Russland vs. Ukraine
Ich finde es zunächst erfreulich, das sich das ukrainische Stromnetz bislang als resilient erwiesen hat und wie schnell die Versorgung jeweils wieder hergestellt werden konnte.
Freilich kann das nicht langfristig so weitergehen, vor allem nicht wenn die Iraner doch noch ballistische Raketen liefern.

Worüber man sich mal wieder aufregen müsste ist die völlige Passivität und Unbeholfenheit, mit der der Westen dieser Entwicklung gegenübersteht.
Es ist jetzt keine große Erkenntnis, dass Russland durch seinen strategischen Luftkrieg massive Flüchtlingsbewegungen auslösen will und damit sehr direkt versucht, die europäischen Staaten in einem schwierigen Winter weiter zu destabilisieren.
Man könnte da durchaus gegen vorgehen wenn man denn wollen würde (aus vitalen Eigeninteressen, ganz jenseits irgendwelcher moralischen Überlegungen!) und mehr tun als ein paar Raketenabwehrsysteme zu liefern.
Denkbar wäre etwa die (Androhung der?) Lieferung von Waffensystemen mit strategisch relevanten Reichweiten um eine ukrainische Vergeltungsaktion mindestens in den Raum zu stellen.
Eine aggressivere Variante wäre, die Russen davon in Kenntnis zu setzen, dass die Ukraine alsbald und urplötzlich sehr robuste Cyberangriffskapazitäten entwickeln und auf das russische Versorgungsnetz einwirken können wird.
Der Punkt ist jedenfalls, auch wir hätten dieseits einer direkten Involvierung genügend eskalative Optionen um die Russen diesbezüglich einzufangen.

Zitat: Das russische C-Waffen Arsenal ist von seiner Wirkung her beträchtlich, die Ukrainer haben nicht ansatzweise genug Schutzausrüstung um in einem solchen Umfeld gefechtsfähig bleiben zu können.

Die Russen in der Ukraine aber halt auch nicht Sleepy

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Zum ersten Video gab es im WHQ noch diesen Twitterlink, mit dem sehr gut herausgearbeitet wurde, dass die Russen durch den MG-Schützen während des Gefechts getötet wurden.
https://twitter.com/noclador/status/1594...oiTMNNp8OA
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@Quintus
Zitat:Wenn ich dich recht verstehe ist es also der breitflächige ungezielte Angriff vor allem auch gegen zivile Ziele welcher dich hier zu einer solchen Einordnung kommen lässt.

Aber auch ein solcher breitflächiger ungezielter Terror gegen die Zivilbevölkerung ist ein strategischer Luftkrieg. In diesem Kontext empfehle ich dir die Schriften Douhets, insbesondere: Il Dominio dell’Aria
Ich kenne Douhets Theorien, danke für den Hinweis. Aber seine Annahmen haben sich quasi nicht bzw. kaum bewahrheitet. Und ich sehe auch aktuell nicht, dass sie sich in der Ukraine bewahrheiten würden. Wenn ich in etwas mehr als über einen Monat hinweg - bzw. seit dem Anschlag auf die Krim-Brücke vor rund sechs Wochen - jeden Tag grob zwischen in etwa 20 und 90 Raketen, Drohnen, Marschflugkörper etc. abfeuere, dann sind das ca. (arg grob hochkalkuliert) vermutlich 1.800 Flugkörper aller Art. Davon wurden wohl zw. 50% und 70% zerstört oder abgelenkt seitens der Abwehr - aber auch hier unter Vorbehalt, da genaue Angaben recht rar sind -, was bedeutet, dass noch 700 bis 800 Flugkörper übrigbleiben (optimistisch gerechnet), die irgendwas getroffen haben. Davon trafen vermutlich 100 bis 200 ein nennenswertes, infrastrukturell gewichtiges Ziel, der Rest fiel auf Straßen, traf Wohnhäuser oder landete in Vorgärten.

Und mit 100 bis 200 Wirkungstreffern auf die Infrastruktur eines Landes von der Größe der Ukraine in sechs Wochen, kann ich keine flächendeckende Lahmlegung des Landes annehmen, zumal im Hintergrund ja auch immer Reparaturen stattfinden. Insofern: Es ist ärgerlich für die Ukrainer, und manche werden auch frieren oder im Dunkeln sitzen, keine Frage, aber es ist keine gesamtstrategische Wirkung zu erkennen.

