24.01.2024, 18:54
Schneemann:
1. Zunächst mal schiebt man dann die Schuld für das eigene Versagen einem Sündenbock zu, und dass ist hier der Westen. Man hätte ja längst gesiegt, wenn der Westen nicht seine gigantischen Arsenale welche er im Kalten Krieg angehäuft hat jetzt in der Ukraine entsorgen würde und noch darüber hinaus auch noch auf Anschlag produziert um die Ukraine mit Waffen vollzumüllen !
Man kämpft hier ja nicht gegen die Ukraine, sondern 120 Millionen tapfere heldenhafte Russen stemmen sich gegen 800 Millionen Schwächlinge aufwärts. Aber bei einer Überlegenheit von 1 : 8 für den Feind und dessen größerer Industrie muss man halt mehr kämpfen und noch härter sein usw.
2. Die Russen neigen aufgrund ihres Volkscharakters zu einer verblüffenden Passivität in Bezug auf bestimmte Umstände. Man nimmt deshalb solche Fehlentwicklungen sehr viel länger hin als jedes andere Volk, selbst wenn man darum weiß was tatsächlich die Gründe sind. Das greift tief in die Sozialkultur hinein und ist sogar militärisch relevant - aus dem gleichen Grund sind Russen beispielsweise in der Defensive so zäh zu schlagen. Weil sie in der Defensive Zustände hinnehmen die sonst niemand hinnehmen würde.
3. Sollte man aber wie schon geschrieben eine gewisse Grenze überschreiten, und dann kommt eine Mehrheit zu der Überzeugung, dass tatsächlich man selbst Schuld an allem ist, dann war es die Führung. Zunächst die bösen Bojaren, welche den Herrscher falsch beraten haben. Wären da nur gute Bojaren die dem Herrscher die Augen öffnen würden, dann würde alles gut werden. Die Rebellion von Wagner / Prigoshin ging in exakt diese Richtung bzw. resultierte aus diesem Reflex heraus.
Gnade Gott aber dem Herscher und seinem engsten Zirkel sollten die Russen auf die Idee kommen, dass er das Problem ist und Schuld an ihrer Demütigung und militärischen Erniedrigung. Und exakt das ist der Grund, warum Putin und der Kreis direkt um ihn herum diesen Krieg nicht einmal einstellen und beenden könnte, wenn er es selbst wollte.
Und was ist real dort zu beobachten ? Man entwickelt seit Jahren schon keine weiterführende Lösung für das eigene Land. Die ganze Geschichte der letzten Dekaden sollte klar aufzeigen, dass die gerade eben das eigene Verhalten nicht so überdenken wie du dir das vorstellst. Die mafiösen Eliten nicht weil es ihren ökonomischen Interessen zuwieder läuft, das einfache Volk nicht, weil es Barbaren sind. Deshalb wird man keine weiterführende Lösung anstreben, sondern versuchen sich irgendwie mit Gewalt durchzusetzen.
Es ist die Logik eines kleinkriminellen Hinterhofschlägers die hier wirkt, sowohl in den Eliten als auch im Volk und diese Logik verbindet beide.
Es wird sich stattdessen nach außen entladen. Und genau genommen ist der Ukrainekrieg bereits so eine Entladung oder vielmehr der Versuch einer Entladung. Man wird also ins Nachbarhaus gehen und dort sich mit dem Nachbarn zusammen in die Luft sprengen.
Im Prinzip sind wir bereits an genau diesem Punkt. Sieh dir russisches Staatsfernsehen an, es ist exakt das von dir hier beschriebene Szenario: die stehen alleine auf der Insel, niemand mag sie und sie gucken hasserfüllt um sich und schreien: Ihr habt keine Chance, wir sind überlegen usw.
Zweifelsohne. Aber sie können trotzdem sehr viel Schaden anrichten. Und wenn sie das können, werden sie es tun. Es sind erstaunlich viele dort längst an dem Punkt wo ihre Haltung ist: natürlich verlieren wir, und wir sind schwach geworden und haben keine Zukunft, aber hier und jetzt werden wir noch so viel Schaden anrichten wie möglich.
Wenn wir untergehen sollen, dann müssen die anderen mit untergehen. Das ist der aktuelle Fatalismus bei einer zu großen Minderheit in Russland. Entweder werden wir siegen, oder alle verlieren. Und beides ist gleich gut.
Zitat:muss doch auch irgendwann der Punkt erreicht sein, wo man den Fehler erkennt. Es laufen ja offensichtlich und ersichtlich so viele Dinge schief, dass man das mit den unterstellten Annahmen nicht mehr kaschieren oder schönreden kann - man kann sich vielleicht eine Weile lang selbst belügen oder auch daran glauben, aber es ist keine Dauerlösung, weder psychologisch noch praktisch.
