, unterlagen aber auch immer wieder den Krankheiten und hatten ebenfalls sehr oft Parasitenbefall.

Besonders verbreitet war im Alten Ägypten der Medinawurm, von dem große Teile der Bevölkerung befallen waren:

<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.wikipedia.org/wiki/Medinawurm">http://de.wikipedia.org/wiki/Medinawurm</a><!-- m -->
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#4
@Quintus Fabius
Zitat:Die Ägypter verwendeten beispielsweise noch extrem lange Zeit Steinwerkzeuge und Steinwaffen, obwohl sie schon längst zu dieser Zeit Bronze und dann sogar Eisen kannten. Später verwendeten sie Bronze weiter obwohl ihnen Eisen und seine Verarbeitung bekannt war.
Mehr noch: Werkzeuge waren Staatseigentum.
Nach getaner Arbeit wurden die Arbeiter sorgfältig darauf kontrolliert, das sie ja wieder ihre Werkzeuge abgaben und sie nicht etwa mit nach Hause nahmen.
Der Übergang zur Eisenzeit brachte dann auch das Ende der ägyptischen Größe. Eisen musste importiert werden, was natürlich teuer war, und das brachte die altägyptische Wirtschaft in Schwierigkeiten.

Zitat:Selbst die Oberschicht litt offenbar im starken Ausmaß unter Parasiten, und unter den Folgen einseitiger Ernährung bzw Mangelernährung.
Wobei wir Mumien von Pharaonen kennen, die zu Lebzeiten offenbar eindeutig übergewichtig gewesen sein müssen.

Zitat:Die Ägypter bekamen also ebensoviel Kinder wie andere Völker auch, trotzdem stieg die Bevölkerung nicht an.
Das geringe Bevölkerungswachstum könnte aber auch darauf zurückzuführen sein, das im alten Ägypten eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Empfängnisverhütung bekannt waren.
Woher hast du die Info, das die alten Ägypter genauso viele Kinder hatten wie andere Völker?
Zudem könnten auch Sterilität als Folge von verbreiteter Inzucht und erwähnte Parasiten - die Bilharziose etwa ist bis heute in Ägypten eine Plage - die Kinderzahl gedrückt haben.
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#5
Die Kinderzahlen ergeben sich schlicht und einfach aus den Mengen von Kinderskelleten und Kindermumien die man gefunden hat. Die Ägypter zeigen hier keine Abweichung wenn man die Mittel der Biometrie an sie anwendet, sie hatten ebenso viele Kinder wie andere Völker.

Demgegenüber muß aufgrund der Krankheiten die Kindersterblichkeit höher gewesen sein als bei anderen Völkern.

Der primäre Grund für die vielen Krankheiten, Parasiten und die Kindersterblichkeit dürfte verschmutztes Wasser gewesen sein. Zumindest war verschmutztes Wasser noch im 18 Jahrhundert der Grund für die erhöhte Kindersterblichkeit und Sterblichkeit überhaupt in Ägypten.

Zitat:Wobei wir Mumien von Pharaonen kennen, die zu Lebzeiten offenbar eindeutig übergewichtig gewesen sein müssen.

Natürlich. Das steht aber ja in keinem Widerspruch. Der Pharao war der größte Parasit in diesem Land, der das gesamte Volk dort bis zum geht nicht mehr ausbeutete. Aber auch bei den wohlernährten Pharaonen hat man fast immer Parasitenbefall entdeckt. Die fraßen halt einfach viel mehr als ihre Würmer wiederum aufbrauchen konnten und wurden auf diese Weise Fett, während das Volk vor sich hinhungerte.
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#6
Zitat:Der Pharao war der größte Parasit in diesem Land, der das gesamte Volk dort bis zum geht nicht mehr ausbeutete.

Wobei wohl noch eine stolze Zahl an Gaufürsten, Priestern und Beamten dazukommt. Es muss gesagt werden dass eine Vielzahl der Errungenschaften des alten Ägypten aus dem angesprochenen Platzmangel und Bevölkerungsdichte wuchsen, wie die kollektive Organisation und Schrift. Dennoch muss ich Quintus in allen Punkten Recht geben. Ägypten war zum Großteil ein sehr selbstzufriedenes, nicht sehr freies Land. Die Wissenschaft konzentrierte sich vorallem auf die Anforderungen der herrschenden Klasse und der Verwaltung, wie dem Tempel-und Grabbau, die Landvermessung, der Schrift usw. Für innovatives Denken waren die Ägypter wohl zu sehr in ihrem eigenen Land gefangen.
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#7
Zitat:Egypt recovers heavy 'Green Sarcophagus' from the United States

(CNN) — Egyptian authorities announced the recovery of a heavy sarcophagus lid from the United States on Monday at a ceremony in Cairo. The sarcophagus, which at 500 kilograms (about 1,100 pounds) is one of the biggest, dates back to the Late Period of Ancient Egypt (747-332 BC), said Mostafa Waziri, the secretary-general of the Supreme Council of Antiquities at Egypt's Ministry of Tourism and Antiquities. Ahmed Issa, Egypt's minister of tourism and antiquities, said the lid "was looted and smuggled from Egypt to the United States a few years ago." [...]

"Our sincere thanks to USA authorities for their cooperation in returning this precious piece," the Egyptian Ministry of Foreign Affairs tweeted on Monday. [...] Over the past 10 years, Egypt has recovered around 29,300 ancient pieces smuggled out of the country, according to Egypt's Foreign Minister Sameh Shoukry, who attended the ceremony. Over 110 of those were recovered in 2022 from the United States, New Zealand, France and other countries, according to the minister of tourism and antiquities.
https://edition.cnn.com/travel/article/e...index.html

Schneemann
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