Anbei zu Reparaturen:
Zitat:+++ 02:21 Ukraine: Stromversorgung teilweise wiederhergestellt +++

Nach den schweren russischen Raketenangriffen auf die Energie-Infrastruktur der Ukraine machen Techniker nach offiziellen Angaben Fortschritte bei der Wiederherstellung der Stromversorgung. In 15 Verwaltungsgebieten gebe es teilweise wieder Strom, teilt der Vizechef des Präsidialamtes, Kyrylo Tymoschenko, mit. In der Hauptstadt selbst werde die kritische Infrastruktur wie Krankenhäuser wieder versorgt, danach seien private Verbraucher dran. Bis zum Abend seien landesweit 2750 Notfallanlaufstellen in Betrieb gegangen, in denen es Heizung, Licht, Wasser, Internet und Telefon für die Bürger gibt.
https://www.n-tv.de/politik/09-29-London...43824.html

Schneemann
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(24.11.2022, 07:32)Quintus Fabius schrieb: Schneemann:


Wenn ich dich recht verstehe ist es also der breitflächige ungezielte Angriff vor allem auch gegen zivile Ziele welcher dich hier zu einer solchen Einordnung kommen lässt.

Aber auch ein solcher breitflächiger ungezielter Terror gegen die Zivilbevölkerung ist ein strategischer Luftkrieg. In diesem Kontext empfehle ich dir die Schriften Douhets, insbesondere: Il Dominio dell’Aria

https://www.zvab.com/buch-suchen/textsuc...errschaft/

Die Anzahl der zivilen Opfer schließt dies aber eigentlich aus. Fakt dürfte sein dass rund 70-80% der russischen Raketen abgeschossen werden und von den restlichen leider genug dort einschlagen wo es der Energieinfrastruktur schadet. Wie diese Zahlen zu werten sind kann ich persönlich nicht einschätzen, da Luftabwehr nicht zu meinen Fachgebieten zählt.
Unabhängig davon dürfte wenn es so weiter geht in wenigen Wochen klar sein wie es um die Produktionskapazitäten russischer Raketen steht, denn die Arsenale dürften bei Nullproduktion in naher Zukunft leer sein.
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Schneemann / lime:

Jede Art von Krieg hat als primäres Ziel den feindlichen Willen. Dafür ist die Frage der phyischen Quantität gar nicht relevant, sondern genau genommen nur die Frage der psychologischen Wirkung. Indirekt bedeutet natürlich mehr Zerstörung oft (aber nicht immer) eine größere Wirkung.

Und dass der strategische Luftkrieg der Russen bis dato nicht gut läuft, heißt weder dass es keiner ist noch dass die Zielsetzung nicht ebenso ein Effekt wäre. Ebenso sind Zivile Opfer nichts was dem entgegen spricht, ganz im Gegenteil.


Werter Nightwatch:

Ergänzend: Für diejenigen welche kein Twitter haben und als Flusstext:

https://threadreaderapp.com/thread/15947...85473.html

Bild aus dieser Darstellung:

https://pbs.twimg.com/media/FiGVVmZXgAAdUMo.jpg

Wie man sieht hatte der MG Schütze keine Linie auf den Russen der dann auf die Ukrainer gefeuert hat.

Er schoss auch gar nicht in Richtung desselben, denn das wäre eben nicht in Linie mit den am Boden liegenden Russen gewesen, sondern in einem Winkel davon nach links wegweisend. Er feuerte also in dem Moment in dem der Russe außerhalb seines Sichtbereichs das Feuer eröffnete breitflächig massiv das Feuer auf die am Boden liegenden Russen, (und nicht in Richtung des Angreifers !)

welche durch dieses Feuer noch am Boden liegend getötet wurden (von Kopfschüssen hatte ich übrigens zu diesem Video nichts geschrieben, im Gegensatz zu dem anderen wo die Kopfschüsse klar zu sehen sind). Das Feuer traf die am Boden liegenden aber durchaus vor allem in den Oberkörper / Hals / Kopf Bereich, dem Russen der die Hände nach vorne vor seinem Kopf hatte wurde zumindest eine Hand abgerissen.

