30.03.2022, 13:51
Zum Thema Panzerverluste und dem Fehlen moderner Systeme...
Und zum generell eher suboptimalen Zustand der russischen Streitkräfte - ein eher erschütterndes Essay eines ehem. russischen Offiziers (Schischkin war Militärübersetzer an der pädagogischen Hochschule in Moskau, Offizier der Sowjetarmee, Leutnant der Reserve):
Allerdings sollten wir so fair sein und zugeben, dass sich die meisten von uns (ich auch) und auch die meisten westlichen Geheimdienste haben täuschen lassen vom realen Zustand der russischen Streitkräfte. Waren die Vorhersagen der Dienste (auch gerade der US-Dienste), dass es einen Angriff geben wird, meistens durchaus korrekt, so lagen beinahe alle bei der Einschätzung der "Performance" der russischen Armee daneben. Durch die Bank fast alle Quellen sind von einem tendenziell eher schnellen russischen Erfolg ausgegangen, von einem Blitzsieg sozusagen, allenfalls punktuell gestand man den Ukrainern gewisse Abwehrerfolge zu. Das sorgt nun auch für Diskussionen...
Schneemann
Zitat:Destroyed tanks blow hole in Russian military mythhttps://www.thetimes.co.uk/article/destr...-2d55l3xv9
The destruction of an elite Russian tank detachment in Ukraine is further evidence that the Kremlin lacks the military might it was thought to have before the war, defence experts have said. Ukrainian forces claimed a decisive victory over the 4th Guard tank division in a small town near the Russian border this week.
The armoured unit, famed for fighting in Stalingrad and liberating Poland from the Nazis in the Second World War, was deployed at the start of the invasion of Ukraine. Its tanks rolled into Trostyanets, in the eastern Sumy oblast, after a week-long battle with resistance fighters and occupied the area for 25 days. But in a significant blow to Russia, Ukrainian soldiers announced on Sunday that they had retaken the territory...
Und zum generell eher suboptimalen Zustand der russischen Streitkräfte - ein eher erschütterndes Essay eines ehem. russischen Offiziers (Schischkin war Militärübersetzer an der pädagogischen Hochschule in Moskau, Offizier der Sowjetarmee, Leutnant der Reserve):
Zitat:Hungern, leiden, fliehen: Putins Armee ist eine Sklavenschulehttps://plus.tagesspiegel.de/gesellschaf...39669.html
Die Ukrainer wissen, wofür sie kämpfen. Wissen es die russischen Soldaten? In meiner Zeit als Sowjetoffizier habe ich gelernt: Der gute Rekrut gibt zuerst seine Menschenwürde ab.
Ein Essay von Michail Schischkin
Der Kriegsplan des russischen Generalstabs sah voraus, dass sich die Nato mit ihren Streitkräften nicht in die sogenannte Befreiung der Ukraine einmischen werde. Warum auch sollte die Welt wegen irgendeines Mariupol im nuklearen Inferno enden? Diese Rechnung ging auf. Es würde auch keine Flugverbotszone geben am ukrainischen Himmel.
Die US-Geheimdienste wiederum wussten genau, wie viele Panzer, Kampfflugzeuge und Raketen Russland besitzt. Sie gingen davon aus, dass die Ukraine nach einigen Tagen besiegt sein würde. In dieser Hinsicht haben sich die Amerikaner verrechnet. Den Krieg entscheiden keine Panzer, sondern Soldaten.
Die russische Armee hat versagt. Die Ukrainer wissen, wofür sie kämpfen. Wissen es die russischen Soldaten? [...] Die Offensive steckt fest, die Soldaten sind demotiviert, es fehlt an Treibstoff, an Nahrung. Ein krasses Beispiel für den desolaten Zustand der russischen Armee ist die Verpflegung. [...] Die ganze Welt staunte, als man Bilder zu sehen bekam von 2015 abgelaufenen Feldrationen, die getötete und gefangen genommene Soldaten auf sich trugen. Putins Armee muss marodieren, um nicht zu verhungern. [...]
