(Allgemein) Gewissensfreiheit bei der Truppe
#16
Gewissensfreiheit schön und gut, aber an irgendeiner Stelle muss man auch mal einen Schlussstrich ziehen. Wenn ein Major sich schon um so weitreichende Sachen Gedanken macht, müsste er jeden zweiten Befehl verweigern.

Wenn BW-Soldaten US-Kasernen bewachen,
wenn BW-Soldaten in Afganistan eingesätzt werden,
wenn BW-Soldaten zusammen mit US-Truppen üben,
oder wenn sie eine Packung Marlboro light kaufen

... unterstützen sie auch in irgendeiner Hinsicht den Irak-Krieg.
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#17
Zitat:In die BW gehören nur gewissenlose Typen, die sich keine Gedanken über die an Sie erteilten Befehle machen und diese widerspruchslos ausführen
Auch wenn ich nicht bastian bin, möcht ich mal was dazu sagen: Gehören nur wiederspruchslose Menschen in die Armee? Sicher nicht, denn die persönliche Einstellung des einzelnen ist letzlich auch ein Ausschnitt aus den Werten und Moralvorstellungen der Gesellschaft, der er dient. Nur sollte klar sein, dass in einer Armee nicht die Demokratie eingeführt werden kann, wo über jeden Befehl nach Diskussion abgestimmt wird, das ist ja wohl unstrittig, oder?
Wenn einem ein Befehl erteilt wird, den man persönlich nicht vertreten kann (und damit meine ich ernste Angelegenheiten, nicht die Frage, wie man sich die Schuhe zubindet, aber das sollte klar sein), dann muss man daraus die Konsequenzen ziehen und, sofern Dienstwege nicht beschreitbar sind (wenn sich der Befehlshaber zb. strafbar nach Militärrecht gemacht hat), aus dem Dienstverhältnis ausscheiden. Das Ziel, eine in dieser Hinsicht humane Armee zu haben, besteht darin, dem Soldaten in passenden Situationen exakt dieses Ausscheiden zu ermöglichen (statt ihn grundsätzlich wegen Befehlsverweigerung vor ein Kriegsgericht zu stellen), nicht, aufgrund seiner abweichenden Meinung die Grundlagen einer ganzen Armee zur Diskussion freizugeben.
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#18
@Erich
Genau John Rambo sollte General werden, assistiert von gewissenlosen Freikorps Soldaten...
Nein verdammt so denke ich natürlich nicht. Aber wie Turin es dargestellt hat, ist das Militär nun mal auf Befehl und Gehorsam aufgebaut.
Wenn man es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren kann, Computerprogramme für die BW zu entwickeln, die in einem wie auch immer gearteten Bezug zum Irak Krieg verwendet werden, muss man mE die BW verlassen. Hätte gerne mal gewusst, was der fragliche Soldat 1999 gemacht hat...
Finde es auch seltsam, daß ein Major, der Pädagogik (!) studiert hat, so sicher die Völkerrechtswidrigkeit des Irak Krieges beurteilen kann und auch genau weiß wie sein Logistigprogramm eingesetzt werden wird...
Sorry, aber ich kann mir glaubhaftere Gewissensentscheidungen vorstellen.

Wenn einem Soldaten befohlen wird, in Afghanistan auf einen Haufen Zivilisten mit dem MG zu schiessen, kann und muss er diesen Befehl natürlich verweigern.

Turin hat das aber gut erklärt und ausgeführt und ich will um Gottes willen keinen Kadavergehorsam propagieren.
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#19
>>Wenn einem Soldaten befohlen wird, in Afghanistan auf einen Haufen Zivilisten mit dem MG zu schiessen, kann und muss er diesen Befehl natürlich verweigern.<<

Wo zieht man die Grenze?
Ich meine wovon wird hier im Thread geredet. Hier ist ein Major (!), immerhin berufsoffizier und sowas wird man nicht über Nacht, um einen Rang degradiert worden, von Beförderungen, die er nicht erhalten hat, mal abgesehen. Desweiteren wird er sicher von 90% aller Offiziere gemobbt worden sein.

Und das alles weil er in einer ihm wichtig erscheinenden Situation Nein gesagt hat? Ich persönlich respektiere diese Handlung des Offiziers über alle Maßen, auch wenn ich den Grund für seine Entscheidung den Befehl zu verweigern, nicht nachvollziehen kann.
Dann auch noch die "Eier" zu besitzen bis zum Verfassungsgericht gegen den Bund anzustinken? Hallo. wann hatten wir sowas in der Bundeswehrgeschichte mal gehabt? In den letzten 20 Jahren ist mir so ein Fall nicht bekannt.