Wenn der MG Schütze auf den angreifenden Russen gefeuert hätte, also in Richtung der weißen Ziegelmauer links von den am Boden liegenden, wären die am Boden liegenden nicht oder allenfalls die ihm am nächsten liegenden in die Beine getroffen worden. Dort aber sitzen die Treffer nicht.

Der Twitter Strang und die dort gezeigten Bilder belegen also, dass der MG Schütze in dem Moment in dem der angreifende Russe außerhalb seines Sichtfeldes zu feuern begann auf der Stelle die am Boden liegenden mit dem MG zusammen geschossen hat. Diese kamen größtenteils auch nicht mehr vom Boden hoch und wurden auf dem Bauch immer noch auf der gleichen Stelle liegend zusammen geschossen.

Deshalb befinden sich die Löcher an der Wand auf welche der Autor hinweise auch rechts von den am Boden liegenden (in Sichtrichtung des MG) und nicht links davon.

Die rechtliche Bewertung ist mir in diesem Kontext übrigens völlig egal, und spielt auch gar keine Rolle. Da geht es mir jetzt nur um die rein technische Bewertung der Sache.
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Da liegen 11 Mann am Boden, nervlich sicher angespannt. Dann geht der Schusswechsel los. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass zumindest einer dieser 11 versucht, aufzustehen? Und sei es nur aus panischem Fluchtinstinkt. Das gibt dem MG-Schützen Anlass, auf diesen zu feuern, wodurch auch die anderen liegenden Russen ins Feuer geraten. Und auch wer beim Versuch aufzustehen getroffen wird, fällt ja wieder so hin, wie er vorher lag. Man kann also zumindest nicht ausschließen, dass es hier eine Reaktion aus der Gruppe liegender Russen gegeben hat, die zu dem Beschuss geführt hat, ohne dass es sich dabei um einen Exzess oder eine gezielte Hinrichtung gehandelt haben muss. Abschließend klären werden wir es nicht können.
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@Quintus Fabius

Zitat:Die rechtliche Bewertung ist mir in diesem Kontext übrigens völlig egal, und spielt auch gar keine Rolle. Da geht es mir jetzt nur um die rein technische Bewertung der Sache.

Ich stimme dir mit der Ausnahme zu, dass der MG-Schütze den angreifenden Russen im mindestens peripheren Sichtfeld hatte.
Das er nicht auf den Angreifer geschossen, sondern im allgemeinen Tohuwabohu sofort in die am Boden liegenden Soldaten gehalten hat ist nach der Twitteranalyse unstrittig.

Nach meiner Einschätzung jedoch nicht nur ein entschuldbares, sondern nach Lage der Dinge auch unvermeidbares Verhalten.
Eigen- und Kameradenschutz haben immer Vorrang, vor allem dann, wenn bereits geschossen, der Kamerad links von dir zu Boden geht und sich die Russen in Bewegung setzen.
Da kann man dann nicht irgendwie abwarten, verstehen was denn nun los ist, vielleicht mal noch den Kopf übers MG heben um den Angreifer zu begutachten, vielleicht versuchen die Waffe rumzureißen um den richtigen singulär zu erwischen – da muss davon ausgegangen werden, dass man gerade in einen perfiden Hinterhalt geraten ist, aus dem einem Angreifer mehrere werden und man in der nächsten Sekunde selbst getroffen und handlungsunfähig neben dem Kameraden liegt.
Da kann es in diesem Moment nur eine Option geben und das Feuer des zahlenmäßig deutlich überlegenen Feindes mit maximaler Wirkung zu erwidern.

Sind halt unschöne Bilder, aber je mehr ich zu diesem Vorfall sehe, desto eindeutiger ist für mich, dass hier in der Situation keinem Ukrainer ein technischer (oder rechtlicher) Vorwurf zu machen ist.
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Ich halte das für nachvollziehbar, daß im Falle einer vorgetäuschten Kapitulation, die Soldaten am Boden erschossen werden, bevor sie selbst angreifen. Ob die sich wirklich ergeben haben oder auch nur vorgetäuscht haben, kann nicht abgewartet werden.

