Artillerie im Spätmittelalter und in der Neuzeit
#16
Die englischen Geschütze waren so gut, das Spanien nach 1588 zahlreiche englische Geschütze für seine eigene Marine erwarb. England versuchte natürlich, dies zu unterbinden, aber man hat konkrete Hinweise darauf, das viele englische Geschütze u.a. via Schwarzmarkt nach Spanien gelangten.
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#17
Also, ich hab nochmal Wolfram zu Mondfeld zu Rate gezogen. Die großen Kanonen auf den Galeeren, also die mittleren im Bereich 24 Pfund oder mehr, hatten zum gleichen Zeitpunkt eine größere Reichweite als die Kanonen der Engländer.

Kein Wunder, waren sie doch deutlich größer und länger. Sie waren aber auch viel schwerer und größer und erforderten viel mehr Pulver als eine Englische Kanone.

Diese Kanonen wurden mittels des ganzen Schiffes auf den Feind gerichtet, sie waren nicht beweglich sondern feuerten exakt in Kiellinie (vergleichbar einem Jagdpanzer mit starrer Kanone)

Die Spanier hatten also auf Galeeren ! Geschütze, die eine höhere Reichweite als die der Engländer hatten.

Aber : Die Kanonen auf Segelschiffen ! waren grundsätzlich von kürzerer Reichweite als die der Engländer und die spanischen Waffen höherer Reichweite beschränkten sich auf Galeeren und auf nur 1 oder 2 pro Schiff, wobei für jede Galeere eine sehr große Mannschaft benötigt wurde.

Die Feuerdichte und das die Wirkung der Geschütze von Galeeren war also durch die viel geringere Anzahl der Geschütze im Vergleich zur Menge der Schiffe deutlich unterlegen.

Bei der Armada waren keine Galeeren die Kanonen einsetzten, die Galeeren der Armada waren Truppentransporter bzw Galeassen.

Die Galeassen die gegen die Türken durch größere Reichweite und Feuerkraft Kampfentscheidend waren, waren viel zu groß und zu schwerfällig, ferner an Reichweite den Engländern zu den Seiten (Steuerbord, Backbord) trotzdem unterlegen.

Ferner waren im Englischen Kanal und im Nordatlantik Galeeren einfach nicht seetüchtig genug, die schlugen bei höherem Wellengang voll und sanken sogar ohne Sturm immer wieder mal einfach so.

Und wie erwähnt waren die Großen !! Galeerenkanonen, die eine höhere Reichweite gehabt hätten numerisch extrem viel weniger, da jedes Schiff nur 1 oder 2 solcher Kanonen hatte.
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#18
Wie erfolgreich war eigentlich die frühe Artillerie in den Schlachten des Mittelalters? Die Osmanen sollen trotz ihrer Artillerie auf dem Amselfeld erhebliche Mühe gehabt haben, die serbische Armee zu schlagen, und auch die Niederlage des Deutschen Ordens bei Tannenberg soll ja auch darauf zurückzuführen sein, das der Orden die Wirkung seiner Artillerie überschätzt hat.
Ich habe hier noch etwas über Taborwagen der Hussiten gefunden:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://en.wikipedia.org/wiki/Wagenburg">http://en.wikipedia.org/wiki/Wagenburg</a><!-- m -->
Interessant ist dabei dieses Zitat:
Zitat:The defensive part would be a pounding of the enemy with artillery. The Hussite artillery was a primitive form of a howitzer, and it was called the Czech word houfnice, from which the English word howitzer comes from. Also, they called their guns the Czech word píšťala, meaning that they were shaped like a pipe or a fife, from which the English word pistol possibly comes from (though this is still disputed).
Offensichtlich haben die Hussiten doch schwere Artillerie eingesetzt, wohl zur Verteidigung ihrer Wagenburgen und vielleicht auch für Belagerungen.
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#19
Zum Thema Lepanto:

Helmut Pemsel schreibt hierzu in seinem Buch "Seeherrschaft", Bd. 1., S. 152:
Zitat:Beim Morgengrauen sichten sich die beiden Gegner am Eingang des Golfes [Golf von Patras; Anmerkung von mir]. In kaum gekrümmter Sichelformation, die Flügelgeschwader leicht vorgezogen, nähern sich die Flotten. Die nördlichen Flügel haben Anlehnung an die Küste. Die Schlacht wird von den venezianischen Galeassen mit ihrer Artillerie eröffnet. Eine Anzahl türkischer Galeeren werden von ihnen wirkungsvoll getroffen, einige sogar versenkt.
Laut Pemsel kommen insgesamt sechs venezianische Galeassen mit zusammen rund 300 Geschützen (also etwa 50 Kanonen pro Schiff) zum Einsatz. Wenn man bedenkt, dass vor allem das Zentrum und der Nordflügel der Türken schwer gelitten hat, dort wo die Galeassen standen, und der Südflügel und Uluch Ali weniger starke Verluste erlitten hat und schließlich sogar entkommen konnte, so kann man den Galeassen schon eine gewisse kampfentscheidende Rolle zuordnen.

Schneemann.
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#20
Meines Randwissens nach soll im 100jährigen Krieg die Artillerie entscheidend zum Sieg der Franzosen beigetragen haben! Mich würden demnach die Ursachen den französischen Sieges und der Charakter dieses langwierigen Konfliktes interessieren. In meinem Kopf stellt sich dieser Krieg als eine Art Stellungskrieg dar, mit Festungen, Bogenschützen, Artillierie, in dem die letzendlich die Engländer vor der zahlenmäßigen überlegenen und immer erfahrener kämpfenden Franzosen irgendwann einbrechen.
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#21
@blasrohr
Die Franzosen konnten in der Schlussphase des 100jährigen Krieges mit ihren Feuerwaffen den Vorteil, den die Engländer bislang mit ihren Langbogenschützen hatten, aushebeln.
Bei den Feuerwaffen, die von den Franzosen eingesetzt wurden, handelte es sich jedoch meist um sogenannte Stangen- oder Donnerbüchsen, also primitive Handfeuerwaffen, die ein einzelner Soldat transportieren und bedienen konnte.
Der entscheidende Vorteil der Donnerbüchsen war die Ausbildung ihrer Bedienungen: Während ein Langbogenschütze jahrelang trainiert werden musste - Langbögen hatten ein weit höheres Zuggewicht als moderne Sportbögen, und zu ihrer Bedienung mussten beim zukünftigen Schützen bestimmte Muskelgruppen im Arm- und Schulterbereich erst ausgebildet und trainiert werden - dauerte auf französischer Seite die Ausbildung eines Schützen für Donnerbüchsen höchstens ein paar Monate.
Ein weiterer Vorteil der Donnerbüchsen war ihre Durchschlagskraft, während ihre Schussgeschwindigkeit schon aufgrund der vergleichsweise umständlichen Bedienung ebenso zu wünschen übrig ließ wie ihre Zielgenauigkeit. Andererseits waren Donnerbüchsen schneller und billiger herzustellen als Armbrüste.
Richtige Geschütze spielten afaik im Hundertjährigen Krieg kaum eine Rolle, nur in der Schlacht von Castillion, wo Talbot seine Reiterei vor die Rohre der französischen Feldgeschütze führte wirkten sie sich schlachtentscheidend aus.
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#22
Dass die Donnerbüchsen im 100jährigen Krieg so eine große Rolle gespielt haben, wusst ich nicht, danke für die Erläuterung Smile . Ich finde zudem kaum Quellen die sich näher mit dem Thema beschäftigen Cry
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