Russland vs. Ukraine
Ich sage ja nicht das seine Forderung falsch sind, das unterscheidet ihn auch deutlich von Vad, Kujat und Konsorten. Reisner hat völlig recht wenn er feststellt, dass viel mehr geliefert werden und im Westen die Produktion kriegswirtschaftlich aufgezogen werden muss.

Was mich an ihm stört – und wo sich sein Ton sehr wenig von der Pro-Moskau-Fraktion unterscheidet – ist seine stetige Überhöhung der russischen Position und Negierung ukrainischen Vorteile. War er sagt ist nicht alles per se falsch (so einiges ist es aber wie ausschnittsweise dargelegt), aber es ist in Teilen furchtbar einseitig und insgesamt keine akkurate Beschreibung des Gesamtbildes. Was bei einer einzelnen Stimmen unter vielen kein gesteigertes Problem, ab dem Punkt wo dieser Stimme singulär und unreflektiert 30 Minuten im Deutschen Fernsehen geboten werden aber halt eben doch.

Reisner ist einer der wenigen, die es zum Ukrainekrieg bis in den Mainstream geschafft haben. Insofern wird er breit rezipiert und stößt mit seinen Ausführungen mittlerweile auch und gerade bei denen auf Gegenliebe, die das Gegenteil von dem wollen, was er erreichen will. Oder anders gesagt: Seine Lagebeurteilung hätte ziemlich genau so – meinetwegen die ein oder andere Oktave schriller – auch von Vad stammen können. Und das schätze ich nicht.
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Ich hoffe aber dir schlüssig dargelegt zu haben, warum er diese Position vertritt - also seine persönlichen Probleme in diesem Fall - bis hin zum Tod seiner ukrainischen Freunde. Seine Überhöhung der russischen Position soll ja explizit mehr Unterstützung für die Ukraine zur Folge haben und diese legitimieren und deshalb finde ich es eben schade, wenn man ihn einfach leichtfertig als eine Pro-Moskau Position abtut, denn dass ist er defintiv nicht.

Und gerade eben weil er eine erstaunliche Breitenwirkung hat, genau deswegen will er hier meiner Überzeugung nach politischen Einfluss nehmen. Zugunsten der Ukraine. Die Färbung seiner Darstellungen und das verbreitete Narrativ sind daher eben nicht rein militärisch-sachlich, sondern sie sind meiner Auffassung nach eindeutig politischer Natur.

Und was soll die Alternative sein? Das Narrativ verbreiten, dass Russland am Ende ist ?! Genau dies wird dann dazu führen, dass man deswegen dann darauf drängt die Waffenlieferungen zu begrenzen bzw. auslaufen zu lassen. Das zeichnet sich in manchen Kreisen bereits ab. Entsprechend könnte die Ukraine sich dann nicht mehr militärisch durchsetzen, sie würde deswegen auch nicht verlieren, aber der Krieg würde entlang irgendeiner Linie festfrieren und immer weiter gehen. Reisner ist demgegenüber der festen Überzeugung (hat er selbst schon so geäußert), dass man den Krieg abkürzen muss, indem man die Ukraine in die Lage versetzt einen zeitnahen militärischen Sieg herbei zu führen. Dazu benötigt die Ukraine zwingend mehr Waffen. Diese will er meiner Überzeugung nach mit seinen Aussagen mobilisieren. Und dass kann man in diesen europäischen Gesellschaften nicht, indem man weitere Waffen für eine offensive Kriegsführung fordert, sondern man muss diese zur "Verteidigung" fordern, weil der Feind ach so stark sei. Dass damit dann die Ukraine eine Offensivfähigkeit erhält ist exakt das worauf Reisner hinaus will.
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Es scheint wohl so, als wenn das Konzept der taktischen Bataillonskampfgruppen in der russischen Einsatzplanung zunehmend nicht mehr weiter verfolgt wird. So wie man es verstehen kann, sind die negativen Punkte vor allem die Ineffizienz der artilleristischen Schlagkraft, die unnötig zersplittert wurde sowie die zu geringe Zahl an Infanteristen (so verstehe ich das jetzt mal) in den einzelnen Einheiten.
Zitat:Russia seems to have abandoned a major part of its ‘military doctrine,’ UK says

Over the last three months, Russian forces in Ukraine have likely largely stopped deploying as Battalion Tactical Groups (BTGs), according to the latest military intelligence update from Britain’s Ministry of Defence. It said that “the BTG concept has played a major part in Russian military doctrine for the last ten years, and saw battalions integrated with a full range of supporting sub-units, including armour, reconnaissance and (in a departure from usual Western practice) artillery.”

