Weltweites Bevölkerungswachstum / Flüchtlingsströme / Folgen
@Facilier
Zitat:Das ist überzogen und daher Geschichts-Relativierung. Damit faschistische Bewegungen derartigen Erfolg haben können, müssen sie schon auf eine gewisse Mentalität treffen. Deutschland war nicht aus purem Zufall das Land, welches des Faschismus am deutlichsten geliebt und bis in die allerletzte Perversion ausgelebt hat. Und es ist auch bis heute kein Zufall, dass die Franzosen bei Corona-Ausbruch Wein und Kondome horteten und die Deutschen Klopapier.

Faschistische Bewegungen gab es überall (und es gibt sie ja bis heute), auch in den USA. Nur hatte der "amerikanische Bund" (das NSDAP-Pendant sozusagen) überhaupt keinen Einfluss und gerade mal mehrere Tausend Mitglieder auf dem Höhepunkt. Und die Amerikaner waren mit der "großen Depression" in einer der übelsten Krisen ihrer Geschichte mit Rekord-Arbeitslosigkeit und wirtschaftlichem Verfall. Und trotz allem blieben sie relativ gelassen.
Das ist mir nun alles ein wenig zu vereinfachend. Ohne es allzu sehr auszuwalzen hier, muss darauf hingewiesen werden, dass das Abkippen einer Gesellschaft hin zu einem Extremismus bzw. die Ursache nicht einfach nur auf ein, zwei Punkte heruntergebrochen oder mit diesen erklärt werden kann.

Was Deutschland angeht, so haben sich seit den 1970ern die Historiker darüber heftigst gefetzt, was nun genau ursächlich war für den Aufstieg Hitlers, zu einem finalen Abschluss kamen sie bislang nicht wirklich. Ich bin mir auch nicht sicher, wie sich andere Staaten verhalten und entwickelt hätten, mit anderen Staaten beziehe ich mich auf die Entente-Mächte bzw. die westlichen Demokratien aus der Zeit des Ersten Weltkrieges, wenn sie den Krieg verloren hätten, wenn sie durch Inflation, massive innere Unruhen bis hin zu offenen Putschversuchen, Reparationen etc. gegangen wären und wenn hochgradig reaktionäre Kräfte in Militär, Wirtschaft und Politik gezielt an den wackeligen Säulen einer neu entstandenen Demokratie gesägt hätten und wenn dann plötzlich der starke Mann erschienen wäre, der einen Wiederaufstieg wie der Phönix aus der Asche versprochen hätte?

Die USA etwa haben beileibe nicht nur die eine oder andere nazifreundliche Partei oder Gruppierung besessen, man denke alleine nur an die Geschichte des Ku Klux Klan, der sich im Süden auch aus einer Niederlage (und wirtschaftlicher Not und Reparationen) heraus formte und der das Land lange Jahre mit Terror in ländlichen Gebieten überzog. Die Nordstaaten konnten das letztlich auffangen, aber auch nur, weil sie gewonnen hatten. Auch in Frankreich gab es nach dem Ersten Weltkrieg äußerst kritische politische Phasen - aber man konnte sich noch damit trösten, dass man den grande guerre gewonnen hatte. Was im Falle einer Niederlage oder deutschen Reparationsforderungen und beim Auftreten eines starken Erretters aus der Misere geschehen wäre, muss Spekulation bleiben. Man könnte übrigens auch nach Spanien oder Italien oder Polen schauen...

Das würde aber den Rahmen hier sprengen. Generell wollte ich aber damit sagen, dass man sich mit einseitigen und raschen Urteilen manchmal etwas zurückhalten sollte, selbst die erfahrensten Historiker bemerken immer wieder, dass sie Dinge übersehen haben.

Schneemann
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RE: Weltweites Bevölkerungswachstum / Flüchtlingsströme / Folgen - von Schneemann - 28.05.2022, 11:13
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