05.06.2023, 12:34
Ich glaube nicht, dass die Ukraine es sich leisten wird offensivfähige Reserven zurückzuhalten.
Schlicht weil etwas passieren muss. Rein militärisch betrachtet kann das folgenlose Ringen um einzelne Kuhdörfer und Querstraßen zwar weitergehen, gesamtheitlich gesehen tickt aber die Uhr.
Nicht nur was die Zuversicht an der Heimatfront (ungebrochen in Erwartung eines Sieges) oder die internationalen Partner angeht (wenn sich militärisch nach all den Lieferungen gar nichts bewegt ist die Lage hoffnungslos …) sondern auch was die strategische Großwetterlage anbelangt.
Wir stehen jetzt eigentlich wieder ziemlich genau da, wo wir ihm Frühsommer vor einem Jahr auch gestanden sind. Russland hat sein Offensivpotential erschöpft und die Ukraine mit nicht Unerheblicher Überredungskunst soviel zusammenkratzen können, dass wieder Bewegung in ihrem Sinne möglich ist.
Auch dieser Jahr wieder erkaufte man sich die zur Generierung des Offensivpotentials nötige Zeit mit schmerzhaften Verlusten an der Front und widerstand vorbildlich der Versuchung, hochwertiges westliches Gerät im Kampf um tertiäre Ziele zu verkleckern. Damit maximierte man den eigenen Kräftezuwachs und verstand es gleichzeitig die Russen im großen Umfang abzunutzen (die ihrerseits dankenswerterweise dumm genug waren bei Vuhledar, Avdiivka und Bakhmut in sinnlose Offensiven zu gehen).
So positiv die Vorbereitung aber gelaufen sein mag dürfte jetzt der Punkt erreicht sein mit dem weiteres Zuwarten das ukrainische Offensivpotential nicht mehr im ausreichendem Maße vergrößert. Sprich, das Gros der zugesagten westlichen Hilfe ist eingetroffen, kurzfristig stehen noch Leopard 1 auf dem Zettel, aber das dürfte es im Wesentlichen bis in den Herbst (M1) gewesen sein. Die Russen dagegen sind mittlerweile in eine defensive Grundhaltung und operative Pause übergegangen und regenerieren sich.
Damit heißt es jetzt eigentlich, entweder jetzt angreifen oder garnicht. Und garnicht ist keine Option, denn die Aussichten werden mit Blick auf 2024 nicht besser werden. Aus der Europäischen Union sind schlicht mangels Reserven keine substantiellen Verstärkungen zu erwarten und auch aus den USA werden während des Präsidentschaftswahlkampfes ohne vorausgegangene durchschlagende Erfolge auch nicht plötzlich hunderte M1 zu Verfügung gestellt werden (so sinnvoll und geboten das auch wäre). Auf der anderen Seite wiederrum wird die russische Rüstungsindustrie trotz aller Schwierigkeiten im jetzt erhöhten Maße Wehrmaterial an die Front bringen können. Sprich, man steht jetzt gut da aber recht viel besser wird es erstmal nicht mehr werden.
Für mich bedeutet diese Gemengelage, das jetzt ein entscheidender Schlag geführt und gelingen muss. Zuwarten und Zurückhalten bringt gesamtstrategisch betrachtet nichts, zeigt die Großoffensive keine Erfolge wird sich die Wage so oder so in Richtung von Verhandlungen neigen. Ob da dann noch x Brigaden vorgehalten werden oder nicht sollte keinen entscheidenden Unterschied machen.
Wie das dann aussehen wird muss man sehen. Ich erwarte auch erstmal keine plötzlichen größeren Geländegewinne wie wir sie bei der Gegenoffensive vor Kharkiv gesehen haben. Zum einen weil die Russen im Süden dafür zu tief eingegraben sind, zum anderen weil ich eher mit mehrwöchigen, frontweit zunehmend eskalierenden aber immer noch vorbereitenden Operationen rechne, die russische Kampfkraft erschöpfen und Reserven binden werden. Sprich ich erwarte da keinen kühnen Panzerdurchbruch und Ukrainische Spitzen in 72 Stunden am Asowsche Meer oder so, sondern ein eher langsames Vordringen bevor gerne auch in anderen operativen Räumen der entscheidende Schlag gesetzt wird und die russische Position zusammenklappt. Mein Favorit wäre hier ein Überqueren des Dnepr bei Kherson nachdem die Russen in Zaporizhzhia voll committed sind aber man wird sehen.
Vom Schreibtisch aus würde ich grundsätzlich konservativer vorgehen und auf einen überwältigenden Angriff mit allen verfügbaren Kräften östlich von Polohy mit Stoßrichtung Mariupol setzen. Aber es ist schwierig einzuschätzen, wo hier die logistischen Limitationen liegen und welche Kräfte der Feind gerade dort zusammengezogen hat.
Und ehrlich gesagt, wenn sie tatsächlich mit irgendetwas in Richtung 30 Brigaden angreifen können sollten müssten sie sich schon sehr dumm anstellen, damit nicht irgendwo etwas nachgibt.