However, it noted that several intrinsic weaknesses of the BTG concept have been exposed in the high intensity, large-scale combat of the Ukraine war so far. “BTGs’ relatively small allocation of combat infantry has often proved insufficient” and the “decentralised distribution of artillery has not allowed Russia to fully leverage its advantage in numbers of guns.”
https://www.cnbc.com/2022/11/29/russia-u...dates.html

Schneemann
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Das Hauptproblem der BTG war und ist die Logistik. Diese Einheiten sind extrem versorgungshungrig, gerade eben auch weil sie viele militärische Problemstellungen dann immer mit Hilfe ihrer Artillerie lösen sollen. Entsprechend fressen die Einheiten die Verbrauchsmittel schneller als dies die russische Versorgung nachliefern könnte. Dazu kommt noch, dass die Kampfkraft rein quantiativ unzureichend war und ist, sobald die Artilleriekomponente dieser Mini-Kampfgruppen ausfällt, eingeschränkt oder sonstwie behindert wird. Ironischerweise wären solche Bataillonskampfgruppen eher etwas für westliche TM Streitkräfte und würden sich mit unseren Systemen, unserer Technologie (gelenkte Munition etc) und dem Personalmangel den wir haben als eigentliches Problem haben recht gut machen.
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Die BTG funktionieren wie ein Zweikomponentenkleber. Fehlt eine Komponente, klebt's nicht. Die fehlende Komponente war in diesem Fall die Infanterie.
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Die fehlende Komponente ist meiner Ansicht nach die Frage der Logistik / Versorgung. Ich halte tatsächlich die Frage der Infanterie hier für nachrangig. Denn es war und ist ja gerade eben eigentlich die Idee der BTG gewesen, sich nicht in Infanteriegefechte verwickeln zu lassen, dafür gibt es in der russischen Armee theoretisch (!) eigene Infanterie-Einheiten welche dann die BTG entweder unterstützen könnten oder die Infanterie in diesen bei Verlusten wieder auffüllen könnten.

Die wesentliche Frage ist hierbei meiner Meinung nach, wofür man die BTG einsetzen will und wie man sie einsetzt. Ein Fehler der Russen in diesem Kontext war beispielsweise die drastische Überbetonung der Besetzung von Gelände und das Halten desselben. Das führte dazu, dass man mit BTG bestimmte Linien halten wollte. Statt den angreifenden Feind im Bewegungskampf auszumanövrieren, Reserven in der Tiefe zu bilden und mit Gegenangriffen zu reagieren. Gerade für solche Gegenangriffe würden sich die BTG besonders eignen, stattdessen versuchte man Gelände zu halten - und daraus resultiert der bemerkte Infanteriemangel.

Die BTG sind also offensive Verbände, die in einem von Stellungskämpfen und Defensive geprägten Krieg natürlich zu wenig Infanterie haben, aber dieser Infanteriemangel ist eben ein Resultat einer falschen Einsatzweise dieser Kampfgruppen. Sie wurden von den Russen ja sogar eben sehr oft nicht gemäß ihrer eigenen Doktrin verwendet, sondern sollen alles mögliche leisten, wofür sie weder gedacht noch konzipiert sind.

Nun könnte man in diesen Fällen den (intentionalen) Mangel an Infanterie durch Feuer ersetzen und hier kommt meine Anmerkung zu den logistischen Problemen ins Spiel. Die geringere Quantität bei der Infanterie kann durch das Feuer der Kampfpanzer, Schützenpanzer, insbesondere der Artillerie durchaus in vielen Fällen ersetzt werden, aber dies erhöht den logistischen Fußabdruck erheblich. Entsprechend scheitert dieses Konzept für die Russen daran, dass sie die dafür notwendige Logistik nicht leisten können. Infanterie hätte Russland eigentlich genug. Was fehlt ist die Möglichkeit das Feuer der Systeme zu nähren, welches diese ersetzen soll. Und folgerichtig ist man jetzt auch von diesem Konzept weggegangen.

