Ausbreitung der Urnenfelderkultur
#1
Bisher war man ja nicht so sicher, wie sich die Urnenfelderkultur - die vielfach mit den Kelten in Verbindung gebracht wird - in Europa ausgebreitet hat.
Inzwischen gibt es einen archäologischen Fund, der ein ganz neues Schlaglicht aufwirft:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/wissen/archaeologie-auf-dem-schlachtfeld-mit-holzkeulen-gegen-bronzepfeile-1.1123307">http://www.sueddeutsche.de/wissen/archa ... -1.1123307</a><!-- m -->
Zitat:Archäologie auf dem Schlachtfeld
Mit Holzkeulen gegen Bronzepfeile

22.07.2011, 11:49 2
Von Hans Holzhaider

Durchlöcherte Schädel, geborstene Knochen: Das Flüsschen Tollense in Mecklenburg birgt zahlreiche Spuren einer großen Schlacht vor 3000 Jahren. Die Funde sind eine archäologische Sensation.
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Von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierte Ausgrabungen unter der Leitung von Thomas Terberger vom Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte der Universität Greifswald und Detlef Jantzen vom Landesamt für Kultur und Denkmalpflege in Schwerin lassen den Schluss zu, dass das Tollensetal um das Jahr 1200 vor Christus Schauplatz einer größeren Schlacht mit mutmaßlich mehreren hundert Beteiligten war.

.... Archäologisch aber ist diese Entdeckung eine Sensation: Im Tollensetal kann zum ersten Mal ein größerer bewaffneter Konflikt in der nordeuropäischen Bronzezeit, also grob gesagt im zweiten vorchristlichen Jahrtausend, nachvollzogen werden.

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Eine bewaffnete Auseinandersetzung, bei der mehrere hundert Gefallene auf dem Schlachtfeld zurückblieben, muss ein für die damalige Bevölkerungsdichte von vier bis sechs Menschen pro Quadratkilometer enormes Ausmaß gehabt haben. Die Datierung der menschlichen Knochen nach der C-14-Methode ergab, dass diese Schlacht um das Jahr 1200 vor Christus stattgefunden hat. Neun von zehn C-14-Datierungen deuten auf dieses Jahr.

Zwischen den menschlichen Gebeinen wurden auch Knochen von mindestens vier Pferden gefunden, ein Indiz dafür, dass zumindest einige der Kämpfer beritten waren. Die Position der Pfeilspitze in dem Oberarmknochen könnte darauf hinweisen, dass der Bogenschütze zu Fuß kämpfte und der Getroffene ein Reiter war. Der Neurochirurg Jürgen Piek vom Universitätsklinikum Rostock hat die Knochenfunde begutachtet. Ein gebrochener Oberschenkel und ein zertrümmerter Rückenwirbel ließen sich gut mit einem Sturz vom Pferd erklären, sagt er.

Außer den beiden hölzernen Keulen wurden auch zahlreiche Reste von bronzenen Waffen gefunden.
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Man könnte daraus schließen, dass sich an der Tollense zwei unterschiedlich bewaffnete Gruppen gegenüberstanden - die einen, die zu Fuß mit Holzkeulen und Feuersteinwaffen kämpften, während die anderen zum Teil beritten waren und über bronzene Waffen verfügten.
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dass das Land besiedelt war, beweisen 35 Hügelgräber etwa zehn Kilometer flussabwärts, die man derselben Zeit zuordnen kann wie die Knochenfunde im Tollensetal.

Es ist auch die Periode, in der die Menschen begannen, ihre Toten nicht mehr körperlich zu bestatten, sondern sie zu verbrennen und die Asche in tönernen Urnen beizusetzen. Bis heute weiß man nicht, was diesen tiefgreifenden kulturellen Wandel ausgelöst hat, aber ein Zusammenhang zwischen dem kriegerischen Konflikt im Tollensetal und der beginnenden Urnenfeldkultur in Mitteleuropa ist nicht auszuschließen.

Dass es sich bei den Toten im Tollensetal wahrscheinlich um eine Kriegerhorde handelte und nicht um eine Dorfbevölkerung, zeigt die Alters- und Geschlechtsverteilung. Die meisten von ihnen waren Männer im Alter zwischen 20 und 40 Jahren, es gab nur einzelne Frauen und Kinder. Das Ergebnis einer Strontium-Isotopenanalyse, mit deren Hilfe man feststellen kann, auf welchem geologischen Untergrund ein Individuum aufgewachsen ist, liegt erst teilweise vor.