Schlicht weil etwas passieren muss. Rein militärisch betrachtet kann das folgenlose Ringen um einzelne Kuhdörfer und Querstraßen zwar weitergehen, gesamtheitlich gesehen tickt aber die Uhr.
Nicht nur was die Zuversicht an der Heimatfront (ungebrochen in Erwartung eines Sieges) oder die internationalen Partner angeht (wenn sich militärisch nach all den Lieferungen gar nichts bewegt ist die Lage hoffnungslos …) sondern auch was die strategische Großwetterlage anbelangt.
Wir stehen jetzt eigentlich wieder ziemlich genau da, wo wir ihm Frühsommer vor einem Jahr auch gestanden sind. Russland hat sein Offensivpotential erschöpft und die Ukraine mit nicht Unerheblicher Überredungskunst soviel zusammenkratzen können, dass wieder Bewegung in ihrem Sinne möglich ist.
Auch dieser Jahr wieder erkaufte man sich die zur Generierung des Offensivpotentials nötige Zeit mit schmerzhaften Verlusten an der Front und widerstand vorbildlich der Versuchung, hochwertiges westliches Gerät im Kampf um tertiäre Ziele zu verkleckern. Damit maximierte man den eigenen Kräftezuwachs und verstand es gleichzeitig die Russen im großen Umfang abzunutzen (die ihrerseits dankenswerterweise dumm genug waren bei Vuhledar, Avdiivka und Bakhmut in sinnlose Offensiven zu gehen).
So positiv die Vorbereitung aber gelaufen sein mag dürfte jetzt der Punkt erreicht sein mit dem weiteres Zuwarten das ukrainische Offensivpotential nicht mehr im ausreichendem Maße vergrößert. Sprich, das Gros der zugesagten westlichen Hilfe ist eingetroffen, kurzfristig stehen noch Leopard 1 auf dem Zettel, aber das dürfte es im Wesentlichen bis in den Herbst (M1) gewesen sein. Die Russen dagegen sind mittlerweile in eine defensive Grundhaltung und operative Pause übergegangen und regenerieren sich.
Damit heißt es jetzt eigentlich, entweder jetzt angreifen oder garnicht. Und garnicht ist keine Option, denn die Aussichten werden mit Blick auf 2024 nicht besser werden. Aus der Europäischen Union sind schlicht mangels Reserven keine substantiellen Verstärkungen zu erwarten und auch aus den USA werden während des Präsidentschaftswahlkampfes ohne vorausgegangene durchschlagende Erfolge auch nicht plötzlich hunderte M1 zu Verfügung gestellt werden (so sinnvoll und geboten das auch wäre). Auf der anderen Seite wiederrum wird die russische Rüstungsindustrie trotz aller Schwierigkeiten im jetzt erhöhten Maße Wehrmaterial an die Front bringen können. Sprich, man steht jetzt gut da aber recht viel besser wird es erstmal nicht mehr werden.
Für mich bedeutet diese Gemengelage, das jetzt ein entscheidender Schlag geführt und gelingen muss. Zuwarten und Zurückhalten bringt gesamtstrategisch betrachtet nichts, zeigt die Großoffensive keine Erfolge wird sich die Wage so oder so in Richtung von Verhandlungen neigen. Ob da dann noch x Brigaden vorgehalten werden oder nicht sollte keinen entscheidenden Unterschied machen.
Wie das dann aussehen wird muss man sehen. Ich erwarte auch erstmal keine plötzlichen größeren Geländegewinne wie wir sie bei der Gegenoffensive vor Kharkiv gesehen haben. Zum einen weil die Russen im Süden dafür zu tief eingegraben sind, zum anderen weil ich eher mit mehrwöchigen, frontweit zunehmend eskalierenden aber immer noch vorbereitenden Operationen rechne, die russische Kampfkraft erschöpfen und Reserven binden werden. Sprich ich erwarte da keinen kühnen Panzerdurchbruch und Ukrainische Spitzen in 72 Stunden am Asowsche Meer oder so, sondern ein eher langsames Vordringen bevor gerne auch in anderen operativen Räumen der entscheidende Schlag gesetzt wird und die russische Position zusammenklappt. Mein Favorit wäre hier ein Überqueren des Dnepr bei Kherson nachdem die Russen in Zaporizhzhia voll committed sind aber man wird sehen.
Vom Schreibtisch aus würde ich grundsätzlich konservativer vorgehen und auf einen überwältigenden Angriff mit allen verfügbaren Kräften östlich von Polohy mit Stoßrichtung Mariupol setzen. Aber es ist schwierig einzuschätzen, wo hier die logistischen Limitationen liegen und welche Kräfte der Feind gerade dort zusammengezogen hat.
Und ehrlich gesagt, wenn sie tatsächlich mit irgendetwas in Richtung 30 Brigaden angreifen können sollten müssten sie sich schon sehr dumm anstellen, damit nicht irgendwo etwas nachgibt.