Kurz und einfach: Das Gefecht der verbundenen Waffen auf einer derart niedrigen Ebene führen zu wollen, erhöht die logistischen Anforderungen drastisch, belastet die rückwärtigen Dienste stärker, benötigt ein sehr hohes Maß an Eigeninitiative, Flexibilität und Können, insbesondere eine sehr hohe Anpassungsfähigkeit - und darüber hinaus eine hohe Kampfmoral und die Bereitschaft andere zu unterstützen / mit anderen zu kooperieren. Allesamt Eigenschaften welche in der russischen Armee nicht bzw. nicht ausreichend vorhanden sind. Entsprechend scheitert es keineswegs an der Infanterie, sondern zuvorderst an der Logistik, dem folgend dann an den anderen hier genannten Faktoren.
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Eine interessante neue Zahl zu den Raketenangriffen der Russen - jetzt sollen es laut den Ukrainern viel mehr Raketen gewesen sein - höchst fragwürdig:

https://www.augsburger-allgemeine.de/pol...11586.html

Zitat:Ukrainischer Minister beklagt russische Raketenangriffe

Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow wartete mit ungewöhnlichen Zahlen auf. Seit Kriegsbeginn vor neun Monaten hat Russland nach seinen Worten über 16.000 Raketen eingesetzt und in 97 Prozent der Fälle zivile Ziele ins Visier genommen.
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(29.11.2022, 14:06)Quintus Fabius schrieb: Und was soll die Alternative sein?
Als Fachmann die Lage akkurat und ohne schrille Töne darstellen. Pro-russische Propagandisten gibt es genug, der öffentliche Diskurs braucht nicht noch jemanden der verquer über zwei Banden aus einer pro-ukrainischen Haltung heraus die Lage möglichst unschön zeichnen will.
Das nutzt die Gegenseite nur zu dankbar aus indem sie seine überzeichneten Analysen übernimmt und seine berechtigten Forderungen über Bord wirft.
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Der fehlende Infanteriekranz um die Artilleriekomponente widerspricht der ganzen Idee der BTG.

Was man schlußendlich daraus macht, ist ohnehin eine andere Frage. Die BTG ist einfach nur ein Konzept. Das Anwenden eines Konzeptes braucht natürlich entsprechende Fähigkeiten. Widrigenfalls hat man "russische Verhältnisse".
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(29.11.2022, 14:06)Quintus Fabius schrieb: Reisner ist demgegenüber der festen Überzeugung (hat er selbst schon so geäußert), dass man den Krieg abkürzen muss, indem man die Ukraine in die Lage versetzt einen zeitnahen militärischen Sieg herbei zu führen. Dazu benötigt die Ukraine zwingend mehr Waffen. Diese will er meiner Überzeugung nach mit seinen Aussagen mobilisieren.
Es schadet nicht sich Hintergrund und Lage von Reisner zu Gemüte zu führen: Er ist Österreicher, nicht Teil der NATO und Österreich unterstützt die Ukraine auf militärischer Ebene gar nicht. Kann ihm nicht gefallen, schon von Berufs wegen, erzeugt Frustration. Dazu kommt der im Alpenland übliche Schmähton und das Lamentieren - was seinen eigenen Charme hat, aber bei uns ungewohnt ist und somit anders wirkt. Schliesslich ist - oder war mindestens bis vor kurzem - Österreich auf geheimdienstlicher Ebene ein ausgestossenes Land aufgrund pro-russischer Infiltration, und man hat sich dort entschliessen müssen personell von Null anzufangen. Dementsprechend werden Reisner keine guten Informationen zu Verfügung stehen.
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(29.11.2022, 14:06)Quintus Fabius schrieb: Ich hoffe aber dir schlüssig dargelegt zu haben, warum er diese Position vertritt - also seine persönlichen Probleme in diesem Fall - bis hin zum Tod seiner ukrainischen Freunde. Seine Überhöhung der russischen Position soll ja explizit mehr Unterstützung für die Ukraine zur Folge haben und diese legitimieren und deshalb finde ich es eben schade, wenn man ihn einfach leichtfertig als eine Pro-Moskau Position abtut, denn dass ist er defintiv nicht.

Und gerade eben weil er eine erstaunliche Breitenwirkung hat, genau deswegen will er hier meiner Überzeugung nach politischen Einfluss nehmen. Zugunsten der Ukraine. Die Färbung seiner Darstellungen und das verbreitete Narrativ sind daher eben nicht rein militärisch-sachlich, sondern sie sind meiner Auffassung nach eindeutig politischer Natur..

Für mich ist das absolut schlüssig. Ich habe die Folge auch gesehen, wo er von dem Tod seines Freundes berichtete und da wirkte er deutlich angeschlagen.

