20.10.2022, 11:32
@Schneemann
Es gab nach dem Untergang der Sowjetunion dann keinen größeren Assimilierungsdruck dahingehend, mit den eigenen Wurzeln zu brechen - die Auswanderung erfolgte weniger aus ideologischen als aus wirtschaftlichen Gründen - sodass man mit der alten Heimat oft noch wohlwollend verbunden blieb und sich lange nicht vollständig in die weitere israelische Gesellschaft integrierte. Das begann damit das erhebliche Teile der Auswanderergeneration an der russischen Sprache im Alltag (und va zu Hause) festgehalten haben und nur unzureichend Hebräisch gelernt haben.
Da die russischen Juden in Israel (und russische Nichtjuden die mitkamen) auch noch eine relativ hohe Geburtenrate haben, sodass ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung wächst. Mittlerweile sprechen gut 18% der israelischen Bevölkerung russisch mindestens als Zweitsprache.
Das wird sich in spätestens zwei Generationen dann auch einrenken, aktuell ist das aber erheblich und prägt die Einstellung gegenüber ‚der alten Heimat‘.
Die guten russisch-israelischen Beziehungen (Russland tritt gegenüber Israel nach israelischer Wahrnehmung beileibe nicht so kritisch auf wie viele westliche Ländern) und die Erholung und Erfolg Russlands unter Putin tun ihr übriges diese Weltsicht zu bestätigen.
Diese Gemengelage hat erhebliche politische Auswirkungen, auch ganz ohne Ukraine.
Andere Faktoren die eine unmittelbarere Rolle spielen:
In Kürze sind Knesset-Wahlen, der Netanyahu Block steht (mal wieder) knapp vor einer Mehrheit, das letzte was die aktuelle Mitte-Links Regierung tun will ist Avidgor Lieberman und Yisrael Beiteinu mit einer antirussischen Politik zurück ins Netanyahu-Lager zu treiben.
Geostrategisch natürlich Syrien, Israel (Netanyahu) hat den Drahtseilakt hinsichtlich israelischer Luftangriffe im russisch dominierten Luftraum ziemlich gut abmoderiert, man hat hier wenig Interesse dieses Fass aufzumachen indem man Moskau verärgert.
Und schlussendlich, die ukrainische Naziproblematik wurde halt auch in der israelischen Gesellschaft rezipiert und von vielen natürlich in den Kontext des Holocausts gestellt. Viele (Israelis mit jüdischen Wurzeln) sehen die Ukraine so nicht als befreundeten Staat (anders als Russland) und sieht nicht, warum es im israelischen Interesse wäre hier Partei zu beziehen.
@KheibarShekan
Was wollt ihr denn alle mit dem Jemen?
Der ‚illegale Angriffskrieg der Golfaraber auf den Jemen‘ war eine Intervention in einen Bürgerkrieg zur Stützung der legitimen jemenitischen Regierung. Was soll daran Illegal gewesen sein? Staaten haben das uneingeschränkte Recht zur individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung. Die jemenitische Regierung konnte jederzeit militärische Hilfe von außen einholen, da ist nichts dabei. Genauso war übrigens die russische Intervention in Syrien zur Unterstützung von Assad legal.
Aber egal.
Was heißt der Iran ist der Aggressor? Das ist völlig gleichgültig. Der Iran hat sich entschieden, in Russisch-Ukrainischen Krieg die Gegenseite zu unterstützen. Und das hat halt Auswirkungen auf unsere Beziehungen gegenüber dem Iran. Schlicht und einfach.
Zitat: Ich habe es aber gerade nicht parat, ob es innenpolitische Gründe hierfür in Israel gibt.Naja, zuvorderst halt die große quasirussische Minderheit. Nach dem Ende der Sowjetunion sind hunderttausende Juden nach Israel migriert, die deutliche Mehrheit aus dem heutigen Russland.
Es gab nach dem Untergang der Sowjetunion dann keinen größeren Assimilierungsdruck dahingehend, mit den eigenen Wurzeln zu brechen - die Auswanderung erfolgte weniger aus ideologischen als aus wirtschaftlichen Gründen - sodass man mit der alten Heimat oft noch wohlwollend verbunden blieb und sich lange nicht vollständig in die weitere israelische Gesellschaft integrierte. Das begann damit das erhebliche Teile der Auswanderergeneration an der russischen Sprache im Alltag (und va zu Hause) festgehalten haben und nur unzureichend Hebräisch gelernt haben.