Danach handelt es sich auf jeden Fall um Angehörige von zwei verschiedenen Menschengruppen. Der Anteil der Kohlenstoff-13-Isotope in den Knochen weist darauf hin, dass die Kämpfer sich teilweise von Hirse ernährten. Das könnte auf eine Herkunft aus südlicheren Gegenden deuten, ebenso wie der Fund von zwei bronzenen Gewandnadeln eines Typs, wie man ihn aus Schlesien kennt.
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#2
Da die Urnenfelderzeit grob mit der frühen Hallstattzeit übereinfällt, stelle ich es mal hier ein:
Zitat:Rituale in der Bronzezeit: Wunschbrunnen in Bayern ausgegraben

Archäologen haben im oberbayerischen Germering einen rund 3000 Jahre alten Brunnen gefunden. Das Besondere: die gut erhaltenen Schätze an seinem Boden. [...]

Ob der weltbekannte Trevi-Brunnen in Rom oder die kleine Zisterne im Heimatort: Die Tradition des Wunschbrunnens ist alt und weit verbreitet. [...] So auch in einem nun ausgegrabenen bronzezeitlichen Brunnen im oberbayerischen Germering: Er ist über 3.000 Jahre alt und wurde früher womöglich als Wunschbrunnen der ganz besonderen Art genutzt. In dem Brunnen fanden die Archäologinnen und Archäologen Schmuck und Tongefäße von hoher Qualität – nur ein Anzeichen dafür, dass die Menschen damals in der Hoffnung waren, ihre Wünsche könnten durch Opferbringungen erhört werden. [...]

Um dem Brunnen wortwörtlich auf den Grund zu gehen, mussten die Archäologinnen und Archäologen zunächst die Erde, mit der der Brunnen mittlerweile gefüllt war, aus dem Schacht entfernen. Dabei stellte sich der Brunnen als ungewöhnlich tief heraus: Ganze fünf Meter mussten die Forschenden graben, um an den Boden zu gelangen. Dort fanden sie schließlich die wertvollen Gegenstände: 70 Tongefäße, 26 Gewandnadeln, mehrere weitere Schmuckstücke, darunter auch Bernsteinperlen, und einen Tierzahn konnte das Team bergen. Eine beachtliche Menge. [...]

Insgesamt wurden auf dem Grabungsgebiet mehr als 70 Brunnen gefunden. Sie wurden von verschiedenen Siedlern von der Bronzezeit bis ins frühe Mittelalter erbaut. Der bronzezeitliche Wunschbrunnen ist mit über 3000 Jahren einer der ältesten unter ihnen. Bereits bei der Grabung fiel den Archäologinnen und Archäologen sein guter Erhaltungszustand auf: Im Gegensatz zu den anderen Brunnen waren bei dem Wunschbrunnen die Holzwände am Boden noch komplett erhalten und mit Grundwasser durchfeuchtet. Geholfen haben dürfte dabei die Erde im Schacht des Brunnens – so überstanden wohl auch die Schmuckstücke und Tongefäße die Zeit bis heute so gut.
https://www.nationalgeographic.de/geschi...kp1vv3gNtM

Schneemann
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#3
Ich stelle es mal hier ein, obwohl es knapp an der Grenze liegt und nicht zwingend der Urnenfelderkultur zugerechnet werden kann. Aber anhand dessen, was man von dem Schwert sieht, kann es durchaus (schon) in diese Zeit passen.
Zitat:„GLÄNZT BEINAHE NOCH“

Archäologen finden 3000 Jahre altes Schwert

In Schwaben haben Archäologen in einem Grab ein Bronzeschwert gefunden. Der sehr seltene Fund sei außergewöhnlich gut erhalten, sagen die Wissenschaftler. [...]

Archäologen haben im bayerischen Nördlingen einen seltenen Fund gemacht: Bei Grabungen entdeckten die Fachleute ein mehr als 3000 Jahre altes Bronzeschwert, wie das Landesamt für Denkmalpflege am Mittwoch mitteilte. Dieses sei so gut erhalten, „dass es beinahe noch glänzt“.

Es handele sich um ein Achtkantschwert, dessen achteckiger Griff vollständig aus Bronze besteht. Nach einer vorläufigen Einordnung stamme es aus dem späten 14. Jahrhundert vor Christus und somit aus der mittleren Bronzezeit, hieß es. Schwertfunde aus dieser Epoche seien selten und stammten entweder aus im 19. Jahrhundert gezielt geöffneten Grabhügeln oder seien einzelne, mutmaßliche Opferfunde. Das nun entdeckte Schwert stamme aus einem mit reichen Bronzebeigaben versehenen Grab. Darin seien ein Mann, eine Frau und ein Jugendlicher begraben gewesen. [...]

Das Schwert und die Bestattung müssten noch untersucht werden, sagte Generalkonservator Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege. „Aber schon jetzt lässt sich sagen: Der Erhaltungszustand ist außergewöhnlich!“
https://www.faz.net/aktuell/wissen/archa...64960.html

Schneemann
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