Und militärfachlich gibt es für so absurde Argumente wie die 30 Mio. Reservisten keinerlei Begründung. Und das er ein Fachmann ist, wird ihm keiner abstreiten. Jedenfalls viel mehr als Vad, Kujat und Konsorten. Also bleibt nur die politische Erklärung. Aber das er zu solch absurden Behauptungen greifen muß, um die Lage Rußlands noch schönzureden, zeigt wie schlecht es wirklich um Rußland steht. Solange die Unterstützung der USA anhält, hat Rußland keine Chance, hier noch militärisch was zu reißen.

Politisch halte ich die Variante Abnutzung auch für sinnvoller, da sie vllt. zu einem Zerfall der Russ. Föderation führt. Ähnlich wie damals die NATO-Nachrüstung zu einem Zerfall der kommunistischen Diktaturen führte. Natürlich führt das aber zu einem deutlich höheren Blutzoll der Ukraine.

(29.11.2022, 16:47)Nightwatch schrieb: Das nutzt die Gegenseite nur zu dankbar aus indem sie seine überzeichneten Analysen übernimmt und seine berechtigten Forderungen über Bord wirft.

Dann betreibt die Gegenseite willkommenermaßen sein Geschäft und sorgt auch dafür, daß die Unterstützung der Ukraine nicht nachlässt und hoffentlich auch offensiver Eaffen geliefert werden.

Es sind ja jetzt die Lieferung von Raketen mit 150 km Reichweite im Gespräch.

(29.11.2022, 16:35)Quintus Fabius schrieb: Die wesentliche Frage ist hierbei meiner Meinung nach, wofür man die BTG einsetzen will und wie man sie einsetzt. Ein Fehler der Russen in diesem Kontext war beispielsweise die drastische Überbetonung der Besetzung von Gelände und das Halten desselben. Das führte dazu, dass man mit BTG bestimmte Linien halten wollte. Statt den angreifenden Feind im Bewegungskampf auszumanövrieren, Reserven in der Tiefe zu bilden und mit Gegenangriffen zu reagieren. Gerade für solche Gegenangriffe würden sich die BTG besonders eignen, stattdessen versuchte man Gelände zu halten - und daraus resultiert der bemerkte Infanteriemangel.

Ich denke, ein wesentliches Problem ist die Unfähigkeit des russ. Offizierskorps, einen wie von Dir geschilderten Bewegungskrieg zu führen. Das fängt schon bei der starren Befehlstaktik an. Dazu kommt noch die schwache Logistik. Auch ein Feld, was die Russen nicht wirklich beherrschen, schon gar nicht im Bewegungskrieg.
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Werter Nightwatch:

Zitat:Das nutzt die Gegenseite nur zu dankbar aus indem sie seine überzeichneten Analysen übernimmt und seine berechtigten Forderungen über Bord wirft.

Diese Gegenseite betreibt damit aber eben ungewollt das Geschäft der Ukraine, denn dass was sie da an pro-russischer Propaganda äußert mobilisiert gerade eben weitere Hilfe für die Ukraine. Es könnte sogar propagandistisch sinnvoll sein die Pro-Russland Fraktion auch noch zu befördern, bzw. ihr öffentlichen Raum zu geben schlicht und einfach deshalb, weil die absolute Mehrheit nicht von dieser Pro-Russland Fraktion in Richtung einer pro-russischen politischen Ansicht gebracht werden kann, und die Aussagen der Pro-Russland Fraktion daher das exakte Gegenteil von dem bewirken was diese will.

Eventuell wird sogar absichtlich deshalb Leuten wie Vad, Kujat usw. überhaupt Öffentlichkeit eingeräumt, um damit die weiteren Hilfen für die Ukraine zu legitimieren.

Und auch die Ukraine selbst betreibt dieses Geschäft so, beispielsweise sollen es jetzt 16.000 Raketen gewesen sein statt nur 5000 usw. Auch die Ukrainer blähen die Russen im Westen so weit wie möglich auf, gerade eben weil das Bild einer zahlenmässig, technologisch und materiell überlegenen Ukraine welche als überlegener Gegner die deutlich schwächere russische Armee niedermetzelt eben keine Hilfe für die Ukraine legitimieren kann. Gerade deshalb stellen die Ukrainer es immer als David gegen Goliath dar, mit sich selbst als David, dem kleinen tapferen Land dass sich nur durch sein Heldentum ganz alleine gegen einen übermächtigen Feind verteidigt.