Dieser Major hat alle Wertschätzungen verdient, denn er hat mit seinem Beispiel eine Grenze gesetzt die auch in der Zivilgesellschaft sicher gerne gesehen wird.

Der schaden für die Innere Struktur der Bundeswehr dürfte recht lapidar sein. Dieser Major wird nie wieder eine Chance in der BW haben, und das als Berufsoffizier. Das ist Abschreckung genug, bei jeder Kleinigkeit aufzumucken.

Coki
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#20
Zitat:Coki posteteIch meine wovon wird hier im Thread geredet. Hier ist ein Major (!), immerhin berufsoffizier und sowas wird man nicht über Nacht, um einen Rang degradiert worden, von Beförderungen, die er nicht erhalten hat, mal abgesehen. Desweiteren wird er sicher von 90% aller Offiziere gemobbt worden sein.
Redest du noch immer über diesen Programmierer? Solange er nicht eine Betriebssoftware für die neue gewissenlose Killerrobotergeneration (o.ä.) schreiben soll, hat er seine Anweisungen auszuführen. Ansonsten funktioniert die Organsation Armee nämlich nicht. Da könnte man sich auch weigern Flugzeuge zu betanken, Munition aus dem Depot an die Truppe auszugeben, Landkarten zu erstellen usw. weil alles das auch Teil oder Hilfe von/zu illegalen Operationen sein könnte.

Ich denke noch immer er wollte sich profilieren oder noch ne nette Abfindung rausschlagen. Da sollte man nicht soviel hineingeheimsen.

Zitat:Und das alles weil er in einer ihm wichtig erscheinenden Situation Nein gesagt hat? Ich persönlich respektiere diese Handlung des Offiziers über alle Maßen, auch wenn ich den Grund für seine Entscheidung den Befehl zu verweigern, nicht nachvollziehen kann.
Es gibt auch hinterhältige Menschen beim Militär. Der Dienstgrad ist, und das wird dir jeder der längere Zeit Soldat war bestätigen, kein Garant für eine integere Person. Normal. Schon vor 1000 Jahren schrieb das mal ein chin. warlord ganz treffend auf.

Zitat:Dann auch noch die "Eier" zu besitzen bis zum Verfassungsgericht gegen den Bund anzustinken?
Hm - wenn ich schon das fertige Manuskript für mein Buch über die Mißstände beim Bund fertig geschrieben in der Schublade o.ä. liegen habe, dann: NEIN. Etwas Werbung auf Kosten des Steuerzahlers schadet nicht.

Zitat:Dieser Major hat alle Wertschätzungen verdient, denn er hat mit seinem Beispiel eine Grenze gesetzt die auch in der Zivilgesellschaft sicher gerne gesehen wird.
Wenn er Major der Nordkoreanischen Armee wäre - Ja. Bei uns ist er nur ein weiterer jemand, der ohne jede Gefahr für Leib und Leben das Rechtssystem ausnutzt um einen weiteren Präzendenzfall für etwas zu schaffen, was in unserer Gesellschaft noch so gerade in den Grenzen des irgendwie verkraftbaren liegt, uns in der Weltgemeinschaft aber mal wieder zur Lachnummer macht, weil es uns massiv in unserer Handlungs- und Reaktionsfähigkeit behindern kann.

Zitat:Der schaden für die Innere Struktur der Bundeswehr dürfte recht lapidar sein.
Jeder der seine Angst oder Inkompetenz verschleiern will kann das nun tun, wenn die Begründung nur elegant genug und der Dienstgrad hoch genug ist. Uns zwar ohne den Weg zum Seelsorger oder Psychologen (mit dem damit verbundenen Unbehagen) zu machen. Wir werden sehen.

Zitat:Dieser Major wird nie wieder eine Chance in der BW haben, und das als Berufsoffizier. Das ist Abschreckung genug, bei jeder Kleinigkeit aufzumucken.
Die Armee ist kein Kindergeburtstag. Wer die Wehrfähigkeit vorsätzlich zersetzt fliegt raus. Andernfalls könnten Menschen sterben. Sozialverträglicher Stellenabbau ist bei der Bundeswehr als einziger Organisation in solchen Fällen fehl am Platze.

Ansonsten schaffen wir eine Situation in der eigene Truppen in Hochrisikoeinsätzen plötzlich ihre Logistische Organisation verlieren weil die Software, die den Nachschub regelt, plötzlich aus Gewissensgründen von einem Soldaten abgeschaltet wird.

