Ur- und Frühmenschen
#9
Entsprechende Umweltschäden durch Rodungen sind schon bei den Griechen schriftlich dokumentiert. Beispielsweise sprechen griechische Autoren explizit von Erosion, dem dauerhaften Verlust von Waldflächen und interessantererweise vom Verlust von Quellen, welche früher da waren, dann aber im Zuge der Rodungen versiegten.

Bei den Römern käme noch ganz allgemein der immense Holzbedarf für die Urbane Kultur des römischen Reiches hinzu, dass reichte dort ja von Fußbodenheizungen über die vielen Bäder bis hin zu sehr umfangreichen Metallverarbeitung (für militärische Zwecke), dem Brennen von Kalk usw

Aber man kann durchaus weiter zurück gehen: Beispielsweise zerstörten die Sumerer die Böden in Süd-Mesopotamien in weiten Gebieten nachhaltig durch aride Bewässerung unter freiem Himmel, die Böden versalzten immer mehr und mehr, schließlich konnte man nur noch Gerste anbauen und dem folgend dann auch diese nicht mehr und die Wüste breitete sich in vorherige Agrarflächen aus.

Auch im amerikanischen Bereich gibt es jede Menge von Menschen verursachte Umweltzerstörungen vor der Ankunft der Europäer die dort indianischen Völkern das Genick gebrochen haben.

Und nur weil die Zahl der Menschen in der Steinzeit gering war, heißt dies nicht, dass die von diesen verursachten Umweltschäden geringfügig waren. Dazu muss man verstehen, dass die Menschen dort in bestimmten Gebieten archäologisch gesichert fortwährende Übertötungen betrieben, sie töteten sehr viel mehr als sie selbst essen konnten. Sie trieben beispielsweise nachweislich ganze Pferdeherden über eine Klippe, verzehrten davon nur ein paar Pferde und ließen den Rest liegen.

Rein persönlich bin ich auch kein Anhänger der Megaherbivoren-Theorie, und ich bin mir sehr sicher, dass diese nicht nur aufgrund eines Faktors (Mensch) ausstarben, sondern aufgrund eines Faktorenbündels.

Aber das wird ja in dem vernetzten Vortrag explizit genannt, dass der Lebensraum in kurzer Zeit aufgrund Klimaveränderung dramatisch schrumpfte und dass es die Kombination von Überjagung und Klimaveränderung war, welche hier wirkte.

Und umgekehrt waren die im Vortrag genannten massiven Brandrodungen in der Altsteinzeit vermutlich ein bewusster und gezielter Versuch für Großsäugetiere den Lebensraum gegenüber dem sich massiv ausdehnenden Wald zu erhalten. Meine Interpretation dieser Funde ist nämlich, dass man damit zum ersten Mal gezielt nachweislich die Umwelt so veränderte, damit diese mehr Nahrungsressourcen zur Verfügung stellte und damit die Großen Tiere vor Ort blieben statt abzuwandern.

Man schuf diesen meiner Meinung nach bewusst diese Brandrodungsflächen, deren Umfang immens war was erst durch neueste Funde verstanden wird, nicht als Falle, nicht als Lockfläche, sondern um sie bewusst zu bewirtschaften.

Meiner Meinung nach unterschätzt man ganz allgemein den Einfluss von Menschen und auch von anderen Tierrarten auf ihre Umwelt. Mit dem Feuer aber und Waffen war der Einfluss des Menschen sehr stark.

Die geringe Zahl täuscht zudem über einen wesentlichen Punkt hinweg: wenn man primär von der Jagd lebt, benötigt man sehr viel mehr Fläche pro Mensch. Als Raubtier benötigt man ein immens großes Revier und kann durchaus in diesem Revier die Zahl der Beutetiere so abnutzen, dass die Population dieser zusammen bricht. Das betrifft natürliche Räuber ganz genau so.

Der Unterschied zwischen wenigen Menschen und wenigen anderen Raubtieren wäre hier, dass diese dann beim Zusammenbrechen der Beutetiere sich nicht erhalten können, weniger Nachwuchs großkriegen und entsprechend deren Population auch zusammen bricht. Und das ist vor allem anderen nun der Grund, warum auch steinzeitliche Jäger einen viel größeren Einfluss auf ihre Umwelt nehmen konnten, weil sie im Gegensatz zu anderen Raubtieren ihre Populationsdichte erhalten konnte, entsprechend andere Lebensräume einnehmen konnten und sich umstellen / anpassen konnten.

Man unterschätzt also meiner Meinung nach erheblich, wieviel Schaden einige wenige Menschen anrichten können, wenn man ihnen Feuer und Speerschleudern gibt.
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Nachrichten in diesem Thema
[Kein Betreff] - von Quintus Fabius - 11.06.2006, 14:30
RE: Ur- und Frühmenschen - von Quintus Fabius - 04.01.2023, 18:02
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RE: Ur- und Frühmenschen - von Quintus Fabius - 23.02.2024, 23:15
RE: Die Ersten Menschen - von Schneemann - 02.02.2022, 14:24

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