Reisner vertritt also lediglich das ukrainische Narrativ selbst.
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Pogu:

Einen solchen "Kranz" um die Artillerieinheiten muss man aber keineswegs mit Infanterie legen. Der ist auch anders herstellbar, insbesondere wenn man das russische Konzept der Bronegruppa bedenkt. Die Infanterie fehlt vor allem eigentlich beim Sichern bestimmten Geländes gegen feindliche Infanterie sowie beim Säubern solchen Geländes von feindlicher Infanterie. Zur bloßen Sicherung von Artillerieeinheiten sind eigentlich Schützenpanzer mit einer Maschinenkanone und einer besseren Sensorik sowie ein paar FlaK-Panzer deutlich geeigneter als ein paar Infanteristen. Und damit kann man diese dann woanders einsetzen und exakt das wurde auch gemacht.

Die Infanteristen fehlten daher meist nicht zur Sicherung der Artillerie, sondern beim Zusammenspiel mit den Kampfpanzern. Und da man tatsächlich auch real Schützenpanzer zur Absicherung der Artillerie einsetzte, fehlten auch diese vorne bei den Kampfpanzern. Entsprechend agierten dies für sich allein, ohne Infanterieunterstützung und das ist meiner Ansicht nach der Bereich gewesen, in dem die BTG dann "zu wenig" Infanterie hatten. Sie hatten und haben zu wenig Infanterie für den Einsatz der Kampfpanzer, um diese zu unterstützen und deren Vorgehen abzusichern, da hakt es dann viel mehr als bei der Absicherung der Artillerie.
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Das ganze BTG Konzept ist bei den Russen schon seit bald einem halben Jahrhundert Gegenstand taktisch-operativer Betrachtungen. Es ist also alles andere als neu. Und die Überlegungen dahinter sind durchaus profund.

Eine substanzielle Darstellung aus westlicher Sicht, aber hilfreicherweise mal nicht tendenziös, ist jene erst von diesem April:

Battalion Tactical Group
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Da bin ich der gleichen Ansicht, dass die grundsätzlichen Überlegungen zur BTG durchaus gut sind. Wie ich es schon schrieb könnte das ironischerweise ein Konzept für westliche TM Streitkräfte sein. So gut die Ideen dazu sind, so wenig sind sie für die real existierende russische Armee geeignet.

Den von dir dankenswerterweise vernetzten Artikel von Lester W Grau (einem herausragenden Experten was die russischen Streitkräfte angeht) kann ich ebenfalls nur empfehlen.

Ergänzend und einige Kernpunkte etwas zusammenfassend noch eine kurze Darstellung als Kurzfilm:

https://www.youtube.com/watch?v=wSDP-CmwcNM

https://www.youtube.com/watch?v=5n7jAXgxFRQ

Ein wesentliches Problem der russischen Truppen war und ist, dass die BTG nur auf dem Papier so aufgestellt waren, wie es Oberst Reisner hier darlegt. Da fehlten in fast allen solchen BTG überall wesentliche Elemente. Und insbesondere ist es eben sehr schwierig eine so hohe Feuerkraft in einem von der Mannzahl her so kleinen Verband zu nähren. Das fordert die Logistik stärker. Dazu noch der Infanteriemangel bei der Unterstützung des offensiven Vorgehens der Panzer (weniger bzw. nicht bei der Eigensicherung der weiter hinten stehenden Elemente, sondern bei der Sicherung der offensiv vorgehenden Anteile)

Allgemein:

Hier mal eine ganze Reihe von Eindrücken von der Front in der Ukraine:

https://www.youtube.com/watch?v=UvIJmoMjI9c

4:41 die Ukrainischen Offiziere erklären, dass sie mehr Waffen und mehr Munition benötigen

Wie kann man im Westen TM Stimmung für diese Forderung machen, wie sie legitimieren, wie die Unterstützung langfristig und nachhaltig sicher stellen ?! Der Informationskrieg um die Haltung des Westens in dieser Frage ist eine der wesentlichsten Fronten für die Ukraine. Mit einer sachlichen und absolut objektien Darstellung des Kampfgeschehens wie es real ist, kann und wird man meiner Überzeugung nach nicht die notwendige Menge an Unterstützung auf Dauer erhalten können.

Und exakt darauf setzt Russland, dass es den längeren Atem hat, und man im Westen irgendwann dieses Geschehens überdrüssig die Ukrainer zu einem wie auch immer gearteten "Frieden" zwingt. Damit wir den längeren Atem haben, bedarf es also eines Narrativs welches die Bevölkerungen und die demokratisch gewählten Politiker im Westen davon überzeugt, dass diese Unterstützung absolut wesentlich ist, sofort geleistet werden muss und dass sie ausgeweitet werden muss weil der Feind stark ist.
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