02.10.2022, 10:49
Zitat:Russland könnte aus der Nummer rauskommen. Rückzug aus den Gebieten die es seit dem 24.02.22 erobert hat, im Gegenzug für die Krim. Das Ziel der Ukraine den Status Quo 2014 herzustellen ist illusorisch und nicht realisierbar.
Die Ukraine will aber in jedem Fall die Krim zurück erobern, und alle Gebiete in der Ostukraine ohnehin. Und gewisse Kreise im ukrainischen Militär denken schon weiter, dass man sich beispielsweise Rostow und Umgebung holen könnte usw.
Die Ukrainische Regierung geht auch davon aus, dass man Russland komplett schlagen kann, wenn der Westen immer weiter Waffen liefert. Gerade deshalb wird so extrem darauf gedrängt, gerade deshalb zögert der Westen bei bestimmten Offensiv-Systemen.
Ob das illusorisch ist, bzw. nicht realisierbar spielt dafür keine Rolle. Die Ukraine bezieht da eine extreme / totale Position. Und umgekehrt hat auch Russland sich viel zu weit aus dem Fenster gelehnt und vertritt ganz genau so viel zu radikale und absolute Zielsetzungen. Es ist gerade dieser Umstand, der den Krieg ständig eskalieren lassen wird und der einen Verhandlungsfrieden verunmöglicht.
Beide Seiten haben absolute Zielsetzungen. Solche können nur durch eine totale Niederlage, also eine bedingungslose Kapitulation der einen oder der anderen Seite erreicht werden. Solange dem so ist, wird der Krieg seiner ihm inne wohnenden eigentlichen Natur immer weiter außer Kontrolle geraten.
KheibarShekan:
Die russische Artillerie benötigt immense Mengen an Munition. Aufgrund der westlichen Aufklärung und der Raketenartillerie können die Russen diese nicht mehr so konzentriert heran schaffen, sie müssen die ganzen Wege und Depots für die Artilleriegranaten viel stärker dislozieren. Dadurch hat der Granaten-Hagel in den letzten Wochen drastisch abgenommen. Es hagelt zwar immer noch durchgehend, aber eben nicht mehr in dieser Dichte, und mit dem Wegefallen der Dichte reicht die Feuerkraft eben nicht mehr um dadurch die mangelnde Masse oder die mangelnde Bewegung gegen den Feind auszugleichen. Dazu kommt noch, dass wichtige russische Versorgungslinien in Reichweite der Ukrainer gekommen sind und dadurch effektiv für die russische Logistik weitgehend ausgefallen sind. Das reicht von besseren Straßen bis hin zu den absolut wesentlichen Eisenbahnlinien. Die Ukrainer können diese inzwischen immer besser mit weitreichendem Feuer sperren und daher versiegt der Nachschub an Granaten für die Artillerie zunehmend. Nur so war auch die Offensive der Ukrainer möglich, den ansonsten wäre sie im Artilleriefeuer liegen geblieben.
Um aber immer heraus zu kriegen wo genau die russischen Depots und Munitionslieferungen stehen, fehlen den Ukrainern selbst die Fähigkeiten. Teilweise können sie natürlich durch Stay-Behind Einheiten, durch Infiltration (auch gezielt durch EInheiten welche komplett in Ziviler Kleidung und mit zivilen Fahrzeugen agieren!), durch Fernspäher und teilweise auch durch Drohnen aufklären, aber das ist alles unzureichend. Durch die westliche Aufklärung der NATO haben die Ukrainer hier den entscheidenden Vorteil. Sie kriegen im Endeffekt die Ziele für die vom Westen gelieferte Raketenartillerie auf dem Präsentierteller. Und damit zerbröseln die ohnehin schon überlasteten russischen rückwärtigen Dienste immer weitergehend.
Beschließend kommt dann da noch dazu, was I-need-a-Medic geschrieben hat, dass man für die Zerstörung einer Stadt wirklich große Menge an Wirkmitteln benötigt. Die Russen benötigen diese aber um damit ukrainische Militäreinheiten zu bekämpfen, zumal die Ukrainer aktuell noch zahlenmässig haushoch überlegen sind. Die Offensive bei Kharkiv wurde anscheinend in einem Verhältnis von 8 : 1 zugunsten der Ukrainer geführt.