01.04.2022, 20:57
Werter Nightwatch:
An dieser Stelle sollte ich anmerken, dass ich zu diesem Zeitpunkt deine Ausführungen für unrealistisch angesehen habe und hier schrieb, dass es nicht so kommen wird. Zu diesem Zeitpunkt war auch noch eine Menge russischer Artillerie vor Ort und das Artilleriefeuer erheblich. Die Russen ersetzten da Truppen und Bewegung durch Feuer, sind doch alle drei Faktoren gegeneinander verrechenbar.
Nun ist in den letzten Tagen das russische Artilleriefeuer erlahmt, wie ebenfalls von dir vorher gesagt - offenkundig hat das logistische Gründe. Damit war der Raum nicht mehr zu halten, da die Truppen dafür zu stark ausgeblutet waren und eben kein Artilleriefeuer als Substitut für Truppenzahl und/oder Bewegung mehr aufrecht erhalten werden konnte.
Ich finde diesen Krieg derart spannend und faszinierend, vor allem auch weil ich mich jetzt schon mehrfach geirrt habe in meinen Annahmen über das was da als nächstes geschieht bzw. was die Russen leisten können und was nicht. Das aktuelle Geschehen nordwestlich von Kiew ist gerade so ein Fall. Die ukrainischen Stellungen am Fluss Irpin entlang waren gut, ich habe nicht erwartet dass der Russe sie nehmen kann. Aber umgekehrt hätte ich noch vor wenigen Tagen ausgeschlossen, dass umgekehrt die Ukrainer die Irpin Linie nehmen können.
Ich ging fest davon aus, dass die Russen zumindest in der Defensive bzw. in einem Stellungskrieg mit ihrer Artillerie die Linien halten könnten und dass sie die Versorgung ihrer Artillerie in den Griff kriegen würden. Stattdessen wie von dir vorher gesagt der Totalzusammenbruch der russischen Front in diesem Abschnitt.
Das ist einfach spektakulär ! Es ist wirklich sehr lehrreich für mich, wie ich mich dermaßen hier geirrt habe.
Schneemann:
Rein militärwissenschaftlich brechen die meisten Armeen bei ca. 1/5 bis 1/4 Verluste in sich zusammen, ebenso die meisten Kampfverbände. Das ist ganz normal. Es gibt in der Kriegsgeschichte viele Streitkräfte die schon bei geringeren Verlusten kollabiert sind, und nur sehr selten welche (wie die kaiserlich japanische Armee) welche Verluste weit über das genannte Maß einstecken konnten.
Dessen ungeachtet ist die Frage, ob die Verluste im Raum Kiew überhaupt diese Schwelle erreicht haben, oder ob sie niedriger waren oder ob sie sogar höher waren. Das ist alles höchst unklar. Unabhängig davon ist die russische Kampfmoral anscheinend auf dem Tiefpunkt angekommen, so dass trotz überlegener Artillerie selbst in der Defensive nichts mehr erreicht werden konnte.
Zitat:Ich habe hier schon am Mittwoch vor einer Woche geschrieben, dass die Ukrainer an der Westflanke des Vorstoßes soviel Druck aufbauen, dass eine Einkesselung der Russischen Verbände im Raum Irpin durch Kappung der wenigen Verbindungsstraßen bei Iwankiv über den Teteriw möglich ist und eine Kollabierung der kompletten Nordwestfront möglich ist.
An dieser Stelle sollte ich anmerken, dass ich zu diesem Zeitpunkt deine Ausführungen für unrealistisch angesehen habe und hier schrieb, dass es nicht so kommen wird. Zu diesem Zeitpunkt war auch noch eine Menge russischer Artillerie vor Ort und das Artilleriefeuer erheblich. Die Russen ersetzten da Truppen und Bewegung durch Feuer, sind doch alle drei Faktoren gegeneinander verrechenbar.
Nun ist in den letzten Tagen das russische Artilleriefeuer erlahmt, wie ebenfalls von dir vorher gesagt - offenkundig hat das logistische Gründe. Damit war der Raum nicht mehr zu halten, da die Truppen dafür zu stark ausgeblutet waren und eben kein Artilleriefeuer als Substitut für Truppenzahl und/oder Bewegung mehr aufrecht erhalten werden konnte.
Ich finde diesen Krieg derart spannend und faszinierend, vor allem auch weil ich mich jetzt schon mehrfach geirrt habe in meinen Annahmen über das was da als nächstes geschieht bzw. was die Russen leisten können und was nicht. Das aktuelle Geschehen nordwestlich von Kiew ist gerade so ein Fall. Die ukrainischen Stellungen am Fluss Irpin entlang waren gut, ich habe nicht erwartet dass der Russe sie nehmen kann. Aber umgekehrt hätte ich noch vor wenigen Tagen ausgeschlossen, dass umgekehrt die Ukrainer die Irpin Linie nehmen können.
Ich ging fest davon aus, dass die Russen zumindest in der Defensive bzw. in einem Stellungskrieg mit ihrer Artillerie die Linien halten könnten und dass sie die Versorgung ihrer Artillerie in den Griff kriegen würden. Stattdessen wie von dir vorher gesagt der Totalzusammenbruch der russischen Front in diesem Abschnitt.
Das ist einfach spektakulär ! Es ist wirklich sehr lehrreich für mich, wie ich mich dermaßen hier geirrt habe.
Schneemann:
Zitat:d. h. wohl grob 20% bis 25% je der Panzerfahrzeuge und Mannschaften, die dort an- und eingesetzt wurden. Das ist vergleichsweise viel, aber im Grunde nicht ausreichend, um eine halbwegs funktionierende Armee zu einer derartigen Flucht zu nötigen.
Rein militärwissenschaftlich brechen die meisten Armeen bei ca. 1/5 bis 1/4 Verluste in sich zusammen, ebenso die meisten Kampfverbände. Das ist ganz normal. Es gibt in der Kriegsgeschichte viele Streitkräfte die schon bei geringeren Verlusten kollabiert sind, und nur sehr selten welche (wie die kaiserlich japanische Armee) welche Verluste weit über das genannte Maß einstecken konnten.
Dessen ungeachtet ist die Frage, ob die Verluste im Raum Kiew überhaupt diese Schwelle erreicht haben, oder ob sie niedriger waren oder ob sie sogar höher waren. Das ist alles höchst unklar. Unabhängig davon ist die russische Kampfmoral anscheinend auf dem Tiefpunkt angekommen, so dass trotz überlegener Artillerie selbst in der Defensive nichts mehr erreicht werden konnte.