MK 19 oder GMW Granatwerfer
#1
Hi Leute,

ich hab da mal eine Frage: Können die Granatmaschinenwaffen wie das GMW von HK oder das MK-19 auch für Steilfeuer eingesetzt werden, um z.B. Gegner hinter einem Hindernis ( Hügel, Gebäude, große Mauer) bekämpfen zu können oder ist mit denen nur ein Direktschuß möglich?

Danke für Eure Antwort(en) im Voraus
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#2
Hallo nochmal an alle,

hat denn noch niemand mal so ein Ding geschossen oder sonst wie Erfahrung damit und kann mir die Frage beantworten, ob man damit auch im Steilfeuer schießen kann?
Die Dinger haben eine Reichweite von 1500 - 2000 m. kleinere Hügel, große Gebäude oder Mauern sollte man also von daher überschießen können, wenn man die Waffe steil genug ausrichten kann.
Ist das möglich?

Eine große schwere Mauer/ Festungsanlage kann man damit ganz sicher nicht kaputt schießen, also müßte man damit schon im Steilfeuer schießen, wenn man Gegner dahinter bekämpfen möchte.
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#3
Deine Frage wurde bisher höchstwahrscheinlich einfach nur übersehen.

Aaallsssooo:

Man könnte mit dem von dir genannten Systemen theoretisch "Steilfeuer" schießen.

Man tut dies aber nicht und kann es nicht. Weil das Visier das nicht vorsieht. Mit dem darauf montieren Visier kann man eben kein Steilfeuer schießen. Und niemand ist dazu ausgebildet.

Man bräuchte also ein anderes Visier und dazu noch eine entsprechende Ausbildung sowie Beobachter dies das eigene Feuer einweisen bzw korrigieren die ebenfalls wieder eine Ausbildung dafür bräuchten.

Früher im Ersten Weltkrieg, und noch in der Reichswehr wurde sogar mit Maschinengewehren ballistisch geschossen. Dazu hatten die MG entsprechende Visiere (eine Art ultraleichte Artillerielibellen) und es gab entsprechend ausgebildete Soldaten. Das wurde noch bei der Wehrmacht in den ersten zwei Kriegsjahren praktisch mit immensen Erfolgen angewendet, verfiel dann aber am hohen Ausbildungsaufwand und dem kriegsbedingten Druck mehr Soldaten mit weniger Aufwand kriegsfähig zu bekommen.

Es wäre daher auch heute möglich, diese Granatmaschinenwaffen im Steilfeuer einzusetzen. Und das wäre sogar überaus sinnvoll und sollte gemacht werden.

Man kann es aber selbst dann nicht, wenn man es wollte, weil kein entsprechendes Visier existiert und keiner mehr Ahnung davon hat.
Kriegshandwerklich sind wir heute einfach viel schlechter, als wir es 1914 waren.
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#4
Vielen Dank für Deine Antwort, Quitus Fabius.
Die war sehr interessant, denn ich wußte nicht, dass man sogar MGs mal so und sogar mit Erfolg eingesetzt hat.

Auf die Frage gekommen bin ich durch Gefechtsvideos aus Afghanistan auf Youtube, wo die Bundeswehr mehrere Verluste erlitten hatte und im Grunde sogar fliehen mußte, obwohl sie, wenn auch nur leicht gepanzerte Fahrezeuge, wie den Dingo dabei hatte, aber durch die Granatwerfer auf dem Dingo eigentlich höhere Feuerkraft besaßen.
Einfach weil die Gegner hinter der Deckung nur schwer bekämpfbar waren. Das Gefecht dauerte einen ganzen Tag, es dauerte Stunden um Verletzte zu bergen, wobei auch ein Bundeswehrangehörger sein Leben opferte um ein anderes zu retten.
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#5
Genau genommen besass man da eben nicht die größere Feuerkraft. Die Gegner hatten deutlich mehr MMG, viele RPG 7, Mörser, und ebenfalls Granatwerfer, ganz ähnlich dem deutschen Modell (russische) und die Gegner in Afghanistan setzen übrigens solche Granatwerfer und auch Unterlaufgranatwerfer im Steilfeuer ein.
Insgesamt hatte der Gegner eine größere Feuerkraft und dies ganz ohne Fahrzeuge. Sogar die effektive Reichweite der gegnerischen Waffen ist größer.

Die PKM Maschinengewehre die die Gegner dort einsetzen haben eine höhere Reichweite und Durchschlagskraft als die MG der Bundeswehr. Während unsere Kugeln in den Lehmwänden der afghanischen Häuser und Lehmmauern zwischen den Feldern stecken bleiben, werden unsere Deckungen von deren Kugeln durchschlagen.

Das Steilfeuer der Gegner ist aber nicht sehr zielsicher (gelinde gesagt) da die auch keine vernünftigen Visiere haben und das ganze empirisch abfeuern (also nach reiner Schätzung und Erfahrung). Diese Kampfweise kommt übrigens aus Tschetschenien und wurde von tschetschenen die nach Afghanistan gekommen sind dorthin gebracht.

Unsere Gegner also verwenden Granatwerfer im Steilfeuer, wir nicht. Aus Mangel an geeigneten Visieren treffen die allerdings meistens auch nichts. Aber es nagelt unsere Infanterie ziemlich in den Stellungen fest und ermöglich dem Gegner das Einkreisen und Zusammenschießen im kreuzfeuer.
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#6
Nun habe ich mir die Doku nochmal angesehen, bzw. ich habe eine ausführlichere gefunden, in der sogar ein Video von diesen Karfreitagskämpfen gezeigt wurde, die die Taliban gedreht hatten.