Da die russischen Juden in Israel (und russische Nichtjuden die mitkamen) auch noch eine relativ hohe Geburtenrate haben, sodass ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung wächst. Mittlerweile sprechen gut 18% der israelischen Bevölkerung russisch mindestens als Zweitsprache.
Das wird sich in spätestens zwei Generationen dann auch einrenken, aktuell ist das aber erheblich und prägt die Einstellung gegenüber ‚der alten Heimat‘.
Die guten russisch-israelischen Beziehungen (Russland tritt gegenüber Israel nach israelischer Wahrnehmung beileibe nicht so kritisch auf wie viele westliche Ländern) und die Erholung und Erfolg Russlands unter Putin tun ihr übriges diese Weltsicht zu bestätigen.
Diese Gemengelage hat erhebliche politische Auswirkungen, auch ganz ohne Ukraine.
Andere Faktoren die eine unmittelbarere Rolle spielen:
In Kürze sind Knesset-Wahlen, der Netanyahu Block steht (mal wieder) knapp vor einer Mehrheit, das letzte was die aktuelle Mitte-Links Regierung tun will ist Avidgor Lieberman und Yisrael Beiteinu mit einer antirussischen Politik zurück ins Netanyahu-Lager zu treiben.
Geostrategisch natürlich Syrien, Israel (Netanyahu) hat den Drahtseilakt hinsichtlich israelischer Luftangriffe im russisch dominierten Luftraum ziemlich gut abmoderiert, man hat hier wenig Interesse dieses Fass aufzumachen indem man Moskau verärgert.
Und schlussendlich, die ukrainische Naziproblematik wurde halt auch in der israelischen Gesellschaft rezipiert und von vielen natürlich in den Kontext des Holocausts gestellt. Viele (Israelis mit jüdischen Wurzeln) sehen die Ukraine so nicht als befreundeten Staat (anders als Russland) und sieht nicht, warum es im israelischen Interesse wäre hier Partei zu beziehen.
@KheibarShekan
Zitat:Klar, kann man das alles aus einem militärischen und machtpolitischen Kontext heraus machen. Nur woher strickst Du Dir Deine Legitimation und Verhältnismäßigkeit? Der illegale Angriffskrieg der Golfaraber auf den Jemen wird durch massive Waffenlieferungen ermöglicht. Der Großteil der dorthin gelieferten Waffen (im Wert von zig Mrd) richtet sich direkt gegen den Iran. Der illegale Angriffskrieg den Saddam Husseins Baath Regime 8 Jahre gegen den Iran unter anderem mit Chemiewaffen geführt hat, dessen Verurteilung an einem Veto der USA im Sicherheitsrat nebst Enthaltung der Verbündeten gescheitert ist, wurde maßgeblich durch massive Waffenlieferungen überhaupt ermöglicht und am Laufen gehalten. Die syrischen Rebellen wurden massiv von USA, Türkei und Osteuropa mit Waffen versorgt. Und witzigerweise produziert der Iran seine Waffen selbst, weil er diese ja gar nicht importieren darf. Die Russen haben, sofern das alles stimmt, für 40 Mio. (2000 x 20.000) Drohnen bestellt. Aber der Iran ist der Aggressor. Immer wieder unterhaltsam.
Was wollt ihr denn alle mit dem Jemen?
Der ‚illegale Angriffskrieg der Golfaraber auf den Jemen‘ war eine Intervention in einen Bürgerkrieg zur Stützung der legitimen jemenitischen Regierung. Was soll daran Illegal gewesen sein? Staaten haben das uneingeschränkte Recht zur individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung. Die jemenitische Regierung konnte jederzeit militärische Hilfe von außen einholen, da ist nichts dabei. Genauso war übrigens die russische Intervention in Syrien zur Unterstützung von Assad legal.
Aber egal.
Was heißt der Iran ist der Aggressor? Das ist völlig gleichgültig. Der Iran hat sich entschieden, in Russisch-Ukrainischen Krieg die Gegenseite zu unterstützen. Und das hat halt Auswirkungen auf unsere Beziehungen gegenüber dem Iran. Schlicht und einfach.