Ich würde mich genauso verhalten. Eine rechtliche Bewertung kann ich nicht abgeben. Aber falsche Rücksichtnahme gefährdet Leben. Schuld ist der angreifende Russe.
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Werter Nightwatch:

Zitat:je mehr ich zu diesem Vorfall sehe, desto eindeutiger ist für mich, dass hier in der Situation keinem Ukrainer ein technischer...... Vorwurf zu machen ist.

Meiner Ansicht nach schon, weil die Soldaten welche sich da bereits auf den Boden gelegt hatten zunächst das geringere Problem darstellen. Deshalb hätte der MG Schütze zuerst auf die weiße Ziegelmauer - respektive auf deren Kante halten müssen um den angreifenden Russen auszuschalten. Er hatte ein PKM, dieses durchschlägt auf diese Distanz die gezeigten dünnen Ziegel mit Leichtigkeit und fräst die Kante ab so dass Splitter, Staub usw ebenfalls in diese Richtung mitwirken. Erst dann hätte er in Richtung der dann noch liegenden oder eventuell teilweise aufspringenden Russen am Boden halten dürfen. Er hat aber zuerst massiv auf diese gefeuert und eben nicht auf den Angreifer.

Das ist mal schlicht und einfach taktisch falsch.

Rudi:

Zitat:falsche Rücksichtnahme gefährdet Leben

Tres amusant, dass man mir mal falsche Rücksichtnahme vorwirft. Sowas höre ich wirklich selten.

Ungeachtet dessen, halte ich diese Aussage hier für grundfalsch. Gefangene zu machen ist meist sehr viel wertvoller als den Gegner möglichst weitgehend umzubringen. Darüber hinaus bestand hier absolut keine Notwendigkeit die am Boden liegenden Russen zusammen zu schießen (und die meisten, eventuell sogar alle lagen als sie getroffen wurden), sondern zunächst ist die größte Notwendigkeit den Angreifer zu töten. Es zeugt eher von Nervenschwäche, Disziplinlosigkeit und mangelndem Können wie die Ukrainer hier vorgegangen sind. Vor allem anderen zeigt es militärische Inkompetenz.

Das fängt schon vor dem Angriff an, wenn man sich mal ansieht wie die Ukrainer agiert haben, wie sie sich aufgestellt haben, wie sorglos sie jede Eigensicherung vernachlässigt haben und wie planlos das ganze Vorgehen an sich war. Mit einem fähigeren Vorgehen wäre sowohl der Angriff des Russen auf der Stelle gescheitert als auch die Russen welche sich ergeben wollten am Leben erhalten worden.

Und man kann durchaus abwarten, und tatsächlich ist der ständige Krampf auf gar keinen Fall als zweiter zu schießen ein Hauptproblem nicht ausreichend ausgebildeter Truppen bzw. disziplinloser Truppen und eine wesentliche Folge davon ist auch sehr viel Beschuss von Eigenen, was übrigens gerade in der Ukraine extrem häufig der Fall ist. Sofort sinnfrei loszuschießen und den ganzen Gurt durchzujagen (der PKM Schütze hat hier tatsächlich einfach alles in die am Boden liegenden Russen gefeuert) ist in keinster Weise taktisch sinnvoll. Wenn dann beispielsweise noch ein Russe käme, wäre dann bereits das MG nicht mal mehr da. Denn es müsste erst den Gurt wechseln.

Falsche Aufstellung, falsches Vorgehen bei der Gefangenahme, falsche Positionierung der Ukrainer, falsche Prioritäten im Feuerkampf, sinnloses Erschießen der bereits gefangenen Gegner, da gibt es nichts zu relativieren, dass ist einfach handwerklich schlecht und nichts anderes.

An dieser Stelle möchte ich betonen, dass solche Aussagen von mir in keinster Weise irgendwelche ethisch-moralischen Gründe als Grundlage haben, dass sei mir fern.

PS: ich war übrigens real in einer solchen Situation, in der ich völlig rechtmässig und legal hätte schießen können, niemand hätte mir daraus nachher einen Strick drehen können. Eindeutiger als die Situation die hier gezeigt wird. Trotzdem schoss ich nicht und wartete stattdessen und wie sich hinterher heraus stellte war dies dann taktisch die bessere Entscheidung. Wenn man richtig vorgeht, entsprechende Situationen richtig abarbeitet und nicht derart schlampt wie die Ukrainer hier und kaltblütig genug ist, kann man auch bei so etwas völlig andere Ergebnisse erzielen als sinnlos die bereits Gefangenen niederzumetzeln.