So ist das mit diesen Präzedenzfällen und dem Bundesverfassungsgericht. Couragiert im Frieden erstritten und nobel festgeschrieben, wird man sie im Ernstfall nicht wieder los, auch wenn sie sich dann als noch so unsinnig erweisen.
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#21
@Wolf: zustimmung in allen punkten :daumen:
Zitat:Coki postete
Dieser Major wird nie wieder eine Chance in der BW haben, und das als Berufsoffizier.
:daumen: und das ist auch gut so, denn dieser major hat offenbar ziemliche probleme mit der bundeswehr von heute: von stern.de
Zitat:Angeklagter kritisiert Bundeswehreinsätze
In diesem Zusammenhang kritisierte der Soldat auch, dass Bundeswehrangehörige in Kuwait stationiert würden, deutsche Soldaten an AWACS-Flügen beteiligt seien, US-Liegenschaften in Deutschland bewachten und den im Irak kämpfenden US-Streitkräften Überflug- und Landerechte gewährt würden. Auch das hielt er für verfassungs- und völkerrechtswidrig. [...]
das grundproblem ist meiner meinung nach die innere führung. und nicht das prinzip der inneren führung im allgemeinen (das anfürsich gut ist), sondern eine fehlende genaue definition der inneren führung, was dazu führt das man praktisch alles Rolleyes als widerspruch zur inneren führung auslegen kann.
und deshalb bin ich der meinung, das die innere führung in ihrer derzeitigen form die einsatzfähigkeit der bundeswehr gefährdet. das mag vor 20 jahren nicht so gewesen sein, als die bundeswehr ausschließlich für die landesverteidgung eingesetzt wurde, aber bei immer mehr auslandseinsätzen tut sie es.

ps: wenn mich nicht alles täuscht, weigerte vor ein paar monaten eine sanitätssoldatin in afghanistan sich, mit der waffe in der hand das lager zu bewachen, weil es im widerspruch zur genfer konvention (??) steht und damit ihrem gewissen widerspricht Rolleyes
und ratet mal, wer sich gleich aus deutschland zu diesem fall zu wort gemeldet hat Rolleyes ...
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#22
Gut in gewisser Weise kann ich aber die Position dieses Major schon nachvollziehen. Vermutlich ist er der Bundeswehr beigetreten, als sie noch ihrem damals verfassungsmässigen Auftrag nachging. Heute ist sowohl die Rechtslage, als auch das Einsatzfeld ein anderes. Das man darüber geteilter Meinung sein kann, verstehe ich absolut.
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#23
Zitat:ps: wenn mich nicht alles täuscht, weigerte vor ein paar monaten eine sanitätssoldatin in afghanistan sich, mit der waffe in der hand das lager zu bewachen, weil es im widerspruch zur genfer konvention (??) steht und damit ihrem gewissen widerspricht
Das ist sogar richtig, Sanis geniessen nur den Schutz der Genfer Konvention, wenn sie nicht bewaffnet sind, dafür aber nicht angegriffen werden. Die Sanitäterin kann ich daher eher verstehen als diesen Major. Ob die Genfer Konvention aber in Afghanistan Sinn macht, sei mal dahingestellt.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.wdr.de/themen/kultur/stichtag/2004/08/22.jhtml">http://www.wdr.de/themen/kultur/stichta ... 8/22.jhtml</a><!-- m -->
Zitat:In dieser ersten Genfer Konvention wird festgelegt, dass Lazarette, Sanitäter und Ambulanzen neutral sind und nicht angegriffen werden dürfen. Diese Einrichtungen und ihr Personal sollen mit einer umgekehrten Schweizer Fahne, einem roten Kreuz auf weißem Grund, gekennzeichnet werden.
Zitat:Shahab postete
Gut in gewisser Weise kann ich aber die Position dieses Major schon nachvollziehen. Vermutlich ist er der Bundeswehr beigetreten, als sie noch ihrem damals verfassungsmässigen Auftrag nachging. Heute ist sowohl die Rechtslage, als auch das Einsatzfeld ein anderes. Das man darüber geteilter Meinung sein kann, verstehe ich absolut
Dann soll der Mann halt die BW verlassen, wenn es ihm da nicht mehr gefällt. Bei anderen Arbeitgebern muss man auch gehen, wenn man seinen Job nicht mehr machen will.
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#24
Dann soll sie einfach ihre Rot-Kreuz Armbinde abnehmen... Herrschaftszeiten! Geschützt ist nur wer sich auch so kennzeichnet... - die hatte einfach keine Lust Wache zu schieben *lach*
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