Das muß ich wohl damals im Fernsehen verpaßt haben, aber ich schaue auch so gut wie nie fern. Bemerkenswert war, dass die Deutschen offensichtlich (zu Recht) in Überlebensangst waren und die Taliban sich verschanzten, ab und zu eine Salve feuerten um zu provozieren und freudig vergnügt gelacht haben.

Wie soll man einen Krieg gewinnen, wobei der Gegner im Grunde keine Angst hat zu sterben. Was in diesem Krieg sehr vernachlässigt wird, ist meines Erachtens eine psychologische Kriegführung.

Wen es interessiert und so wie ich das Video zuvor noch nicht gesehen hat, hier ist der Link
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.youtube.com/watch?v=E-XJM7xqwdc&list=FLTlD64xV_U5j91kXtN0Acxw&index=1&feature=plpp_video">http://www.youtube.com/watch?v=E-XJM7xq ... plpp_video</a><!-- m -->

Viele Grüße
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#7
Der Gegner hat Angst zu sterben, wie jeder andere auch. Das Gegenteil zu behaupten ist nur Propaganda.
In diesem Gefecht waren die Gegner sowohl waffentechnisch als auch zahlenmäßig weit überlegen und hatten zusätzlich das Überraschungsmoment und die Wahl des Schauplatzes auf ihrer Seite.
Dass unsere Soldaten trotzdem nicht völlig aufgerieben haben spricht Bände darüber, wie feige und schlecht ausgebildet die Gegner wirklich sind. In anderen Kriegen wäre in ähnlicher Situation von den Angegriffenen in ein paar Minuten nichts mehr über gewesen. Man soll einen Genger zwar nie unterschätzen. Aber ihn zu überschätzen ist genauso schlimm.
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#8
Samun schrieb:Dass unsere Soldaten trotzdem nicht völlig aufgerieben haben spricht Bände darüber, wie feige und schlecht ausgebildet die Gegner wirklich sind.

Dieser, Deiner Aussage nach von mir überschätzte Gegner, hat vorher schon die Russen aus seinem Land vertrieben. Und das wage ich jetzt mal so einfach zu behaupten: die Russen sind ein weit mehr ernstzunehmender Gegner, als es die Koalitionstruppen und insbesonere die Deutschen sind. Schon alleine politisch gesehen, ist das weit weit weniger robuste Mandat und damit das zurückhaltende Vorgehen der IFOR-Truppen, einer Erreichung der einst gesteckten Ziele nicht zweckdienlich.

Denkst Du, dass nachdem die NATO dort, im Grunde im vollem Bewußtsein ihres Versagens, abgezogen ist, dass die weit schlechter ausgestatteten, schlechter ausgebildeten und unmotivierteren afghanischen Soldaten sich ohne Luftunterstützung, Drohnenaufklärung und sonstigen Schickschack lange wird halten können?
Zumal die afghanische Armee höchstwahrscheinlich von Verrätern durchsetzt ist, wie ein madiger Käse.

Auch bezüglich der Feigheit der Aufständischen schätzt Du die Lage meines Erachtens völlig falsch ein. In diesem asymetrischen Krieg wählen sie die taktisch klügste Vorgehensweise. Und propagandistisch werden die aus dieser Schlacht einen Zulauf an neuen freiwilligen erhalten. Für mögliche Interessenten am Bundeswehrdienst wirkt dieses Ereignis eher abschreckend.

Deshalb sage ich Dir: Du unterschätzt den Gegner und zwar gewaltig.
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#9
Die Gegner waren damals sehr viel besser vom Können her, sehr viel besser bewaffnet und sehr viel zahlreicher als heute. Das ist nicht vergleichbar. Auch die Unterstützung durch Dritte Mächte, ein wesentlicher Faktor, war damals viel größer als heute. Die Gegner von damals mit den Waffen von damals (Stinger !) hätten uns heute längst aus dem Land getrieben.

Zitat:Und propagandistisch werden die aus dieser Schlacht einen Zulauf an neuen freiwilligen erhalten. Für mögliche Interessenten am Bundeswehrdienst wirkt dieses Ereignis eher abschreckend.

Da hast du natürlich recht. Propagandistisch gesehen hat hier der Gegner einen Erfolg erzielt. Allgemein sind wir propagandistisch sehr schwach aufgestellt, aus einer Vielzahl von Gründen. Man könnte umgekehrt "Heldentaten" der Bundeswehr im militärischen Bereich aufgrund der vorherrschenden Sozialkultur in der BRD aber auch nicht nutzen.

Zitat:Deshalb sage ich Dir: Du unterschätzt den Gegner und zwar gewaltig

Man sollte keinen Gegner unterschätzen. Die Einschätzung von Samun ist aber durchaus korrekt. Die meisten Kämpfer der Neo-Taliban und anderer solcher Gruppen sind vor allem anderen ganz normale Söldner. Und wie alle ganz normalen Söldner wollen die vor allem anderen überleben und ihren Sold genießen.

Das wissen die meisten nicht, dass die Masse unserer Gegner heute in Afghanistan eben keine Fanatiker sind, keine Krieger die bedenkenlos ihr Leben opfern, sondern eben Söldner, die zugekifft oder nicht vor allem lebend aus dem Gefecht kommen wollen. Das heißt umgekehrt nicht, dass das leichtere Gegner wären, im Gegenteil. Im Gegensatz zu Fanatikern die sich aus Übereifer rasch abnutzen, ist so die lebendige Wehrkraft des Feindes nur viel langsamer vernichtbar.
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