Wenn aber so etwas trotzdem geschehen ist, dann muss man auf der Stelle sämtliche Smartphones, Kameras usw. einziehen und vollständig zerstören. Jede Spur davon muss ausgelöscht werden. Auf gar keinen Fall darf es dann davon irgendwelche Bilder geben, denn das nutzt der Feind natürlich sofort propagandistisch aus, wie es ja auch hier geschehen ist.

Allein der Umstand dass diese Filme öffentlich wurden ist also bereits handwerklich schlecht und darf so nicht geschehen.
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@Quintus
Zitat:Jede Art von Krieg hat als primäres Ziel den feindlichen Willen. Dafür ist die Frage der phyischen Quantität gar nicht relevant, sondern genau genommen nur die Frage der psychologischen Wirkung. Indirekt bedeutet natürlich mehr Zerstörung oft (aber nicht immer) eine größere Wirkung.

Und dass der strategische Luftkrieg der Russen bis dato nicht gut läuft, heißt weder dass es keiner ist noch dass die Zielsetzung nicht ebenso ein Effekt wäre. Ebenso sind Zivile Opfer nichts was dem entgegen spricht, ganz im Gegenteil.
Ich bin mir nun nicht sicher, ob ich dich richtig verstanden habe, aber das Problem ist ja nicht, dass der strategische Luftkrieg, den ich so nicht sehe, nicht nur schlecht liefe für die Russen, sondern sie führen ihn einfach völlig unzulänglich und versuchen quasi, mit allen irgendwie zur Verfügung stehenden Systemen eine Art von Luftkrieg zu führen, den man als solchen verkaufen will. Aber weder Intensität noch Zielgenauigkeit werden der Definition gegenwärtig gerecht.

Darüber hinaus sehe ich die Aussage, dass jede Art Krieg als primäres Ziel den gegnerischen Willen ausmachen würde, als riskant an (wenn man sie stets anwenden wöllte). Denn sie ist schwer eingrenzbar und je nach Kriegsschauplatz gilt es diese Aussage/Annahme neu zu definieren, da kaum ein Krieg eins zu eins auf einen anderen übertragen werden kann. Es kann sicher Situationen geben, wo dieser Umstand wichtig ist und zutrifft, aber im Normalfall zielt eine Kriegsführung primär ja auch immer auf die Zerschlagung der gegnerischen Streitkraft sowie teils auf die Rüstungskapazitäten und die den Krieg stützende Industrie (Treibstoffversorgung, Schienenwege etc.) ab.

Zu den russischen Verlusten bzw. Aufwendungen für den Krieg:
Zitat:+++ 07:11 Russland soll bislang 82 Milliarden Dollar für Krieg ausgegeben haben +++

Während seiner Invasion in die Ukraine soll Russland nach Berechnungen des Magazins "Forbes" 82 Milliarden Dollar (umgerechnet 78,7 Milliarden Euro) für den Krieg ausgegeben haben. Demnach soll Russland 10.000 bis 50.000 Stück Munition verbraucht und so insgesamt 5,5 Milliarden Dollar allein in die Ausrüstung der Artillerie investiert haben. Die Kosten für die insgesamt 4000 auf die Ukraine abgeschossenen Raketen schätzt das Magazin auf drei Millionen. Der Verlust von 278 russischen Kampfflugzeugen beläuft sich demnach pro Stück auf 18 Millionen Dollar, hinzu kommen insgesamt 261 zerstörte Helikopter mit Kosten von 10,4 Millionen Dollar pro Stück.
https://www.n-tv.de/politik/10-14-London...43824.html

Anm.: Während es bei den Stückpreisen für Flugzeuge und Helikopter zutreffen kann, was die Millionenangabe angeht, so dürfte diese Angabe bei den Raketen (4.000 Stück für drei Millionen) falsch sein, da müsste es Milliarden heißen...