1. Zunächst mal schiebt man dann die Schuld für das eigene Versagen einem Sündenbock zu, und dass ist hier der Westen. Man hätte ja längst gesiegt, wenn der Westen nicht seine gigantischen Arsenale welche er im Kalten Krieg angehäuft hat jetzt in der Ukraine entsorgen würde und noch darüber hinaus auch noch auf Anschlag produziert um die Ukraine mit Waffen vollzumüllen !
Man kämpft hier ja nicht gegen die Ukraine, sondern 120 Millionen tapfere heldenhafte Russen stemmen sich gegen 800 Millionen Schwächlinge aufwärts. Aber bei einer Überlegenheit von 1 : 8 für den Feind und dessen größerer Industrie muss man halt mehr kämpfen und noch härter sein usw.
2. Die Russen neigen aufgrund ihres Volkscharakters zu einer verblüffenden Passivität in Bezug auf bestimmte Umstände. Man nimmt deshalb solche Fehlentwicklungen sehr viel länger hin als jedes andere Volk, selbst wenn man darum weiß was tatsächlich die Gründe sind. Das greift tief in die Sozialkultur hinein und ist sogar militärisch relevant - aus dem gleichen Grund sind Russen beispielsweise in der Defensive so zäh zu schlagen. Weil sie in der Defensive Zustände hinnehmen die sonst niemand hinnehmen würde.
3. Sollte man aber wie schon geschrieben eine gewisse Grenze überschreiten, und dann kommt eine Mehrheit zu der Überzeugung, dass tatsächlich man selbst Schuld an allem ist, dann war es die Führung. Zunächst die bösen Bojaren, welche den Herrscher falsch beraten haben. Wären da nur gute Bojaren die dem Herrscher die Augen öffnen würden, dann würde alles gut werden. Die Rebellion von Wagner / Prigoshin ging in exakt diese Richtung bzw. resultierte aus diesem Reflex heraus.
Gnade Gott aber dem Herscher und seinem engsten Zirkel sollten die Russen auf die Idee kommen, dass er das Problem ist und Schuld an ihrer Demütigung und militärischen Erniedrigung. Und exakt das ist der Grund, warum Putin und der Kreis direkt um ihn herum diesen Krieg nicht einmal einstellen und beenden könnte, wenn er es selbst wollte.
Zitat:am Ende wird man pragmatisch damit umgehen und sich auch die Fehler eingestehen und das bisherige Verhalten überdenken müssen, weil ansonsten wird man nur schwerlich eine weiterführende Lösung für sich und das Land selbst entwickeln können
Und was ist real dort zu beobachten ? Man entwickelt seit Jahren schon keine weiterführende Lösung für das eigene Land. Die ganze Geschichte der letzten Dekaden sollte klar aufzeigen, dass die gerade eben das eigene Verhalten nicht so überdenken wie du dir das vorstellst. Die mafiösen Eliten nicht weil es ihren ökonomischen Interessen zuwieder läuft, das einfache Volk nicht, weil es Barbaren sind. Deshalb wird man keine weiterführende Lösung anstreben, sondern versuchen sich irgendwie mit Gewalt durchzusetzen.
Es ist die Logik eines kleinkriminellen Hinterhofschlägers die hier wirkt, sowohl in den Eliten als auch im Volk und diese Logik verbindet beide.
Zitat:allenfalls könnte man ansonsten dann nur noch mit der Handgranate in den Keller gehen und sich selbst in die Luft jagen.
Es wird sich stattdessen nach außen entladen. Und genau genommen ist der Ukrainekrieg bereits so eine Entladung oder vielmehr der Versuch einer Entladung. Man wird also ins Nachbarhaus gehen und dort sich mit dem Nachbarn zusammen in die Luft sprengen.
Zitat:Am Ende steht man als einziger auf seiner Insel und guckt den Rest der Welt böse an und schreit Gebt auf, ihr habt keine Chance!
Im Prinzip sind wir bereits an genau diesem Punkt. Sieh dir russisches Staatsfernsehen an, es ist exakt das von dir hier beschriebene Szenario: die stehen alleine auf der Insel, niemand mag sie und sie gucken hasserfüllt um sich und schreien: Ihr habt keine Chance, wir sind überlegen usw.
Zitat:weder können diese mit dieser Hoppla, wir sind halt so!-Haltung ..........irgendetwas gewinnen.
Zweifelsohne. Aber sie können trotzdem sehr viel Schaden anrichten. Und wenn sie das können, werden sie es tun. Es sind erstaunlich viele dort längst an dem Punkt wo ihre Haltung ist: natürlich verlieren wir, und wir sind schwach geworden und haben keine Zukunft, aber hier und jetzt werden wir noch so viel Schaden anrichten wie möglich.
Wenn wir untergehen sollen, dann müssen die anderen mit untergehen. Das ist der aktuelle Fatalismus bei einer zu großen Minderheit in Russland. Entweder werden wir siegen, oder alle verlieren. Und beides ist gleich gut.