Jede Armee spiegelt die Quintessenz der Gesellschaftsordnung wider. Die russische Armee spielt eine wichtige soziale Rolle im Land, sie ist eine Anlaufstelle für die Éducation sentimentale. Und die russische Armee war und bleibt eine Schule der Sklaven. [...] Willst du als Rekrut überleben, musst du zuerst zum Sklaven werden, deine Menschenwürde fahren lassen. Später wirst du von einem Sklaven zu einem Herrn, nun bist du an der Reihe, die Neuen zu prügeln, ihnen in die Stiefel zu pissen, sie eine mit Schuhwichse beschmierte Brotscheibe essen zu lassen, ihnen die von zu Hause zugeschickten Lebensmittel wegzunehmen. [...]
Wegen des Diebstahls von Waffen, Technik, Ausrüstung und finanziellen Mitteln erhielten mehr als tausend Soldaten und Offiziere Freiheitsstrafen. 40 Prozent aller Straftaten waren auf physische Gewalt zurückzuführen. Monatlich starben (in der Friedenszeit!) durchschnittlich 88 Soldaten und Offiziere, das macht jährlich 1064 Soldaten, 276 von ihnen durch Selbstmord und 16 durch physische Misshandlungen der Vorgesetzten und anderer Soldaten.
Das waren die Zahlen aus offenen Quellen. Später begann die Putin’sche Armeereform. In den letzten Jahren wurden solche Daten, gemäß der oppositionellen „Nowaja Gaseta“, geheim gehalten. Der Verteidigungsminister schwor mehrmals, dass die Dedowschtschina in der Armee ausgerottet sei. Dass es nicht so ist, bezeugen regelmäßige Medienberichte über Soldaten, die ihre sogenannten Waffenbrüder erschießen und flüchten. [...]
Die undurchsichtigen Praktiken der Geldvergabe brachten sämtliche Reformversuche zum Scheitern. Auch die horrenden Militärausgaben konnten den kritischen Zustand nicht ändern. Berühmt wurde die Blamage der Rüstungsindustrie, als im Mai 2015 ein Panzer der neuen Generation, Armata T-14, während der Militärparade auf dem Roten Platz liegen blieb und abgeschleppt werden musste. Die Produktion dieser Neuentwicklung geriet ins Stocken. Viele Ausrüstungen sind überdies veraltet und stammen noch aus der Sowjetzeit. [...]
Putin lehnte das Angebot des IKRK ab, die Leichen russischer Soldaten aus der Ukraine nach Russland zu überführen. Das ist alles, was man über die Beziehungen zwischen der Macht und dem Fußvolk in meinem Land wissen muss.
Allerdings sollten wir so fair sein und zugeben, dass sich die meisten von uns (ich auch) und auch die meisten westlichen Geheimdienste haben täuschen lassen vom realen Zustand der russischen Streitkräfte. Waren die Vorhersagen der Dienste (auch gerade der US-Dienste), dass es einen Angriff geben wird, meistens durchaus korrekt, so lagen beinahe alle bei der Einschätzung der "Performance" der russischen Armee daneben. Durch die Bank fast alle Quellen sind von einem tendenziell eher schnellen russischen Erfolg ausgegangen, von einem Blitzsieg sozusagen, allenfalls punktuell gestand man den Ukrainern gewisse Abwehrerfolge zu. Das sorgt nun auch für Diskussionen...
Zitat:Top US general in Europe says there 'could be' an intelligence gap in US that caused US to overestimate Russia's capabilitieshttps://edition.cnn.com/2022/03/29/polit...index.html
(CNN) - The top US general in Europe said Tuesday there "could be" a gap in US intelligence gathering that caused the US to overestimate Russia's capability and underestimate Ukraine's defensive abilities before Russia attacked Ukraine. When Russia launched its invasion of Ukraine last month, US intelligence assessed that the country-wide assault could lead to Kyiv falling into Russian hands within days. [...]
Testifying at a Senate Armed Services Committee hearing Tuesday, US European Command chief Gen. Tod Wolters was asked by Sen. Roger Wicker, a Mississippi Republican, if there was an intelligence gap that caused the US to overestimate Russia's strength and underestimate the Ukrainian defenses. [...] While US intelligence was spot on in predicting Russia was planning to invade Ukraine - which the Biden administration aggressively released to turn global sentiment against the Kremlin - the intelligence community did not assess the poor performance of the Russian military. [...]
Lt. Gen. Scott Berrier, the head of the Defense Intelligence Agency, said that US intelligence assessments before the invasion were based on a number of factors, including that the Ukrainians were "not as ready as I thought they should be." [...] "Therefore, I questioned their will to fight. That was a bad assessment on my part, because they have fought bravely and honorably and are doing the right thing," he said.
Schneemann