Schneemann
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Big Grin 
(24.11.2022, 23:38)Quintus Fabius schrieb: Rudi:


Tres amusant, dass man mir mal falsche Rücksichtnahme vorwirft. Sowas höre ich wirklich selten.

Kein Vorwurf, wirklich kein Vorwurf Big Grin

Aber schlechte Ausbildung ist nun mal kein Verbrechen und bei der großen Zahl von Reservisten und der hohen Anzahl von Verlusten können nunmal nicht alle sehr gut ausgebildet sein. Ich hatte die Frage eher so verstanden, liegt hier ein Verbrechen vor und weniger, wurde die Situation taktisch gut gelöst. Wobei letztlich wurde die Situation erfolgreich gelöst. Es gab keine eigenen Verluste. Das ist nunmal die maßgebliche Kennzahl für den Erfolg in dieser Situation. Das man anders mehr Russen gefangengenommen hätte und nun mehr getötet hat, wird im Zweifel jeder anders bewerten, wird aber für die ukr. Soldaten zweitrangig sein. Eine gewisse Abgestumpftheit und Gefühllosigkeit stellen sich nach monatelangem Fronteinsatz mit hoher Kampffrequenz wohl bei den meisten automatisch ein.

Allerdings war auch mein Gedanke von Anfang an, daß die ja Nerven haben, einen Mann filmen statt kämpfen zu lassen. Und dann das Video viral zu stellen. Zeugt aber wahrscheinlich davon, daß die Soldaten keinerlei Unrechtsbewußtsein in dieser Situation haben. Eher eine gewisse Naivität ggü. der Wirkung, die bei Zivilisten erzeugt wird.

"Demnach soll Russland 10.000 bis 50.000 Stück Munition verbraucht und so insgesamt 5,5 Milliarden Dollar allein in die Ausrüstung der Artillerie investiert haben. Die Kosten für die insgesamt 4000 auf die Ukraine abgeschossenen Raketen schätzt das Magazin auf drei Millionen. Der Verlust von 278 russischen Kampfflugzeugen beläuft sich demnach pro Stück auf 18 Millionen Dollar, hinzu kommen insgesamt 261 zerstörte Helikopter mit Kosten von 10,4 Millionen Dollar pro Stück."

Die Zahlen kommen mir eher komisch vor. Aber bei 3 Mrd. $ wären das 750.000 pro Rakete. Und da waren doch ziemlich alte aus den 60igern mit bei.

Und was meinen Sie mit 10.000 bis 50.000 Stück Munition bei einem Tagesverbrauch von bis zu 60.000 Schuß ?
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(25.11.2022, 12:15)Rudi schrieb: Ich hatte die Frage eher so verstanden, liegt hier ein Verbrechen vor und weniger, wurde die Situation taktisch gut gelöst.

Das kommt hier immer drauf an, wer schreibt. Während die meisten in so einem Zusammenhang rechtlich/moralische Aspekte untersuchen, denkt Quintus grundsätzlich rein militärisch. Muss man halt wissen. Wink
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(25.11.2022, 19:57)Broensen schrieb: Das kommt hier immer drauf an, wer schreibt. Während die meisten in so einem Zusammenhang rechtlich/moralische Aspekte untersuchen, denkt Quintus grundsätzlich rein militärisch. Muss man halt wissen. Wink

Das ist auch ein Ansatz, der nicht verkehrt ist Smile
Wenn bloß mehr so denken würden Exclamation
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Schneemann:

Zitat:Darüber hinaus sehe ich die Aussage, dass jede Art Krieg als primäres Ziel den gegnerischen Willen ausmachen würde, als riskant an (wenn man sie stets anwenden wöllte). Denn sie ist schwer eingrenzbar und je nach Kriegsschauplatz gilt es diese Aussage/Annahme neu zu definieren, da kaum ein Krieg eins zu eins auf einen anderen übertragen werden kann. Es kann sicher Situationen geben, wo dieser Umstand wichtig ist und zutrifft, aber im Normalfall zielt eine Kriegsführung primär ja auch immer auf die Zerschlagung der gegnerischen Streitkraft sowie teils auf die Rüstungskapazitäten und die den Krieg stützende Industrie (Treibstoffversorgung, Schienenwege etc.) ab.

