25.03.2022, 10:52
(24.03.2022, 22:02)Quintus Fabius schrieb: Selbst wenn die Wahrscheinlichkeit für einen vollumfänglichen Atomkrieg "nur" bei 25% oder weniger liegen sollte (eine von vier Optionen) ist das politisch-strategisch absolut untragbar.
Ich will mich jetzt nicht wieder groß in die (von mir gestartete?) Diskussion einmischen, aber ich kann diese Aussage nicht verstehen. Abschreckung funktioniert nur dann, wenn die Einsatzwahrscheinlichkeit der jeweiligen Mittel nicht gleich Null ist, was im Fall von Atomwaffen immer ein gewisses "Hasardeurtum" voraussetzt (das berühmte "Spiel mit dem Feuer" ist ja die Quintessenz der Kritik an Atomwaffen). Wir haben schon immer eine klare Rote Linie, die nun zu verschieben verändert bzw. erhöht natürlich das Risiko, genau das ist ja Sinn und Zweck dieser Verschiebung. Es aber deswegen in der Bewertung zu überhöhen würde bedeuten, der Gegenseite die Abschreckungsrationalität abzusprechen. Und wenn das tatsächlich der Fall wäre (was meiner Ansicht nach nicht so ist), dann stünden wir sowieso schon viel näher an einem Atomkrieg, als eigentlich gedacht, während gleichzeitig unsere mögliche Einflussnahme auf den weiteren Verlauf verschwindend gering wäre. Die aktuellen Aussagen und Reaktionen Russlands spiegeln das aber meines Erachtens nicht wider.
Was die Diskussion insgesamt betrifft, meinen Standpunkt dazu habe ich ja schon vor anderthalb Wochen dargelegt, und bisher sehe ich hier keine neuen Argumente, die diesen ändern könnten. Die aktuellen Aussagen der NATO finde ich nachvollziehbarerweise entsprechend positiv.