03.03.2023, 11:33
(03.03.2023, 00:21)Rudi schrieb: Nach sowj. Doktrin würde man zuerst angreifen, wenn man einen Angriff erkennt oder vermutet. Und das der Angriff der Wehrmacht bevorstand, ist bewiesen und war auch den Sowjets bekannt. (...) Und nur darum geht es. Die Rote Armee wollte ebenfalls angreifen, wir kamen ihnen zuvor, wie den Briten in Norwegen. (...) Hätten wir nicht angegriffen, hätte Stalin nach dem 1.7. angegriffen und damit war es ein Präventivangriff.
Merkst du nicht, dass deine ganze Argumentation ein einziger großer Zirkelschluss ist?
Wenn die Sowjetunion ihrer eigenen Doktrin folgend angreifen muss, sobald sie einen Angriff erkennt oder vermutet, dann bliebe es trotzdem eine Reaktion auf die von Deutschland ausgehenden Angriffsvorbereitungen, die man ihrerseits nicht damit erklären kann, einem sowjetischen Angriff zuvor kommen zu wollen, der auf dieser offensiven Verteidigungsdoktrin basiert. Insofern kann ein deutscher Präventivangriff nicht mit einem vermeintlichen sowjetischen Präventivangriff belegt werden, selbst wenn es konkrete Hinweise für einen solchen gegeben hätte, weil dies einen Selbstbezug darstellt. Vielmehr sind für die Bewertung der Frage nach einem Präventivangriff nur die originären Absichten beider Seiten relevant. Und in der Hinsicht ist die Faktenlage dann in der Gesamtheit tatsächlich eindeutig; Deutschland führte ab Herbst 1940 ganz konkrete Angriffsvorbereitungen durch, während die Sowjetunion sich aufgrund einer Vielzahl von selbstgemachten Problemen auf einen später stattfindenden Krieg vorbereitete, der dann womöglich durch einen eigenen Angriff begonnen worden wäre. Der Präventivangriff ist und bleibt ein Märchen.