Die feindlichen Streitkräfte kampfunfähig zu machen und die Rüstungskapazitäten und die den Krieg nährende Industrie auszuschalten, sind in jedem Krieg immer nur Mittel zum Zweck und nicht das eigentliche Ziel des Krieges. Sondern nur eine Methode um das Ziel des Krieges zu erreichen.

Jeder Krieg hat irgendein eigenes Ziel. Das sich aus diesem ein Krieg überhaupt ergibt, resultiert daraus, dass wir einen bestimmten Willen in Bezug auf dieses Ziel haben, der Feind einen anderen Willen. Diese sind nun unvereinbar und organisierte Gewalt aufgrund der Umstände das Mittel den Willen des Gegners zu beeinflussen, zu verändern und/oder zu brechen.

Nur zu diesem Zweck also, der Beeinflussung des Willens in Bezug auf das Ziel wende ich organisierte Gewalt an.

Nun könnte es rein theoretisch auch die Konstellation geben, dass die Vernichtung der feindlichen Streitkräfte das Kriegsziel ist. Aber so etwas ist kriegsgeschichtlich in Wahrheit extremst selten und es scheitert darüber hinaus auch sehr leicht. Nun könnte man argumentieren, dass es hier in diesem extrem seltenen Spezialfall nicht mehr um den Willen geht, aber in Wahrheit ist dies selbst dann der Fall: der Gegner will Streitkräfte unterhalten, wir wollen das nicht. Aus diesem Willenskonflikt ergibt sich dann die Notwendigkeit kriegerischer Gewalt.

Heute aber sind die eigentlichen Kriegsziele fast immer anderer Natur und entsprechend ist die Beeinflussung des Willens des Gegners der Grund warum organisierte Gewalt angewendet wird.

Rudi:

Zitat:Wenn bloß mehr so denken würden

Das wäre ausgesucht schlecht. Für alle.

Allgemein:

Obwohl das Getreideabkommen ja offiziell verlängert wurde, stock der Getreidexport aus der Ukraine zur Zeit erheblich und es kommen immer weniger Schiffe durch. Der Grund sind die durch das Abkommen vorgeschriebenen Inspektionen der Schiffe bevor diese passieren dürfen, welche absichtlich extrem verzögert und langsam betrieben werden. Der zur Zeit wieder verebbende Getreidestrom könnte meiner Einschätzung nach noch erhebliche Fernwirkungen nach sich ziehen.
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(25.11.2022, 22:41)Rudi schrieb: Wenn bloß mehr so denken würden Exclamation

So sehr ich Quintus schätze, ich möchte nicht in einer Welt leben, in der die Mehrheit ihr Denken und Handeln nach seinen Analysen ausrichtet. TongueWink
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Doch, ich bleibe dabei, auch wenn die Äußerungen erstmal nicht ganz ernst war. Wir bräuchten in Deutschland unbedingt mehr Menschen, die so denken, mehr militärischen Sachverstand und einen ausgeprägteren Wehrwillen. Die heutige pazifistische Grundeinstellung halte ich für gefährlich.

Si vis pacem para bellum

Wenn wir nicht so pazifistisch wären, hätte Putin nicht die Ukraine überfallen. Unsere Schwäche war es, die ihn verleitete. Die Ironie dabei ist, daß er noch schwächer ist und dies nicht erkannte.

London: Russland nutzt Raketen auch ohne Sprengköpfe
Russland entfernt Großbritannien zufolge wahrscheinlich Atomsprengköpfe von alternden Marschflugkörpern und feuert Waffen ohne Munition ab. Das berichtet das britische Verteidigungsministerium unter Berufung auf seinen täglichen Geheimdienstbericht. "Unabhängig von den Gründen zeigt diese Improvisation in welchem Maß Russlands Kontingent an Langstreckenraketen abgebaut wurde." Auf Bildern seien die Überreste von Marschflugkörpern zu sehen, die in den 1980er als Träger für Atomsprengköpfe entwickelt wurden. Die fehlenden Sprengköpfe dürften mit Ballast aufgefüllt worden sein. Durch die Bewegungsenergie und nicht verbrauchte Antriebsstoffe würde immer noch Schaden angerichtet. (Reuters)


https://www.tagesspiegel.de/politik/live...09180.html
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